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Erfahrungsbericht, Teil 2

Selbstversuch im Heilfasten: »Ein feucht-fröhlicher Ausrutscher wird für mich zur Fastenkrise

Fasten durchhalten: Frau hält sich Hand an den Kopf
Ein kleiner Ausrutscher oder Rückschlag gehört beim Fasten für viele dazu. (Symbolbild) Foto: Getty Images

18.02.2022, 14:11 Uhr | Lesezeit: 20 Minuten

Im zweiten Teil ihres Heilfasten-Selbstversuchs berichtet FITBOOK-Autorin Beke von den ersten Tagen ohne Essen, über ihre Fastenkrise bis hin zu effektiven Strategien zum Durchhalten.

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Nachdem ich mich im ersten Teil auf meinen Selbstversuch vorbereitet habe, berichte ich in diesem zweiten Teil meines Fastentagebuches, wie ich die ersten Tage ohne Essen erlebt habe. Zusätzlich verrate ich meine persönlichen Strategien, wie ich die Fastenkrise trotz Motivationseinbruch und Rückschlag überwunden habe und wie man beim Heilfasten dennoch durchhalten kann. „On top” stelle ich meine Lieblingsrezepte für nährstoffreiche Brühen und vitaminreiche Säfte vor, die beweisen, dass Fasten durchaus genussvoll sein kann.

Kontraindikationen Fasten: Essstörungen und „emotionaler Hunger“

Aufgrund meiner Erfahrung als Ernährungstherapeutin von Essstörungen weiß ich, dass sich Betroffene intensiv mit der Thematik Abnehmen, Diäten und Fasten beschäftigen. Daher möchte ich meinen zweiten Fastenbericht kurz mit dieser wichtigen Einleitung beginnen:

Fasten ist nicht für Personen mit Essstörungen geeignet, da der Nahrungsverzicht Hungern und Essanfälle gleichermaßen triggern kann.

Das betrifft auch Personen, die Anorexie, Bulimie oder Binge Eating (wiederkehrende Essanfälle) „überwunden“ habe. Das Risiko, wieder in alte Muster zu fallen, ist und bleibt hoch – ein Leben lang. Gleiches gilt für Personen, deren Übergewicht auf Binge Eating bzw. auf emotionalem Hunger basiert. In beiden Fällen kommt es zur Unterdrückung negativer Gefühle durch Essen – teilweise in Kombination mit Hungern. Solche Essstörungen benötigen immer auch einen psychologischen Ansatz.

Medizinisch begleitetes Fasten (Adipositas-Therapie)
Manchmal wird Fasten bei Adipositas (krankhaftes Übergewicht) empfohlen, um dank eines schnellen Gewichtsverlustes zu Beginn eine langfristige Gewichtsreduktion durch Motivationssteigerung einzuleiten. Ein schneller Abnehmerfolg durch Heilfasten unterstützt somit möglicherweise das Durchhalten bei einer anschließenden Diät.

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Mein Fastenplan

Zurück zu meinem Fasten-Experiment: Nachdem ich die Entlastungstage und das natürliche Abführen dank Pflaumensaft, Zitronenwasser und schwarzem Tee soweit gut überstanden habe, bin ich nun motiviert, in meinen ersten Fastentag zu starten.

Ich habe mir überlegt, meinen „Ernährungsplan“ erstmal ein paar Tage auf Praktikabilität zu testen, um zu sehen, ob ich das Heilfasten so durchhalten kann. Da mein 5. Fastentag auf einen Sonntag fällt, möchte ich am ersten Wochenende ohne Essen mein erstes Resümee ziehen. Gegebenenfalls werde ich diesen ersten Fastenplan aufgrund gesammelter Erfahrungen ab Tag 6 optimieren.

Los geht es! So sehen die Tage 1 bis 5 meiner Fastenkur aus:

  • Morgens 1 großes Glas (warmes) Zitronen-Ingwer-Wasser
  • Am Morgen zusätzlich 1 Tasse grünen oder schwarzen Tee
  • Vormittags mehrere Gläser Mineralwasser und Kräutertee
  • Mittags ca. 250 ml klassische Gemüsebrühe (siehe Teil 1)
  • ca. 250 ml frisch gepresster Obstsaft
  • nachmittags mehrere Gläser Mineralwasser und Kräutertee
  • Am Nachmittag zusätzlich Yogitee
  • Abends ca. 250 ml klassische Gemüsebrühe
  • Am Abend zusätzlich Mineralwasser und Kräutertee nach Bedarf

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Meine 5 Tipps für mehr Genuss beim Trinken

Aus der modernen Diätetik ist bekannt, dass neben einer ausreichenden Sättigung der Genussfaktor ausschlaggebend ist, um bei einer Diät oder Ernährungsumstellung durchhalten zu können – das gilt auch für das Heilfasten.

Da das Hungergefühl beim Fasten gezielt über Glaubersalz oder natürliche Alternativen ausgeschaltet wird, bleibt „nur“ der Genuss übrig. Und der sollte aus meiner Sicht auch – bzw. gerade – beim herausfordernden Heilfasten zelebriert werden, um durchhalten zu können.

Fasten-Neulingen und allen, die bisher an einer strikten Heilfasten-Methode gescheitert sind, möchte ich zunächst meine persönlichen Tipps zur Auswahl und der Zubereitung der Fastengetränke ans Herz legen. Je nach persönlicher Vorliebe und gewünschter Wirkung kann sich jeder seine Lieblingsgetränke zusammenstellen: Natürlich unter Berücksichtigung der Fastenregeln.

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Individuelle Getränkeauswahl
Ich möchte zeigen, dass es nicht nur „die eine“ Fastenmethode bzw. „das eine“ Fastengetränk gibt. Daher habe ich 5 Tipps zur Flüssigkeitsaufnahme während einer Heilfastenkur zusammengestellt.

Tipp 1: Mahlzeitenfrequenz – Orientierung am Tagesrhythmus

Ich habe an den meisten Tagen morgens grünen oder schwarzen Tee getrunken und mittags und abends meine Gemüsebrühe gelöffelt. Diese nachgeahmte Mahlzeitenfrequenz entspricht meinem Alltag, da ich als „16 zu 8-Fastende” mein Frühstück von Montag bis Freitag bewusst ausfallen lasse und nur Tee trinke. Mir fällt es so leichter, beim Heilfasten durchhalten zu können. Dennoch sollte jeder für sich selbst herausfinden, zu welcher Zeit ihm welche Getränke am besten tun.

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2 bis 3 Fastenmahlzeiten
Mit Mahlzeiten sind beim Fasten kalorienhaltige Getränke wie Saft, mit Honig gesüßter Tee oder Brühe gemeint. In Anlehnung an die Ernährung des Alltags empfehle ich auch beim Heilfasten, zwischen den Mahlzeiten Pausen von mindestens vier Stunden einzulegen, um das Durchhalten zu erleichtern. Dadurch wird die Insulinausschüttung ausgeschaltet und der Körper bekommt Zeit zur Regeneration. „On top“ wird der Stoffwechsel dabei auf Fettabbau programmiert. Entsprechend habe ich kalorienhaltige Getränke wie Saft meistens als „Dessert“ direkt nach der Fastenbrühe getrunken. Morgens und über den ganzen Tag verteilt gab es dann kalziumreiches und natriumarmes Mineralwasser und ungesüßten Kräutertee.

Tipp 2: Getränke – Wasser, Infusion Water und Kräutertee als Fastenbasis

Die Basis der Flüssigkeitszufuhr setzt sich aus Leitungswasser, Mineralwasser und Kräutertees zusammen. Die Flüssigkeitsmenge ist essenziell während des Fastens, um den Stoffwechsel und die Ausscheidungsprozesse zu aktivieren und Müdigkeit und Kopfschmerzen zu vertreiben.

Klassische Heilfastenkuren wie das Buchinger Fasten empfehlen vor allem stilles Wasser als Basis der Flüssigkeitsaufnahme. Doch muss ich auch auf Kohlensäure verzichten, wenn mir stilles Wasser nicht schmeckt? Aus meiner Sicht: definitiv nein. Genau wie bei Sekt und Champagner lautet meine Devise: Je mehr Sprudeleffekt, desto besser!

  • Sprudel versus stilles Wasser: Während klassische Heilfastenkuren stilles Wasser empfehlen, habe ich mich für Sprudel bzw. kohlensäurehaltiges Mineralwasser mit einer Zitronenscheibe – fürs Auge und Aroma – entschieden. Ich persönlich mag kein stilles Wasser und ich liebe den belebenden, erfrischenden Kohlensäure-Effekt. Da ich wegen meines hohen Gemüse- und Salatverzehrs, Verzichts auf Fleisch und nur geringen Mengen an Milchprodukten, Zucker und Kaffee keine Übersäuerung fürchten muss, sehe ich keinen Sinn, darauf zu verzichten. Noch dazu versorge ich meinen Körper während des Heilfastens mit basischen Mineralstoffen aus Gemüsebrühe, Säften und eben auch kalziumreichem Mineralwasser, was mir das Durchhalten erleichtert. Wer hingegen stilles Wasser liebt oder Sprudel einfach nicht verträgt, trinkt einfach kohlensäurefreies Mineralwasser.
  • Infusion Water: Um etwas geschmackliche Abwechslung in den manchmal doch recht eintönigen Fastenalltag zu bringen, empfehle ich, Wasser mit Orangen- oder Zitronenscheiben, Ingwer, Beeren, Gurke und frischen Kräutern wie Minze oder Zitronenmelisse auf natürliche Weise zu aromatisieren. Zusätzlich gehen dabei Mikronährstoffe ins Wasser über. Mein Tipp: Infusion Water in Glasflaschen sieht nicht nur ansprechend aus, sondern motiviert auch zum Trinken.
  • Kräutertees & Ingwer-Aufguss: Von A wie Anis über K wie Kamille bis hin zu Z wie Zinnkraut ist für jeden Gusto das passende Kraut dabei. Zusätzlich zu Mineralwasser und Infusion Water habe ich mir Tee aus meinen Lieblingskräutern wie Pfefferminze oder Salbei überbrüht. Gleiches gilt für Yogitee – sogar in der Geschmacksrichtung Schokolade (Schalen von Kakakobohnen). Wichtig ist, dass keine künstlichen Zusatzstoffe und Aromen enthalten sind. Yogitee hat zudem den Vorteil, dass er eine angenehm wärmende Wirkung entfaltet und die Geschmacksknospen mit einem harmonischen Mix verschiedener Nuancen stimuliert. Während beispielsweise Tee aus frischer Minze den manchmal unangenehmen Geschmack im Mund beim Fasten vertreibt, wärmt ein heißer Ingwer-Aufguss von innen. Sowohl erfrischende Minze als auch Ingwer entfalten zudem eine sanft anregende Wirkung, die sich bei Verzicht auf Koffein bewährt hat. Weil ich den charakteristischen Geschmack von Salbei liebe, habe ich mir auch öfter getrocknete Salbeiblätter aufgebrüht.

Tipp 3: Frisch gepresster Saft als kulinarisches Highlight des Tages

Frisch gepresste Säfte aus Obst und Gemüse sollen den Körper während des Fastens mit Antioxidantien und Mikronährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. Noch dazu sorgt der enthaltene Fruchtzucker für einen kleinen Energieschub. Daher kann es sinnvoll sein, sich den Saft direkt am Morgen – oder bei einem Schwächegefühl – zu gönnen.

Ich habe oft länger gewartet, weil mich meine Essensgelüste meistens abends überfallen haben. Diese Sehnsucht nach Pizza, Pasta und Co. habe ich versucht, mit meinen Lieblingssäften zu vertreiben. An Tagen, an denen ich mich morgens besonders müde fühlte, wurde der Saft als „Frühstück” serviert.

Gemüse versus Obst
Moderne Fastenkuren empfehlen, den Obstanteil zugunsten von Gemüse zu reduzieren, da Fruchtsaft teils hohe Mengen an Zucker liefert. Wissenschaftliche Untersuchungen haben diesbezüglich gezeigt, dass der gesundheitliche Nutzen stärker ausfällt, wenn zuckerärmerer Gemüsesaft bevorzugt wird.

Um diesen Aspekt zu beherzigen, habe ich mir meinen frisch gepressten Gemüsesaft ca. zu einem Drittel mit Obstsaft verfeinert. Da die Zuckeraufnahme im Vergleich zu einer herkömmlichen Ernährung beim Fasten jedoch deutlich geringer ausfällt, sollte sich aus meiner Sicht jeder den Saft beim Fasten gönnen, auf den er Lust hat.

Entsafter
Weil mir mein erster Fastenversuch im letzten Jahr so gut gefallen hat, habe ich mir einen Entsafter gekauft. Und da ich hin und wieder auch im normalen Alltag ein Glas Saft genieße und auf „Zero Waste” stehe, lohnte sich der Kauf für mich doppelt. Bei diesem frischen, intensiven und fruchtigen Aroma aus regionalem Obst und Gemüse kann kein noch so guter Saft aus dem Supermarkt mithalten.

„Apfel-Möhre-Saft“

Apfel-Möhre-Saft
Apfel-Möhre-Saft Foto: Beke Enderstein

Tipp: Ich habe meine Säfte zusätzlich tropfenweise mit Walnuss- oder Leinöl verfeinert, um meinem Körper auch die fettlöschen Vitamine wie z. B. Vitamin A oder E zuzuführen. Noch dazu ist Öl ein Geschmacksträger und intensiviert das Aroma.

Tipp 4: Verzicht auf Koffein beim Fasten – Jein!

Dass überzuckerte Cola und Energydrinks während der Entlastungstage und während des Fastens tabu sind, versteht sich von selbst. Gleiches gilt laut den strikten Fastenregeln à la Buchinger auch für Kaffee sowie koffeinhaltigen Tee. Wer allerdings wie ich unter niedrigem Blutdruck leidet, darf sich auch beim Heilfasten am Morgen eine Tasse grünen oder schwarzen Tee gönnen.

Autophagie dank Kaffee und koffeinhaltigem Tee
Wie ich bereits in meinem Fastenbericht Teil 1 erklärt habe, geht der gesundheitliche Nutzen des Fastens vor allem auf die Autophagie (Zellreinigung) zurück. Doch nicht nur der Nahrungsverzicht, sondern auch Kaffee und grüner oder schwarzer Tee können die Autophagie auslösen. Allerdings nur dann, wenn kein tierisches Eiweiß – z.B. in Form von Milch – aufgenommen wird. Ich habe mich daher für den doppelten bzw. sogar dreifachen Nutzen (Blutdruckregulation, natürliches Abführen und Zellreinigung) entschieden und bis zu drei Tassen puren, ungesüßten grünen oder schwarzen Tee genossen. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, sich auch hin und wieder einen schwarzen Kaffee während des Fastens zu gönnen: Purer Kaffee ohne Zucker und Milch unterstützt die Autophagie, liefert keine Kalorien und unterbricht den Fastenmodus genau wie grüner oder schwarzen Tee nicht. Achtung: Um sich während des Fastens jedoch nicht künstlich aufzuputschen, sollte der Konsum koffeinhaltiger Getränke allenfalls in moderater Menge erfolgen.

Fasten für „Kaffeejunkies”
Wer allerdings das Fasten für sich nutzen möchte, um seinen übermäßigen, suchtartigen Kaffeekonsum zu reduzieren, sollte – trotz drohender Kopfschmerzen durch Koffeinentzug – auf Kaffee besser verzichten. Zumindest dann, wenn eine Tasse das Suchtverhalten triggern würde. Ansonsten ist es, je nach individueller Situation meiner Einschätzung nach – und auch aus moderner Sicht der Fastentherapie – denkbar und teilweise sogar sinnvoll, die Kaffeemenge lieber schrittweise zu reduzieren.

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Schließlich geht es beim Fasten nicht zuletzt darum, nach der Auszeit für Körper und Geist neue Wege einzuschlagen und ungesunde Gewohnheiten abzulegen. Und wenn dieses Ziel mit einer schrittweisen Reduktion von Kaffee beim Fasten am Ende erfolgreich funktioniert, ist es doch besser, als das Fasten nach zwei Tagen aufgrund von Kopfschmerzen und Erbrechen komplett abzubrechen oder chemische Schmerzmittel einzunehmen.

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Tipp 5: Honig auf Wunsch durch vitaminreichen Saft ersetzen

Sowohl das süße Bienengold als auch Saft enthalten Zucker, allerdings punktet Saft im direkten Vergleich mit einer Extraportion Mikronährstoffe und einem höheren Flüssigkeitsgehalt. Und auch wenn Honig unter „Raw Food“-lern oft wegen Enzymen und Mikronährstoffen angepriesen wird, ist der Gehalt an Vitaminen und Co. im Gegensatz zum hohen Zuckergehalt überschaubar. Noch dazu gehen viele empfindliche Inhaltsstoffe verloren, sobald der Honig in heißen Tee gerührt wird.

Wer Honig liebt, soll sich das liebliche Bienengold dennoch mit gutem Gewissen gönnen und sich seine Fastenkur damit versüßen. Wichtig ist dann nur, die vorgegebene Saftmenge nicht zu überschreiten, um nicht aufgrund zu hoher Zuckermengen aus dem Fastenstoffwechsel zu fliegen.

Ich habe meinen Kräuter- oder Yogitee gelegentlich mit etwas Honig gesüßt, wenn ich gerade Lust darauf hatte. Meistens ist meine Wahl jedoch auf frisch gepressten Saft gefallen. Die 20 bis 30 Gramm Honig pro Tag entsprechen kalorientechnisch ungefähr 100 bis 200 ml Milliliter Obstsaft (je nach Obst- oder Gemüsesorte), die ich dann einfach auf die „erlaubten” 250 Milliliter Saft addiert habe.

„Apfel-Spinat-Saft“

Apfel-Spinat-Saft
Apfel-Spinat-Saft Foto: Beke Enderstein

Mit Bewegung, Entspannung & Co. das Heilfasten durchhalten

Als ganzheitliches Prinzip stehen beim Heilfasten auch viel Bewegung an der frischen Luft, Entspannungsübungen und zusätzliche Anwendungen auf dem Tagesprogramm. In Fastenkliniken werden zudem Massagen und Leberwickel angeboten. Ich habe mich von verschiedenen Fastenanwendungen inspirieren lassen und mir meinen persönlichen Bewegungs- und Entspannungsplan zusammengestellt.

Meine begleitenden Fastenanwendungen:

  • Spaziergänge an der frischen Luft (1 bis 2 x pro Tag für 30 bis 60 Minuten)
  • Kneippsche Güsse (morgens zur Aktivierung nach dem Duschen)
  • heiße Bäder (z.B. Moorbad, Lavendel oder Meersalz)
  • Leberwickel* (täglich)
  • Meditation & Yoga

*ein Leberwickel soll die Leber bei der Entgiftung unterstützen und wird klassischerweise nach dem Mittag angewendet: Einen feuchten, warmen Wickel (z.B. einen Waschlappen) auf die Leber unterhalb der rechten Brust legen, eine Wärmflasche darauf platzieren und ein Handtuch rundherum wickeln. Ins Bett legen, entspannen und den Leberwickel auf Wunsch mit einem Mittagsschlaf kombinieren. Ich habe meinen Wickel zusätzlich mit etwas Rosmarinöl beträufelt.

Fasten im Alltag oder Urlaub?
Ich habe während meiner Heilfastenkur gearbeitet, habe allerdings einen Gang runtergeschaltet und es ruhiger angehen lassen. Es wird generell empfohlen, sich Urlaub zu nehmen, aber als selbstständige Redakteurin war dies gerade nicht zu realisieren. Wobei ich eine Fastenkur auch sonst nicht auf meinen Urlaub legen würde, da für mich gutes Essen, Einladungen von Freunden und Rotwein gerade zum Freiheitsgefühl des Urlaubs dazu gehören. Während mich die Arbeit eher von Essensgelüsten abgelenkt hat, würde ich niemanden empfehlen, während einer körperlich anstrengenden Arbeit zu fasten. Gleiches gilt für Mütter und Väter, die einen stressigen Familienalltag organisieren müssen und nur wenig Raum für Entspannung und Zeit für sich selbst haben.

Mein 1. Resumée: Die ersten Tage ohne Essen (Tag 1 bis 5)

Bei meiner ersten Fastenkur habe ich bereits die Erfahrung gemacht, dass mir „Nichtessen“ deutlich leichter fällt, als wenig zu essen. Die Einschätzung, dass die richtige Fastenphase leichter als die Entlastung – und auch als eine kalorienreduzierte Diät – ist, deckt sich auch mit zahlreichen Fastenberichten. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Fastenwillige an den Entlastungstagen von Heißhunger und Magenknurren überfallen werden – und während des Nahrungsverzichts „nur“ die Gelüste im Kopf auf Schokolade, Cappuccino und Co. überstehen müssen.

Hunger adé
Auch bei dieser Heilfastenkur spüre ich, dass es mir jeden Tag leichter fällt, mich mit meiner Flüssigkost anzufreunden. Das immer mehr in den Hintergrund tretende Hungergefühl spricht ein weiteres Mal dafür, dass mein Körper anpassungsfähig ist. Das hat nicht zuletzt mit unserer Evolutionsgeschichte zu tun: Wären Jäger und Sammler jedes Mal in ein Energieloch gefallen, wenn ihre Nahrungssuche nicht erfolgreich gewesen wäre, würde es uns vermutlich gar nicht geben.

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Allerdings ist es heutzutage für viele von uns eine freie Entscheidung nichts zu essen und das Wissen darüber, dass es in unserer Hand liegt, erleichtert die Situation. Noch dazu wird das Hungergefühl durch das regelmäßige Abführen während des Fastens ausgeschaltet. Somit kann Heilfasten durchaus eine geeignete Methode sein, um abzunehmen. Vorausgesetzt, dass die Nahrungskarenz bewusst dafür genutzt wird, sein ungesundes Essverhalten zu reflektieren. Im Anschluss heißt es dann: Bewusst solche Lebensmittel zu wählen, die gesund, bedarfsgerecht und kalorienmoderat sind und das individuelle Wohlbefinden unterstützen.

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Achtung: Auch wenn jetzt der Eindruck entstehen könnte, dass Fasten ein Kinderspiel ist, stimmt es so nicht ganz. Die Lust auf meine Lieblingsspeisen taucht jeden Tag mehrmals – vor allem abends – auf und es ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung, der Versuchung nicht zu widerstehen.

Viele Fastende berichten, dass es nach der Krise, die häufig zwischen dem 3. und 5. Tag zuschlägt, deutlich einfacher wird, beim Heilfasten durchzuhalten. Das motiviert mich, auch wenn ich hoffe, dass ich von dem Fastentief verschont bleibe.

Tag 4: Heilfasten durchhalten trotz persönlicher Fastenkrise

Auch wenn die klassische Fastenkrise mit Hungergefühl, Schwindel und Co. bei mir ausgefallen ist, gab es an Tag 4 einen Rückschlag für mich. Während das „echte“ Fastentief mit unterschiedlichen Symptomen auf die Umstellungsphase des Körpers zurückgeht, war es bei mir ein feucht-fröhlicher Ausrutscher.

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Das eigentliche Fasten von Tag 1 bis Tag 4 gegen Abend verlief soweit gut. Ich konnte mich zwar nicht jeden Tag für Spaziergänge und Yoga-Workouts motivieren, war aber guter Dinge, da ich die schwierigsten Tage des Fastens schon fast überstanden hatte. Ich freute mich schon auf ein entspanntes Wochenende ohne Termine, bis ein spontanes Treffen ins Haus flatterte. Hätte ich auf mein Bedürfnis nach Ruhe gehört, wäre mir der Ausrutscher sicher erspart geblieben.

Der Plan meiner Freunde war es, Essen zu gehen. Da das als Fastende für mich nicht in Frage kam, schlug ich vor, einen Spaziergang durch unseren Kiez zu machen. Dass dies aufgrund eisiger Temperaturen nicht auf Gegenliebe schlug, ist nachvollziehbar. Ich ließ mich also trotz Ruhebedürfnis darauf ein, zusammen mit einer gemeinsamen Freundin zu meinem Freund zu gehen. Während ich den angebotenen Chips und Lebkuchen von Weihnachten noch widerstehen konnte (ich esse übrigens sehr gerne Chips und vor allem liebe ich Lebkuchen), wurde es herausfordernd, als die Korken knallten. Nachträglich zu Silvester wollten wir – bzw. die beiden – nochmal auf das neue Jahr anstoßen.

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Nachdem ich erst mit einem Glas Mineralwasser anstieß und noch fest davon überzeugt war, nicht schwach zu werden, fiel irgendwann der Satz: „Champagner ist doch flüssig. Müsste doch gehen, oder?“ Dass die Abbauprodukte von Alkohol als Zellgift nicht gerade mit der Philosophie des Fastens harmonieren, weiß ich natürlich. Dennoch fing ich nach einiger Zeit an, mein Smartphone eifrig nach „Alkohol beim Fasten“ zu durchsuchen.

Dass man sich beim Intervallfasten hin und wieder ein Glas Rotwein gönnen darf, um die Autophagie (Zellreinigung) anzufeuern, wusste ich. Neben der mir bereits ebenfalls bekannten Heilfasten-Methode „Schroth-Kur“, die an sogenannten Flüssigtagen trockenen Wein erlaubt, stolperte ich bei meiner Recherche auf den Satz: „Beim leichten Fasten sind hingegen zusätzlich Wein, Öl und Weichtiere erlaubt.“

Da ich als Vegetarier auf Weichtiere gut und gerne verzichte und Sesamöl bereits tropfenweise als Zutat in meine Fastenbrühe geflossen war, entschied ich mich für den Champagner. Leider blieb es nicht nur bei einem Glas.

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Mein optimierter Fastenplan (ab Tag 6): Psychologische Aspekte

Nachdem ich den nächsten Tag verkatert und mit schlechtem Gewissen verbracht habe, wusste ich, welcher Punkt der wichtigste auf meinem optimierten Fastenplan werden sollte: Ich möchte mehr auf meine Bedürfnisse hören. Und zwar keinesfalls im Sinne, Wein als Fastengetränk in meinen Plan aufzunehmen.

Nachdem die Katerstimmung vorüber war, habe ich mich an die Empfehlung gehalten, die ich selbst Personen ans Herz lege, die bei Diäten, Essanfällen und Co. in alte Verhaltensweisen zurückfallen: Nicht der Ausrutscher ist das Problem. Wer sich den Rückschlag verzeiht und im Anschluss wieder konsequent an seinem Plan festhält, ist auf dem richtigen Weg. Leider führen Ausrutscher aber häufig dazu, sich als Versager zu fühlen und das komplette Vorhaben über Bord zu werfen. Dieser Part ist das eigentliche Problem; nicht der Rückfall an sich.

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Mein optimierter Fastenplan (ab Tag 6): Kulinarische Aspekte

Zusätzlich zu den psychologischen Strategien habe ich auch nochmal einen tieferen Blick auf die anderen Punkte meines Fastenplans geworfen. Ich hatte die Kalorien meiner ersten Fastentage bisher nur grob überschlagen, um im Fastenmodus zu bleiben und nicht über 500 Kilokalorien zu kommen. Bei der detaillierten Berechnung stellte ich überraschenderweise fest, dass ich teilweise nur 200 bis 300 Kilokalorien aufgenommen habe.

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Diese Energie entspricht zwar der Empfehlung von strikteren Heilfasten-Methoden, allerdings entschied ich mich, mir die 500 Kilokalorien zu gönnen. Und da mich meine Gelüste abends dann doch häufiger herausgefordert haben, versüßte ich mir die Zeit vor dem Schlafengehen mit einem Yogitee mit Honig oder einer vitaminreichen Saftschorle.

Optimierte Fastenbrühe: Meistens fiel meine Wahl allerdings auf eine besonders köstliche Fastenbrühe. Indem ich meine Brühe ab Tag 6 zusätzlich mit frisch gepresstem Gemüsesaft zubereitet habe, wurden Mittag- und Abendessen zu der besten Tageszeit meines Fasten-Experimentes. Und das inklusive einer Extraportion Mikronährstoffe aus flüssigem Gemüse.

Rezept „Feurige Rote-Beete-Suppe“ (500 ml)

Foto: Beke Enderstein
Foto: Beke Enderstein Foto: Beke Enderstein
  • 400 ml klassische Gemüsebrühe
  • ca. 100 ml Rote Beete-Saft
  • etwas Cayennepfeffer & Salz

Zubereitung: 

1. Die klassische, bereits abgeseihte Gemüsebrühe (Rezept siehe Fastenbericht Teil 1) erneut aufkochen.

2. Den Rote Beete-Saft zugeben, kurz erwärmen und nach persönlicher Vorliebe mit etwas Cayennepfeffer und Salz abschmecken.

Tipp: Ich habe frisch gepressten Rote Beete-Saft verwendet und direkt eine rote Zwiebel, eine Knoblauchzehe und eine Kurkumaknolle ausgepresst. Das gibt eine Extraportion Antioxidantien und Schärfe.

Mein optimierter Fastenplan:

  • mehr auf meine Bedürfnisse hören
  • knapp 500 Kilokalorien pro Tag (dadurch mehr Genuss & Mikronährstoffe)
  • Fastenbrühe mit frischem Gemüsesaft zubereiten

Vorschau: In meinem dritten und letzten Artikel über meine Heilfastenkur schreibe ich darüber, wie ich das Fastenhoch erlebt habe. Zusätzlich erkläre ich, warum ich meinen Fastenplan mit Buttermilch und Miso ergänzt habe. Neben weiteren Rezept-Inspirationen für Aufbautage und Co. berichte ich, wie lange ich insgesamt durchgehalten habe und was aus meinen Fastenzielen geworden ist.

Themen Fasten
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