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Lebensgefährliche Essstörung

Bulimie – Ursachen, Symptome, Folgen

Frau sitzt auf dem Bett hält sich den Kopf. Neben ihr steht ein leer gegessener Teller.
Bulimie erzeugt bei Betroffenen nicht nur einen enormen Leidensdruck, sondern kann auch lebensgefährlich sein Foto: Getty Images
Olivia Dittrich Stud. Aushilfe im Bereich redaktionelles SEO

30.05.2022, 04:54 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Bulimia nervosa, oder einfach „Bulimie“ ist eine Essstörung, die durch sich wiederholende Essanfälle und darauffolgende Maßnahmen zur Gewichtskontrolle charakterisiert ist. Häufig greifen Betroffene dabei zu Mitteln, die lebensgefährlich sein können. FITBOOK hat zusammengefasst, was man alles über die Erkrankung wissen sollte.

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Der Druck, schlank sein zu müssen, ist besonders bei heranwachsenden Menschen oft allgegenwärtig. Während Diätversuchen verfallen viele junge Frauen und Männer einem gestörten Essverhalten. Im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus eine Essstörung wie Bulimie (Bulimia nervosa). Betroffene versuchen bei der Erkrankung, die zugeführte Nahrung durch Erbrechen, Fasten, exzessive sportliche Betätigung oder Abführmittel wieder loszuwerden. Mit der Krankheit geht ein enorm hoher Leidensdruck einher und oft bestimmen die das Gewicht kontrollierenden Maßnahmen das Leben der Betroffenen. Um bei sich und seinen Liebsten erste Warnzeichen von Bulimie zu erkennen, sollte man wissen, auf welche Symptome zu achten ist.

Was sind die Symptome von Bulimie?

Man unterscheidet bei der Bulimie zwischen dem „Purging-Typ“ und dem „Nicht-Purging-Typ“. Bei dem „Purging-Typ“ essen Erkrankte einer Bulimia nervosa sehr große Mengen Nahrung auf einmal, von der sie sich danach wieder „säubern“ bzw. entleeren, indem sie sich erbrechen oder Abführmittel missbrauchen. Dieser Vorgang wiederholt sich je nach Schwere der Erkrankung mehrmals am Tag. Bei dem „Non-Purging-Typ“ fasten Betroffene und treiben extrem viel Sport. Die Bulimie äußert sich in typischen Symptomen, wie:

  • panische Angst vor Gewichtszunahme
  • zwanghafte Beschäftigung mit dem Gewicht und dem eigenen Körper
  • ein sehr schlechtes Selbstbild
  • Essanfälle
  • selbst herbeigeführtes Erbrechen
  • Missbrauch von Abführmitteln
  • exzessive und übertriebene sportliche Betätigung
  • kaputte, gelbe Zähne aufgrund von Magensäure
  • ein geschwollenes Gesicht, „Hamsterbacken“
  • Sodbrennen
  • Blähungen
  • soziale Isolation

Bleibt die Bulimie lange unbehandelt und die Schwere der Erkrankung nimmt im Verlauf immer weiter zu, geht sie auch mit einem starken Kontrollverlust einher. Sprich, Betroffene werden regelrecht süchtig nach dem Kreislauf aus Essanfällen und den darauffolgenden gewichtsregulierenden Verhaltensweisen.1,2

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Was sind Ursachen und Risikofaktoren für eine Bulimie?

Grundsätzlich kann jede und jeder, egal in welchem Alter, Bulimie entwickeln. Zwar sind prozentual mehr junge Mädchen und Frauen von der Erkrankung betroffen, aber auch die Anzahl an Männern, die an Bulimie erkranken, nahm in den letzten Jahrzehnten stark zu. Faktoren, die zu einer Entwicklung der Krankheit beitragen, können sein:

  • eine schon bestehende, andere Essstörung wie z. B. Magersucht
  • soziale Faktoren
  • traumatische Erfahrungen
  • biologische Voraussetzungen
  • genetische Prädisposition
  • psychische Faktoren, wie Depressionen oder ein geringes Selbstwertgefühl

Das Gefühl der Kontrolle ist ein wichtiger Bestandteil der Erkrankung . Insbesondere wenn in der Pubertät oder in Zeiten sozialen, emotionalen oder psychischen Aufruhrs ein Gefühl des Kontrollverlustes vorherrscht, sehen an Bulimie erkrankte Personen in der selbstbestimmten Nahrungsaufnahme und Gewichtsregulation vor allem etwas, was sie kontrollieren können und nutzen das, um mit ihren Emotionen umzugehen. Nicht selten sind psychische Erkrankungen wie z. B. Depressionen oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung von Bulimie begleitet, da auch hier die Verhaltensweisen als sehr ungesunde Form der Emotionsregulierung dienen.

Welche Folgen und Risiken gibt es?

Vor allem durch den Akt des Erbrechens und den Missbrauch von Abführmitteln kann Bulimie schwerwiegende, irreversible und lebensgefährliche Folgen haben. Bei selbst herbeigeführtem Erbrechen wird der Mineralstoffhaushalt im Körper gestört sowie Magen, Speiseröhre und Herz belastet. Sogar das Gehirn kann durch das selbstverletzende Verhalten in Mitleidenschaft gezogen werden. Mögliche Folgen von Bulimie können sein:

  • Mangelernährung
  • Herzmuskelschwäche durch eine niedrige Kaliumkonzentration im Blut
  • Nierenschäden durch einen Elektrolytmangel
  • Magenruptur durch das Überessen mit sehr großen Mengen Nahrung, wodurch der Magen so sehr aufbläht, dass er reißt
  • Verstopfung oder Darmbeschwerden aufgrund des verlangsamten Nahrungstransportes und/oder Abführmittelmissbrauchs
  • Osteoporose durch Kalziummangel
  • irreversible Zahnschäden durch Schädigungen durch Magensäure
  • Speiseröhrenentzündungen durch das ständige Erbrechen und die reizende Magensäure
  • Magenschleimhautentzündung
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • hormonelle Veränderungen, wie das Ausbleiben der Periode
  • trockene Haut, brüchige Haare und Nägel
  • morphologische Veränderungen des Gehirns, wobei sich die Zusammensetzung der Gehirnsubstanz verändert und/oder schrumpft, was zu Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen führen kann
  • Gehirnödeme durch Natriumverlust

Im schlimmsten Fall führt die Erkrankung durch die genommenen Schäden sogar zum Tod oder einer schweren Erkrankung. So begünstigen unter anderem häufige oder andauernde Entzündungen der Speiseröhre oder der Bauchspeicheldrüse sowie Magenschleimhautentzündungen die Entstehung von Krebserkrankungen.3,4

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Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Wer an Symptomen von Bulimie leidet oder sicher weiß, essgestört zu sein, sollte zunächst mit seinem Hausarzt sprechen. Denn besonders gesetzlich Versicherte haben es oft schwer, einen Therapieplatz zu bekommen. Der eigene Hausarzt kann zusätzlich zu einer körperlichen Untersuchung und Blutabnahme unter Umständen dabei helfen, einen Psychiater, Therapeuten oder einen anderen Spezialisten zu finden. Dieser diagnostiziert die Erkrankung anhand der Kriterien einer Bulimie, die in dem Diagnostischen und Statistischen Manual psychischer Störungen (DSM-V-5) festgehalten sind:

  • Wiederholende Essanfälle, bei denen innerhalb kurzer Zeit (etwa innerhalb von zwei Stunden) unkontrolliert und übermäßig viel gegessen wird
  • den Essanfällen folgende gewichtsregulierende Verhaltensweisen, wie Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Sport oder Fasten
  • der Kreislauf von Essanfällen und regulierenden Maßnahmen ereignet sich mindestens einmal die Woche über drei Monate lang
  • der Selbstwert ist stark abhängig vom Körperbild und dem Gewicht
  • die Symptome treten nicht nur während magersüchtigen Episoden auf

Man unterscheidet außerdem zwischen Schweregraden der Erkrankung. Die Bemessung beginnt bei einer „milden“ Bulimie, bei welcher der „Binging-and-Purging“-Kreislauf ein bis dreimal die Woche stattfindet und reicht bis zu einer „extremen“ Bulimie, bei welcher Betroffene 14 Mal und öfter einen Essanfall haben und dann ungesunde Maßnahmen ergreifen.5

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Wie sieht es mit den Behandlungsmöglichkeiten aus?

Je länger die Erkrankung besteht, desto schwierig ist es, die Verhaltensweisen gänzlich abzulegen. Umso wichtiger ist es, dass sich Erkrankte so früh wie möglich professionelle Hilfe suchen, sodass sich die Bulimie nicht chronifiziert. Eine Heilung von der Erkrankung ist zwar möglich, in der Regel braucht es aber mehrere Anläufe und eine mehrere Jahre andauernde Therapie, bis Patienten gänzlich genesen sind. Als Behandlungsmöglichkeiten kommen Ansätze zum Einsatz, wie:

  • Psychotherapie
  • Verhaltenstherapie
  • Gruppentherapie
  • Klinikaufenthalt
  • Entspannungstherapie
  • Ernährungsberatung
  • Medikamentöse Behandlung, z. B. mit Antidepressiva

Oft werden die möglichen Ansätze auch kombiniert. So ist eine Therapie nur mit Antidepressiva langfristig nicht erfolgversprechend, da ebenfalls durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen erlernt werden muss, wie man mit Essen und dem eigenen Selbstbild anders bzw. gesünder umgehen kann. Wenn es sich um eine schwere Bulimie handelt und noch weitere psychische oder körperliche Erkrankung vorhanden sind, hilft unter Umständen nur ein Klinikaufenthalt.

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Selbsthilfe und Anlaufstellen

Bulimia nervosa bzw. Bulimie ist eine schwere Erkrankung, deren Symptome das Leben von Betroffenen maßgeblich bestimmt und einen enorm hohen Leidensdruck verursacht. Wer an Bulimie leidet, sollte sich in jedem Fall professionelle Hilfe in Form von einer Psychotherapie, Gruppentherapie, beim Hausarzt und/oder durch eine Ernährungsberatung suchen. Da Therapieplätze leider beschränkt sind, können als Unterstützung oder Orientierung Selbsthilfebücher sowie Selbsthilfegruppen ein erster Schritt in Richtung Genesung sein.

Der Bundesfachverband für Essstörungen, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und auch das Bundesgesundheitsministerium klären auf ihren Websites über Bulimie und andere Essstörungen auf und bieten Betroffenen und Angehörigen Literatur, Informationen zu Anlauf- und Beratungsstellen sowie Auskunft über Therapieplätze. Daneben gibt es auch Organisationen wie beispielsweise ANAD, die einzig dafür da sind, Betroffenen und Angehörigen Informationen über alle Möglichkeiten zu bieten, die zur Genesung beitragen können.6,7

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Quellen

Themen Bulimie Essstörungen Krankheiten Krankheiten A bis Z
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