Lange Zeit stand Kaffee im Verdacht, einen negativen Effekt auf das Cholesterin im Blut. Menschen, die auf ihren Cholesterinspiegel achten müssen, sollten daher lieber auf das beliebte Getränk verzichten. Umso überraschender, was eine kanadische Studie herausfand.
Bislang mussten sich Menschen, die mit erhöhten Cholesterinwerten zu kämpfen hatten, gut überlegen, ob sie wirklich eine Tasse Kaffee trinken wollen. Denn angeblich steigert das Heißgetränk den Cholesterinspiegel. Wissenschaftler der McMaster University in Kanada haben etwas Überraschendes herausgefunden. So hat das im Kaffee enthaltene Koffein offenbar genau den gegenteiligen Effekt: eine positive Wirkung auf das Cholesterin.
Übersicht
Erhöht Kaffee wirklich den Cholesterinspiegel?
Die Annahme, das im Kaffee enthaltene Koffein erhöhe den Cholesterinspiegel, ist falsch. Schuld daran sind stattdessen die chemischen Verbindungen Cafestol und Kahweol. Diese erhöhen das LDL-Cholesterin im Blut. LDL-Cholesterin wird gemeinhin als das „schlechte“ Cholesterin bezeichnet.
Wird der Kaffee gefiltert, gelangen Cafestol und Kahweol nur in geringen Mengen in das Getränk und haben demnach keine negativen Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel.1
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„Gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin
Cholesterin ist ein lebenswichtiger Baustein im menschlichen Körper. Es wird benötigt, um die Zellmembran aufzubauen und Gallensäuren, Vitamin D und Hormone wie Östrogen und Testosteron herzustellen. Nur ein Drittel des benötigten Cholesterins sollte über die Nahrung aufgenommen werden. Den Rest stellt der Körper selbst her.2
Um im Blut transportiert werden zu können, verbindet sich das Cholesterin mit Eiweiß zu sogenannten Lipoproteinen. Je nach Zusammensetzung unterscheiden sich diese Lipoproteine in:
- VLDL-Cholesterin, eine Vorstufe von LDL-Cholesterin, das Triglyceride und Cholesterin von der Leber zu anderen Körperzellen transportiert,
- LDL-Cholesterin, das Cholesterin aus der Leber zur Weiterverarbeitung in anderes Zellgewebe transportiert, und
- HDL-Cholesterin, das überschüssiges Cholesterin zum Abbau zurück in die Leber transportiert.
Ist der LDL-Cholesterinwert im Blut zu hoch – beispielsweise durch eine ungesunde Ernährung – kann sich das überschüssige Cholesterin in den Arterienwänden ablagern und dort zu Arteriosklerose führen. Diese Gefäßverkalkung begünstigt weitere Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt.
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Die Wirkung von Koffein auf LDL-Cholesterin
Neuere Studien konnten bereits belegen, dass der Konsum von koffeinhaltigem Kaffee und Tee das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert.3 Bislang fehlte jedoch ein Beweis auf biochemischer Ebene. Diesen liefern nun die Forscher der McMaster University. Sie fanden heraus, dass Koffein dazu beitragen kann, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, indem es das LDL-Cholesterin im Blut senkt.
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Dabei entdeckten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Konsum von Koffein und dem Spiegel des Proteins PCSK9 im Blutkreislauf. Dieses Protein unterstützt die Fähigkeit der Leber, überschüssiges LDL-Cholesterin abzubauen. Allerdings wirkt sich das Koffein nicht direkt auf PCSK9 aus. Stattdessen sorgt der regelmäßige Konsum von Koffein dafür, dass die Aktivierung des im Blut enthaltenen Proteins SREBP2 blockiert wird. Dieses wiederum reduziert PCSK9.4
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„Angesichts der Tatsache, dass SREBP2 an einer Vielzahl von kardio-metabolischen Erkrankungen wie Diabetes und Fettleber beteiligt ist, hat die Abschwächung seiner Funktion weitreichende Auswirkungen“, erklärt Studienleiter Richard Austin, Professor in der medizinischen Abteilung der McMaster University in einer Mitteilung der Universität.5
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Fazit
Kaffeetrinken allein reicht selbstverständlich nicht aus, um seinen Cholesterinspiegel zu senken. Stattdessen sollte auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Experten empfehlen z. B. die Mittelmeer-Küche. Auch das Maß an Bewegung und Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum und Rauchen wirken sich auf die Cholesterinwerte und das damit verbundene Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Aber ein gesunder Lebensstil kann schon beim Kaffeetrinken anfangen, wie Richard Austin bei der Ergebnisverkündung der Studie erklärt: „Kaffee- und Teetrinker haben einen weiteren wichtigen gesundheitlichen Grund zur Freude – wenn sie den Zucker weglassen.“
Quellen
- 1. Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt. Cholesterin im Körper und in der Ernährung. (aufgerufen am 16.2.22)
- 2. Stiftung Gesundheitswissen. Erhöhte Cholesterinwerte. (aufgerufen am 16.2.22)
- 3. Poole R., Kennedy O.J., Roderick P., et al. (2017.) Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. British Medical Journal.
- 4. Lebeau P.F., Byun J.H., Platko K. et al. (2022.) Caffeine blocks SREBP2-induced hepatic PCSK9 expression to enhance LDLR-mediated cholesterol clearance. Nature Communications.
- 5. McMaster University. Scientists discover how caffeine protects against cardiovascular disease.
- 6. Deutsche Herzstiftung. Cholesterinspiegel senken. (aufgerufen am 16.2.22)