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Ursachen und Behandlung

Symptome, die auf das Leaky-Gut-Syndrom hindeuten – und mögliche Folgeerkrankungen

Ständig Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall? Dann könnten Sie vom Leaky-Gut-Syndrom betroffen sein.
Ständig Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall? Dann könnten Sie vom Leaky-Gut-Syndrom betroffen sein. Foto: Getty Images/Science Photo Libra
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20. Juli 2025, 17:20 Uhr | Lesezeit: 15 Minuten

Die Darmschleimhaut nimmt Nährstoffe, Wasser und Elektrolyte kontrolliert auf – gleichzeitig hält sie Toxine, Allergene und teilweise Bakterien zurück. Ist diese Barriere beschädigt, spricht man von „Leaky Gut“. Während das Phänomen unter anderem bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen oder Typ-1-Diabetes klar nachgewiesen wurde, sind mögliche Folgeerkrankungen wie Allergien oder Migräne nch weniger genau untersucht. FITBOOK hat sich die Studienlage angesehen und nennt mögliche Anzeichen des Leaky-Gut-Syndroms. Die Ernährungsexpertin Beke Enderstein erklärt, welche Lebensmittel man bei Verdacht auf einen löchrigen Darm meiden sollte, weil sie die Darmwand reizen – und wo man zugreifen sollte. Und wir klären, warum man mit Leaky-Gut-Produkten eher den Geldbeutel reizt als den Darm „saniert“.

Was ist Leaky Gut?

„Leaky Gut“ bedeutet „durchlässiger Darm“: Dieser ist dadurch charakterisiert, dass aufgrund der Durchlässigkeit des Darms die Barrierefunktion und somit die Schutzfunktion gestört ist und folglich Toxine (Zellgifte), Allergene, teilweise Bakterien sowie nicht ausreichend verdaute Nahrungsbestandteile und kkrankmachendeMikroorganismen in die Blutbahn gelangen können. Dies soll das Risiko erhöhen, verschiedene Beschwerden und Krankheiten zu entwickeln.

Wie wurde es entdeckt?

In den 1970er- und 80er-Jahren wurde per Zuckertest (Laktulose/Mannitol) objektiv nachgewiesen, dass die Darmbarriere „lecken“ kann. 1985 zeigte der Rheumatologe Michael Smith, dass Morbus-Bechterew-Patienten eine klar erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut haben.1 Auch wurden entsprechende „Leck“-Nachweise in der Darmwand von Morbus-Crohn-Patienten gefunden.2 Der US-Biochemiker Jeffrey Bland machte den Begriff „Leaky Gut Syndrome“ in der Alternativ- und Ernährungsmedizin populär.3 In den 2000er-Jahren lieferte Alessio Fasano durch die Entdeckung des Proteins Zonulin Zusammenhänge zu Zöliakie und Typ-1-Diabetes. Zonulin reguliert die Durchlässigkeit der Darmwand.4 Für viele andere Krankheiten (z. B. Depression, Autismus) bleiben kausale Belege bislang dünn. Der erwähnte Zuckertest gilt übrigens bis heute als Mittel der Wahl zur Diagnose eines Leaky Gut.

Was sagt die Forschung heute?

Dass der Darm durchlässig sein kann, ist wissenschaftlich unstrittig. Bei Zöliakie, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Typ-1-Diabetes, rheumatischen und metabolischen Erkrankungen findet man regelmäßig eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms.

Alternativmedizin

Bei Alternativmedizinern stehen akute Verdauungsbeschwerden, aber vor allem mögliche Folgeerkrankungen von Leaky Gut im Fokus, die durch die Durchlässigkeit (Permeabilität) des Darmes ausgelöst werden. In diesem Zusammenhang sind neben Verdauungsstörungen vor allem solche Symptome, Nebenwirkungen und Folgeerkrankungen zu nennen, die auf die gestörte Immunfunktion zurückgehen.

Schulmedizin

Obwohl klassische gastroenterologische Fachgesellschaften bislang keine eigenständigen Leitlinien zum Leaky Gut veröffentlicht haben, heben aktuelle Veröffentlichungen hervor, dass die Darmbarriere essenziell ist, nicht nur gegen Erkrankungen des Verdauungstrakts, sondern auch im Sinne der generellen Gesundheit.

Ob und inwiefern ein durchlässiger Darm tatsächlich zu Autoimmunerkrankungen, Allergien und anderen Beschwerden führt, ist aus Sicht vieler Forscher noch nicht klar. Insbesondere bei chronischen Darmentzündungen und Allergien bzw. Intoleranzen auf bestimmte Nahrungsbestandteile müssen die Ursachen noch intensiver erforscht werden.5,6,7 Auch für die Vermutung, dass ein durchlässiger Darm zu Diabetes, nicht ernährungsabhängigen Allergien, Rheuma oder Multipler Sklerose führt, müssen wissenschaftliche Belege noch folgen.8,9,10

Bislang unklar

Bislang unklar ist auch die Richtung des Zusammenhangs: Ist Leaky Gut Ursache oder Folge von Erkrankungen?11

Wirkung auf das Immunsystem

Sobald unerwünschte Stoffe aufgrund des löchrigen Darms in den Blutkreislauf gelangen, wird das sogenannte intestinale Immunsystem aktiviert. Es besteht aus Immunzellen wie B-Zellen, T-Zellen und die sogenannten natürlichen Killerzellen.

Durch die erhöhte, an sich sinnvolle Alarmbereitschaft der Abwehrkräfte kommt es zur Reizung der Darmschleimhaut. Die gereizten Darmzellen lösen wiederum unangenehme Beschwerden aufgrund entzündlicher Prozesse aus. Die Symptome ähneln denen des Reizdarmsyndroms.

Auch interessant: Ursache, Symptome und Behandlung des Reizdarm-Syndroms

Symptome und mögliche Folgeerkrankungen

Die akuten Beschwerden, die mit Leaky Gut in Verbindung gebracht werden, beziehen sich zunächst auf den Magen-Darm-Trakt. Zusätzlich kann ein Leaky Gut zu Müdigkeit und einer erhöhten Infektanfälligkeit aufgrund einer geschwächten Abwehrfunktion führen.

Entzündungen der Haut, Muskelkrämpfe und Haarausfall werden wiederum mit einer Störung der Nährstoffaufnahme des gereizten Darms in Verbindung gebracht. Nicht zuletzt soll der unkontrollierte Transfer von Antigenen (für das Immunsystem unbekannte Substanzen) aus dem Darm in den Blutkreislauf das Risiko für Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten erhöhen.

Mögliche Symptome und Folgeerkrankungen des Leaky-Gut-Syndroms im Überblick

  • (Nahrungsmittel-)Allergien
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Autoimmunerkrankungen
  • Bauchschmerzen, Durchfall & Blähungen
  • Haarausfall
  • Hautentzündungen
  • Muskelkrämpfe
  • Diabetes mellitus
  • Multiple Sklerose
  • Müdigkeit
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Rheumatoide Arthritis (entzündete Gelenke)
  • Asthma
  • Migräne
  • Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte)
  • Gelenk- und Muskelschmerzen

Nahrungsmittelintoleranzen durch Leaky Gut?

Neben den reduzierten Abwehrkräften und den Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wird diskutiert, inwiefern die erhöhte Aktivität der Immunabwehr infolge der durchlässigen Darmwand womöglich auch Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten begünstigt.

Es wird vermutet, dass durch die erhöhte Permeabilität der Darmwand die Immunabwehr umprogrammiert wird. Durch die Fehlprogrammierung betrachtet das Immunsystem körpereigene Substanzen bzw. Lebensmittel, die man zuvor gut vertragen hat, zunehmend als Feind – und löst Intoleranzen aus.

Auch interessant: Wie schädlich ist Junkfood für die Darmflora?

Ursachen für einen durchlässigen Darm

Die Barrierefunktion der Darmschleimhaut kann durch verschiedene Faktoren geschwächt werden. Die Darmzellen reagieren empfindlich auf Allergene, Entzündungen, Schadstoffe wie Zellgifte (u. a. Alkohol, Medikamente), Stress und Umwelttoxine.

In einigen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde beobachtet, dass verschiedene Faktoren die Darmschleimhaut tatsächlich durchlässiger machen. Dazu gehören Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), Zöliakie, das Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelallergien.12 Auch chronischer Alkoholmissbrauch sowie Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen, die entzündungshemmend wirken, können die Darmpermeabilität erhöhen, indem die Zellen der Dünndarmwand geschwächt werden.13,14

10 mögliche Ursachen des Leaky-Gut-Syndroms

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Infolge der entzündlichen Prozesse durch Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kommt es zur Schädigung der Schleimhautzellen und einer reduzierten Schutzfunktion des Darms.

Medikamente

Antibiotika und Schmerzmittel können die Schleimhaut von Magen und Darm reizen und stehen ebenfalls in Verdacht, einen löchrigen Darm zu fördern.

Alkohol

Zellgifte wie Alkohol können die Darmschleimhaut direkt schädigen und die Darmbarriere herabsetzen.

Ungesunde Ernährung

Zucker, stärkereiche Weißmehlprodukte, konservierte Lebensmittel und Fertigprodukte mit einer Extraportion an Zusatzstoffen und ungesunden Transfettsäuren können entzündliche Prozesse des Darms fördern. Auch eine insgesamt zu hohe Zufuhr an Energie, Kohlenhydraten und Fett soll die Durchlässigkeit des Darms erhöhen.

Glutenunverträglichkeit

Bei einer Glutenunverträglichkeit entwickelt das Immunsystem eine Überreaktion auf Gluten oder Klebereiweiß, sodass die Darmbarriere herabgesetzt wird. Zusätzlich steht Gluten in der Kritik, die Darmschleimhaut auch bei gesunden Personen zu reizen.

Laktoseintoleranz

Bei einer Unverträglichkeit auf Milchzucker kommt es zu einer Darmschädigung, die ebenfalls die Durchlässigkeit des Darms erhöhen kann.

Chronischer Stress

Da sich anhaltende psychische Belastungen negativ auf die natürlichen Abwehrkräfte auswirken, werden anhaltende Sorgen, Stress und sonstige Belastungen mit einer herabgesetzten Schutzfunktion des Darms in Verbindung gebracht.

Infektionen

Bakterien und Viren wie beispielsweise Salmonellen oder Noroviren, die zu Durchfall führen, kommen ebenfalls als Ursache für Leaky Gut infrage.

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Auch Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind eine mögliche Ursache für eine gestörte Barrierefunktion der Darmzellen.

Gestörtes Immunsystem

Der Hauptteil unserer natürlichen Abwehrkräfte sitzt im Darm. Ein Mangel an bestimmten Stoffen des intestinalen Immunsystems kann zu einer herabgesetzten Immunreaktion und Schutzfunktion der Darmwand führen. Gleiches gilt für eine Störung der Abwehrkräfte aufgrund einer Dünndarmfehlbesiedlung, infolge einer Strahlentherapie und bei HIV bzw. AIDS.

Diagnosemethoden

Wer vermutet, an Leaky Gut zu leiden, sollte zunächst sein Essverhalten und seinen Lebensstil reflektieren und gegebenenfalls seine Ernährung umstellen. Kommt es zu keiner Besserung, besteht neben einem Selbsttest zusätzlich die Möglichkeit, eine Diagnose bei einem spezialisierten Schulmediziner oder Alternativmediziner einzuholen.

Insbesondere bei Vorerkrankungen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen sollte eine mögliche Beteiligung des Leaky-Gut-Syndroms über entsprechende Untersuchungen bestätigt oder ausgeschlossen werden.

Laktulose-Mannitol-Test

Als Mittel der Wahl zur Diagnose gilt ein Zuckertest namens „Laktulose-Mannitol-Test“. Nach dem Trinken einer speziellen Lösung wird der Urin auf Laktulose und Mannitol untersucht. Bei vermehrter Ausscheidung dieser Stoffe über die Nieren liegt der Verdacht auf eine Störung der Darmbarriere nahe.

Zusätzlich werden Stuhltests angeboten, in denen u. a. Entzündungsparameter und der Gehalt an Hefen und Milchsäurebakterien überprüft werden. Ist etwa das Protein Zonulin (reguliert die Durchlässigkeit der Darmwand) im Bluttest erhöht, kommen als Ursache Leaky Gut, Diabetes, Zöliakie oder eine gestörte Darmflora infrage.

Therapieansätze: Ernährung und Lebensstil bei Leaky Gut

Unsere Ernährungstipps zielen darauf ab, die Darmschleimhaut zu regenerieren, entzündliche Prozesse zu reduzieren und die Barrierefunktion der Darmwand und die Darmflora zu stärken. Dafür eignet sich grundlegend eine pflanzenbetonte, kohlenhydratmoderate und zuckerarme Ernährung mit viel Frischkost statt Fertigprodukten – inklusive einer Extraportion Probiotika in Form von Laktobazillen und Bifidobakterien aus Naturjoghurt und Co.

Auch interessant: Die 8 besten probiotischen Lebensmittel für eine darmfreundliche Ernährung

Verzicht auf Gluten

Gluten nimmt bei den Auslösern für eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms eine Schlüsselrolle ein: Insbesondere aus Sicht der alternativen Medizin gerät das Weizeneiweiß immer wieder in Verdacht, die Symptome von Leaky Gut auszulösen und zu verstärken – und eben nicht nur bei einer diagnostizierten Glutenunverträglichkeit.

Aus wissenschaftlicher Sicht steht nur fest, dass das Immunsystem im Rahmen einer diagnostizierten Glutenunverträglichkeit wie Zöliakie Antikörper gegen Eiweißbestandteile des Glutens bildet. Kommen diese mit der Darmschleimhaut in Kontakt, lösen die Antikörper eine Immunreaktion aus. Die unerwünschte Folge: Entzündungszellen stimulieren im Darm entzündliche Prozesse, erhöhen die Durchlässigkeit der Darmwand und können die Versorgung mit Mikronährstoffen herabsetzen.
Daher müssen Betroffene selbst Spuren von Gluten meiden. Ob es beim Leaky-Gut-Syndrom ebenfalls sinnvoll ist, auf Gluten zu verzichten oder die Aufnahme zu reduzieren, ist jedoch umstritten.

Tipps: Um die Durchlässigkeit des entzündeten Darms zu reduzieren und die Darmschleimhaut zu regenerieren, müssen zunächst die individuellen Ursachen ausfindig gemacht werden. Neben einem allgemein gesunden Lifestyle mit Stressreduktion, Rauchverzicht und geringem Alkoholgenuss ist eine Ernährungsumstellung auf gesunde, zuckerarme Kost aus frischen Lebensmitteln anstatt Industrieware empfehlenswert.

Folgende Ernährungstipps sind individuell auszutesten, wobei Empfehlungen wie zuckerarme Kost, Frischkost statt Fertigprodukten und Omega-3-Fettsäuren allgemeingültig sind. Auch zellschützende Antioxidantien aus grünem Blattgemüse oder Blaubeeren und entzündungshemmende Gewürze wie Kurkuma sollten Teil des Speiseplans sein. Gleiches gilt für gedünsteten oder gedämpften Brokkoli, Rosenkohl und weitere Kohlsorten, wenn diese vertragen werden.

Empfohlene Lebensmittel bei Leaky Gut

  • vitamin- und mineralstoffreiche Frischkost
  • Omega-3-Fettsäuren (u. a. Leinöl, Walnüsse, Lachs)
  • frische Kräuter
  • gekeimtes Getreide, Kerne & Samen
  • Avocado & grünes Blattgemüse
  • Bitterstoffe (u. a. Artischocke & Chicorée)
  • regelmäßiger Verzehr probiotischer Kulturen
  • Antioxidantien*
  • Kohlgemüse wie Brokkoli
  • ausreichend Ballaststoffe
  • Kurkuma**
  • Knochenbrühe***
  • Kokosnussprodukte****

* Zellschützende und entzündungshemmende Antioxidantien (sekundäre Pflanzenstoffe) aus Heidelbeeren, Möhren, Spinat, Matcha und Co.
** Kurkuma gilt als intensiv entzündungshemmend – vor allem, wenn es mit Pfeffer kombiniert wird
*** Knochenbrühe wird von den Leaky Gut-Verfechtern als Superfood für den Darm gefeiert, da das enthaltene Kollagen u. a. die Festigkeit und Struktur der Darmwand erhöhen soll
**** Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht spielen Leinöl, Walnüsse und Rapsöl eine wesentlich wichtigere Rolle bei entzündlichen Erkrankungen

Lebensmittel, die man bei Leaky Gut meiden sollte

  • raffinierter Zucker
  • FODMAPs*
  • scharfe Gewürze
  • Fertigprodukte & Zusatzstoffe
  • Gluten
  • Wurst bzw. verarbeitetes Fleisch
  • gezuckerte, laktosereiche Milchprodukte**
  • Konservierungsstoffe
  • (übermäßig) Alkohol
  • (genmanipuliertes) Soja***

* Spezielle Zuckerarten und Zuckeralkohole, die in Verdacht stehen, die Durchlässigkeit des Darms zu erhöhen (siehe nächster Absatz)
** Ob Laktose vertragen wird, ist individuell verschieden
*** Individuelle Verträglichkeit ausprobieren und Bio-Soja kaufen, da frei von Gentechnik

Vermeidung von FODMAPs

In den letzten Jahren ist das Interesse beim Reizdarmsyndrom, bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und weiteren Verdauungsstörungen deutlich gestiegen. FODMAPs steht für fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole bzw. fermentierbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker sowie Polyole (Zuckeralkohole). Da diese Nahrungsbestandteile aus Kohl, Weißmehlprodukten, Hülsenfrüchten und Co. vom Körper nicht verwertbar sind, werden sie teilweise von der Darmflora vergärt, was u. a. zu Blähungen führt. Auch glutenhaltige Getreideprodukte gehören zu den FODMAPs.

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist es allerdings noch unklar, ob FODMAPs auch die Durchlässigkeit des Darms erhöhen und entzündliche Prozesse fördern. Dennoch setzt sich der Verzicht u. a. bei Reizdarm-Patienten und bei Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen immer mehr durch, da sich das Wohlbefinden vieler Betroffener verbessert.

Daher liegt die Vermutung nahe, dass auch Personen mit einem Leaky Gut profitieren, wenn sie FODMAP-reiche Lebensmittel meiden. Allerdings zählen auch viele wertvolle Lebensmittel wie Brokkoli, Knoblauch und Zwiebeln dazu, sodass diese individuell ausgetestet werden sollten.

Probiotische Ernährung bei durchlässiger Darmwand

Wenn es um die Darmgesundheit – und entsprechend um eine Unterstützung der natürlichen Abwehrkräfte geht –, sind probiotische Kulturen das A und O. Dabei handelt es sich allen voran um Milchsäure, die in gesäuerten Milchprodukten und fermentiertem Gemüse vorkommen. Während ein positiver Einfluss auf die Darmflora und die natürliche Barrierefunktion des Darms als wahrscheinlich gilt, ist noch unklar, ob Probiotika tatsächlich auch die Symptome des Leaky-Gut-Syndroms verbessern.

Probiotika im Überblick

  • Naturjoghurt
  • Kefir
  • Frisches Sauerkraut (unerhitzt)
  • Miso
  • Tempeh
  • speziell angereicherte Trinkjoghurts
  • frische saure Gurken (unerhitzt)
  • Kombucha
  • sonstige milchsauer vergorene Gemüsesorten

Auch interessant: Ayurveda-Expertin: »Wer seinen Darm umprogrammiert, isst gesünder und nimmt ab!

Kritik an teuren Leaky-Gut-Produkten

Kritik gibt es hauptsächlich an der Kommerzialisierung der Darmgesundheit ohne belastbare Studienlage. Bemängelt wird, dass das Leaky-Gut-Syndrom im großen Stil und aggressiv mit hochpreisigen Nahrungsergänzungsmitteln zur Darmsanierung vermarktet wird. Im Internet finden sich zahlreiche Angebote, zu denen man bei einem durchlässigen Darm greifen soll: „Leaky-Gut-“ oder „Entgiftungspakete“, Tabletten, die „Entzündungsschübe bei Leaky Gut reduzieren“ sollen. Die Mittel enthalten meist Natriumbutyrat, Dextopulver oder Zeolith. Zeolith etwa soll als Oberflächensubstanz – genau wie Heilerde – Gifte an der Darmschleimhaut binden.

Die EU etwa sieht bislang keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für eine gesundheitliche Wirkung dieser Stoffe. Entsprechend existieren für Zeolith, Heilerde & Co bislang auch keine zugelassene Health-Claim-Aussage nach EU-Verordnung. Das bedeutet, dass die Hersteller dann nicht mit entsprechenden Aussagen werben dürfen. In der Realität sieht das allerdings häufig ganz anders aus …

Wen das Thema genauer interessiert: Im offiziellen „Health Claim“-Register der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit kann man nach Inhaltsstoffen suchen und sieht sofort, ob ein Health Claim eingereicht, abgelehnt oder zugelassen wurde.

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Fazit

Das Leaky-Gut-Syndrom beschreibt eine gestörte Darmbarriere, durch die unerwünschte Substanzen in den Körper gelangen können – mit möglichen Folgen für Immunsystem, Verdauung und Gesundheit insgesamt. Dass die Darmschleimhaut durchlässig sein kann, ist medizinisch unbestritten – und bei bestimmten Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) oder Typ-1-Diabetes dokumentiert. Keine verlässlichen Belege gibt es bisher dafür, dass ein durchlässiger Darm zuverlässig zu Allergien, Kopfschmerzen und den vielen anderen Gesundheitsproblemen und unspezifischen Symptomen führt. Unstrittig: Die Darmgesundheit reagiert auf Ernährung, Bewegung und Infektionen. Vor diesem Hintergrund ist es überaus sinnvoll, entzündungshemmend zu essen und das Mikrobiom mit den richtigen Lebensmitteln zu stärken – anstatt es mit den falschen zu reizen. Bei Verdacht auf das Leaky-Gut-Syndrom sollte man einen Gastroenterologen aufsuchen.

Bei einer Diagnose würde ich verschiedene ernährungstherapeutische Ansätze ausprobieren

„Aus schulmedizinischer Sicht gibt es eine Permeabilität des Darms – deshalb halte ich die Theorie des Leaky-Gut-Syndroms für schlüssig. Aus meiner Sicht ist es wahrscheinlich, dass es infolgedessen zu negativen Auswirkungen auf die Gesundheit kommen kann; insbesondere wenn es um Erkrankungen des Immunsystems geht. Ebenfalls nachvollziehbar ist für mich der Einfluss eines gesunden Lebensstils mit Stressreduktion, Rauchverzicht und einer gesunden Ernährung. Vor allem die Reduktion oder der Verzicht auf entzündungsfördernde Lebensmittel wie Zucker, Weißmehlprodukte und Wurst sowie industrielle Fertigprodukte und künstlich konservierte Lebensmittel spricht für sich. Gleiches gilt für die empfohlene Zufuhr an Antioxidantien aus Obst und Gemüse sowie für die regelmäßige Aufnahme probiotischer Kulturen. Auch das individuelle Meiden von Lebensmitteln wie Kohl oder Hülsenfrüchten erscheint mir im Zusammenhang mit Verdauungsproblemen sinnvoll – allerdings nur, falls diese zu Beschwerden führen.

Dass das oft angepriesene Knochenbrühe den Darm regenerieren kann, halte ich für fraglich. Auch den Hype um den gesundheitlichen Nutzen von Kokosprodukten kann ich nicht nachvollziehen, auch wenn diese gelegentlich durchaus Teil einer gesunden Ernährung sein können. Wer unter wiederkehrenden Verdauungsstörungen leidet, sollte diese auf jeden Fall medizinisch abklären! Zusätzlich sollte untersucht werden, ob Nahrungsmittelallergien, Intoleranzen oder Autoimmunerkrankungen bestehen.
Je nach Diagnose würde ich individuell und idealerweise unter medizinischer Kontrolle bzw. ernährungstherapeutischer Beratung verschiedene Ansätze – Probiotika, Zuckerverzicht, Reduktion von Gluten usw. – ausprobieren. Manchen Patienten hilft es bereits, Weizen durch Dinkel zu ersetzen, obwohl dieser auch glutenhaltig ist.
Ich kann mir gut vorstellen, dass in den nächsten Jahren verschiedene Ansätze der Alternativmedizin zunehmend auch in der Schulmedizin gesehen werden. Während beispielsweise in meinem Studium Weizen – zumindest in der Vollkornvariante – überhaupt nicht negativ besetzt war, äußert sich Kritik mittlerweile nicht mehr nur bei alternativmedizinischen Verfechtern.“

Themen Darmgesundheit Krankheiten A bis Z Magen-Darm-Erkrankungen

Quellen

  1. Smith M. D., Gibson R. A., Brooks P. M. (1985): Abnormal bowel permeability in ankylosing spondylitis and rheumatoid arthritis. Journal of Rheumatology. ↩︎
  2. Hollander D., Vadheim C. M., Brettholz E. et al. (1986): Increased Intestinal Permeability in Patients with Crohn's Disease and Their Relatives: A Possible Etiologic Factor. Annals of Internal Medicine. ↩︎
  3. Jeffreybland.com: „What Happens in the Gut Does Not Stay in the Gut“ (2013, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  4. Fasano A., Not T., Wang W. et al. (2000): Zonulin, a newly discovered modulator of intestinal permeability, and its expression in coeliac disease. The Lancet. ↩︎
  5. Peppercorn MA, Cheifetz AS (2017): Definition, epidemiology, and risk factors in in-flammatory bowel disease. In Grover S. ↩︎
  6. Eigenmann A. D: Pathogenesis of food allergy. UpToDate (2017, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  7. Pietropaolo M.: Pathogenesis of type 1 diabetes mellitus. In Mulder JE (2017, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  8. Platts-Mills TAE, Commins SP: Increasing prevalence of asthma and allergic rhinitis and the role of environmental factors. UpToDate. (2017, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  9. Firestein GS: Pathogenesis of rheumatoid arthritis. UpToDate (2017, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  10. Olek M. J., Mowry E.: Pathogenesis and epidemiology of multiple sclerosis. UpToDate (2017, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  11. Michielan A., D'Incà R. (2015): Intestinal Permeability in Inflammatory Bowel Disease: Pathogenesis, Clinical Evaluation, and Therapy of Leaky Gut. Mediators Inflamm. ↩︎
  12. Bischoff S. C., Barbara G., Buurman W., et al. (2014): Intestinal permeability--a new target for disease prevention and therapy. BMC Gastroenterol. ↩︎
  13. Wong Kee Song L. M., Sweetser S.: NSAIDs: Adverse effects on the distal small bowel and colon. UpToDate (2017, aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  14. Parlesak A., SChäfer C., Schütz T. et al. (2000): Increased intestinal permeability to macromolecules and endotox-emia in patients with chronic alcohol abuse in different stages of alcohol-induced liver disease. J Hepatol. ↩︎

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