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Mögliche Symptome einer Depression

Tückisch und lebensgefährlich

Mögliche Symptome einer Depression

Eine Depression ist mehr als eine Befindlichkeitsstörung
Eine Depression ist mehr als eine BefindlichkeitsstörungFoto: Getty Images

Noch immer werden Depressionen oft unterschätzt oder als Befindlichkeit abgetan. Dabei handelt es sich um eine ernste Erkrankung, die das ganze Leben verändert und im schlimmsten Fall tödlich enden kann. FITBOOK klärt über erste Warnzeichen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe erleiden jede vierte Frau und jeder achte Mann im Laufe des Lebens eine Depression.1 Die Zahl der Depressionserkrankungen unter jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) ist zwischen 2005 und 2016 um 76 Prozent gestiegen.2 Trotz dieser erschreckenden Zahlen dauert es oft viel zu lange, ehe Betroffene sich professionelle Hilfe suchen. Auch wenn mittlerweile häufiger öffentlich über die Krankheit gesprochen wird, fällt es vielen nach wie vor nicht leicht, sich selbst ihre Depressionen einzugestehen. Stigmata, wie „sie ist einfach nicht sehr belastbar“ oder „er muss sich nur mal einen Ruck geben“, hängen der Krankheit immer noch nach. Das ist fatal, denn die Krankheit kann im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.

Symptome einer Depression

Wer an einer Depression erkrankt, fühlt sich niedergeschlagen, innerlich leer und hat das Interesse an Dingen verloren, die sonst Spaß gemacht haben. Das kann das Hobby, das Treffen mit Freunden oder auch der Job sein. Viele ziehen sich zurück und sind antriebslos. Betroffenen fällt es oft zunehmend schwer, Entscheidungen zu treffen. Sie können sich schlechter konzentrieren, einige leiden auch unter Schlafstörungen. Hinzu kommen negative und pessimistische Gedanken sowie Schuldgefühle.

„Man erkennt sich oft selbst nicht mehr wieder“, sagt Prof. Ulrich Hegerl von der Deutschen Depressionshilfe. Häufig seien es sehr aktive, verantwortungsvolle und leistungsbereite Menschen, die unter einer Depression leiden. „Und die haben dann nicht einmal mehr die Kraft, aufzustehen und sich die Zähne zu putzen“, so Hegerl. „Oder jedes Telefonat ist ein Riesenberg.“ Oft könnten die Betroffenen auch gar keine Gefühle mehr empfinden – Trauer zum Beispiel. „Sie fühlen sich wie versteinert“, erklärt der Psychiater.

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Unterscheidung in leicht, mittel und schwer

Je nach Anzahl und Ausprägung der Symptome unterscheidet man zwischen einer leichten, mittelgradigen und schweren Depression. Wer länger als zwei Wochen Anzeichen der Erkrankung bei sich beobachtet, sollte einen Arzt aufsuchen, damit sich die Symptome nicht weiter verschlechtern und chronifizieren. Nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe erleiden mehr als 70 Prozent nach dem ersten Ausbruch immer wieder Krankheitsphasen – man spricht dann von einer rezidivierenden Depression.

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Mögliche Ursachen

Es gibt viele Gründe, die eine Depression auslösen können: Traumata nach einem Unfall oder Missbrauch, der Verlust eines nahestehenden Menschen, Mobbing am Arbeitsplatz, Geldschulden und damit verbundene Gefühle der Ausweglosigkeit, dauerhafter Stress sowie allgemeine Über- aber auch Unterforderung. Das sind nur einige Beispiele von vielen.

Eine Depression ist zugleich erblich bedingt. Betroffene können also eine Veranlagung für die Krankheit in sich tragen. Forscher aus den USA haben das Erbgut von etwa 1,2 Millionen Menschen untersucht und 178 Gen-Varianten gefunden, die im Zusammenhang mit Depressionen stehen.3

Auch Medikamente wie beispielsweise bestimmte Hormonpräparate oder Arzneimittel gegen Bluthochdruck können Depressionen auslösen. Wer das bei sich beobachtet, sollte das seinem Arzt unbedingt mitteilen.

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Depressionen führen zu Folgekrankheiten

Bei einer Depression gerät der Nervenstoffwechsel im Gehirn aus den Fugen. Das betrifft vor allem die Botenstoffe Serotonin (umgangssprachlich auch „Glückshormon“ genannt), Noradrenalin und Dopamin. Das liegt häufig an einer dauerhaften Überaktivierung des Stresshormonsystems. Diese Überaktivierung wiederum kann langfristig das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Demenzerkrankungen erhöhen. Das sei nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe auch der Grund, warum Menschen mit Depressionen im Schnitt zehn Jahre weniger leben. Wichtig ist also, frühzeitig zu handeln und professionelle Hilfe aufzusuchen.  

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Behandlungsmöglichkeiten einer Depression

Medikamentöse Therapie

Antidepressiva können das Ungleichgewicht im Gehirn in Ordnung bringen. Es gibt viele verschiedene Präparate auf dem Markt. Einige wirken antriebssteigernd, andere eher angstlösend. Gemeinsam mit dem Psychiater wird das Mittel ausgewählt, das am geeignetsten erscheint. Auch müssen Nebenwirkungen mit einem möglichen Nutzen abgewogen werden. Wer beispielsweise zugleich am Restless-Legs-Syndrom erkrankt ist, sollte unter Umständen die sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) meiden. Sie können das Restless-Legs-Syndrom noch verstärken.

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Ambulante Psychotherapie

Neben der medikamentösen Behandlung ist es ratsam, dass sich Betroffene Unterstützung beim Psychotherapeuten holen. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernt man Schritt für Schritt, das Leben so zu gestalten, dass es wieder zunehmend Freude bereitet. Oft geht es auch darum, Strategien zur Stressbewältigung zu finden und ungünstige Denkmuster wie Schwarzmalerei oder zu hohe Erwartungshaltungen an sich und andere abzulegen. Meist finden die Sitzungen zu Anfang einmal die Woche statt, später werden die Abstände vergrößert.

Manchmal kann statt der kognitiven Verhaltenstherapie (oder im Anschluss) eine Psychoanalyse sinnvoll sein. Bei dieser Therapieform geht es hauptsächlich darum, traumatische Erfahrungen und gestörte Beziehungsmuster (meist aus der Kindheit) aufzuarbeiten. Hilfreich können auch Selbsthilfegruppen sein. Mittlerweile gibt es auch Online-Programme wie das iFightDepression Tool, moodgym oder Selfapy, die Wege aus der Depression zeigen.

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Psychosomatische Klinik oder Psychiatrie?

Je nach Schwere der Depression kann es sinnvoll sein, sich in eine psychosomatische Klinik zu begeben. Das ist oft dann der Fall, wenn Betroffene nicht mehr in der Lage sind, zu arbeiten oder an einer ambulanten Psychotherapie teilzunehmen. Der Aufenthalt beträgt in der Regel mindestens sechs Wochen und setzt voraus, dass Erkrankte zumindest noch so viel Kraft haben, dass sie bei dem täglichen Programm aus Psychotherapie und Sport mitmachen können. Ist das nicht möglich, ist eine vorübergehende Unterbringung in der Psychiatrie sinnvoller. Das ist auch dann der Fall, wenn Betroffene Suizidgedanken haben.

Elektrokrampftherapie bei schweren Fällen

Bei Patienten mit schwerer oder chronischer Depression, die auf medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungen nicht ausreichend ansprechen, kann die Elektrokrampftherapie helfen. Dabei löst man durch eine kurze elektrische Reizung des Gehirns (20 bis 30 Sekunden) einen epileptischen Krampfanfall aus. Die Patienten sind währenddessen unter Vollnarkose.

Depressionen können tödlich verlaufen

Laut Statistischem Bundesamt starben 2019 in Deutschland jeden Tag umgerechnet 25 Menschen durch Suizid. Nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe sind Depressionen die Hauptursache. Daher ist es wichtig, auch als Angehöriger eine Depression ernst zu nehmen und sie nicht zu bagatellisieren. Das Vorurteil, dass sich ein Mensch, der von Suizid spricht, nichts antut, hält sich hartnäckig – ist aber falsch. Sagt jemand beispielsweise so etwas wie „Es hat ja doch alles keinen Sinn mehr“, ist das ein klares Alarmzeichen.

Die Deutsche Depressionshilfe rät, Betroffene offen darauf anzusprechen und ihnen bei Bedarf dabei zu helfen, einen Arzt oder Psychotherapeuten zu kontaktieren. Manchmal kann es auch notwendig sein, sie in eine psychiatrische Notfallambulanz zu bringen. Sollten Sie selbst Suizidgedanken haben: Die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 ist kostenfrei und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Holen Sie sich bitte Hilfe!

Quellen

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