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Mit Schokolade und Rotwein

Abnehmen mit der Sirt-Diät – kann man wirklich „Schlankheits-Gene“ aktivieren?

Sirt-Diät
Inhaltsstoffe aus Schokolade und Rotwein sollen bestimmte Enzyme aktivieren, die beim Abnehmen helfen sollen Foto: Getty Images/Image Source
Sophie Brünke
Ernährungsredakteurin

08.04.2024, 04:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Gewicht verlieren, sich fitter fühlen und trotzdem nicht auf den Genuss von Rotwein und Schokolade verzichten? Das klingt nach einer nahezu unschlagbaren Kombination. Und soll laut zwei britischen Ernährungsexperten tatsächlich funktionieren. Ihre entwickelte Sirt-Diät aktiviere „Schlank-Gene“. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt, was an der Sirt-Diät wirklich dran ist.

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Immer wieder hört man von neuen, Erfolg versprechenden Diäten. Und die Ohren werden natürlich besonders groß, wenn diese von Ernährungsexperten selbst entwickelt wurden. Die Sirt-Diät soll die Kilos purzeln lassen und dazu einen „Anti-Aging-Effekt“ aufweisen. Als Sängerin Adele stolze 45 Kilogramm Gewicht verlor, wurde ebenfalls gemutmaßt, dass sie auf die Sirt-Diät gesetzt habe. Ist diese Ernährungsform wirklich geeignet, um gesund abzunehmen?

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Was steckt hinter der Sirt-Diät?

Bei der Sirt-Diät liegt der Fokus auf einer bestimmten Gruppe an Enzymen – den sogenannten Sirtuinen. Hierbei handelt es sich um Signal-Proteine, die wichtige Funktionen beim Stoffwechsel, der Immunabwehr, dem Alterungsprozess und auch beim Abnehmen innehaben. Nicht selten wird die Diät daher mit Slogans wie „Abnehmturbo“ oder „Anti-Aging-Diät“ beworben.

Die Erfinder des Ernährungstrends – Aidan Goggins und Glen Matten – behaupten, dass mithilfe ihrer Ernährungsform die Sirt-Proteine gezielt aktiviert werden können. Funktionieren soll das Ganze durch eine hohe Zufuhr an Polyphenolen. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe an sekundären Pflanzenstoffen, die maßgeblichen Einfluss auf die Farbe und Geschmack pflanzlicher Lebensmittel haben und eben auch viele positive gesundheitliche Eigenschaften.

Das Besondere an dieser Diätform: Nicht nur gesunde Lebensmittel enthalten viele Polyphenole, sondern auch Rotwein und dunkle Schokolade, weshalb man diese „Diätsünden“ bei dieser Ernährungsform tatsächlich auf dem Speiseplan wiederfindet.

Wie funktioniert die Sirt-Diät?

Insgesamt lässt sich der Ernährungstrend in vier Stufen einteilen, wobei die ersten drei Phasen einer kalorienreduzierten Diät entsprechen und sich die letzte Phase als langfristige Ernährungsumstellung beschreiben lässt.

 Obst- und Gemüse-Smoothies sind fester Bestandteil der Sirt-Diät, vor allem in den ersten sieben Tagen. Die gesunden Inhaltsstoffe sollen die Enzymaktivitäten besonders effektiv aktivieren.
Obst- und Gemüse-Smoothies sind fester Bestandteil der Sirt-Diät, vor allem in den ersten sieben Tagen. Die gesunden Inhaltsstoffe sollen die Enzymaktivitäten besonders effektiv aktivieren. Foto: Getty Images

Dunkle Schokolade und Rotwein sind tatsächlich erlaubt, allerdings nur in kleinen Mengen und nicht gleich zu Beginn. Hier stehen nämlich primär Obst- und Gemüse-Smoothies auf dem Programm.

  • Phase 1: Die erste Phase der Sirt-Diät dauert nur drei Tage – hat es aber in sich! Denn hier sind täglich nur 1000 Kalorien erlaubt. Diese werden in zwei Sirt-Säfte und eine Sirt-Mahlzeit aufgeteilt.
  • Phase 2: Hier werden vier Tage 1500 Kalorien verzehrt, also etwas mehr als an den Einstiegstagen. Statt einer Mahlzeit gibt es jetzt zwei – wobei der Fokus weiterhin auf Lebensmitteln mit hohem Anteil an sekundären Pflanzenstoffen liegt. Zwischendurch sind außerdem zwei Sirt-Drinks erlaubt.
  • Phase 3: Die dritte Phase ist eine Art Übergangsphase, in der man drei Mahlzeiten und einen Sirt-Saft zu sich nehmen darf. Auch ein Glas Rotwein oder Schokolade (allerdings nur mit sehr hohem Kakaoanteil) sind ab und an erlaubt.
  • Phase 4: Langfristig soll man die Energiezufuhr nicht mehr bewusst einschränken, sondern den Fokus generell auf einen gesunden Lebensstil legen. Hierzu zählen neben möglichst vielen Sirt-Lebensmittel auch viel Bewegung und Sport.

Auch interessant: Wie ausgewogen und sinnvoll ist die Zone-Diät nach Sears?

Sirt-Lebensmittel mit hoher Konzentration an sekundären Pflanzenstoffen

Folgende Lebensmittel sind laut den Erfindern der Diät besonders zu empfehlen:

Sind Sirt-Foods die neuen Superfoods?

Sirt-Foods sind tatsächlich gesund, daran besteht kein Zweifel. Sie enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe und eben auch reichlich sekundäre Pflanzenstoffe.

Grüner Tee zum Beispiel hat einen hohen Anteil an Polyphenolen, wodurch die Zellen gegen freie Radikale geschützt werden, was wahrscheinlich das Risiko für Krebs und chronische Herzkreislauf-Erkrankungen senkt.1

Ähnlich positive Effekte haben Beeren. Auch hier lassen Forschungsergebnisse darauf schließen, dass sich ein hoher Verzehr positiv auf die Herzgesundheit auswirkt.2

Selbst dunkle Schokolade hat aufgrund des hohen Kakao-Anteils durchaus positive gesundheitliche Eigenschaften. Hierzu zählt zum Beispiel eine anti-oxidative Wirkung gegen freie Radikale und positive Effekte auf einen erhöhten Cholesterinspiegel.3,4

Doch sind Sirt-Foods deswegen gleich Superfoods? Zumindest gibt es genug weitere Lebensmittel, die nicht in der Sirt-Diät auftauchen, und ebenfalls gesund sind: Haferflocken, Brokkoli, Vollkornprodukte, Linsen, Bohnen, fettarme Milchprodukte – um nur ein paar Alternativen zu nennen – finden in den Sirt-Büchern keine Erwähnung.

Was steckt hinter den Sirt-Proteinen?

Grundsätzlich sind sich Forscher einig, dass Sirt-Proteine tatsächlich viele wichtige Prozesse regulieren, die für unseren Stoffwechsel und unsere Gesundheit von Bedeutung sind.

Insgesamt gibt es sieben Sirt-Proteine, wobei das Sirt-1-Protein am genauesten erforscht ist. Es ist unter anderem an der Mobilisierung von weißem Fettgewebe und der Regulierung des Zuckerstoffwechsels beteiligt. Zusätzlich reduziert es die zellulären Schäden durch freie Radikale und übernimmt wichtige Funktionen des Immunsystems

Können Sirt-Foods die Aktivität dieser wichtigen Signal-Proteine positiv beeinflussen?

Eine Gruppe von niederländischen Forschern bewertete die wissenschaftliche Evidenz zum Thema Polyphenole und Abnehmen 2015 wie folgt: „Erste Forschungsergebnisse an isolierten Zellstrukturen und an Tieren waren sehr vielversprechend. Sie machten Hoffnung, dass Polyphenole sowohl bei metabolischen Stoffwechselerkrankungen als auch beim Abnehmen helfen könnten. Schaut man sich allerdings die Studienergebnisse mit Menschen an, ließen sich die vielversprechenden Ergebnisse bisher nicht replizieren.“5

Weitere Tierversuche an Mäusen, Würmern und Hefe zeigten, dass ein erhöhter Gehalt an bestimmten Sirtuin-Proteinen zu einer längeren Lebenserwartung führt.6 Eine weitere Studie an Mäusen ergab, dass ein erhöhter Sirtuinspiegel zu Fettabbau führt.7

Doch obwohl viele Lebensmittel, die bei der Sirt-Diät inkludiert sind, gesundheitsfördernde Eigenschaften aufweisen, gibt es bisher keine Langzeitstudien am Menschen, welche messbare gesundheitliche Effekte der Diät selbst belegen würden. Eine Übersichtsarbeit aus 2022 schlussfolgert auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes, dass Sirt-Lebensmittel zwar das Potenzial aufweisen, Stoffwechselstörungen zu lindern, es jedoch weiterer Forschung bedarf, um unvorhergesehene negative Folgen für Diät-Anwender zu vermeiden.8

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Fazit zur Sirt-Diät

Die Sirt-Diät erfindet das Rad nicht neu. Es wird empfohlen, die tägliche Kalorienzufuhr zu reduzieren und insgesamt gesünder zu essen. Auch Bewegung und Sport werden empfohlen. Also wie bei nahezu allen Diäten. Dass man mit diesen Tipps abnimmt, sollte also keine große Überraschung sein!

Die Sirt-Proteine sind tatsächlich – wie von den Diät-Erfindern behauptet – an vielen relevanten Stoffwechselreaktionen beteiligt. Nach jetzigem Forschungsstand lässt sich die Behauptung, dass Polyphenole die Sirt-Proteine direkt aktivieren und dadurch der Abnehmturbo angeschmissen wird, allerdings nicht bestätigen.

Erfolgreich abnehmen kann man mit der Sirt-Diät vermutlich trotzdem. Allerdings liegt das wohl eher an der gezielten Kalorienreduktion und der anschließenden „step-by-step“ Ernährungsumstellung als mit der magischen Aktivierung bestimmter Enzyme.

FITBOOK wurde fachlich beraten von Ökotrophologe und Ernährungscoach Jörn Utermann.

Quellen

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Quellen

  1. Hartley L., Flowers N., Holmes J. et al. (2013).Green and black tea for the primary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews. ↩︎
  2. Wolfe K.L., Kang X., He X. et al. (2008). Cellular Antioxidant Activity of Common Fruits. ASC Publications. ↩︎
  3. Katz D.L. Doughty K., Ali A. (2011). Cocoa and Chocolate in Human Health and Disease. Antioxidants & Redox Signaling. ↩︎
  4. Baba S., Natsume M., Yasuda A. et al. (2007). Plasma LDL and HDL Cholesterol and Oxidized LDL Concentrations Are Altered in Normo- and Hypercholesterolemic Humans after Intake of Different Levels of Cocoa Powder. The Journal of Nutrition. ↩︎
  5. De Light M., Timber's S., Schrauwen P. (2015). Resveratrol and obesity: Can resveratrol relieve metabolic disturbances? Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Molecular Basis of Disease. ↩︎
  6. Giblin, W., Skinner, M. E., Lombard, D.B. (2014). Sirtuins: guardians of mammalian healthspan. Trends in Genetics. ↩︎
  7. Picard, F., Kurtev, M., Chung, N. et al. (2004). Sirt1 promotes fat mobilization in white adipocytes by repressing PPAR-gamma. Nature. ↩︎
  8. Akan, O. D., Qin, D., Guo, T. et al. (2022). Sirtfoods: New Concept Foods, Functions, and Mechanisms. Foods. ↩︎
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