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Moringa im Check

Die Superpflanze, die bei 300 Krankheiten helfen soll

Eine Schale mit Moringa-Pulver und den Blättern des Moringa-Baums als Deko daneben
Moringa wird als Superheld unter den Superfoods gefeiert – und tatsächlich verfügt die Pflanze über einige bemerkenswerte Eigenschaften Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

14.06.2022, 09:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Sie soll einer der nährstoffreichsten Pflanze der Welt sein, bei mehr als 300 Krankheiten helfen können, die Zellalterung verlangsamen und im wahrsten Sinne des Wortes die Welt retten. Die Rede ist von „Moringa oleifera“, auch Baum der Unsterblichkeit genannt. Als Pulver oder Tee stehen die gemahlenen Blätter der tropischen Pflanze mittlerweile in fast allen Superfood-Regalen. FITBOOK erklärt, was es mit dem Moringa-Hype auf sich hat.

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Immer mehr Menschen schwören auf Moringa. Vor allem in der westlichen Welt werden die bemerkenswerten Eigenschaften des unscheinbaren Tropenbaums gerade erst entdeckt. Während die ayurvedische Heilslehre ihre Wirkungen seit rund 5000 Jahren kennt, sind sie im naturwissenschaftlichen Sinne noch relativ unerforscht. Einige Untersuchungen und Studien lassen erahnen: Mittlerweile gibt es Moringapulver, Moringatee und Co. zu kaufen. Aber das birgt Probleme, denn diesen Hype sollte man mit Vorsicht genießen.

Was weiß die Wissenschaft über Moringa?

„In Moringa finden sich so ziemlich alle Nährstoffe, die der menschliche Organismus braucht“, bestätigt auch der österreichische Moringa-Experte und Buchautor Richard Segmüller. „Komplett erforscht sind die einzelnen Bestandteile aber bei Weitem noch nicht.“ Sicher sind der besonders hohe Anteil an Vitamin A, C, E und K. Hinzu kommen Eisen, Kalium, Kalzium und Antioxidantien. So enthält Moringa beispielsweise 7-mal mehr Vitamin C als Orangen und 17 Mal mehr Kalzium als Milch. Laut einer kritischen Untersuchung des CVUA Stuttgart (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) decken bereits 10 Gramm 36 Prozent des Tagesbedarfs an Vitamin E.1 Was dabei bemerkenswert ist: Moringa enthält alle acht essenziellen Aminosäuren – Eiweißverbindungen, die unabdinglich für einen gesunden Stoffwechsel und eine stabile Psyche sind. Außerdem ist Moringa eine der wenigen veganen Quellen für Omega-3-Fettsäuren.

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Welche Wirkung soll Moringa haben?

Der Moringabaum stammt ursprünglich aus dem Himalaya, gedeiht aber im gesamten tropischen Raum. In Indien ist Moringa ein wichtiger Bestanteil der Ayurveda-Heilkunst, mittlerweile wird er auch in Afrika und seit 2015 auf Teneriffa angebaut. In der Naturmedizin wird Moringa u. a. bei folgenden Krankheiten eingesetzt:

  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Mangelerscheinungen bei Fehlernährung
  • Blutarmut
  • Asthma
  • Entzündungen
  • Fieber
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Zudem gibt es Vermutungen, dass Moringa bei Krebs und Alzheimer heilend bzw. vorbeugend wirken könnte.2 Es liegen aber noch keine ausreichend wissenschaftlichen Belege vor.

Unzählige Aufzeichnungen, die teilweise aus der Antike stammen, empfehlen Moringa bei mehr als 300 Leiden. Es gibt sogar einige Studien, die darauf hinweisen, dass da wirklich was dran sein könnte. Aber: Der Versuchsaufbau entsprach in allen Fällen nicht wissenschaftlichen Standards, wie „Medizin Transparent“ herausgefunden hat.

Seit immer mehr Moringabäume mithilfe von gemeinnützigen Organisationen (wie zum Beispiel „Wiel-Hilft e. V“) vermehrt in Mangel-Ernährungsgebieten angebaut werden, konnte unter anderem die Unterernährungsrate bei Kleinkindern bis 5 Jahren in der Republik Kongo erheblich gesenkt werden. Vor allem aber kommt der Baum mit wenig Wasser aus, stellt kaum Ansprüche an den Boden und wächst rasend schnell, nämlich bis zu einem Meter im Jahr. Obendrein können die Samen des Baumes verunreinigtes Wasser trinkbar machen. Diese genialen Eigenschaften machen das Gewächs in Entwicklungsländern zu einer wertvollen und unkomplizierten Ressource.

Kurzum: Moringa sticht in Sachen Nährstoffdichte gegenüber anderen essbaren Pflanzen heraus. Was übrigens auch die „Food and Agriculture Organisation of the United Nations“ (FAO) bestätigt.

Ein Moringa
In Afrika werden vor allem für die Einheimischen vermehrt Moringa-Bäume gepflanzt Foto: Getty Images

Botenstoff Zeatin – eine Anti-Aging-Waffe?

Die Fähigkeit, derart schnell zu wachsen, liegt am Botenstoff Zeatin. Dieser regt das Pflanzenwachstum an und kommt in Moringa im Vergleich zu anderen Bäumen in tausendfach höherer Konzentration vor. Die Wissenschaft beschäftigt sich noch nicht sehr lange mit Zeatin, hat aber bereits herausgefunden, dass der hormonähnliche Stoff dem Körper dabei hilft, all die Nährstoffe auch aufzunehmen und zu verwerten –  er wirkt sozusagen wie ein Booster.

Und nicht nur das: So haben Studien der Universität Aarhus in Dänemark ergeben, dass Zeatin Hautschädigungen durch Sonnenbrand lindern sowie allgemeine Alterserscheinungen wie Pigmentflecken, Falten und Zellalterung abschwächen kann.3 Zeatin lässt sich industriell noch nicht herstellen, weswegen sich aktuell besonders die Kosmetikindustrie mit dem wundersamen Stoff beschäftigt. Doch auch hier steht die Forschung noch ganz am Anfang. Vermutungen und Theorien gibt es viele; wie stark das im Moringa enthaltene Zeatin uns wirklich verjüngt und verschönert, ist noch lange nicht abschließend geklärt.

Moringapulver kann auch schädlich sein

Seit das Wort „Superfood“ in aller Munde ist, geht es vielen Betreibern vor allem um eines: schnell viel Geld zu machen. Doch einige Tests haben ergeben, dass in vielen Pulvern – sei es Chia, Goji, Matcha oder auch Moringa – Pestizide und Schadstoffe enthalten sind. Daran ist nichts mehr super und mit Food haben solche Mogelpackungen schon gar nichts zu tun. Eine als „bio“ deklarierte Moringapulver-Probe enthielt so viel Nikotin, dass sie als gesundheitsschädlich eingestuft werden musste.

Außerdem können die pulverisierten, getrockneten Blätter durch ihre industrielle Weiterverarbeitung niemals dem frischen Produkt das Wasser reichen. „Die komplette Wirkungsweise von Moringa funktioniert nur in seiner Gesamtheit, also nicht nur die Blätter, sondern auch die Wurzeln, Samen und Schoten“, erklärt Experte Segemüller weiter. Auch er hält nur wenig von den stark industriell verarbeiteten Pülverchen und Kapseln zweifelhafter Herkunft. „Die volle Kraft von Moringa ist im Prinzip nur den Menschen vergönnt, die dort leben, wo er auch wächst.“ Mit ganz viel Glück und Geduld ist es möglich, ein kleines Bäumchen im heimischen Wintergarten zu ziehen.

Problematisch ist vor allem der Superfood-Hype

Aufgrund seiner medizinischen Wirkungsweise gehört Moringa zweifellos zu den interessantesten Gewächsen. Dennoch kann eine einzelne Pflanze niemals die Lösung aller Probleme sein – das sieht auch Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) so. Und weiter: „Den meisten Menschen in der westlichen Welt fehlt es nährstoffmäßig an nichts. Und selbst wenn: Alles, was wir brauchen, ist im heimischen Obst und Gemüse enthalten“, so die DGE-Sprecherin.

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Fazit zu Moringa

Fest steht: Moringa hat seit Jahrtausenden für die Menschen in den tropischen Regionen eine wichtige Bedeutung und erfreut sich auch in unseren Breitengraden wachsender Beliebtheit. Gleichzeitig darf man nicht die dunkle Seite der Hype-Medaille ausblenden: riesige mit Pestiziden überflutete Plantagen, die einzig dazu errichtet worden sind, um die westliche Welt mit dem nächsten Food-Trend zu versorgen. Einer Pflanze das Label „Superfood“ aufzudrücken, tut weder dem Produkt noch dem Verbraucher und den Menschen in den Anbauregionen automatisch gut.

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Quellen

Themen Superfoods
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