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Studien zeigen

Die erstaunliche Wirkung von 2 Kiwis pro Tag auf die Psyche

22. Mai 2025, 11:00 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Kann Obst die Laune heben? Eine neuseeländische Studie zeigt: Junge Männer mit suboptimalem Vitamin-C-Status profitierten psychisch von einem täglichen Konsum von zwei goldenen Kiwis. Was hinter diesem Effekt steckt – und warum die Ergebnisse dennoch nicht überschätzt werden sollten.

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Was wir essen, kann unsere Laune beeinflussen. So kann der regelmäßige Konsum von Junkfood etwa Wutausbrüche begünstigen (FITBOOK berichtete). Kann man dagegen schlechte Laune mit dem richtigen Obst einfach „wegessen“? Forschende der Universität Otago in Dunedin, Neuseeland, wollen das passende Lebensmittel dafür entdeckt haben. In ihrer Studie untersuchten sie den Einfluss der Kiwi auf die Psyche.

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In diesen Bereichen entfaltet Kiwi Wirkung auf den Menschen

Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Kiwi eine kleine Frucht mit überdurchschnittlich großer Wirkung. Immer wieder steht sie immer wieder im Fokus von Studien – insbesondere im Zusammenhang mit Schlaf (Kiwis haben offenbar schlaffördernde Effekte, FITBOOK berichtete). Kiwi ist reich an Vorstufen von Serotonin – oft als Glückshormon bezeichnet – das wiederum spielt eine wichtige Rolle bei der Schlafregulation. Aber auch mit Stimmung und psychischer Gesundheit wird die Kiwi immer wieder in Verbindung gebracht. Grund ist auch hier ihre außergewöhnliche Nährstoffzusammensetzung, die in diesem Bereich offenbar auch Wirkung auf den Menschen entfalten kann.

Was die Kiwi mit Stressbewältigung zu tun hat

Denn neben Serotonin bzw. dessen Vorstufen enthalten Kiwis viel Vitamin C und E sowie Polyphenole und Flavonoide. Diese Antioxidantien schützen die Zellen vor oxidativem Stress – ein Faktor, der mit Angst- und Schlafstörungen sowie Depressionen in Verbindung gebracht wird. Dr. Michael González und Dr. Jorge Miranda-Massari, beide Professoren an der University of Puerto Rico mit großem Interesse an pflanzlichen Wirkstoffen, argumentieren etwa, dass Stress den Bedarf an bestimmten Nährstoffen erhöht und eine unzureichende Zufuhr dieser Nährstoffe die Stressreaktion verschärfen kann. 2012 stellten sie ihr Konzept der „Metabolic Correction“ vor.1 Es beschreibt die gezielte Anwendung von Mikronährstoffen, um biochemische Dysfunktionen im Körper zu korrigieren. Was hat die Kiwi damit zu tun?

Studienlage

González und Miranda-Massari betonen in ihren Beiträgen besonders die Bedeutung von Antioxidantien und B-Vitaminen für die Stressbewältigung. Da in Kiwi beides reichlich enthalten ist, rückte die Kiwi als Lebensmittel mit therapeutischem Potenzial ins Blickfeld der Forschung. Die Kiwi, so die These vor diesem Hintergrund, kann neuroprotektiv wirken und so die psychische Gesundheit fördern.

Verbesserte Stimmung, Müdigkeit nahm ab – Studie mit jungen Männern

Aber was hat man bisher konkret herausgefunden? Zu den frühesten Untersuchungen, die den Einfluss von Kiwifrüchten auf die psychische Gesundheit analysieren, zählt eine 2014 im „Journal of Nutritional Science“ veröffentlichte Studie.2 Bei den Teilnehmern handelte es sich um 35 junge Männer mit niedrigem Vitamin-C-Status. Für die Studie verzehrten sie sechs Wochen lang täglich entweder eine halbe oder zwei Gold-Kiwis und bewerteten ihre Stimmung.

Vor dem Hintergrund der Annahme, dass Mikronährstoffmängel – insbesondere Vitamin-C-Defizite – psychische Symptome wie Müdigkeit, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen verstärken können, zeigte sich: Bei den Teilnehmern, die zwei Kiwis pro Tag konsumierten, verbesserte sich die Gesamtstimmung um 38 Prozent. Die Müdigkeit nahm um 38 Prozent ab, die Vitalität um 31 Prozent zu und der Trend zur Reduktion depessiver Symptome sank um 34 Prozent.

Die Forscherin Anitra Carr und ihre Kolleginnen von der University of Otago (Neuseeland) führten die Effekte auf das reichlich in Kiwis enthaltende Vitamin C zurück: 116 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm Frucht. So stieg auch der Plasma-Vitamin-C-Spiegel in der Gruppe mit 2 Kiwis täglich.

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Allerdings nahmen an dieser Studie ausschließlich Männer teil, die per Fragebogen selbst ihre Stimmung einschätzten, es gab keine Kontrollgruppe, die ein Placebo einnahm und auch ein Vergleich mit der Einnahme eines Vitamin-C-Präparats fehlte.

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Cambridge-Forscher untersuchten Wirkung von Kiwi auf Frauen und Männer mit niedrigem Vitamin-C-Spiegel

Die bisher vielleicht relevanteste Arbeit zur Wirkung der Kiwi auf die Psyche stammt von Forschern um Benjamin Fletcher und Jillian Haszard von der University of Cambridge aus dem Jahr 2022. Sie analysierten die Wirkung von Kiwi bei insgesamt 155 Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 35 Jahren mit niedrigem Vitamin-C-Spiegel (unter Mikromol pro Liter). Beobachtet wurden drei Gruppen.3

  • Gruppe 1 aß zwei Gold-Kiwis pro Tag
  • Gruppe 2 nahm täglich ein Vitamin-C-Präparat ein (250 Milligramm)
  • Gruppe 3 bekam ein Placebo, das kein Vitamin C enthielt

Außerdem erklärten die Studienautoren, dass bisher unbekannt sei, nach wie viel Zeit der positive Effekt der Kiwi auf die Psyche eintritt. Um den Zeitpunkt des Wirkungseintritts zu ermitteln, wurde die Studie acht Wochen lang durchgeführt. Dabei fanden jeweils zwei Wochen vor und nach der vierwöchigen Intervention (Einnahme der Präparate oder Verzehr von Kiwis) eine Einführungs- sowie Auswaschphase statt, in welchen die Probanden untersucht wurden, jedoch nichts einnahmen.

Jeweils im Abstand von zwei Wochen wurden die Probanden in Präsenz untersucht. Dabei wurde eine Nüchternblutprobe entnommen, um den Vitamin-C-Spiegel zu testen und Messungen zu Vitalität, Stimmung und Wohlbefinden durchgeführt. Zusätzlich berichteten die Teilnehmer jeden zweiten Tag selbst mithilfe einer Smartphone-Umfrage über Vitalität, Stimmung, Wohlbefinden, Schlafqualität, Schlafmenge und körperliche Aktivität.

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2 Gold-Kiwis täglich schlagen Vitamin-C-Präparat in Wirkung auf Stimmung

Bereits nach vier Tagen führte der Verzehr von Kiwis zu einer Verbesserung der Stimmung und Vitalität, Der größten Effekt war nach 14 bis 16 Tagen da.Das Vitamin-C-Präparat verbesserte die Stimmung bis zum zwölften Tag geringfügig. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe war der Effekt jedoch nicht statistisch signifikant.

Die Studie schlussfolgert, dass Kiwis auch in einer Bevölkerung mit guter psychischer Gesundheit einen Beitrag zur Stimmungsverbesserung leisten können. Die Autoren der Studie vermuten, dass auch andere Nährstoffe, welche in Kiwis enthalten sind, zur Verbesserung der Gesundheit der Psyche beitrugen. Hierzu zählten sie BallaststoffeFolsäure und Kalium.

Neueste Kiwi-Studie: Stimmungsschwankungen minus 65 Prozent

Im April 2025 wurde eine weitere Kiwi-Studie mit 26 Erwachsenen (18 bis 60 Jahre) mit leichten bis moderaten Stimmungsschwankungen durchgeführt. Sie verzehrten täglich zwei Gold-Kiwis über vier Wochen im Vergleich zur gewohnten Ernährung. Das spannendste Ergebnis neben dem nicht weiter verwunderlichen. erhöhten Vitamin-C-Spiegel im Blut: Eine signifikante Reduktion der Gesamtstimmungsschwankungen um 65 Prozent.4

Warum gibt es in den Studien immer Gold-Kiwi zu essen?

Gold-Kiwis enthalten deutlich mehr Vitamin C als grüne Kiwis (Actinidia deliciosa). Da die genannten Studien einen Zusammenhang zwischen Vitamin-C-Status und Stimmungslage untersuchen, ist die Gold-Kiwi die wirksamere Testfrucht. Außerdem sind sie weniger sauer und süßer als grüne Kiwis – dadurch sind sie besser verträglich und beliebter, wenn Probanden die Früchte über mehrere Wochen essen müssen.

Vitamin-C-Gehalt pro 100 g

  • Gold-Kiwi: ca. 160–180 mg
  • Grün-Kiwi: ca. 80–100 mg
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Zwei Punkte an der vorliegenden Studie sind mir jedoch ein Dorn im Auge: Zum einen sollten die Ergebnisse mit Vorsicht genossen werden, da die Finanzierung nicht von der Universität Otago allein gestemmt wurde. Auch Zespri International, der weltweit größte Vermarkter von Kiwis, hat für die Studie Gelder fließen lassen.

Außerdem ist die Kiwi natürlich bei Weitem nicht das einzige Lebensmittel, welches nennenswerte Mengen an Vitamin C enthält. Auch Brokkoli und Paprika sind hervorragende Quellen. Zudem wird der Vitamin-C-Gehalt der Goldkiwis beispielsweise von Hagebutten um ein Vielfaches übertroffen. So wirkt die Studie mehr wie ein geeignetes Stück, um Kiwis in ein gutes Marketing-Licht zu rücken, als wirklich wie eine geeignete Untersuchung der Wirkung von Vitamin C auf die Psyche.““Sophie Brünke, Redakteurin bei FITBOOK

Themen Obst Psychologie

Quellen

  1. Gonzales M. J., Miranda-Massari J. (2012): Metabolic Correction: A Functional
    Explanation of Orthomolecular Medicine.
    Journal of Orthomolecular Medicine
    ↩︎
  2. Carr A. C., Bozonet S. M., Pullar J. M. et al. (2013). Mood improvement in young adult males following supplementation with gold kiwifruit, a high-vitamin C food. Journal of Nutritional Science. ↩︎
  3. Fletcher, B. D., Haszard, J. J., Vissers, M. C. M., Conner, T. S. (2023). Smartphone survey data reveal the timecourse of changes in mood outcomes following vitamin C or kiwifruit intervention in adults with low vitamin C. British Journal of Nutrition. ↩︎
  4. Billows M., Kakoschke N., Zajac I. T. (2025): SunGold Kiwifruit and Psychological Health (GoKiPH): A Randomised Controlled Crossover Trial. Nutrients. ↩︎

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