30. Januar 2024, 14:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Ernährung kann einen wesentlichen Beitrag für die mentale Gesundheit leisten. Doch wie sieht solch eine Ernährung aus und welche Lebensmittel tragen entscheidend zu dieser Wirkung bei? Eine Studie der Universität Otago in Neuseeland hat eine Frucht identifiziert, die bereits in wenigen Tagen einen stimmungsaufhellenden Effekt erzielt. FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke erläutert Ihnen die Studie – und erklärt, warum die Ergebnisse nicht überschätzt werden sollten.
Was wir essen, kann unsere Laune beeinflussen. So kann der regelmäßige Konsum von Junkfood etwa Wutausbrüche begünstigen (FITBOOK berichtete). Kann man dagegen schlechte Laune mit dem richtigen Obst einfach „wegessen“? Forschende der Universität Otago wollen das passende Lebensmittel dafür entdeckt haben. In ihrer Studie untersuchten sie den Einfluss der Kiwi auf die Psyche – und waren über ihre rasche Wirkung erstaunt.
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Übersicht
So lief die Studie ab
In früheren Forschungen der Universiät Otago wurde festgestellt, dass der tägliche Verzehr von zwei Goldkiwis, nicht aber der einer halben, zur Verbesserung der Stimmung führt. Die Autoren der Studie führten diesen Effekt auf das reichlich in Kiwis enthaltende Vitamin C zurück (116 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm Frucht). Allerdings nahmen an dieser Studie ausschließlich Männer teil, es gab keine Kontrollgruppe, die ein Placebo einnahm und auch ein Vergleich mit der Einnahme eines Vitamin-C-Präparats fehlte.1
Die aktuelle Studie betrachtete daher drei Gruppen:2
- Gruppe 1 aß zwei Goldkiwis pro Tag
- Gruppe 2 nahm täglich ein Vitamin-C-Präparat ein (250 Milligramm)
- Gruppe 3 bekam ein Placebo, welches kein Vitamin C enthielt
Außerdem erklärten die Studienautoren, dass bisher unbekannt sei, nach wie viel Zeit der positive Effekt der Kiwi auf die Psyche eintrete. Um den Zeitpunkt des Wirkungseintritts zu ermitteln, wurde die Studie acht Wochen lang durchgeführt. Dabei fanden jeweils zwei Wochen vor und nach der vierwöchigen Intervention (Einnahme der Präparate oder Verzehr von Kiwis) eine Einführungs- sowie Auswaschphase statt, in welchen die Probanden untersucht wurden, jedoch nichts einnahmen.
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Wer durfte teilnehmen und wie wurden die Probanden untersucht?
An der Studie nahmen 155 Probanden teil, wovon 63 Prozent weiblich waren. Die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 35 Jahren alt. Allen war gemein, dass sie einen niedrigen Vitamin-C-Spiegel im Blut aufwiesen (weniger als 40 Mikromol pro Liter).
Jeweils im Abstand von zwei Wochen wurden die Probanden in Präsens untersucht. Dabei wurde eine Nüchternblutprobe entnommen, um den Vitamin-C-Spiegel zu testen und Messungen zu Vitalität, Stimmung und Wohlbefinden durchgeführt.
Zusätzlich berichteten die Teilnehmer jeden zweiten Tag selbst mithilfe einer Smartphone-Umfrage über Vitalität, Stimmung, Wohlbefinden, Schlafqualität, Schlafmenge und körperliche Aktivität.
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Stimmungsaufhellender Effekt nach wenigen Tagen messbar
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der Verzehr von Kiwis bereits nach vier Tagen zu einer Verbesserung der Stimmung und Vitalität führte, wobei der höchste Effekt nach 14 bis 16 Tagen beobachtet wurde. Das Vitamin-C-Präparat verbesserte die Stimmung bis zum zwölften Tag geringfügig, der Effekt war im Vergleich zur Placebo-Gruppe jedoch nicht statistisch signifikant.
Die Autoren der Studie vermuten, dass auch andere Nährstoffe, welche in Kiwis enthalten sind, zur Verbesserung der Gesundheit der Psyche beitrugen. Hierzu zählten sie Ballaststoffe, Folsäure und Kalium.
Die Studie schlussfolgert, dass Kiwis auch in einer Bevölkerung mit guter psychischer Gesundheit einen Beitrag zur Stimmungsverbesserung leisten können und zukünftige Forschung Vitamin C als einen möglichen Mechanismus betrachten sollte, der zu Stimmungsverbesserungen durch den Verzehr von Obst beitragen kaönne.
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Ernährungsexpertin gibt Einschätzung: Ist die Kiwi ein Superfood für die Psyche?
„Die Kiwi ist mit Sicherheit nicht der heilige Gral für eine gesunde Psyche“
„„Es ist immer erfreulich, wenn es einfache Lösungen für komplexe Probleme (wie eine schlechte Grundstimmung) gibt und gerade als Ernährungswissenschaftlerin begeistere ich mich für das Potenzial der Ernährung, fernab von Medikamenten einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen zu können.Zwei Punkte an der vorliegenden Studie sind mir jedoch ein Dorn im Auge: Zum einen sollten die Ergebnisse mit Vorsicht genossen werden, da die Finanzierung nicht von der Universität Otago allein gestemmt wurde. Auch Zespri International, der weltweit größte Vermarkter von Kiwis, hat für die Studie Gelder fließen lassen.
Außerdem ist die Kiwi natürlich bei Weitem nicht das einzige Lebensmittel, welches nennenswerte Mengen an Vitamin C enthält. Auch Brokkoli und Paprika sind hervorragende Quellen. Zudem wird der Vitamin-C-Gehalt der Goldkiwis beispielsweise von Hagebutten um ein Vielfaches übertroffen. So wirkt die Studie mehr wie ein geeignetes Stück, um Kiwis in ein gutes Marketing-Licht zu rücken, als wirklich wie eine geeignete Untersuchung der Wirkung von Vitamin C auf die Psyche.““– Sophie Brünke, Redakteurin bei FITBOOK