
10. Juni 2025, 4:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei dem Begriff „Diät“ denken viele zunächst ans Abspecken, aber eigentlich handelt sich einfach um eine spezielle Ernährung – im Fall der Louwen-Diät um eine zuckerarme Ernährung für werdende Mütter. Dank eines niedrigen glykämischen Indexes soll der Diätplan die Weichen für eine spontane, unkomplizierte Geburt stellen. FITBOOK-Ernährungsexpertin Beke Enderstein hat sich die Louwen-Diät mal genau angeschaut und erklärt, ob Low Carb die richtige Wahl für Schwangere ist – oder doch gewisse Risiken birgt.
Der Wunsch schwangerer Frauen nach einer unkomplizierten, spontanen und möglichst schmerzfreien Geburt ist nachvollziehbar. Aber ist es tatsächlich möglich, die Entbindung durch eine bestimmte Schwangerschaftsdiät zu beeinflussen? Die Louwen-Diät soll genau das bewirken können. Theortetisch! Im Folgenden erkläre ich, was genau die Diät ausmacht und ob sie auch in der Praxis überzeugen kann.
Übersicht
- Was ist die Louwen-Diät?
- Das Ziel der Diät
- Wer hat die Schwangerschaftsdiät erfunden?
- Was verspricht die Louwen-Diät?
- Prinzip der Schwangerschaftsdiät
- Für wen ist die Louwen-Diät geeignet und für wen nicht?
- Vorteile der Schwangerschaftsdiät
- Nachteile der Louwen-Diät
- Fazit: Ist die Louwen-Diät sinnvoll?
- Quellen
Was ist die Louwen-Diät?
Die zuckerarme Louwen-Diät wurde für Schwangere entwickelt: Werdende Mütter erleben die Geburt schmerzfreier und schneller, wenn sie in den letzten Wochen vor der Entbindung auf Zucker, Nudeln und Weißbrot verzichten – so zumindest die Einschätzung des Erfinders. In der letzten Phase der Schwangerschaft, ungefähr ab der 32. Schwangerschaftswoche wird empfohlen, den Speiseplan am Glyx-Prinzip auszurichten.
Das Ziel der Diät
Der Blutzuckerspiegel soll durch die spezielle Ernährung auf einem konstanten, möglichst niedrigem Niveau gehalten werden, um die Geburt zu erleichtern. Entsprechend handelt es sich um eine Low-Carb-Diät, in der Zucker und stärkehaltige Lebensmittel wie Weißmehlprodukte gemieden werden.
Wer hat die Schwangerschaftsdiät erfunden?
Die spezielle Schwangerschaftsdiät geht auf den deutschen Gynäkologen Prof. Dr. Frank Louwen zurück. Als Leiter der Geburtshilfe und des Perinatalzentrums am Frankfurter Universitätsklinikum hat sich Louwen auf die ungünstigen Auswirkungen von Zucker bei Diabetes und während der Schwangerschaft spezialisiert.
Was verspricht die Louwen-Diät?
Wer sich an die Regeln der Louwen-Diät hält, soll von verschiedenen Vorteilen wie einer möglichst spontanen Geburt profitieren können. Laut Louwen überzeugen seine Ernährungsempfehlungen mit hormonellen Vorteilen.
Die spezielle Low-Carb-Ernährung zielt darauf ab, hormonelle Prozesse während der Schwangerschaft positiv zu beeinflussen. Diesbezüglich geht es um die Interaktion von Insulin und dem Gewebehormon Prostaglandin. Hintergrund: Die Ausschüttung von Prostaglandin wird ab der 35. Schwangerschaftswoche stimuliert und soll den Körper auf die anstehende Geburt vorbereiten.
Die Theorie der Louwen-Diät: Da beide Hormone um die gleichen Rezeptoren konkurrieren, soll die ernährungsabhängige Ausschaltung von Insulin dazu führen, dass Prostaglandin ungestört die Geburt einleiten kann – u. a. über einen weicher werdenden Muttermund.
(Mögliche) Effekte der Louwen-Diät:
- Der Körper bereitet sich optimal auf die Geburt vor
- Die Wahrscheinlichkeit, nach dem errechneten Geburtstermin zu entbinden, sinkt
- Diät führt zu reduzierten Geburtsverletzungen
- Ernährung sorgt für eine schnellere Entbindung
- Diät ermöglicht eine schmerzarme Geburt
Prinzip der Schwangerschaftsdiät
In Anlehnung an die Ernährungsregeln der Louwen–Diät sollen schwangere Frauen sechs bis acht Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zuckerreiche Speisen und schnell verfügbare Kohlenhydrate meiden. Dabei lautet die Devise: je niedriger der glykämische Index, desto besser. Daher liegt der Fokus auf ballaststoffreichen Lebensmitteln mit einem niedrigen glykämischen Index. Anstatt eines klassischen Croissants mit Erdbeermarmelade wäre ein Müsli aus Haferflocken mit frischen Beeren oder ein Vollkornbrot mit Kräuterquark die bessere Wahl.
Vollkornprodukte, zuckerarmes Obst und Pseudogetreide gehören zwar zu den erlaubten Lebensmitteln, dennoch sollten werdende Mütter diese Lebensmittel besser maßvoll verzehren. Der Grund: Der niedrigere Zuckeranteil in Kombination mit Ballaststoffen verhindert Blutglucosespitzen, triggert die Insulinausschüttung aber dennoch im gewissen Maße.
Auf welche Lebensmittel schwangere Frauen setzen sollten
Für ein schmerzarmes Geburtserlebnis empfiehlt Louwen eine zuckerarme Ernährung. Zusätzlich sollen Frauen Weißmehlprodukte, stärkereiche Gemüsesorten und süße Obstsorten meiden. Für Ballaststoffe, hochwertige Proteinquellen und ungesättigte Fettsäuren stehen die Zeichen allerdings auf grün.
Erlaubte Lebensmittel der Louwen-Diät:
- Protein (z. B. Quark und Hülsenfrüchte)
- gesundes, ungesättigtes Fett (z. B. Walnüsse und Leinöl)
- Salat und stärkearmes Gemüse (z.B. Feldsalat, Spinat, Tomaten und Gurken)
- Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken)
- zuckerarmes Obst (z.B. Apfel, Beeren und Zitrusfrüchte)
- Pseudogetreide (Amaranth, Buchweizen und Quinoa)
Welche Lebensmittel sind tabu?
Auf folgende Lebensmittel sollten Schwangere ein paar Wochen vor dem geplanten Geburtstermin weitestgehend verzichten, um den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten:
- Zucker, Süßstoffe und Honig
- Weißmehlprodukte (z.B. Nudeln und Weißbrot)
- Süßigkeiten und Kuchen
- Marmelade
- Kartoffeln und weißer Reis
- Hirse
- Mais, Kürbis und Erbsen
- (gekochte) Möhren
- Rote Bete
- Saft und gesüßte Getränke
- Bananen und Weintrauben
- Süßkirschen und Mango
- Ananas, Papaya und Melone
- Trockenobst
Für wen ist die Louwen-Diät geeignet und für wen nicht?
Grundsätzlich ist die Louwen-Diät für alle geeignet, die sich auf eine möglichst spontane Geburt vorbereiten möchten – ohne allzu große Schmerzen. Die Ernährungsregeln garantieren allerdings nicht, dass die Geburt auch tatsächlich reibungslos abläuft.
Da die Einschränkung von Zucker und Weißmehl zugunsten von Ballaststoffen durch Gemüse, Vollkorn und Co. allerdings den Regeln einer gesunden Ernährung entspricht, wird der Diätplan allerdings keinesfalls schaden.
Kontraindikationen: Wer hingegen an einer Stoffwechselerkrankung – insbesondere an Diabetes Typ-I – leidet, sollte die Louwen-Diät erst nach ärztlicher Rücksprache beginnen.
Vorteile der Schwangerschaftsdiät
Im Gesamtbild entfaltet die Louwen-Diät verschiedene Highlights – speziell im Hinblick auf die Vermeidung von Übergewicht. Auch Studien zeigen, dass eine Schwangerschaftsernährung, die eine übermäßige Gewichtszunahme verhindert, sinnvoll ist. Dadurch kann etwa das Risiko einer Sectio (Kaiserschnitt) reduziert werden.1
Vorteile:
- Erfinder mit wissenschaftlicher Expertise
- Prävention vor Übergewicht
- entspricht einer gesunden Ernährung
- Verzicht auf Zucker und Weißmehl ist sinnvoll
- erhöhte Ballaststoffzufuhr ist positiv zu bewerten
- mögliche Prävention von Schwangerschaftsdiabetes
- Gesunde, ungesättigte Fettsäuren sind empfehlenswert
Nachteile der Louwen-Diät
Gegen die Ernährungsempfehlungen spricht grundsätzlich nichts, allerdings steht nicht eindeutig fest, ob Schwangere wirklich bei der Entbindung von weniger Schmerzen und Risiken profitieren.
Nachteile:
- Aussagekräftige Studienergebnisse fehlen
- Wer Lust auf die „verbotenen“ Gemüse- und Obstsorten hat, sollte lieber auf sein Bauchgefühl hören

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Fazit: Ist die Louwen-Diät sinnvoll?
Da die Ernährungsregeln der Schwangerschaftsernährung nach Prof. Dr. Frank Louwen den allgemeinen Regeln einer gesunden Ernährung entsprechen, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, die Diättipps zu beherzigen.2 Ob der zuckerarme Ernährungsplan allerdings wirklich zu einer angenehmeren, schnelleren und spontanen Geburt mit geringeren gesundheitlichen Risiken führt, lässt sich meines Erachtens schwierig beurteilen – schaden wird er aber sicher nicht.
Speziell präventiv im Hinblick auf ein sinnvolles Gewichtsmanagement trifft die Louwen-Ernährung ins Schwarze.
Auf Zucker und Weißmehlprodukte zugunsten einer Extraportion Ballaststoffe zu verzichten, halte ich grundsätzlich für sinnvoll; ob der Verzicht auf die „verbotenen“ Gemüse- und Obstsorten am Ende tatsächlich die Geburt erleichtert, müssen aussagekräftige Studienergebnisse jedoch erst noch belegen.