18. Juli 2025, 13:00 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Diabetikern wird häufig empfohlen, vor dem Schlafengehen einen kleinen kohlenhydrathaltigen Snack, idealerweise in Form von Vollkorn oder Hülsenfrüchten, zu sich zu nehmen, um den nächtlichen Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Daneben zeigen frühere Studien, dass sich der Verzehr von Pistazien positiv auf die Glukosewerte auswirken kann. Eine aktuelle Untersuchung hat nun beide Ansätze kombiniert – und laut den Studienautoren vielversprechende Ergebnisse erzielt. Was die Forscher herausgefunden haben, erklärt FITBOOK-Autorin Laura Pomer.
Übersicht
Studie zum Effekt von Pistazien als Snack am Abend
Die Studie konzentrierte sich auf Personen mit Prädiabetes, einem Zustand mit bereits erhöhtem Blutzuckerspiegel, der jedoch noch unterhalb der Schwelle für Typ-2-Diabetes liegt. Prädiabetes gilt als ernst zu nehmende Vorstufe der chronischen Erkrankung – ohne gezielte Gegenmaßnahmen kann er in einen manifesten Diabetes übergehen. Das bedeutet aber auch, dass Betroffene sozusagen noch eine letzte Chance bekommen, diese Entwicklung abzuwenden. FITBOOK berichtete erst kürzlich darüber, dass etwa ein gewisses wöchentliches Sportpensum einen Prädiabetes rückgängig machen kann.1
Natürlich ist nicht zuletzt die Ernährung ein wichtiger Motor, wenn es um den Stoffwechsel geht. Im Zusammenhang mit Diabetes und Prädiabetes haben frühere Studien bereits einen Effekt von Pistazien aufzeigen können. Sie deuten darauf hin, dass sich der regelmäßige Verzehr der Nüsse positiv auf bestimmte Gesundheitsmarker auswirken kann.2,3 Doch über die Auswirkungen von Pistazien auf das Darmmikrobiom – dieses spielt eine Schlüsselrolle bei der Glukoseregulierung und bei Entzündungen – sei bislang nur wenig bekannt. Das wollte Studienleiterin Kristina Petersen ändern.4,5
Ablauf der Untersuchung
51 Erwachsene mit Prädiabetes nahmen an der Untersuchung teil. Diese fand in zwei Testphasen à zwölf Wochen mit zeitlichem Abstand voneinander statt. So sollten Überlagerungseffekte ausgeschlossen, sprich die Effekte der jeweiligen Interventionen unabhängig voneinander bewertet werden können. In der ersten Testphase sollten die Probanden jeden Abend 57 Gramm Pistazien vor dem Schlafengehen zu sich nehmen. In der zweiten Phase war es ein Snack aus Vollkorncrackern und fettarmem Käse mit einem ähnlichen Kaloriengehalt wie dem der Pistazien. Der Snack enthielt 15 bis 30 Gramm Kohlenhydrate, was gemeinhin mit einem günstigen Effekt auf den Blutzuckerspiegel assoziiert wird. Im Verlauf der Studie erhielten alle Teilnehmer beide Ernährungsformen.
Die Forscher erhoben verschiedene gesundheitliche Parameter der Probanden. Dazu zählten der Nüchternblutzucker, die Insulinwerte und bestimmte Hinweise auf die allgemeine Ernährungsweise der Personen. Zu Beginn und am Ende der beiden zwölfwöchigen Studienphasen sammelten die Forscher außerdem Stuhlproben der Teilnehmer. Diese untersuchten sie mithilfe einer speziellen molekularbiologischen Methode zur Analyse des Darmmikrobioms. Der Fokus lag dabei auf der mikrobiellen Vielfalt. Die Forscher betrachteten sowohl die allgemeine Diversität innerhalb eines einzelnen Mikrobioms als auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Proben.
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Ergebnisse: Pistazien am Abend verbessern Darmbakterien-Profil
Die Auswertungen zeigten, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora während der Pistazien-Phase im Vergleich zur Kohlenhydrate-Phase signifikant veränderte. Vor allem „gute” Bakterien wie Roseburia und Lachnospiraceae traten vermehrt auf. Diese gelten als besonders gesundheitsförderlich, da sie kurzkettige Fettsäuren produzieren, welche den Darmzellen als Energiequelle dienen. Ein Beispiel dafür ist Butyrat, auch Buttersäure genannt, das erwiesenermaßen zur Darmgesundheit beiträgt. Daneben stellten die Forscher fest, dass die Stuhlproben nach der Pistazien-Phase „weniger Bakteriengruppen aufwiesen, die mit ungünstigeren Stoffwechselergebnissen in Verbindung gebracht werden“, so Peterson.
Zusammenfassend legt die Studie nahe, dass sich der regelmäßige Verzehr von Pistazien am Abend positiv auf das Darmmikrobiom auswirkt. Als Snack am Abend könnten die Nüsse demnach die Stoffwechselgesundheit verbessern. Das klingt nicht abwegig – die hochwertigen „inneren Werte“ von Pistazien sind längst bekannt. Neben hohen Mengen wertvoller ungesättigter Fettsäuren enthalten sie einen für Nüsse bemerkenswerten Eiweißanteil. Nähere Informationen dazu finden Sie hier.

Pistazien werden zu Recht als Superfood gehypt
„Auch wenn sie botanisch gesehen nicht zu den Nüssen (sondern Steinfrüchten) zählen, können Pistazien in puncto Nährstoffe mit diesen mithalten. So bestehen sie zu rund einem Fünftel aus Eiweiß, liefern ungesättigte Fette, darunter entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren, und sind on top reich an Ballaststoffen. In ihnen steckt eine Vielzahl wichtiger Mineralstoffe, darunter Kalzium, Kalium und Eisen. Diese tragen unter anderem zur Erhaltung gesunder Knochen, zur Muskelkontraktion sowie zur Blutbildung bei. Darüber hinaus punkten die grünen Steinfrüchte mit einem hohen Gehalt an Vitaminen und Antioxidantien. Dazu zählen etwa Vitamin E sowie die B-Vitamine B1, B6 und B9 (Folsäure), die eine zentrale Rolle für das Immunsystem, die Gehirnfunktion und während der Schwangerschaft spielen.“
Wichtige Einschränkungen
Die Untersuchung wurde von den American Pistachio Growers (APG) finanziert, einer Interessenvertretung der US-amerikanischen Pistazienindustrie. Die Autoren betonen zwar, dass dies keinen Einfluss auf das Studiendesign, die Datenerhebung oder die Auswertung hatte. Dennoch sollte man bei der Bewertung der Ergebnisse einen möglichen Interessenkonflikt berücksichtigen.
Einschränkend ist außerdem die geringe Größe der Studie zu erwähnen. An der Untersuchung nahmen nur 51 Personen teil, die Mehrheit davon männlich. Die Ergebnisse bedürfen daher einer Untermauerung durch umfangreichere Untersuchungen. Und da ausschließlich Prädiabetiker untersucht wurden, bleiben Zweifel an der Übertragbarkeit auf gesunde Personen bestehen. Schließlich hat die Auswertung neben dem Einfluss von Pistazien bzw. kohlenhydrathaltigen Snacks am Abend keine weiteren Faktoren berücksichtigt, die das Darmmikrobiom beeinflussen können. Es ist somit möglich, dass die Probanden während der Testphasen anderen Gewohnheiten nachgegangen sind oder Maßnahmen ergriffen haben, die sich positiv oder negativ auf die Bakterienbesiedelung im Darm ausgewirkt haben. Zuletzt ist nicht einmal gewährleistet, wie streng sich die Probanden an die Studienvorgaben gehalten haben. Denn die Forscher haben Sie nicht bei ihrer Abendroutine überwacht. Womöglich blieb es nicht bei der definierten Menge an Käse-Crackern, vielleicht ließen sie die Pistazien-Darreichungen auch mal aus – verschiedene Szenarien sind denkbar.

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Fazit
Nach derzeitigem Stand kann man keineswegs die Aussage treffen, dass das Naschen von Pistazien am Abend einen Prädiabetes umkehren kann. Die Forscher betrachten den beobachteten Effekt auf das Darmmikrobiom jedoch als vielversprechende Erkenntnis. Klar ist aber auch: Das Darmmikrobiom mag dabei eine wichtige unterstützende Rolle spielen, ist aber nicht allein entscheidend dafür, ob sich ein Prädiabetes lindern oder ganz aufhalten lässt.