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Nachgefragt!

Irrer TikTok-Trick mit Eisbeutel soll für besseren Schlaf sorgen 

kälte schlaf: Ein Eisbeutel
Um besser einschlafen zu können, ist Entspannung wichtig – und die kann u. a. durch Kälte oder Wärme erzielt werden Foto: Getty Images

11.03.2022, 04:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Zu unruhig, um am Abend in den Schlaf zu finden? Dann hält TikTok womöglich genau den passenden Trick parat, um dieses Problem zu lösen. Angeblich soll ein Eisbeutel auf der Brust hier wahre Wunder wirken. Was ist dran an dieser Empfehlung für besseren Schlaf?

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Immer wieder machen auf TikTok neue Fitness- oder Gesundheitstrends die Runde. Manche sind witzig und harmlos, viele sind allerdings nicht unbedingt empfehlenswert. Entweder weil sie nicht halten, was sie versprechen, oder schlimmer: weil sie gefährlich sind. Aktuell hat ein TikToker und YouTuber einen Tipp für alle, die schlecht einschlafen, parat. Dabei dreht sich alles um einen Eisbeutel bzw. Kälte. Wir haben uns den Einschlaftrick genauer angesehen und uns von einem Experten erklären lassen, was Kälte für den Schlaf wirklich bringt.

Der Eisbeutel-TikTok-Trick für besseres Einschlafen

„Motivationsdoc“ – hinter diesem Namen verbirgt sich Dr. Mandell, ein in Florida ansässiger Chiropraktiker. Auf Social Media versorgt er seine Follower regelmäßig mit Content und Ratschlägen zum Thema Gesundheit. So auch bei TikTok, wo er kürzlich ein Video mit einem Schlaftipp online stellte. Seine Empfehlung: einen Eisbeutel für bis zu 15 Minuten lang auf die Brust legen. Auf diese Weise werde der Vagusnerv aktiviert, was beruhigend auf den Körper wirke – und einen in den Schlaf gleiten lasse.

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Was sagt ein Experte zum Eisbeutel-Tipp?

Ein kleiner Trick mit großer Wirkung? FITBOOK wollte es genauer wissen und hat beim Schlafexperten und Schlafcoach Markus Kamps nachgefragt. Seine Einschätzung: Kälte kann tatsächlich entspannen und so den Schlaf fördern. Der Grund ist der zuvor genannte Vagusnerv, der wichtig für die Entspannung ist „und auch auf Temperaturreize reagiert“, wie Kamps erklärt. Dabei könnten sowohl Wärme, als auch Kälte diesen Effekt haben. Sich also speziell mit Kälte auf den Schlaf vorzubereiten, sei daher Geschmacksache.

Welche Rolle spielt der Vagusnerv fürs Einschlafen?

Doch welche Rolle spielt der Vagusnerv für die Entspannung und damit auch die Fähigkeit, gut einzuschlafen? „Im vegetativen Nervensystem gibt es zwei wichtige Leitungsbahnen, den Sympathikus und den Parasympathikus. Anspannung und Entspannung. Oft bezeichnet man den Sympathikus als Stress- und Leistungsnerv und den Parasympathikus als Ruhe- und Entspannungsnerv“, erläutert Kamps. „Der Vagusnerv, gehört zum Parasympathikus und ist der zehnte von zwölf Hirnnerven. Der Vagusnerv beginnt im Hirn und verläuft entlang des Verdauungssystems und reicht bis in den Bauchraum. Diese weite Ausbreitung macht ihn zum größten Nerv des Parasympathikus. Da der Hirnnerv das Gehirn mit dem Bauchraum verbindet, spielt er eine wichtige Rolle bei verschiedenen Abläufen im Körper wie der Verdauung, Herz, Magen-Darm über Lunge bis hin zum Nervensystem – und dieses hat ja auch mit Stress, Schlafrhythmus und Entspannung zu tun.“

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Wie Kälte auf den Schlaf wirkt

Deshalb sei es durchaus ein sinnvoller Ansatz, den größten Hirnnerv miteinzubeziehen, wenn man zur Ruhe kommen möchte, so Kamps‘ Einschätzung. Da der Vagusnerv auf Temperatur reagiere, könnte daher auch Kälte helfen, den Nerv zu aktivieren und die Entspannung einzuleiten. Zu dieser Erkenntnis kam im Übrigen auch eine Studie aus dem Jahr 2018 hin, die die Stimulation des Vagusnervs durch Kälte untersucht hat.1

Somit scheint klar zu sein, dass Kälte entspannt und damit also tatsächlich den Schlaf bzw. das Einschlafen fördern kann. Aber keine Sorge: Wer sich nicht überwinden kann, einen Eisbeutel auf die Brust zu legen oder kalt zu duschen (eine weitere Option), könne den Effekt auch mit Wärme erzielen, betont der Schlafexperte.

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Weitere Expertentipps zur Entspannung

Sich entspannt fühlen, ist enorm wichtig, wenn es um den Schlaf bzw. das Einschlafen geht. Denn wer noch sehr aktiv oder sogar gestresst ist, kommt schlecht zur Ruhe. Im ersten Schritt gelte es daher, dafür zu sorgen, dass die Basis stimmt, weiß der Schlafexperte. Dazu zählen u. a. das passende Bett, die richtige Zubettgehzeit, das ideale Raumklima, die optimale Nutzung von Licht, aber auch das Essverhalten. Darüber hinaus können Entspannungstechniken ihr Übriges zur Schlafförderung tun, erläutert Kamps – und gibt neben Wärme und Kälte noch weitere Tipps:

  • Massagen und Klopftechniken 
  • Atemübungen gegen Stress
  • Yoga-Übungen und generell der Sport, den man gerne macht
  • Meditation für seine Mitte 
  • Gurgeln, singen also Stimme
  • Kälte und auch Wärme
  • Gesellschaft und Lachen in der Gruppe
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Quellen

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