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Nachgefragt bei Ärzten

Ab wann hat man Untergewicht und wie gefährlich ist das?

Frau mit Untergewicht
Wenn aus einer Mangelernährung Untergewicht entsteht, kann das schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

22.09.2022, 04:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Übergewicht gilt als wesentlicher Risikofaktor für schwere Erkrankungen, darunter einige mit möglicher Todesfolge. Darüber geraten die Gefahren von Untergewicht schnell in Vergessenheit. Das Problem: Viele Betroffene ahnen nicht, dass sie sich durch Mangelernährung potenziell nachhaltige Schäden zufügen. FITBOOK zeigt auf, ab wann man als untergewichtig gilt und welche Symptome darauf hindeuten können.

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Die Grenzen zwischen „schön schlank“ und „zu schlank“ können schnell verschwimmen, vor allem in der subjektiven Wahrnehmung. Dabei kann Untergewicht gefährlich werden. FITBOOK hat Experten mit verschiedenen Spezialisierungen dazu befragt, woran Untergewicht zu erkennen ist und welche Folgen drohen.

Ab wann ist man untergewichtig?

Lange galt der Body-Mass-Index (BMI) als zuverlässiges Maß dafür, ob ein Mensch über- oder untergewichtig ist. Doch der hat seine Tücken, wie selbst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) schreibt. Denn wenn beispielsweise eine Person durch viel Sport eine hohen Anteil an Muskelmasse am Leib trägt, wiegt sie natürlich mehr, und der BMI errechnet sich bekanntlich anhand des Körpergewichts. Ein gesundheitsschädliches Übergewicht wäre es aber nur dann, wenn es sich bei den überschüssigen Kilos um Fett handelt.

Im Zusammenhang mit Untergewicht dagegen ist der BMI zumindest ein wenig aussagestärker. Gemeinhin gelten Menschen mit einem BMI von 18,5 oder weniger als untergewichtig. Doch auch hier gibt es Ausnahmefälle, wie etwa bei „Pharmazeutische Zeitung (PZ)“ nachzulesen ist. So können Menschen theoretisch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sein, auch wenn sie ihr Leben lang einen BMI von 18 halten.

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„Guter Stoffwechsel“ oder Unterernährung

Man kennt diese Menschen, die auffällig viel essen können und dabei stets schlank bleiben. Das kann an ihrem höheren Ruhe-Energie-Verbrauch liegen, sie haben sozusagen einen „schnelleren“ oder „besseren“ Stoffwechsel. FITBOOK geht darauf im Beitrag „Die Gründe, warum manche Menschen schneller zunehmen als andere“ genauer ein. In dem Fall jedenfalls ist ein rein rechnerisches Untergewicht kaum ein gesundheitliches Problem. Anders: eine unzureichende Nahrungs- beziehungsweise Nährstoffaufnahme.

Eine buchstäbliche Mangelernährung sieht man Menschen übrigens nicht immer an. So könne „eine übergewichtige Person bei ungünstiger Lebensmittelauswahl im Hinblick auf bestimmte Nährstoffe mangelernährt sein“, heißt es bei „PZ“ weiter.

Bei einer Essstörung oder ausgeprägten Anorexie käme noch eine starke psychologische Komponente hinzu. Dieser Stress hat einen enormen Einfluss auf das Gehirn, was sich dann wieder körperlich darstellt. Im Folgenden gehen wir genauer darauf ein.

Mögliche Hinweise auf Unterernährung

Allgemeine Auffälligkeiten

Bei Menschen, die ihren Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgen, ist oftmals das Abwehrsystem geschwächt – das macht sie anfälliger für Infekte. Weiterhin weisen Betroffene oft Konzentrationsprobleme und Antriebslosigkeit auf, viele von ihnen haben Schlafprobleme.

Gynäkologische Probleme

Wenn eine Frau psychisch krank ist, an Depressionen leidet oder viel Stress hat, würden sich diese eigentlich geistigen Störungen bald auch auf den Körper und seine Funktionen niederschlagen. Das erklärt im Gespräch mit FITBOOK der Gynäkologe Dr. med. Christian Albring. Etwa die Eierstöcke würden vom Gehirn gesteuert, deshalb könnten bei untergewichtigen Frauen verschiedene hormoninduzierte Probleme auftreten.

Das häufigste Symptom derartiger Probleme seien Zyklusschwankungen, manchmal bis hin zum vollständigen Ausbleiben der Periode. Die Konzeptionswahrscheinlichkeit sei dadurch oft verringert, weshalb einige der Betroffenen unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden. Es müsse untersucht werden, ob die Betroffene noch selbst Östrogen produziert. Falls nicht, empfiehlt Dr. Albring die Substitution von Östrogen (gegebenenfalls in Kombination mit Gestagen) mit Hormonpräparaten. „Das ist wichtig, da diese Sexualhormone auch für zahllose andere Funktionen im Körper verantwortlich sind, unter anderem den Knochenaufbau“, erklärt er.

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Männliche Zeugungsfähigkeit beeinträchtigt

Bei Männern ist Untergewicht deshalb nicht weniger problematisch. Wie Urologe Dr. med. Christoph Pies betont, gelten die gleichen möglichen Folgen wie für Frauen – „insbesondere durch die Schwächung des Immunsystems“. Die Zeugungsfähigkeit sei potenziell beeinträchtigt, wofür es jedoch noch keine belastbare Datenlage gibt.

Hautveränderungen

Die geschilderten Hormonverschiebungen zeigen sich mitunter auch auf der Haut. So kann es durch einen Östrogenrückgang zu einem Überschuss an Testosteron kommen, das „männliche“ Sexualhormon. „Das kann bei Frauen Pickelchen auf der Haut verursachen“, berichtet der Dermatologe Dr. med. Timm Golüke im Gespräch mit FITBOOK, „ebenso ist eine vermehrte Behaarung im Gesicht möglich und daneben Haarausfall.“

Nicht zuletzt kommen bei einer unzureichenden Ernährung verschiedene Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe zu kurz. So sei fahle Haut laut Dr. Golüke typisch für einen Eisen– und Vitaminmangel. Fehlt es dem Körper an Flüssigkeit, erkenne man dies auch oft an einem Faltenwurf beziehungsweise an einem Elastizitätsverlust der Haut.

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Gefahren durch Untergewicht

Die geschilderten möglichen Hinweise auf Untergewicht beziehungsweise Unterernährung zeigen bereits verschiedene Gefahren (unter anderem dauerhafte Schäden ihres Fortpflanzungsapparats) auf. Ebenso können die Hormonverschiebungen Frauen auf die Dauer ernstere Krankheiten begünstigen, beispielsweise Osteoporose (Knochenschwund).

Hinzu kommen tagtägliche Risiken, darunter eine höhere Sturzanfälligkeit aufgrund der schlechten Konzentrations- sowie der nachlassenden körperlichen Leistungsfähigkeit. Und: „Bei Personen mit Untergewicht ­steigen Krankenhaus-Liegezeiten und Komplikationsraten an, verlängert sich die Rekonvaleszenz und verschlechtert sich der Immunstatus“, schreibt dazu „PZ“.

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Erst kürzlich berichtete FITBOOK über eine Studie zur Hirnmasse von Unterernährten. Demnach kann ein Nährstoffmangel das Gehirn der Betroffenen schrumpfen lassen. Die Schädigungen seien zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit reversibel, heißt es in der Untersuchung. Doch dafür sei es wichtig, dass beispielsweise Magersüchtige möglichst schnell eine Therapie anfangen, um ihrem Körper auf gesunde Weise wieder zu einem normalen Gewicht zu verhelfen.

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