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Die Studienlage

65 Millionen haben Long Covid – viele Fragen noch offen

Long Covid: Menschenmasse
Obwohl die Coronapandemie mehr und mehr in den Hintergrund rückt, sind die Spätfolgen nicht zu unterschätzen Foto: Getty Images

26.01.2023, 17:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nach fast drei Jahren Coronapandemie ist in unserem Alltag zum größten Teil wieder Normalität eingekehrt. Doch die Nachwirkungen werden weltweit noch lange spürbar sein – besonders für Menschen, die an Long Covid leiden. Laut neuesten Schätzungen soll sich die Zahl hierbei weltweit auf mehr als 65 Millionen belaufen. Ein Forschungsteam hat jetzt die aktuelle Wissenslage zu Long Covid analysiert und fordert dringend weitere Forschung auf dem Gebiet.

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Weltweit rückt die Pandemie zunehmend in den Hintergrund – auch in Deutschland. Die Zahlen sind laut Bundesgesundheitsministerium konstant und teils sogar rückläufig.1 Deshalb entfällt ab dem 02. Februar 2023 nun auch die Maskenpflicht in Zügen und Bussen im Fernverkehr. Damit wird Deutschland als eines der letzten Länder in Europa nach und nach maskenfrei. Dennoch ist das Thema Corona noch lange nicht vom Tisch. Ein Wissenschaftler-Team aus den USA hat gesammelt, was die Forschung in den letzten Jahren über Long Covid herausgefunden hat – und wo es noch Lücken gibt.

Forscher gehen von 65 bis 195 Millionen Long Covid Betroffenen aus

Vor drei Jahren gab es erste Informationen zu einem neuen Virus. Seitdem kam es zu 670 Millionen Coronaerkrankungen und 6,7 Millionen Toten.2 In ihrer Studien-Review haben die Forscher jetzt einmal die Wissenslage zum Coronavirus und Long Covid zusammengefasst und die Zahlen sind immens.

Bei ihrer Auswertung der Studienlage – in denen überwiegend Erwachsene im Fokus der Untersuchungen standen – kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass zehn bis 30 Prozent aller Infizierten eine Folgekrankheit davongetragen haben. Wenn nur Coronapatienten, die im Krankenhaus behandelt werden musste, betrachtet, werden, sind es sogar 50 bis 70 Prozent. Damit bewegen sich die Zahlen in einem Spektrum von 65 bis 195 Millionen Fällen. Die Review umfasst außerdem Studien, die Daten zu den Auswirkungen auf den allgemeinen Körper erhoben haben. Demnach greifen Coronaviren verschiedenste Organe und wichtige Körperfunktionen an.3

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Was weiß man über die Ursachen von Long Covid?

Corona ist nicht, wie anfangs angenommen, eine stärkere Erkältung oder reine Lungenkrankheit. Das Virus greift unseren gesamten Körper an, da es sich rasch vermehrt und schnell in Zellen absetzt. Warum bei manchen Menschen auch nach der überstandener akuter Erkrankung Spätfolgen zurückbleiben, ist noch lange nicht ausreichend verstanden. Studien diesbezüglich stecken noch in den Kinderschuhen, konnten aber erste bedeutende Hinweise liefern.

So hat sich gezeigt, dass das Coronavirus T-Zellen verändert – eine Veränderung, die bei Long-Covid-Patienten auch nach der eigentlichen Genesung von der akuten Erkrankung noch nachzuweisen sind. Auch ein erhöhtes Antikörper-Level scheint eine Rolle zu spielen. Einige Untersuchungen fanden auch eine virale Persistenz vor, die wiederum mit einem erhöhten Risiko für Long Covid einherzugehen scheint. Von viraler Persistenz spricht man, wenn sich ein Erreger im Körper fortlaufend vermehrt oder er für längere Zeit ruhend im Körper verweilt und später wieder aktiv werden kann.4

Was sind die Symptome?

Die Symptomatik reicht von Husten, Geruchsverlust und Kurzatmigkeit hinaus. Insgesamt soll es bis zu 200 verschiedene Symptome geben, mit denen Long Covid einhergehen kann. Des Weiteren kann Long Covid auch mit dem Befall von wichtigen Organen einhergehen. Demnach haben bis zu 70 Prozent aller Patienten während der Erkrankung mit einem singulärem und bis zu 30 Prozent sogar mit multiplem Organbefall zu kämpfen. Durch die Vielzahl der Möglichkeiten für das Virus kommt es auch zu einer Vielzahl von verschiedenen Symptomen, diese treten dann in den ersten vier Wochen nach Krankheitsende auf. Zu den Symptomen zählen unter anderem: Brustschmerzen, Herzrasen, Husten, Atemnot, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erschöpfung, kognitive Beeinträchtigung, Schlafprobleme, Gedächtnisschwund, Tinnitus, Erektionsbeschwerden, so wie eine Änderung des Menstruationszyklus. Bei den gefährdeten Organen handelt es sich neben der Lunge um Milz, Niere, Bauchspeicheldrüse, Magen-Darm-Trakt, Leber, Herz und Gehirn. Auch das zentrale Nervensystem kann erheblich beeinträchtigt werden, so wie unsere Haut.

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Besonders gefährdete Personen

Wie auch bei der eigentlichen Virusinfektion gibt es keine Gesellschaftsgruppe, die nicht befallen werden kann. Dennoch gibt es klare Häufigkeitswechsel zwischen den verschiedenen Gruppen. Die Review zeigt, dass vor allem Menschen im Alter von 36 bis 50 Jahren erkranken. Außerdem sind Menschen mit Immunschwächen und Lungenkrankheiten häufiger betroffen. Auch wer einen besonders schweren Krankheitsverlauf hinter sich hat, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, von Long Covid geplagt zu sein.

Forscher weisen auf Wissenslücken und Notwendigkeit für weitere Studien hin

Die Lücken und unerforschten Probleme liegen laut der aktuellen Studien-Review vor allem im mechanischen Verständnis der Erkrankung. So befindet sich die Forschung wie bereits erwähnt noch am Anfang, wenn es darum geht, wie Long Covid entsteht bzw. was genau die Entstehung verursacht. Fragen, wie wieso genau das Virus an so vielen verschiedenen Stellen im Körper angreift oder wie es unser Immunsystem überhaupt so effektiv überwindet, sind weiterhin ungeklärt. Auch auf die Frage, wie die Viren es schaffen, lange im Körper zu verweilen und anhaltende, schwerwiegende Probleme zu verursachen, gibt es keine genaue Antwort. Da es so eine Vielzahl von Begleiterscheinungen gibt, fordert das Forschungsteam dringlichst die Schulung von Ärzten und angehenden Medizinern und Forschern an Universitäten. Außerdem solle das Vorantreiben der diagnostischen Mittel und mehr Studien zu den Behandlungsmöglichkeiten priorisiert und gewährleistet sein.

Falls Sie vor Kurzem Corona hatten und weiterhin Symptome zeigen, können Sie sich hier über eine mögliche Behandlung informieren.

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Quellen

Themen Coronavirus
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