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Studie

Es gibt nicht nur „Long Covid“! Was man über „Long Cold“ wissen sollte

Long Cold oder chronische Erkältung? Frau putzt sich die Nase
Forscher konnten aufzeigen, dass es offenbar auch so etwas wie „Long Cold“ (in Anlehnung an Long Covid) gibt Foto: Getty Images

16.10.2023, 14:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Seit der Coronapandemie ist vielen Menschen die Bezeichnung „Long Covid“ ein Begriff. Dieses benennt das vielfach nachgewiesene Phänomen, dass Krankheitssymptome auch lange – Wochen, Monate oder sogar länger – nach einer Covid-Erkrankung bestehen bleiben. Laut einer neuen Studie gibt es neben Long Covid aber wohl auch „Long Cold“. FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann erklärt, was die Forscher herausgefunden haben.

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Nicht nur das Coronavirus selbst sowie die von ihm ausgelöste akute Erkrankung beschäftigen Experten weltweit. Auch die als Post Covid und Long Covid bezeichneten Langzeitfolgen stehen im Fokus emsiger Forschung. Denn mit 200 möglichen leichten bis schweren Symptomen kann der Leidensdruck Betroffener enorm sein. Nahm man bisher an, dass diese als „Long Covid“ bekannte chronische Erkrankung spezifisch für Corona sei, scheint dies überraschenderweise nicht der Fall zu sein. So können laut einer aktuellen Studie auch andere Atemwegserkrankungen Langzeitfolgen hervorrufen. Wissenschaftler bezeichnen diese aktuell als „Long Cold“. Dies bedeutet im Deutschen so viel wie „lange Erkältung“, was einer chronischen Erkältung gleichkommen dürfte.

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Langzeitsymptome nicht nur bei Corona möglich?

Das Verständnis rund um die Entstehung und mögliche Ausprägungen von Long Covid haben sich in den vergangenen Jahren verbessert, obwohl weiterhin viele Fragen unbeantwortet sind. Während die Forschung sich einerseits bemüht, diese Lücken zu füllen, stellten sich englische Wissenschaftler parallel noch eine andere Frage: Könnten ähnliche Langzeitfolgen auch mit anderen – nicht durch das Coronavirus ausgelösten – Atemwegsinfektionen einhergehen?

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Das haben die Londoner Forscher untersucht

Um eine Antwort zu finden, analysierten Forscher der University of London Daten der „Covidence UK“-Studie. Diese Langzeitstudie entstand in Zusammenarbeit mehrerer britischer Universitäten, darunter auch die Queen Mary University of London. Sie dient dazu, das Coronavirus, Covid-Erkrankungen sowie Long Covid zu erforschen und den Wissensstand fortlaufend zu erweitern. Teilnehmer dieser Langzeitstudie gaben für den Forschungszweck zahlreiche persönliche Gesundheitsinformationen von sich preis, u. a. ob und wann sie eine Covid-Erkrankung oder andere Atemwegserkrankungen hatten, sowie Details zu ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität, in die auch etwaige Erkrankungssymptome einbezogen wurden.

Für ihre „Long Cold“-Studie werteten die Londoner Wissenschaftler die „Covidence UK“-Daten von 10.171 Personen (Durchschnittsalter 62,8 Jahre) aus.1 Sie interessierte zum einen, wie viele Menschen nach einer Infektion an Langzeitfolgen litten und welche Symptome sie im Speziellen aufwiesen.

Vorkommen und Schwere folgender Symptome wurde untersucht:

  • Husten
  • Schlafprobleme
  • Gedächtnisprobleme
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Muskel- oder Gelenkschmerzen
  • Probleme mit dem Geschmacks- oder Geruchssinn
  • Durchfall
  • Magenprobleme (Bauchschmerzen)
  • Veränderungen der Stimme
  • Haarausfall
  • ungewöhnliches Herzrasen
  • Benommenheit oder Schwindel
  • ungewöhnliches Schwitzen
  • Atemlosigkeit
  • Angst oder Depression
  • Müdigkeit

Zum anderen schauten sich die Studienverantwortlichen an, ob die entdeckten Langzeitfolgen (nur) nach einer Coronainfektion auftraten oder auch nach anderen Atemwegserkrankungen, die nicht von dem Coronavirus verursacht worden waren. Zum Vergleich analysierten sie Daten einer Kontrollgruppe, also von Personen, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung weder kürzlich (mehr als vier Wochen zuvor) an Covid noch an einer sonstigen Infektion der Atemwege erkrankt waren.

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Neben Long Covid scheint es auch „Long Cold“ zu geben

Von den Personen, deren Daten analysiert wurden, hatten 1311 eine Covid-Infektion hinter sich, während 472 eine nicht mit dem Coronavirus in Verbindung stehen Atemwegsinfektion hatten.

Tatsächlich zeigte sich, dass auch Probanden, die an einer „Nicht-Covid-Atemweginfektion“ erkrankt waren, Wochen später noch unter Beschwerden litten. Zudem waren die Symptome in Art und Häufigkeit fast deckungsgleich mit denen, die bei Personen nach einer Coronainfektion auftraten.

Einige Long-Covid-Symptome scheinen nach aktuellen Erkenntnissen bei „Long Cold“-Betroffenen jedoch keine Rolle zu spielen:

  • Muskel- oder Gelenkschmerzen
  • Probleme mit dem Geschmacks- oder Geruchssinn
  • Haarausfall

Die häufigsten „Long Cold“-Symptome

In einer Pressemitteilung erklärte die an der Studie beteiligte Forscherin Giulia Vivaldi zudem, welche Symptome laut der Analyse im Zusammenhang mit „Long Cold“ am häufigsten noch bis zu elf Wochen später vorhanden waren:2

  • Husten
  • Magenschmerzen
  • Durchfall

Ein wichtiger Unterschied: Die aktuelle Studie deutet darauf hin, dass die als „Long Cold“ bezeichnete chronische Erkältung womöglich weniger schwer und langanhaltend verläuft als Long Covid.

Langzeitfolgen offenbar ein generelles Phänomen nach Atemwegsinfektionen

Mit ihrer Forschungsarbeit wollen die Wissenschaftler aus London darauf aufmerksam machen, dass Long Covid ähnliche Spätfolgen nicht nur im Rahmen von Corona ein wichtiges Thema sind. Auch „gewöhnliche“ Erkältungen scheinen chronisch werden zu können. Weitere Forschung auf dem Gebiet sei notwendig, um solche Post-Infektions-Syndrome besser zu verstehen, zu erkennen und behandeln zu können.

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Quellen

Themen Coronavirus Erkältung
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