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Ursachen, Behandlung, Prognose

Welche Symptome deuten auf Lymphdrüsenkrebs hin?

Frau mit geschwollenem Lymphknoten
Lymphdrüsenkrebs äußert sich druch stark geschwollene Lymphknoten. Foto: Getty Images
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19.06.2022, 18:31 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Jeder kennt geschwollene, schmerzende Lymphknoten in Krankheitsphasen. Schwellen die Lymphknoten allerdings schmerzlos an, kann das ein Hinweis auf Lymphdrüsenkrebs sein. Eine bösartige Erkrankung, die unspezifische Beschwerden verursacht.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Enrico Zessin, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin und Sportmedizin, Verbandsarzt Deutscher Leichtathletik Verband und Diplom-Molekularbiologe

Das Lymphsystem ist Teil des Abwehrsystems des Körpers und für die Bekämpfung von Infektionen verantwortlich. Es besteht aus einer Reihe von Lymphknoten und -gefäßen, die die Lymphflüssigkeit, welche Infektionen-bekämpfende weiße Blutkörperchen enthält, durch den Körper transportieren. Durch das Lymphsystem werden Fremdkörper und andere schädliche Stoffe gefiltert und zerstört. Lymphdrüsenkrebs ist ein allgemeiner Begriff für eine Krebserkrankung im Lymphsystem. An welchen Symptomen man Lymphdrüsenkrebs erkennt, weiß FITBOOK.

Welche Symptome deuten auf Lymphdrüsenkrebs hin?

In den frühen Stadien verursacht Lymphdrüsenkrebs so gut wie keine Symptome. Einzig geschwollene Lymphknoten können ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Sie können an den Lymphknoten an Hals, Achselhöhle, Bauch, Leiste, obere Brust und sogar hinter dem Brustbein auftreten. Dazu kommt, dass Anzeichen eines frühen Lymphoms sehr unspezifisch sind:1

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • starkes Kältegefühl
  • Schüttelfrost
  • Fieber
  • Kurzatmigkeit
  • Juckreiz
  • Appetitlosigkeit
  • Magenschmerzen
  • schmerzlose, anhaltende Schwellungen der Lymphknoten

Ebenso kann es zu der sogenannten B-Symptomatik kommen:

  • Fieber
  • Nachtschweiß
  • Gewichtsabnahme

Im späteren, fortgeschrittenen Verlauf, bei welchem auch das Knochenmark befallen ist, können noch weitere Symptome hinzukommen, wie Blutarmut, Infekt- und Blutungsneigung. Je nach Organ- und Gewebe-Befall können auch Beschwerden wie Husten, Atembeschwerden, Bauch-, Knochen- und Gelenkschmerzen und Verdauungsbeschwerden auftreten.

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Arten von Lymphdrüsenkrebs

Es gibt verschiedene Typen von Lymphomen, die sich darin unterscheiden, welche Zellarten betroffen sind und wie die Erkrankung verläuft. Man unterscheidet die zwei Haupttypen Hodgkin-Lymphom (Hodgkin-Krankheit, Morbus-Hodgkin) und das Non-Hodghin-Lymphom (NHL).

Hodgkin-Lymphom (Morbus Hodgkin)

Beim Hodgkin-Lymphom handelt es sich um ein bösartiges (malignes) Lymphom, das von entarteten Lymphzellen, um genau zu sein vom B-Lymphozyten ausgeht. Die B-Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind zusammen mit den T-Zellen wichtiger Teil des menschlichen Immunsystems. Die Abwehrzellen produzieren Antikörper gegen Krankheitserreger, Bakterien und Viren. Der Unterschied zwischen dem Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphom lässt sich nur unter dem Mikroskop erkennen. Bei Ersterem lassen sich sogenannte „Reed-Sternberg-Zellen“ nachweisen, mehrkernige Riesentumorzellen, die beim Non-Hodgkin-Lymphom nicht vorkommen.

Non-Hodgkin-Lymphom

Findet man keine „Reed-Sternberg-Zellen“, werden eine Vielzahl an unterschiedlichen Typen von bösartigen Tumorerkrankungen des lymphatischen Systems unter „Non-Hodgkin-Lymphome“ (NHL) zusammengefasst. Auch hier entstehen Lymphome durch entartete B-Lymphozyten und in weniger Fällen auch T-Lymphozyten, die für die Virusabwehr verantwortlich sind. Non-Hodgkin-Lymphome unterteilt man in niedrigmaligne und hochmaligne, also hochgradig böse NHL. Bei Letzteren breiten sich schnell wachsende entartete Zellen vom Ursprungsort – häufig einer der Lymphknoten – im ganzen Körper aus und befallen andere Organe und Gewebe.2,3,4

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Welche Ursachen stecken hinter der Erkrankung?

Die Krebserkrankung entsteht also, wenn Lymphzellen, beispielsweise in der Milz oder in Stammzellen im Knochenmark unkontrolliert wachsen. Welcher Auslöser genau dahintersteckt ist allerdings bis dato noch nicht bekannt. Man hat in der Wissenschaft lediglich eine Kombination aus Faktoren ausmachen können, die möglicherweise das Risiko, an Lymphdrüsenkrebs zu erkranken, erhöhen. Das sind bei einem Hodgkin-Lymphom:

Bei einem Non-Hodgkin-Lymphom können zusätzlich diese Risikofaktoren ursächlich sein:

  • bestimmte Autoimmunerkrankungen, wie z. B. Rheuma
  • eine Infektion mit Hepatistis B und C
  • der „Magenkeim“ Helicobacter pylori
  • chemische Substanzen, wie bestimmte Pestizide
  • radioaktive Strahlung
  • höheres Alter
  • starkes Übergewicht

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Wie diagnostiziert man?

Wenn ein Arzt eine auffällige Schwellung oder ein anderes Symptom entdeckt, wird er bei Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs eine Biopsie des vermeintlichen Lymphoms anordnen. Dabei werden Zellen aus den vergrößerten Lymphknoten entnommen und an einen Spezialisten, einen sogenannten Hämatopathologen, geschickt, der die Zellen untersucht, d. h., feststellt, ob es sich um ein Lymphom handelt und wenn ja, welcher Zelltyp vorliegt.

Im Falle, dass es sich tatsächlich um Lymphom-Zellen handelt, müssen weitere Tests gemacht werden, um herauszufinden, wie weit die Krebserkrankung fortgeschritten ist, also in welchem Stadium sie sich befindet. Das erfolgt über Röntgenuntersuchungen, Untersuchungen des Gehalts der weißen und roten Blutkörperchen über Bluttests, Untersuchungen der Zellen und des Gewebes der Lymphknoten, des Knochenmarks sowie Ultraschalluntersuchungen.5,6,7

Einstufung von Lymphomen

Die Krankheitsstadien einer Lymphdrüsenkrebserkrankung teilte man in vier Stadien ein:

  • 1. Stadium: Beteiligung einer einzelnen Lymphknotenregion oder eines eingegrenzten Bereichs außerhalb des lymphatischen Systems
  • 2. Stadium: Beteiligung von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf der gleichen Seite des Zwerchfells
  • 3. Stadium: Beteiligung von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells oder von Organen außerhalb des lymphatischen Systems
  • 4. Stadium: örtlich nicht begrenze Beteiligung eines oder mehrerer nicht lympathischer Organe, wie Lunge, Leber oder dem Knochenmark, mit oder ohne Befall der Lymphknoten

Zudem stufen Ärzte NHL-Tumore auch nach der Schnelle des Wachstums ein. Niedrig-maligne Lymphome wachsen langsam und sind weniger bösartig. Hoch-maligne Lymphome sind bösartig, aggressiv und wachsen sehr schnell.8

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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei einer Behandlung von Lymphdrüsenkrebs werden in der Regel mehrere Fachärzte zur Behandlung hinzugezogen oder in einer hämatologisch-onkologischen Station in einer Universitätsklinik behandelt. Je nachdem, welcher Typ und wie weit fortgeschritten das Lymphom ist, erstellt man einen individuellen Therapieplan, bei welchem auch Alter und allgemeiner Gesundheitszustand berücksichtigt werden.

Therapieansätze sind vielfältig und in vielen Fällen erfolgversprechend. Behandlungen, die bei Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphom infrage kommen, sind unter anderem:

  • Strahlentherapie, zur Schrumpfung und Abtötung der Krebszellen
  • Chemotherapie
  • Immuntherapie
  • Antikörpertherapie
  • in bestimmten Fällen eine Stammzell-Transplantation

Oft wird bzw. muss ein Therapieansatz mit einem anderen kombiniert werden, damit eine Behandlung anschlagen kann. So kann eine Stammzell-Transplantation nur mit Chemotherapie funktionieren.

Häufigkeit und Prognosen der Erkrankung

Die Krebserkrankung ist in Deutschland relativ selten. Ein Hodgkin-Lymphom macht bei Männern und Frauen nur ca. 0,5 Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland aus. Dabei erkrankten die Männer im Schnitt mit etwa 46 Jahren und die Frauen mit 43 Jahren. Auch die Non-Hodgkin-Lymphome sind relativ selten. 2018 erkrankten in Deutschland 8280 Frauen und 10.190 Männer an Lymphdrüsenkrebs. Im Vergleich dazu erkrankten im selben Jahr rund 70.000 Frauen an Brustkrebs und rund 34.000 Männer an Darmkrebs.9,10

Grundsätzlich hängt es wesentlich vom Typ und Stadium der Erkrankung ab, inwieweit Lymphdrüsenkrebs heilbar ist. Auch das Alter und der Gesundheitszustand eines Patienten spielen bei der Behandlung eine Rolle. Bei einem Hodgkin-Lymphom ist für viele Erkrankte eine Heilung möglich. Die Fünf-Jahre-Überlebensrate liegt bei Frauen bei etwa 91 Prozent, bei Männern bei 81 Prozent. Leider sind die Heilungschancen bei einem Non-Hodgkin-Lymphom etwas schlechter, da einige der NHL-Typen sehr aggressiv sind und schnell wachsen. Etwa 71 Prozent der Frauen und 70 Prozent der Männer überleben nach einer Diagnose die folgenden fünf Jahre.11,12,13,14

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Kann man Lymphdrüsenkrebs vorbeugen?

Da es nicht ganz klar ist, was genau Lymphdrüsenkrebs verursacht, kann man auch nicht mit Klarheit sagen, wie man das Risiko einer Erkrankung am besten minimiert. Grundsätzlich sollte man jede Form der Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen und bei Auffälligkeiten an den Lymphdrüsen und Symptomen, die auf Lymphdrüsenkrebs hinweisen könnten, einen Arzt aufsuchen. Zudem sollte man einen allgemein gesunden Lebensstil führen, um jegliche Form des Krankheitsrisikos zu minimieren. Das heißt, eine gesunde Ernährung pflegen, gar nicht bis wenig Alkohol trinken, sich ausreichend bewegen und nicht rauchen.

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Quellen

Themen: Krankheiten Krankheiten A bis Z Krebs
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