10. September 2024, 13:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Begriff Chemotherapie beschreibt eine medikamentöse Behandlung mit dem Ziel, Krebszellen zu zerstören. Erfahren Sie bei FITBOOK mehr über die verschiedenen Formen einer Chemotherapie, was genau dabei passiert und wie es für die Patienten nach Beendigung der Behandlung weitergeht.
Die Chemotherapie gehört zu den bekanntesten Maßnahmen im Kampf gegen Krebserkrankungen. Sie beschreibt die Vergabe spezieller Medikamente – sogenannter Zytostatika. Es handelt sich hierbei um Zellgifte, die Krebszellen zerstören sollen, indem sie deren Teilung verhindern.1 Diese Wirkung haben sie auch auf gesunde Zellen im Körper, weshalb eine Chemotherapie mit Nebenwirkungen einhergeht. Dennoch ist ihr Einsatz bei vielen Krebserkrankungen notwendig, und wird beispielsweise bei Brustkrebs auch zunehmend vorbeugend sowie im Vorfeld einer Operation empfohlen.2
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Übersicht
Was passiert bei einer Chemotherapie?
Vor der Chemotherapie steht die gründliche Diagnostik der Krebserkrankung und daneben die Ermittlung des grundsätzlichen Gesundheitszustands des Patienten. Im nächsten Schritt legen die behandelnden Ärzte gemeinsam das zu verwendende Präparat – es gehören mehr als 100 verschiedene Medikamente zur Chemotherapie – und hierfür die geeignete Dosis fest, ebenso die Menge und Dauer der einzelnen Zyklen.3 An einer solchen sogenannten Tumorkonferenz nehmen Onkologen und Vertreter weiterer Fachdisziplinen teil.
Eine Chemotherapie kann zwischen mehreren Wochen und Monaten dauern. In vielen Fällen erfolgt sie in Kombination mit einer Strahlentherapie.
Ablauf
Patienten erhalten Zytostatika meist per Infusion, und diese bei länger laufenden Behandlungen über eine tragbare Pumpe bzw. einen Zugang im Bereich des Schlüsselbeins, der hierfür im Rahmen eines kleinen Eingriffs implantiert werden muss. Manchmal werden Zytostatika gespritzt und daneben gibt es sie auch in Tablettenform. Die Substanzen verteilen sich je nach Art der Verabreichung über das Blut oder aus dem Verdauungstrakt im ganzen Körper. So erklärt es sich, dass auch gesunde Zellen Schaden nehmen können. Da sich Krebszellen besonders schnell teilen und vermehren, reagieren sie stärker auf die Wirkstoffe. Die durchschnittlich drei- bis vierwöchigen Zyklen einer Chemotherapie sind in Behandlungs- und Erholungsphasen aufgeteilt.
Verschiedene Formen der Chemotherapie
Im Rahmen der verschiedenen Formen der Chemotherapie sind regelmäßige Untersuchungen üblich, um die Wirksamkeit der Behandlung beurteilen zu können. Abhängig davon wie auch von der Ausprägung etwaiger Nebenwirkungen kann eine Anpassung der Behandlung erwogen werden.
Adjuvante Therapie
Die adjuvante Chemotherapie ist eine unterstützende Behandlungsmaßnahme und vor allem bei Darmkrebs gängig. Sie soll Krebszellen bekämpfen, die nach einer Tumoroperation im Körper verblieben sind, und so die Chancen auf Heilung weiter erhöhen.4
Neoadjuvante Chemotherapie
Bei Tumoren, die aufgrund ihrer Größe nicht direkt operiert werden können, kann eine neoadjuvante Therapie sinnvoll sein. Sie soll den Tumor verkleinern und so den Eingriff erleichtern.
Kurative Therapie
Die vor allem in frühen Krebsstadien übliche kurative Chemotherapie (vom lateinischen Verb „curare“ = „heilen, pflegen“) soll die dauerhafte Heilung erzielen und in dieser Absicht sämtliche Tumorzellen beseitigen.
Palliative Chemotherapie
Diese Form kommt bei weit fortgeschrittenem Krebs, der aller Wahrscheinlichkeit nicht heilbar ist, zum Einsatz. Mit der palliativen Chemotherapie will man den Tumor bestmöglich am Wachsen hindern und so die Symptome des Patienten lindern, um seine Lebensqualität zu erhöhen.
Erhaltungstherapie
In dieser Form soll die Chemotherapie den Erfolg einer Behandlung nachhaltig erhalten, sprich die Erkrankung unter Kontrolle halten. Sie will verhindern oder zumindest verzögern, dass der Krebs zurückkommt.
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Nebenwirkungen einer Chemotherapie
Auch wenn die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte dabei gemacht hat, die früher noch sehr schweren Nebenwirkungen zu reduzieren, ist eine Chemotherapie immer mit gewissen ungewollten Begleiterscheinungen verbunden. Es kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein, welche der möglichen Beschwerden auftreten, wann sie es tun und in welcher Intensität.
Zu den immer noch häufigsten Nebenwirkungen von Chemotherapien zählen Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen) sowie Haarausfall. Grund dafür ist, dass sich die Zellen der Magen-Darm-Schleimhaut und die im Bereich der Haarwurzeln schnell vermehren und daher empfindlich auf Zytostatika reagieren. Es gibt Medikamente, mit denen sich Nebenwirkungen relativ gut lindern lassen.
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Wie geht es danach weiter?
Bei der Nachsorge einer Chemotherapie geht es allgemein darum, zu kontrollieren, ob der Krebs zurückgekommen ist. Die Länge der Nachsorge hängt unter anderem von der behandelten Krebsart und vom Krankheitsverlauf ab – man kann im Schnitt von rund fünf Jahren ausgehen. Auch zielen die Untersuchungen auf mögliche Spät- bzw. Langzeitfolgen der Behandlung ab. Zwar lassen die meisten Nebenwirkungen nach Beendigung einer Chemotherapie nach. Doch die Medikamente enthalten verschiedene potenziell herz-, lungen- und nervenschädigende Substanzen. Bei beispielsweise so ausgelösten Polyneuropathien (= gestörte Reizweiterleitung der Nerven, mit der Folge von u. a. Empfindungsstörungen) kann Physiotherapie dabei helfen, die typischen Beschwerden zu lindern. Bei einem über die abgeschlossene Chemotherapie hinaus anhaltenden Fatigue-Syndrom (anhaltende Erschöpfung) empfehlen sich moderater Ausdauersport, gegebenenfalls kognitives Training und Ergotherapie.