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Gesundheit

Diese beliebten Medikamente können die Nieren auf Dauer schädigen 

Medikamente Nieren: Eine Auswahl an Tabletten
Wer Medikamente einnimmt, sollte sich über mögliche Nebenwirkungen bewusst sein und bei entsprechenden Anzeichen einen Arzt konsultieren Foto: Getty Images

04.04.2023, 15:10 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Sie sind in vielen Arzneischränken zu finden und sollen Betroffenen etwa bei Kopfschmerzen oder Infektionen helfen. Doch können manche dieser alltäglichen Medikamente tückisch sein – und die Nieren angreifen. FITBOOK erklärt, um welche Medikamente es sich handelt und wer besonders gefährdet ist.

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Aspirin, Ibuprofen, Antibiotika oder Blutdrucksenker – eins oder mehrere dieser Mittel haben wohl die meisten von uns bei Beschwerden schon eingenommen. Allein Letztere sind in vielen deutschen Haushalten Normalität. Schließlich leidet jeder dritte Mensch in Deutschland Schätzungen zufolge an Bluthochdruck.1 Doch Vorsicht ist geboten. Denn wo die Medikamente an einer Stelle helfen, können sie woanders Schaden verursachen – nämlich an den Nieren. Darauf weisen Studien und Experten hin.

Wer besonders gefährdet ist

Über 60-Jährige und gesundheitlich vorbelastete Menschen sind besonders gefährdet, Nierenschäden durch Arzneimittel zu erleiden. Zu den Vorbelasteten zählen jene, die bereits an einer Niereninsuffizienz oder an Erkrankungen wie Volumenmangel2, Diabetes, Herzinsuffizienz oder Blutvergiftung erkrankt sind.3

Doch auch Personen, die nicht zu diesen Risikogruppen gehören, können der Gefahr ausgesetzt sein, wenn sie Medikamente etwa zu lange oder zu hoch dosiert einnehmen. Riskant ist auch die Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten, ohne vorher ärztlichen Rat einzuholen.

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Mögliche Anzeichen dafür, dass Medikamente die Nieren geschädigt haben

Medikamente können Nierenerkrankungen begünstigen oder selbst Schaden an den Nieren verursachen. Dies kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar machen.4 Welche es sind, hängt von den Medikamenten ab, die die Nieren geschädigt haben, sowie von der Art des Nierenschadens.

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, generelles Krankheitgsgefühl
  • Wassereinlagerungen
  • Atemnot
  • Reduzierte Harnausscheidung, daraus resultierend Fieber und Harnwegsinfektioinen
  • Blutdruckabfall
  • Herzrasen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Blässe, kränkliches Aussehen
  • Haarausfall
  • Zitteranfälle
  • Krämpfe

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Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind Medikamente, die entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzlindernd wirken. Dazu zählen beliebte Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS), der in Aspirin enthalten ist, Ibuprofen und Diclofenac.5 Laut der Forschung haben Medikamente mit diesen Wirkstoffen Einfluss auf die Funktion der Nieren und können unter Umständen – besonders im Fall vorhandener zusätzlicher Risikofaktoren – zu Nierenschäden führen.6

Eine Studie aus dem Jahr 2019 konnte zudem aufzeigen, dass nicht nur ältere oder vorbelastete Menschen für eine medikamentenbedingte Nierenschädigung gefährdet sind – sondern etwa auch sportlich aktive Menschen mittleren Alters. Wobei erwähnt werden sollte, dass diese hohe Dosen NSAR eingenommen hatten.7

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Antibiotika

Antibiotika sind laut Forschung für viele Fälle von Nierenschäden durch Medikamente verantwortlich – nicht nur, aber vor allem bei der Behandlung von Erkrankungen im Krankenhaus.8,9 Dort wird bei der Gabe der Medikamente daher genau auf die Auswirkung auf die Nieren geachtet.

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Magen-Darm-Medikamente

Ebenfalls mit Nierenschäden in Verbindung gebracht werden Protonenpumpeninhibitoren, zu denen u. a. die Wirkstoffe Omeprazol und Lansoprazol zählen.9,10 Eine Studie konnte aufzeigen, dass sie das Risiko für chronische Nierenerkrankungen erhöhen.11

Protonenpumeninhibitioren senken die Sekretion von Magensäure und kommen bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Beschwerden zum Einsatz. Darunter fallen:12

  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Refluxkrankheit (entzündliche Erkrankung der Speiseröhre)
  • Geschwür der Magenschleimhaut
  • Zum Schutz des Magens bei einer Dauertherapie mit den zuvor erwähnten NSAR.

Blutdruck-Medikamente

Blutdruck-Medikamente, darunter ACE-Hemmer, die bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz helfen, zählen zu Medikamenten, für die es kaum Alternativen gibt. Bedeutet: Patienten, die auf sie angewiesen sind, können sie nicht einfach absetzen – auch wenn sie laut Forschungserkenntnissen zu Nierenschäden führen können.13

Gerade, weil diese Medikamente von vielen Patienten aber nicht einfach nicht eingenommen werden können, sei das Verständnis für die Wirkung der Medikamente umso wichtiger. Das betont Maria Luisa Sequeira-Lopez, vom Department of Pediatrics and Child Health Research Center der UVA in einer Mitteilung zur Studie: „Unsere Studien zeigen, dass reninproduzierende Zellen für die Schäden verantwortlich sind. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, zu verstehen, wie diese Zellen, die so wichtig sind, um uns vor Blutdruckabfall zu schützen und unser Wohlbefinden aufrechtzuerhalten, eine solche Umwandlung erfahren und Nierenschäden verursachen. Wir müssen herausfinden, welche Stoffe diese Zellen produzieren, die zu einem unkontrollierten Gefäßwachstum in der Niere führen.“14

Nahrungsergänzungsmittel

Neben Medikamenten können auch andere Wirkstoffe schädlich für die Nieren sein. Wer etwa Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, sollte genau auf die Inhaltsstoffe achten. Da sie außerdem in Wechselwirkung mit Medikamenten treten können, ist es zudem wichtig, den behandelnden Arzt, der ein Medikament verschreibt, über die Einnahme des Supplements zu informieren. Auf welche Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln man achten sollte, hat eine Meta-Analyse herausgefunden.15 Die Nieren schädigen, können demnach:

  • Chrompicolinat 
  • Weidenrinde
  • Pfennigkraut
  • Hydrazinsulfat
  • Aristolochiasäure
  • Schwermetalle

Einschätzung eines Mediziners

FITBOOK hat bei Dr. med. Matthias Riedl, Internist und Ernährungsmediziner mit Schwerpunkt Diabetologie am medizinischen Fachzentrum Medicum Hamburg, nachgefragt. Auch er weiß um mögliche Zusammenhänge zwischen Medikamenten und geschädigten Nieren. Er erklärt uns: „Nebenwirkungen können selten gleich bei der ersten Einnahme auftreten. Häufiger stellen sich die Nierenschädigungen erst bei längerer Einnahme ein. Dies gilt insbesondere für Schmerzmittel. Hier steigt das Risiko mit der Dosis und der Einnahmedauer extrem an. Der Grund: Die Nierendurchblutung wird reduziert und das begünstigt in Extremfällen ein Nierenversagen. Gefährdet sind besonders Freizeitsportler, die intensiv Sport betreiben wie Marathon. Allerdings sind auch Fälle von Spitzensportlern bekannt, die unter ärztlicher Kontrolle solche Medikamente in hohen Dosen über lange Zeit bekommen haben.“

Neben der Dosierung spielt auch die Kombination verschiedener Medikamente eine Rolle für das Risiko, Schaden zu nehmen. „Bei mehr als fünf verschiedenen Medikamenten wird die Abschätzung von Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen immer schwieriger“, betont Riedl. Generell rät der Mediziner Menschen mit bereits bestehenden Nierenschäden, ihre Ärzte immer aktiv auf diese Situation hinzuweisen, besonders wenn die Einnahme neuer Arzneien im Raum stehe.

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Quellen

Themen Medikamente
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