6. Juni 2025, 16:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Ergebnisse einer neuen Studie deuten darauf hin, dass eine Supplementierung mit Vitamin D den altersbedingten Abbau bestimmter zellulärer Schutzstrukturen verlangsamen könnte. Somit könnte die Einnahme womöglich die Entstehung verschiedener Erkrankungen verhindern und die biologische Alterung verlangsamen. Erfahren Sie hier Details zur Untersuchung.
Vitamin D gilt inzwischen fast schon als Wundermittel. Das fettlösliche Vitamin, das gleichzeitig ein Hormon ist, hat zahlreiche bemerkenswerte positive Eigenschaften für die Gesundheit. Zu den wichtigsten zählen stärkende Effekte auf das Immunsystem, der Schutz der Knochengesundheit sowie vor Depressionen und bestimmten Herzerkrankungen.1 Daneben kam eine Studie aus der Schweiz zu dem Ergebnis, dass Vitamin D – zumindest in Kombination mit Omega-3-Fettsäuren und regelmäßigem Training – epigenetische Alterungsprozesse verlangsamen kann (FITBOOK berichtete).2 Die Ergebnisse einer neuen Studie rücken wiederum speziell den Einfluss von Vitamin D auf die Alterung in den Fokus.3
Übersicht
Studie zum Einfluss von Vitamin D auf die Alterung
Frühere Studien hatten Hinweise dafür geliefert, dass eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren möglicherweise zur Erhaltung bestimmter zellulärer Schutzmechanismen beitragen könne.4,5 Der Effekt betraf die Telomere: spezielle Schutzstrukturen an den Enden der Chromosomen. Sie bewahren das Erbmaterial bei jeder Zellteilung vor Abbau und Beschädigung. Sie selbst enthalten keine genetische Information, sind aber entscheidend für die Stabilität der DNA. Ihre Länge gilt als Marker für das biologische Alter eines Menschen.
Die aktuelle, auf den genannten Erkenntnissen aufbauende Untersuchung wurde im Rahmen der groß angelegten VITAL-Studie durchgeführt.6 Diese prüft, ob die tägliche Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren das Risiko für chronische Erkrankungen (z. B. Krebs, Autoimmunerkrankungen oder Diabetes) senken kann. Die hier betrachtete Unteranalyse konzentriert sich speziell auf den Einfluss von Vitamin D auf zelluläre Alterungsprozesse. Besonders von Interesse: die Veränderung der Telomerlänge.
Details zur Untersuchung
Die Forscher rekrutierten 1000 US-amerikanische Teilnehmer der VITAL-Studie, die das 50. Lebensjahr bereits überschritten hatten. Per Zufallsprinzip wiesen sie die Probanden einer von vier Gruppen zu. Je nach Untersuchungsgruppe erhielten die Probanden über einen Zeitraum von rund fünf Jahren Vitamin-D-Präparate, Omega-3-Fettsäuren, eine Kombination aus beiden oder ein Placebo. Zu Untersuchungsbeginn sowie jeweils nach zwei und vier Jahren wurde den Studienteilnehmern Blut entnommen. Zusätzlich analysierten die Forscher die Telomerlängen in den Leukozyten (weiße Blutkörperchen). So wollten sie mögliche Veränderungen im Laufe der Zeit in Abhängigkeit von der Einnahme der jeweiligen Nahrungsergänzungsmittel erfassen.
Für die statistische Auswertung nutzten die Forscher spezielle Modelle, die verschiedene Einflussfaktoren berücksichtigten. Hierzu zählten der Body-Mass-Index (BMI), die Einnahme von z. B. cholesterinsenkenden Medikamenten, Diabetes und Bluthochdruck. Zudem führten sie explorative Subgruppenanalysen durch. Diese zusätzlichen Auswertungsmethoden erlauben Rückschlüsse darauf, ob bestimmte Gruppen innerhalb der Studie unterschiedlich auf eine Behandlung reagieren.
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Auswertung zeigt Einfluss von Vitamin D auf Alterung
Die Forscher stellten fest, dass die Telomerlänge in der Gruppe, die Vitamin D erhielt, über einen Zeitraum von vier Jahren weitgehend stabil blieb. Verglichen mit der Placebo-Gruppe reduzierten Vitamin-D3-Präparate die Verkürzung der Telomere um rund drei Jahre. Interessant: Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren zeigte in dieser Untersuchung keinen messbaren Einfluss auf die Telomerlänge – anders als der oben kurz erwähnten Untersuchung.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gezielte Vitamin-D-Supplementierung eine vielversprechende Strategie sein könnte, um dem biologischen Alterungsprozess entgegenzuwirken“, erklärte Erstautor Dr. Haidong Zhu vom Medical College of Georgia in einer Pressemitteilung.7 Es sei jedoch noch weitere Forschung nötig, um die Erkenntnisse zu untermauern.

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Einschränkungen und offene Fragen
Einschränkend sollte man erwähnen, dass es sich um eine Post-hoc-Analyse handelte. Das bedeutet: Bei der ursprünglichen Untersuchung, deren Daten verwendet wurden, war die Frage nach der Wirkung von Vitamin D auf die Telomerlänge nicht als Hauptziel definiert worden. Zudem waren alle Teilnehmer 50 Jahre alt oder älter. Die Ergebnisse sind somit schwer auf jüngere Menschen übertragbar. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die Telomerlänge nur einer von verschiedenen Markern für die biologische Alterung ist. Es ist auch ungewiss, ob sich die ermittelten Veränderungen durch die Einnahme von Vitamin D auf das Risiko für konkrete Krankheitsereignisse niederschlagen.
Es bleiben noch mehr Fragen offen, u. a. nach dem Dosiseffekt. Auf Basis der Ergebnisse sollte man keinesfalls davon ausgehen, dass die Einnahme hoher Mengen an Vitamin D die Alterung effektiv aufhält. Zumal mit einer Überdosierung verschiedene gesundheitliche Risiken einhergehen können, darunter ein erhöhter Kalziumspiegel (Hyperkalzämie).8 Dieser kann in schweren Fällen zu Nierenschäden, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zum Tod führen.