Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, seinen Fleischkonsum zu reduzieren: Tierwohl, Klimawandel, Gesundheit – um nur einige zu nennen. Letzteres bestätigt nun eine Langzeitstudie zu Krebserkrankungen.
Die groß angelegte Studie der University of Oxford umfasste rund 500.000 Teilnehmer, die über einen Zeitraum von elf Jahren beobachtet wurden. Dem Ergebnis zufolge kann eine fleischarme Ernährung das Krebsrisiko nachweislich senken.
Übersicht
Studie mit rund 500.000 Teilnehmern
Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf die Daten von 472.377 Briten aus der UK Biobank zurück, einer biomedizinische Datenbank und Forschungsressource. Die Teilnehmer wurden basierend auf Fragen zu ihrer Ernährung in drei Kategorien eingeteilt:
- regelmäßige Fleischesser (247.571 Teilnehmer, entspricht 53 Prozent, essen mehr als fünf Mal pro Woche Fleisch)
- seltene Fleischesser (205.385 Teilnehmer, entspricht 44 Prozent, essen fünf Mal oder weniger pro Woche Fleisch)
- Pescetarier (10.696 Teilnehmer, entspricht knapp über 2 Prozent, essen Fisch)
- Vegetarier und Veganer (8685 Teilnehmer, entspricht knapp unter 2 Prozent, essen weder Fleisch noch Fisch)
Bei der Rekrutierung waren alle Probanden krebsfrei. Anschließend wurden die Krankenakten der Teilnehmer elf Jahre lang beobachtet. Berücksichtigt wurden dabei auch andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchen, Alkoholkonsum und soziodemografischer Status.
Welche Ernährung steht im Zusammenhang mit geringerem Krebsrisiko?
Nach durchschnittlich 11,4 Jahren wurden die Krankenakten der Studienteilnehmer ausgewertet. Dabei wurden 54.961 Krebserkrankungen festgestellt. Bezogen auf die Ernährungsgewohnheiten der Probanden konnte festgestellt werden: Im Vergleich zu regelmäßigen Fleischessern war das Krebsrisiko bei Menschen mit fleischarmer Ernährung um 2 Prozent, bei Pescetariern um 10 Prozent und bei Vegetariern um 14 Prozent geringer.
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Risiko für spezifische Krebserkrankungen sinkt
In Großbritannien, wo die Studie durchgeführt wurde, sind Darmkrebs, Brustkrebs und Prostatakrebs die häufigsten Arten von Krebs. Auch in Deutschland erkranken Männer am häufigsten an Prostatakrebs, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs, Frauen an Brustkrebs, gefolgt von Darm- und Lungenkrebs. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen liegt bei 492.000 (Stand 2017/2018).2
Unter den Probanden gab es 5882 Darmkrebsfälle, 7537 Fälle von postmenopausalem Brustkrebs und 9501 Mal Prostatakrebs. Dabei konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen Krebsaufkommen und Ernährungsweise festgestellt werden.
Darmkrebs
So hatten Personen mit einer fleischarmen Ernährung ein 9 Prozent geringeres Krebsrisiko für Darmkrebs, als Personen, die regelmäßig Fleisch konsumierten. Dieses Ergebnis deckt sich mit einer 2015 veröffentlichten Studie, die ergab, dass vor allem eine höhere Aufnahme von verarbeitetem Fleisch mit einem gesteigerten Darmkrebsrisiko verbunden ist.3
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Brustkrebs
Frauen, die sich vegetarisch ernährten, hatten ein um 18 Prozent geringeres Risiko für postmenopausalen Brustkrebs, als regelmäßige Fleischesserinnen. Wie die Studienautoren erklären, könnte der Grund dafür auch das generell niedrigere durchschnittliche Körpergewicht von Vegetarierinnen sein. So warnt das American Institute for Cancer Research davor, dass Übergewicht oder Fettleibigkeit im Erwachsenenalter das Risiko für postmenopausalen Brustkrebs erhöhen kann.4
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Prostatakrebs
Im Vergleich zu regelmäßigen Fleischessern hatten Pescetarier und Vegetarier ein 20 bzw. 31 Prozent geringeres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Die Studienleiter legen jedoch nahe, dass neben der Ernährungsweise auch andere Faktoren eine signifikante Rolle spielen könnten, z. B. ob eine Person zur Krebsvorsorge geht oder nicht. Dies treffe auch auf die anderen Krebsarten zu.
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Einschränkungen der Studie
Ob die beobachteten Zusammenhänge allein von der Ernährungsweise abhängen, könne nicht eindeutig sichergestellt werden, so die Wissenschaftler. Auch andere Faktoren wie der persönliche Lebensstil etc. könnten die Ergebnisse beeinflusst haben.
Noch dazu waren rund 94 Prozent der Probanden weißer Hautfarbe – es kann somit nicht sicher davon ausgegangen werden, dass in anderen ethnischen Gruppen dieselben Zusammenhänge festgestellt werden können. Wichtig sei auch zu betonen, dass der Verzicht auf Fleisch bzw. eine fleischarme Ernährung nicht automatisch bedeute, dass sich ein Mensch gesünder ernährt.
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Fazit
Die Studie bestätigt wieder einmal: Eine ausgewogene Ernährung, in der vor allem Gemüse, Obst und Vollkornprodukten verzehrt werden, kann Gesundheitsrisiken senken. Dafür bedarf es jedoch keiner rein pescetarischen oder vegetarischen Ernährungsweise. Allein die Einschränkung des Fleischkonsums und eine fleischarme Ernährung können das Krebsrisiko senken. Wissenschaftlich erprobte Ernährungsprinzipien, wie z. B. der Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., können hierbei als Richtwerte für eine fleischarme Ernährung herangezogen werden.5
Quellen
- 1. Watling, C.Z., Schmidt, J.A., Dunneram, Y. et al. (2022). Risk of cancer in regular and low meat-eaters, fish-eaters, and vegetarians: a prospective analysis of UK Biobank participants. BMC Medicine.
- 2. Robert Koch-Institut. Krebs in Deutschland für 2017/2018.
- 3. Bouvard, V., Loomis, D., Guyton, K. Z., et al. (2015). Carcinogenicity of consumption of red and processed meat. The Lancet Oncology.
- 4. American Institute for Cancer Research. Breast Cancer. (aufgerufen am 25.2.22)
- 5. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. DGE-Ernährungskreis. (aufgerufen am 25.2.22)