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Akuter Herzinfarkt mögliche Folge

Arteriosklerose – woran man verstopfte Arterien erkennt

Illustration: Arteriosklerose
Je nachdem, wo Arterien „verstopft“ sind, kann sich Arteriosklerose unterschiedlich zeigen. FITBOOK erklärt die Symptome. Foto: Getty Images
Laura Pomer
Anna Echtermeyer
Laura Pomer,

19.02.2024, 15:44 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Arteriosklerose ist keineswegs eine Erkrankung des „alten Mannes“ – sie beginnt schon häufig im jungen Erwachsenenalter. Tückisch: Zu Beginn bestehen keine Beschwerden, auch, wenn sich bereits geringe Ablagerungen in den Gefäßwänden innerhalb der Schlagader gebildet haben. FITBOOK nennt Anzeichen einer Arteriosklerose, zeigt den Weg der Diagnose auf, beschreibt die Behandlungsmöglichkeiten und verrät, was man präventiv tun kann.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. Christopher Schneeweis, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie

Arterien sind Schlagadern, die „frisches“, sauerstoffhaltiges Blut vom Herzen weg führen. Dieses Blut hat die Aufgabe, die Organe und Gewebe im Körper mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen und dadurch funktionsfähig zu machen. Bei Arteriosklerose handelt es sich um eine Erkrankung dieser wichtigen Blutgefäße. Sie beeinträchtigt den Blutstrom – mitunter massiv.

Arteriosklerose – was steckt hinter den Ablagerungen?

Mit Ablagerungen in den Arterien sind Ablagerungen in den Gefäßwänden innerhalb der Schlagader gemeint. Ärzte sprechen auch von Plaque. Diese Ablagerungen können beispielsweise aus Blutgerinnseln, Blutfetten oder auch Kalk (= Kalziumablagerungen) bestehen.

Risikogruppen für Arteriosklerose

Arteriosklerose ist entgegen der gängigen Annahme keine Erkrankung des „alten Mannes“ – diese Zuschreibung kommt wohl daher, dass die Arteriosklerose als häufigste Ursache im Fall einer Impotenz gilt. Tatsächlich beginnt die Erkrankung schon häufig im jungen Erwachsenenalter mit sogenannten Fatty Streaks – also „Fettstraßen“.

Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen; ca. ein Viertel der Erkrankungen beim Mann treten vor dem 55. Lebensjahr auf, 50 Prozent erkranken vor dem 65. Lebensjahr. Bei den Frauen findet etwa jedes 7. Arteriosklerose-Ereignis vor dem 55. und jedes 3. Ereignis vor dem 65. Lebensjahr statt, wie u.a. eine US-amerikanische Studie zeigt, die 2016 veröffentlicht wurde.1

Die 3 Hauptrisikofaktoren einer Arteriosklerose

Hauptrisikofaktoren jener Ablagerungen in den Gefäßwänden sind Rauchen, Bluthochdruck sowie erhöhte Cholesterinwerte – letztere ggf. familiär bedingt. Neben körperlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel Rheuma, stehen auch psychische Vorbelastungen wie Angststörungen und Depressionen im Verdacht, das Risiko einer Arteriosklerose zu erhöhen.

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Wie merkt man, dass man Arteriosklerose hat?

Tückisch: Auch, wenn sich bereits geringe Ablagerungen in den Arterien gebildet haben, bestehen zu Beginn der Erkrankung meist keine Beschwerden. Verstopfte Herzkranzgefäße verursachen beim Patienten oft ein Druck- und Engegefühl im Bereich des Brustkorbs. Überdies beeinträchtigen verstopfte Arterien die Nierenfunktion. Das erkennen Betroffene u. a. an schaumigem Urin, Wassereinlagerungen in den Beinen sowie hohem Blutdruck.

Auch Störungen und Ausfälle von Funktionen des Nervensystems können auf Arteriosklerose zurückzuführen sein. Verstopfungen der Halsschlagader sind dabei oft der Auslöser. Ein häufiges Warnsignal ist ein plötzlicher Ausfall des Gesichtsfeldes auf einem Auge.

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Ein dringender Hinweis darauf, dass arterielle Ablagerungen in den Hals-, Herz- und Hirngefäßen vorliegen könnten, sind auch Symptome der sogenannten „Schaufensterkrankheit“: eine Durchblutungsstörung in den Beinen, die zu häufigem Stehenbleiben zwingt, daher der Name. In der Fachsprache ist die Schaufensterkrankheit als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) bekannt (englisch: peripheral arterial disease, kurz PAD). Manchmal ist die Durchblutung aufgrund dieser Erkrankung so stark gestört, dass Gliedmaßen oder Teile davon amputiert werden müssen.

Arteriosklerose – das droht im schlimmsten Fall

Arteriosklerose ist ein ernst zu nehmender Befund. Mit ihrem Fortschreiten kann die Erkrankung dazu führen, dass sich Ablagerungen zu einem Blutpfropf (Thrombus) verbinden und den Blutstrom nicht mehr „nur“ stören, sondern gar kein Blut mehr durchlassen. Das kann einen akuten Herzinfarkt verursachen. In der Halsschlagader und den das Gehirn versorgenden Gefäßen begünstigen Blutgerinnsel einen Schlaganfall.

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Untersuchungen – so wird eine Arteriosklerose diagnostiziert

Im ersten Schritt führen Ärzte eine Blutuntersuchung durch, denn erhöhte Blutzucker- und bestimmte Cholesterinwerte können Anzeichen einer Arteriosklerose sein.

Relevante Blutwerte bei Verdacht auf Arteriosklerose

Darunter ein hohes LDL-Cholesterin – aktuell 115mg/dl (Milligram pro Deziliter) bei Gesunden; je nach Risikokonstellation gelten andere Grenzwerte (bei bereits Erkrankten unter 55mg/dl). Da das LDL-Cholesterin im Regelfall berechnet wird, sollte besser das sogenannte ApoB-100 gemessen werden: Dieses Protein beinhaltet neben LDL, auch das sogenannte VLDL und IDL (welche ebenfalls atherogen sind und so Ablagerungen begünstigen können.) Das Lipoprotein a muss lediglich einmalig im Leben bestimmt werden, da es sich nur unwesentlich im Lebensverlauf ändert.

Da die Arteriosklerose primär als ein chronisch entzündlicher Prozess eingestuft wird, sollte auch bei einer Risikokonstellation das sogenannte hoch-sensitive CRP (C-reaktives Protein) als Entzündungsmarker bestimmt werden. Eine Übersicht der verschiedenen Cholesterinwerte und Tipps, um sie auf natürliche Weise zu senken, finden Sie hier.

Belastungs-EKG ist eine sehr ungenaue Methode, um Durchblutungsstörung des Herzens festzustellen

Bei Verdacht auf Arteriosklerose wird der Patient auch abgehört. Im Detail richten sich Ablauf und Bestandteile der Untersuchung allerdings danach, wo die Verkalkungen vermutet werden. Je nach Verdacht kann auch ein Elektrokardiogramm (EKG) beziehungsweise ein Belastungs-EKG sinnvoll sein. Dieses gibt zwar Aufschluss über die Belastbarkeit, ist aber nur eine sehr ungenaue Methode, um eine Durchblutungsstörung (Ischämie) des Herzens festzustellen. 

Nicht-invasive bildgebende Verfahren je nach Risikokonstellation

Um einen Einblick in das Herz und dessen Funktion unter Belastung zu bekommen, werden bildgebende Verfahren angewendet. Als Basisdiagnostik gilt die Herz-Ultraschalluntersuchung. Besteht der Verdacht auf eine Durchblutungsstörung des Herzens, kommen weitere, nicht-invasive bildgebende Verfahren in Betracht. Je nach Risikokonstellation sollte eine Herz-MRT, Herz-CT, Myokard-Szintigraphie oder Streß-Echokardiographie erfolgen. Die Entscheidung, welches die geeignete Methode ist, stellt im Allgemeinen die behandelnde Kardiologin oder der behandelnde Kardiologe. 

Wie wird eine Arteriosklerose behandelt?

Medikamente zur Vermeidung oder Linderung einer Arteriosklerose: Blutverdünner, Blutdruck- und Cholesterinsenker

Je nach Schwere der Erkrankung kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Mediziner verschreiben zur Vermeidung oder Linderung einer Arteriosklerose für gewöhnlich Arzneien, die auch anderen Problemen des Herz-Kreislauf-Systems vorbeugen sollen. Darunter Gerinnungsmittel (umgangssprachlich auch „Blutverdünner“ genannt) und Blutdrucksenker.

Zudem sollten Cholesterinsenker verschrieben werden, wenn erhöhte Cholesterinwerte oder bereits Ablagerungen festzustellen sind. Hier sind insbesondere die Statine zu nennen, aber auch neuere Substanzen wie PCSK-9 Inhibitoren oder Bempedoinsäure.

Wurde eine Durchblutungsstörung des Herzens festgestellt: Stentimplantion oder Bypassversorgung

Nicht immer ist eine Behandlung ohne einen chirurgischen Eingriff notwendig. Wird beispielsweise in der Herz-MRT Diagnostik eine Durchblutungsstörung festgestellt, sollte eine Behandlung erfolgen. 

Im Bereich der Herz-, Hals- und Beinschlagadern besteht die Möglichkeit von Ballonkathetern, welche die Engstellen wieder aufdehnen, also erweitern und ggf. mit einer Gefäßstütze, einem sogenannten Stent, zu versorgen. Wenn dies über den Kathtereingriff nicht möglich ist, kann auch eine Überbrückung der Engstelle erfolgen (Bypassversorgung). Hier können Chirurgen mithilfe körpereigener Gefäße oder künstlichen „Gefäßen“ diese Überbrückung herstellen.

Was kann ich präventiv tun, um eine Arteriosklerose zu verhindern?

Die Prävention sollte schon vor Auftreten etwaiger Arterienverkalkungen beginnen – in Form eines gesunden Lebenswandels. Risikofaktoren, wie das Rauchen oder ungesunde Ernährung, sollten vermieden und Risikofaktoren im Blut (v.a. die oben genannten Cholesterinwerte) regelmäßig untersucht werden. Außerdem empfiehlt es sich, den Blutdruck gelegentlich zu überprüfen, um so möglichst früh einen möglichen Bluthochdruck entdecken zu können.

Welche Ernährung und wie viel Bewegung können vor Arterienverkalkung schützen?

Bei der Ernährung sollte primär auf eine pflanzenbasierte Kost (Obst, Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte) mit Anteil an ungesättigte Fettsäuren (Olivenöl, Nüsse, etc.) geachtet werden. Stark verarbeitete Lebensmittel sollten vermieden werden – eine Übersicht der „Übeltäter“ finden Sie hier. Außerdem werden 150 bis 300 Minuten an moderater Ausdaueraktivität pro Woche und zweimal Krafttraining pro Woche nahegelegt, Belege liefert diese Studie.

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Quellen

Themen Arteriosklerose Herzgesundheit
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