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Stark verarbeitete Lebensmittel

Der fatale Einfluss von Fertigessen auf die Fitness von Kindern

Hochverarbeitete Lebensmittel-Junge aus der Puste
Eine gesunde Ernährung ist das A&O. Essen Kinder zu viel stark verarbeitete Lebensmittel, kann das die Fitness kosten. Foto: Getty Images
Isabell Kilian Freie Autorin

18.07.2022, 16:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Stark verarbeitete Lebensmittel können langfristig der Fitness von Kindern schaden und Folgen für Herz-Kreislauf und Motorik haben, wie eine neue Studie belegt. Ein 4-Stufen-System könnte bei der Ernährung helfen.

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„Du bist, was du isst“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Ein Satz, den sich vor allem Eltern zu Herzen nehmen sollten. Denn eine Studie bestätigt nun, dass Kinder, die häufig stark verarbeitete Lebensmittel verzehren, ihrer Gesundheit langfristig schaden können.1 Frühere Untersuchungen zeigten bereits, dass Pizza, Süßigkeiten, Soft Drinks & Co. mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen verbunden sind.2 Die neueste Studie ist nun eine der ersten, die auch einen Zusammenhang zu der körperlichen Fitness von Kindern herstellt.

Stark verarbeitete Lebensmittel und ihr Risiko

Der Verzehr von Fertigessen ist ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen, doch nur wenige Studien haben den Zusammenhang zwischen diesem Risiko und dem Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln in der Kindheit untersucht. US-Forscher taten nun genau das und analysierten Daten aus dem „National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) National Youth Fitness Survey“. Dafür wurden mittels Interviews und Fitnesstests Daten zu körperlicher Aktivität, Fitness und Nahrungsaufnahme (darunter stark verarbeitete Lebensmittel) von mehr als 1.500 US-Kindern im Alter von 3 bis 15 Jahren erhoben.

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Folge für Herz-Kreislauf-System und Motorik

Die Daten haben gezeigt, dass Kinder, die mehr stark verarbeitete Lebensmittel konsumieren, schlechtere motorische Fähigkeiten und eine schlechtere Herz-Kreislauf-Fitness haben. Kinder zwischen zwölf und 15 Jahren, die mehr Fertigessen verzehrten als jene, die weniger davon zu sich nahmen, wiesen auch eine schlechtere Herz-Kreislauf-Gesundheit auf. Und sogar unter den 3- bis 5-Jährigen konnte schlechtere Beweglichkeit festgestellt werden.

Als Maßstab für die körperliche Fitness verwendeten die Forscher die Entwicklung des Bewegungsapparats. Die Analyse ergab, dass Kinder mit den schlechtesten Werten pro Tag 273 Kalorien mehr an Fertigessen zu sich nahmen als die Drei- bis Fünfjährigen mit den höchsten Werten. Bei den älteren Kindern wurde die kardiovaskuläre Fitness als Maßstab herangezogen. Die Studie zeigte, dass Teenager und Vorschulkinder mit guter kardiovaskulärer Fitness täglich 226 Kalorien weniger aus stark verarbeiteten Lebensmitteln zu sich nahmen als diejenigen, die keine gesunde Herz-Kreislauf-Fitness hatten.

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4-Stufen-System der Lebensmittel-Verarbeitung

Die Grundlage für diese Studie bildete das sogenannte NOVA-Klassifizierungssystem. Es wurde an der Universität von São Paulo in Brasilien entwickelt und klassifiziert Lebensmittel nach ihrem Verarbeitungsgrad. Auch die deutsche Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V. gibt ihre Empfehlungen nach diesem 4-Stufen-System heraus.3 In folgende Gruppen werden Lebensmittel unterteilt:

1. GruppeUnverarbeitete bis minimal verarbeitete Lebensmittel

  • Essbare Teile von Pflanzen (Samen, Früchte, Blätter, Stängel, Wurzeln) oder Tieren (Muskeln, Innereien, Eier, Milch)
  • Pilze
  • Getränke (Wasser, Tee, Kaffee)

Minimal verarbeitet bedeutet:

  • Entfernen ungenießbarer oder unerwünschter Anteile
  • Trocknen, Zerkleinern, Mahlen und Zerteilen
  • Filtern, Rösten, Kochen
  • Alkoholfreie Gärung und das Pasteurisieren
  • Kühlen, Gefrieren, Einlegen
  • Vakuumverpacken
  • Sollten den Hauptanteil in der täglichen Ernährung stellen

2. GruppeVerarbeitete Zutaten („Kochzutaten“)

  • Pflanzliche Öle, Butter, Zucker, Salz
  • Zutaten werden meist nicht isoliert oder einzeln verzehrt, sondern für Geschmack und Konsistenz Lebensmitteln der ersten Stufe in kleinen Mengen zugegeben

3. GruppeVerarbeitete Lebensmittel

  • Frisch gebackenes Brot und Brötchen
  • Gereifter Käse
  • Konserven von Gemüse, Obst und Fisch
  • Meist kombinierte Lebensmittel der ersten und zweiten Stufe, die zumeist aus 3-4 Zutaten bestehen
  • Werden mittels diverser Konservierungs- (Räuchern, Pökeln), Kochmethoden oder Gärungsprozessen hergestellt

4. GruppeStark verarbeitete Lebensmittel

  • Bestehen oft aus einzelnen Zutaten und nur selten aus vollständigen Lebensmitteln
  • Fertigprodukte
  • Die meisten Snacks
  • Erfrischungsgetränke
  • Süßigkeiten
  • Zusammengesetzte Fleisch- und Fischprodukte wie Wurst
  • Vorgefertigte Tiefkühlgerichte und Instantprodukte
  • Zusatzstoffe bzw. Zusätze (E-Stoffe und Aromen) sowie Extrakte (z. B. einzelne Zuckerarten, Milchbestandteile, Gluten etc.


Sehr stark verarbeitete bzw. stark verarbeitete Lebensmittel umfassen in dieser Studie demzufolge Produkte, wie sie in Gruppe 4 zu finden sind. Dazu zählten verpackte Snacks, Frühstücksflocken, Süßigkeiten, Limonaden, gesüßte Säfte und Joghurts, Dosensuppen oder Fertiggerichte wie Pizza, Hotdogs, Burger und Chicken Nuggets.

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Stark verarbeitete Lebensmittel reduzieren

Stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte oder Snacks sind zwar schnell und einfach in die Schultasche zu stecken, die Studie zeigt aber wie wichtig gesunde Mahlzeiten sind. Man investiert auch bei der Ernährung gewissermaßen in die zukünftige Gesundheit seines Kindes. Als nächsten Schritt planen die Forscher, die Konsummuster für Fertiglebensmittel nach Altersgruppen genauer zu untersuchen. Essen Kinder beispielsweise mehr von diesen Produkten zum Frühstück, zum Mittagessen oder als Zwischenmahlzeit? Ein besseres Verständnis darüber, wie und wann verzehrt wird, könnte bei künftigen Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung hilfreich sein. Grundsätzlich gilt aber, wer seltener Lebensmittel aus Gruppe 4 und häufiger aus Gruppe 1 und 2 verzehrt, tut der Gesundheit langfristig etwas Gutes.

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Quellen

Themen Kindergesundheit
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