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Superfoods oder Küchenkräuter?

Die Wirkung von Gerstengras und Weizengras auf die Gesundheit

Weizengrassaft
Typisch für den frischen Saft aus Weizen- und Gerstengras ist die leuchtend grüne Farbe. Den dafür verantwortlichen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll kann unser Körper allerdings gar nicht aufnehmen. Foto: iStock/Dimijana
Carolin Berscheid

01.09.2020, 06:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Gerstengras und Weizengras werden wegen ihrer scheinbar vielen gute Inhaltsstoffe und positiven Wirkungen auf die Gesundheit als Superfoods angepriesen. Vor allem als leuchtend grüner Saft oder in Pulverform erfreuen sie sich großer Beliebtheit unter gesundheitsbewussten Menschen. Aber wie gut sind die vermeintlichen „Supergräser“ wirklich?

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Was sind Gerstengras und Weizengras?

Gerste und Weizen gehören zur botanischen Familie der Süßgräser. „Die Pflanzen werden etwa drei bis sechs Wochen nach der Keimung geerntet, dabei handelt es sich dann um das Gerstengras bzw. Weizengras. Die typischen Ähren haben sie nach dieser Zeit noch nicht ausgebildet, aber der Nährstoffgehalt ist in dieser Phase am höchsten“, erklärt Sabine Hülsmann, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern.

Diese Nährstoffe stecken in den Gräsern

Frisches Gerstengras und Weizengras enthalten reichlich Eisen, Vitamin C und auch Zink. Der genaue Nährstoffgehalt schwanke laut der Expertin allerdings sehr stark und sei nicht immer genau zu bestimmen. „Dies könnte daran liegen, dass der Standort, die Bodenbeschaffenheit und der Erntezeitpunkt Einfluss auf den Nährstoffgehalt des Produkts nehmen“, erklärt sie.

Da jedoch in der Regel davon nur relativ geringe Mengen gegessen werden, sei die absolute Nährstoffaufnahme eher überschaubar und die Konzentration an Nährstoffen in der Regel auch nicht höher als in frischem Obst und Gemüse. „Man müsste eine sehr hohe Menge aufnehmen, um die empfohlene Tagesdosis für bestimmte Vitamine und Mineralstoffe zu erreichen“, so Hülsmann.

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Der ebenfalls enthaltene grüne Pflanzenfarbstoff Chlorophyll spiele für die menschliche Ernährung übrigens kaum eine Rolle. „Er wird zum größten Teil ungenutzt ausgeschieden, da der Körper ihn nicht aufnehmen kann“, erläutert sie weiter.

Saft, Pulver oder pur? Wie man Gersten- und Weizengras am besten verwendet

Die Gräser pur zu sich zu nehmen, davon rät Sabine Hülsmann ab: „Die Halme direkt zu verzehren, empfiehlt sich aufgrund ihrer faserigen Konsistenz nicht unbedingt.“ Auch könnten wegen der vielen enthaltenen Ballaststoffe bei Menschen mit einem empfindlichen Verdauungstrakt Beschwerden auftreten.

Gersten- und Weizengrassaft ist wegen der darin enthaltenen Kohlenhydrate ein guter Nährboden für Mikroorganismen und darum leicht verderblich. „Für den Verkauf werden die Gräser daher meist direkt getrocknet und vermahlen, um die Haltbarkeit zu erhöhen“, weiß Sabine Hülsmann. Frisch gepressten Saft sollte man am besten immer sofort trinken.

Aber unterscheiden sich Saft und Pulver eigentlich hinsichtlich des Nährwertgehalts? „Die im Handel erhältlichen frisch gepressten oder tiefgefrorenen Säfte und die getrockneten oder gefriergetrockneten Pulver haben in der Regel die gleichen Inhaltsstoffe, die je nach Verarbeitung aber etwas variieren können“, erklärt die Expertin. Bei der Verarbeitung zu Pulver könnten allerdings – je nachdem, wie und bei welchen Temperaturen es gewonnen wird – hitzeempfindliche Vitamine wie etwa Vitamin C zerstört werden.

Vom Graspulver löst man laut Sabine Hülsmann ein bis zwei gehäufte Teelöffel in Wasser oder einem Smoothie auf.

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Wie super sind die „Supergräser“ wirklich?

Gersten- und Weizengras werden viele positive Gesundheitswirkungen nachgesagt. So sollen sie angeblich chronische Darmerkrankungen lindern sowie das Immunsystem und die Augen stärken. Oftmals würden sie sogar als „alkalische Frischzellenkur“ mit verjüngender Wirkung angepriesen, erklärt Sabine Hülsmann.

Doch wissenschaftliche Beweise seien laut der Expertin hierfür kaum vorhanden. „Die Studienlage ist dünn, es fehlen aussagekräftige Studien am Menschen, die die versprochenen gesundheitlichen Wirkungen belegen könnten“, so Hülsmann.

Die beiden Getreidegräser könnten den Speiseplan zwar ergänzen, seien aber zur Deckung des Bedarfs an Vitaminen und Mineralstoffen nicht erforderlich, beurteilt die Expertin die vermeintlichen „Supergräser“.

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Die Getreidegräser vor dem Verzehr immer waschen

Frisches Gersten- und Weizengras sollte man vor dem Verzehr gründlich waschen und dann möglichst schnell verbrauchen. Denn beim Anbau und bei der Weiterverarbeitung können die Produkte mit Krankheitserregern wie Escherichia coli in Kontakt kommen, wovor auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt.

Vor allem bei der Einnahme von Gersten- und Weizengras in Pulverform könnte dies bedenklich sein, da man es in der Regel unerhitzt verwendet. Sabine Hülsmann rät deshalb vor allem Schwangeren und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter oder Vorerkrankungen geschwächt sind, getrocknete Pulver oder Nahrungsergänzungen aus den Gräsern nur nach ärztlicher Rücksprache einzunehmen.

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Gerstengras und Weizengras kaufen oder selbst anbauen?

Gersten- und Weizengras lässt sich übrigens auch zu Hause selbst anbauen. Das befürwortet auch die Lebensmittelexpertin. „Weizengraspulver wird häufig importiert, obwohl Weizen bei uns heimisch ist. Das ist sehr unökologisch. Zudem sind diese Produkte in der Regel sehr teuer“, sagt sie. Daher am besten die Halme auf der heimischen Fensterbank selbst heranziehen und dann frisch ernten.

Das Weizen- und Gerstengras könne man dann nicht nur frisch pressen und sofort trinken. Sehr fein geschnitten könne man es wie andere Kräuter zum Würzen von Suppen oder Salaten verwenden, so die Verzehr-Empfehlung von Sabine Hülsmann.

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