
21. Juni 2025, 17:30 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Sport hat eigentlich immer zu Stephanie Brungs Leben dazugehört – in ihrer Jugend betrieb sie ihn sogar auf Leistungssportniveau. Warum sie in ihren Zwanzigern dann aber mit ihrer Fitness zu kämpfen hatte, wie sie wieder den Spaß am Training gefunden hat und wie dieses aktuell bei ihr aussieht, hat die „Love is Blind Germany“-Moderatorin im Gespräch mit FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann verraten. Außerdem: Schicksalsschlag „Diagnose Gebärmutterhalskrebs“. Steffi Brungs hat uns vom ersten Schock erzählt, der Behandlung während der Pandemie sowie einem veränderten Körpergefühl.
Kürzlich machte die Moderatorin öffentlich, dass sie vor fünf Jahren die Diagnose Gebärmutterhalskrebs erhalten hatte. Deshalb wollten wir zu Anfang unseres eigentlich Sport-fokussierten Interviews von ihr wissen, wie sie die Erkrankung erlebt hat, wie es ihr jetzt geht und wie die Diagnose womöglich ihre Fitness beeinflusst hat. Aber auch unabhängig von ihrer Krebserkrankung hat Steffi Brungs in ihrem Leben bereits verschiedenste Phasen erlebt, was ihr Training betrifft. Im Gespräch mit FITBOOK verriet die 36-Jährige die Gründe, warum es mit dem Sport zeitweise nicht so ideal lief, wer oder was ihr geholfen hat, den Spaß an Bewegung zurückzufinden, wie ihre Trainingsroutine heute aussieht, und ja: Auch über Bodyshaming sprach sie mit uns.
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Krebsbehandlungen veränderten das Körpergefühl
FITBOOK: Sie hatten kurz nach Ihrer Hochzeit auf Hawaii im Oktober 2019 die Diagnose Gebärmutterhalskrebs bekommen. Wie schwer war die Zeit danach?
Steffi Brungs: „Als ich die Diagnose Gebärmutterhalskrebs bekam, war das für mich erst mal gar nicht greifbar. Weil ich mich so gesund fühlte und keinerlei Beschwerden hatte. Dazu hatten wir gerade geheiratet und hatten schon Zukunftspläne gemacht … es dauerte also einige Zeit, bis ich wirklich verstand, was los war. Und dann war es der bisher größte Schock meines Lebens. Aber ich bin so froh und dankbar, dass der Krebs rechtzeitig erkannt wurde und ich dementsprechend behandelt werden konnte. Es zeigt, wie wichtig es ist, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.“
Sind Sie jetzt krebsfrei und geht es Ihnen rundum gut oder gibt es noch spürbare Folgen der Erkrankung und Operation?
„Erst letzte Woche war ich beim Frauenarzt und wir haben festgestellt, dass meine Behandlung jetzt fünf Jahre her ist. Der Krebs ist Gott sei Dank nicht wiedergekommen. Stand jetzt bin ich gesund und ich hoffe, das bleibt auch so.“
Wie haben sich die Krebsdiagnose und die nachfolgende Behandlung auf Ihr Körpergefühl, Ihre Fitness und Ihr Training ausgewirkt?
„Erst mal hat es mich psychisch sehr belastet. Meine Behandlung fand während der Pandemie statt. Ich hatte also Angst, mich mit meinem geschwächten Immunsystem auch noch mit Corona anzustecken. OP-Termine wurden verschoben, es war kein Besuch im Krankenhaus möglich. Das war echt hart. Mein Körpergefühl hat sich erst mit den OPs verändert. Ich fühlte mich so kraftlos. An Sport war gar nicht zu denken. Aber irgendwann hat es Klick gemacht. Ich dachte nur: ‚Steffi, du hast es überstanden und jetzt hol die deine Selbstbestimmtheit und deine Lebensfreude zurück.’ Und dabei hat der Sport sehr geholfen.“
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Steffi Brungs war früher Leistungssportlerin
Gehen wir einen Schritt zurück – in Ihre sportliche Jugend. Sie haben früher Leistungssport gemacht. Mögen Sie uns erzählen, wie das damals aussah?
„Ich bin als Kind geschwommen und so ab etwa elf oder zwölf Jahren wurde das richtig intensiv. Irgendwann kam die Frage: Willst du das auf Leistungsniveau machen? Ja, wollte ich damals. Ab da wurde es richtig viel Training, sechs- bis neunmal pro Woche. Dreimal Frühtraining vor der Schule, fünfmal regulär, am Samstag auch noch, wenn kein Wettkampf war. Ich habe das durchgezogen bis etwa 17, also kurz vor dem Abitur. Dann habe ich entschieden: Ich höre auf. Ich hatte einfach keinen Spaß mehr. Man merkt dann, wie viel man verpasst hat – wenn Freundinnen feiern gehen oder den ersten Freund haben. Ich war immer mit dem Schwimmen beschäftigt.“
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„Ich wollte erst mal gar keinen Sport mehr machen“
War das dann ein harter Cut?
„Ja, total. Ich wollte erst mal gar keinen Sport mehr machen. Vor allem kein Schwimmen mehr. Im Urlaub mal planschen, klar, aber keine Bahnen mehr ziehen. Ich habe dann komplett ohne Struktur irgendwas gemacht, aber so richtig Sport – nee. Und ehrlich gesagt: Ich habe nicht abtrainiert. Das war ein Fehler. Ich habe rasant Muskeln abgebaut, zugenommen, meine Haltung wurde schlechter. Ich habe da echt vieles kaputt gemacht.“
Was bedeutet „abtrainieren“ genau?
„Nach dem ‚Karriereende’ sollten Sportler ein bis zwei Jahre abtrainieren, um ihre Fitness langfristig zu stabilisieren und gesundheitliche Risiken zu minimieren. In der Praxis heißt das: Man reduziert das Training schrittweise. Nicht von 100 auf 0 runter. Also, wenn man vorher jeden Tag trainiert hat, reduziert man das langsam. Erst auf viermal pro Woche, dann auf dreimal usw. Der Körper muss sich entwöhnen. Ich habe das nicht gemacht.“
Mit fast 30 merkte sie: Der Muskelaufbau wurde schwieriger
Wann haben Sie gemerkt, dass das ein Fehler war?
„Viel zu spät, so mit Ende 20, fast 30. Da habe ich gemerkt, wie schwer es ist, gewisse Muskeln wieder zu aktivieren. Gerade an Armen, Bauch, Schultern – die typische Schwimmer-Muskulatur. Genau da war der Aufbau superschwer, obwohl ich in anderen Körperbereichen schneller Ergebnisse gesehen habe.“
Wie haben Sie wieder in eine Sportroutine zurückgefunden?
„Erst war es planlos. Ich war im Fitnessstudio, aber ohne Struktur. Einfach irgendwas gemacht. Um die 30 herum kam der Wunsch, wieder eine echte Routine zu haben. Weil ich gemerkt habe: In allen Lebensbereichen bin ich sortiert – Job, Beziehung – aber bei meinem Körper herrschte Chaos. Ich wollte etwas ändern, aber ohne diesen alten Leistungsdruck. Ich habe gemerkt: Allein schaffe ich das nicht. Also habe ich mir Hilfe gesucht.“

Steffi Brungs Weg zurück ins Training – Startpunkt: Tennis
Wie genau sah diese Hilfe aus?
„Ich habe mir damals zunächst einen Tennistrainer gesucht. Tennis habe ich auch schon als Kind gespielt, das hat mir Spaß gemacht. Ich wollte nicht wieder ins Wasser. Beim Tennis war ich draußen, hatte Bewegung, aber ohne Leistungsdruck. Mein Trainer war super: Er wusste, dass ich mich mit niemandem vergleichen will, nicht zu hart gefordert werden will, und ist darauf eingegangen. So kam langsam die Lust zurück.“
Und wie kam der Kraftsport wieder ins Spiel?
„Als ich gemerkt habe, dass Tennis gut funktioniert, habe ich mich getraut, auch wieder ins Fitnessstudio zu gehen. Aber diesmal mit Trainerin. Ich habe mir bewusst eine Frau gesucht, weil ich dachte: Die versteht eher, was mein Körper durchgemacht hat, was mein Alltag ist, was Hormone, Schlaf, Schichtdienst etc. ausmachen. Über Instagram habe ich Loredana del Vento, Lory, gefunden. Ich trainiere jetzt seit drei Jahren mit ihr.“
„Ich mache dreimal pro Woche Sport“
Wie sieht Ihr Sportpensum heute aus?
„Ich mache dreimal pro Woche Sport. Einmal davon mit Lory, zweimal allein. Aber alles nach dem Plan, den wir gemeinsam erarbeitet haben. Und wenn es nur einmal klappt, ist das auch okay. Wichtig ist: Ich habe einen festen Termin, eine Routine, aber keinen Druck. Kein Quälen.“
Sie hatten im Vorgespräch von einer 8-Wochen-Challenge erzählt. Was steckt dahinter?
„In der Zeit meiner Gebärmutterhalskrebserkrankung hatte ich acht bis neun Kilo zugenommen. Nach meinen OPs hatte ich einfach keine Kraft für Sport. Jetzt, wo ich gesund bin, möchte ich mir diese Kraft zurückholen. Schon im letzten Jahr habe ich mit Lory eine 8-Wochen-Challenge gemacht und sieben Kilo abgenommen. Gesund und ohne Crash-Diät. Dieses Jahr geht es mir darum, wieder mehr Muskulatur aufzubauen. Die Hauptregeln: Moderate Bewegung, leichtes Kaloriendefizit und vor allem ausreichend Proteine.“
„Presswurst!“ Steffi Brungs erlebte Bodyshaming
Es klingt, als hätten Sie heute ein gutes Verhältnis zum Sport und Ihrem Körper. Aber als Moderatorin kennen Sie auch das schlimme Thema Bodyshaming. Was haben Sie da erlebt?
„Am Anfang kamen mal Kommentare wie: ‚Warum trägt die bauchfrei?’ oder ‚Die Beine sind zu dick für Röcke.’ Ich habe das erst ignoriert. Fernsehen schummelt einem zehn Kilo mehr auf den Körper, dachte ich. Aber nach meiner Gebärmutterhalskrebs-Behandlung wurde es schlimmer. Beleidigungen wie ‚Presswurst’ oder ‚Pummelfee’ wurden häufiger. Und ich dachte nur: Ey, ich bin Kleidergröße 38/40, das ist doch völlig normal! Das Paradoxe: Jetzt, wo ich wieder trainierter bin und ein paar Kilos runter sind, geht das Bodyshaming weiter: ‚Ist die jetzt auch dem Diätwahn verfallen’ oder ‚Wie sie sich einfach schlank photoshoppt’. Das Traurige: Die schlimmsten Kommentare kommen von Frauen. Und das macht mich wirklich wütend.“

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„Ich habe so viele Crash-Diäten hinter mir“
Was nehmen Sie aus all dem für sich mit?
„Ich mache meinen Weg. Ich weiß, wie ich mich fühle, ich weiß, wie mein Körper reagiert. Ich habe so viele Crash-Diäten hinter mir, so viele kurzfristige Aktionen für Shows oder Shootings – das mache ich nicht mehr. Ich brauche Struktur, aber ich will auch Spaß haben. Und ich möchte Vorbild sein für andere, die vielleicht Ähnliches erlebt haben. Wenn ich da etwas mitgeben kann, dann dies: Holt euch Hilfe, nehmt euch den Druck raus, seid freundlich zu euch selbst. Dann kommt der Rest von allein.“