21. August 2024, 16:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Durch die zunehmende Aufklärung rund um die HIV-Impfung werden Frauen oft mit dem Begriff des Gebärmutterhalskrebses konfrontiert. Dadurch geraten aber andere Krebsarten, welche die weiblichen unteren Geschlechtsorgane betreffen, eher in den Hintergrund – so auch der Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), der oft lange unerkannt bleibt. Eine neue Studie identifizierte nun aber Symptome, die helfen können, die Erkrankung schneller zu entdecken. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedler erklärt, die Studienerkenntnisse.
2017 wurden in Deutschland 7292 Fälle von Frauen mit einer neuen Eierstockkrebsdiagnose registriert.1 Damit zählt das Ovarialkarzinom zu dem zweithäufigsten Krebs der weiblichen Geschlechtsorgane. Das Risiko, zu erkranken, nimmt mit steigendem Alter zu – das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren. In mehr als zwei Dritteln der Fälle bleibt der Eierstockkrebs lange unentdeckt, da er über einen längeren Zeitraum symptomlos verlaufen kann. Eine neue Studie deckte jetzt jedoch vier Symptome auf, die bislang mit dem Eierstockkrebs nicht in Verbindung gebracht wurden und bereits im frühen Stadium auftauchen.
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Übersicht
Warum bleibt Eierstockkrebs oft lange unentdeckt?
In frühen Stadien kommt es oft vor, dass Betroffene überhaupt keine Beschwerden verspüren. Diese treten häufig erst auf, wenn der Tumor gewachsen ist. Wenn Symptome aber auftreten, sind diese meist sehr unspezifisch und können daher nicht immer eindeutig dem Eierstockkrebs zugeschrieben werden. Zu den Symptomen zählen:2
- Völlegefühl
- Blähungen
- Bauch- und Beckenschmerzen
- Vermehrter Harndrang
- Veränderungen des Stuhlgangs
- Verdauungsbeschwerden
- zunehmender Bauchumfang oder Atembeschwerden
- Gewichtsabnahme
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Daten einer vorangegangenen Studie
Für die Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler Daten der vorangegangenen ROCkeTS-Studie. Hierfür rekrutierte man Frauen aus 24 Krankenhäusern im Vereinigten Königreich, bei denen erhöhte CA125-Werte festgestellt worden waren und somit Verdacht auf Eierstockkrebs bestand. Alle potenziellen Teilnehmerinnen unterzogen sich einer Blutabnahme sowie einer Ultraschalluntersuchung. Anschließend füllten die Frauen einen Fragebogen zu ihrer Ausgangssituation aus, um den Forschern Informationen über ihr klinisches Erscheinungsbild, den Ergebnissen der Ausgangsuntersuchungen sowie ihrer geburtshilflichen, gynäkologischen und chirurgischen Anamnese zur Verfügung zu stellen. Alles zu den klinisch-pathologischen Ergebnissen füllten an der Studie mitwirkende Krankenschwestern aus.
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Fast 2600 Frauen mit einer Eierstockkrebs-Diagnose nahmen teil
Für die aktuelle Studie nahm man Frauen aus ROCkeTS im Alter zwischen 16 und 90 Jahren auf, die über unspezifische Symptome berichteten.3 Zu den Symptomen zählten:
- anhaltende Blähungen
- Völlegefühl kurz nach Beginn des Essens und/oder Appetitlosigkeit
- Becken- oder Bauchschmerzen, die sich auch wie Verdauungsstörungen anfühlen
- Vermehrter Harndrang
Frauen, die mindestens über eines der Symptome dauerhaft oder häufig klagten, erhielten ein beschleunigtes Verfahren – der sogenannte Fast-Track-Pfad. Dabei handelt es sich um einen beschleunigten Weg mit Fristen, also einer zweiwöchigen Wartezeit, innerhalb derer die Patientinnen von Spezialisten untersucht und weiterbehandelt werden sollten, bevor sie einen Termin beim Gynäkologen im Krankenhaus erhalten. So ergaben sich folgende Studienteilnehmerzahlen:
- 1741 Patientinnen rekrutierte man über den Fast-Track-Pfad.
- 692 Frauen nahm man über Ambulanzen auf.
- 163 Betroffene rekrutierte man nach einer Notfalleinweisung.
Bei einem Verdacht wurde ein Bluttest durchgeführt. Wenn dieser erhöhte CA125-Werte aufwies, unterzog man die Frauen einem vaginalen Ultraschall.
Schnellverfahren erkannte Eierstockkrebs im Frühstadium
Bei etwa zwölf Prozent der Frauen, die man über den Fast-Track-Pfad behandelte, stellte man eine Form von Eierstockkrebs fest. Bei insgesamt 6,8 Prozent der Patienten des Fast-Track-Pfads diagnostizierte man hochgradig seriösen Eierstockkrebs. Die Mehrheit davon hatte einen guten Leistungsstatus, eine geringe bis mäßige Ausbreitung der Krankheit. Bei 76,5 Prozent davon wurde eine vollständige Zytoreduktion oder eine Restkrankheit festgestellt. Bei einer Frau mit der aggressivsten Form dieser Krankheit stellte man die Diagnose noch in einem frühen Stadium fest, wodurch eine erfolgreiche Behandlung noch möglich war.
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Bedeutung der Studie: 4 Symptome können Warnsignal sein
Die Studie zeigt, dass folgende Symptome in Hinblick auf Eierstockkrebs ernst genommen werden sollten:
- anhaltende Blähungen
- Völlegefühl kurz nach Beginn des Essens und/oder Appetitlosigkeit
- Becken- oder Bauchschmerzen, die sich auch wie Verdauungsstörungen anfühlen
- Vermehrter Harndrang
Denn diese veranlassten die Ärzte dazu, Gebrauch des Fast-Track-Pfads zu machen, um den Patientinnen einen schnellen Behandlungsweg zu ermöglichen. Da viele Frauen aufgrund der schnellen Diagnose und Therapie vollständig genasen, unterstreicht dies die Bedeutung des Verfahrens – und auch, die Symptome als wichtige Eierstockkrebs-Symptome einzuordnen. Dahingehend sollten sowohl Frauen als auch Ärzte sensibilisiert werden.