23.11.2021, 05:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sport steigert laut einer neuen Studie die Produktion Cannabis-ähnlicher Substanzen, die wiederum Schmerzen lindern und Entzündungen im Körper reduzieren. Interessant: Der körpereigene „Rausch“ wird nicht im Gehirn, sondern im Darm produziert.
Warum fühlt man sich nach dem Training so gut? Die Antwort liegt nicht etwa nur an den viel gepriesenen Endorphinen, sondern vor allem an dem erhöhten Spiegel an Endocannabinoiden. Diese werden durch Sport im Darm vom Mikrobiom produziert und lindern – ähnlich wie sein Verwandter Cannabis – Schmerzen. Gleichzeitig wirken sie entzündungshemmend und können womöglich dazu beitragen, Herzerkrankungen und sogar Krebs vorzubeugen.
Übersicht
Wie ein gesunder Darm in Verbindung mit Sport Schmerzen lindert
In den letzten Jahren machte die Forschung immer mehr deutlich, wie wichtig ein intaktes Mikrobiom für Gesundheit und Wohlbefinden ist. Eine aktuelle Studie der Universität Nottingham stützt die Schlüsselrolle der Milliarden im Darm lebenden Bakterien einmal mehr. Ihre Untersuchung, welche aktuell in dem Fachmagazin „Guts Microbes“ erschien, fand heraus, dass Menschen mit Arthritis nach dem Sport nicht nur weniger Schmerzen hatten, sondern auch einen niedrigeren Spiegel von Entzündungsmarkern.1
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Studie mit 78 Arthrose-Patienten
Für die Studie rekrutierte ein Forscherteam 78 Personen, die unter Kniearthrose litten. 38 von ihnen führten sechs Wochen lang täglich 15 Minuten Muskelkräftigungsübungen durch, während die anderen 40 nichts taten. Am Ende des Untersuchungszeitraums hatten diejenigen, die Sport machten, nicht nur ihre Schmerzen reduziert, sondern sie hatten auch mehr Mikroben in ihrem Darm, die besagte entzündungshemmende körpereigene Cannabinoide produzieren.
Bei einer Kniearthrose wird die schützende Knorpelschicht im Gelenk dünner. Dies führt zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
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Darmmikroben namens SCFAS produzieren Endocannabinoide
Bei den „berauschenden“ Darmmikroben handelt es sich um einen Bakterienstamm namens SCFAS. Tatsächlich war laut der Untersuchung mindestens ein Drittel der entzündungshemmenden Wirkung des Mikrobioms auf den Anstieg der Endocannabinoide zurückzuführen. Das bedeutet, dass nur 15 Minuten Sport am Tag ausreichten, um messbar Schmerzen sowie Entzündungen im Körper zu reduzieren. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass Bewegung die körpereigenen Cannabis-ähnlichen Substanzen erhöht. Das kann sich auf viele Zustände positiv auswirken“, erklärt Mitautorin Dr. Amrita Vijay in der Medienmitteilung.2
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Forscherin: Lieber Sport als CBD-Tropfen
Für die Wissenschaftlerin ist die Erkenntnis insofern auch interessant, da Öle auf Cannabinoid-Basis wie beispielsweise CBD-Öl seit einiger Zeit als sanfter Schmerzstiller und Lifestylepodukt immer beliebter werden. Aber diese Einwirkung von außen brauche es gar nicht. „Da das Interesse an Cannabidiolöl und anderen Nahrungsergänzungsmitteln zunimmt, ist es wichtig zu wissen, dass einfache Dinge wie Bewegung denselben Effekt haben.“ Ebenso verdeutlicht die Studie erneut, wie wichtig es ist, nur in Notfällen Antibiotika einzunehmen, da diese das Mikrobiom – auch langfristig – aus dem Gleichgewicht bringen können.
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Quellen
- Vijay A, Kouraki A, Gohir S et al. (2021) The anti-inflammatory effect of bacterial short chain fatty acids is partially mediated by endocannabinoids. Gut Microbes
- University of Nottingham. (2021) Exercise increases the body’s own ‘cannabis’ which reduces chronic inflammation, says new study.