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Michael Smolik

Die Psycho-Tricks von Kickbox-Weltmeister Michael Smolik

Michael Smolik beim Training
Präzision! Michael Smolik (27) beim gesprungenen Sidekick. Bisher ging er aus allen 29 Profi-Kämpfen als Sieger hervor. Foto: Michael Wilfling
Anna Echtermeyer
Redakteurin

29.08.2018, 14:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Im Ring ist Michael Smolik der harte Kerl, Gegner fürchten seine Drehkicks, die für sie meist nach kurzer Zeit den K.o. bedeuten. Welchen Anteil Meditation am Erfolg des 27-jährigen Crailsheimers hat, was ihn der Kampfsport fürs Leben gelehrt hat und welche Vorraussetzungen man mitbringen sollte, um auch mal in den Ring zu steigen, hat der Kickbox-Weltmeister FITBOOK erklärt.

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Michael Smolik war einer der Jungs, die ihre Energie nicht so recht unter Kontrolle hatten. Er prügelte sich auf dem Schulhof, auch weil er, wie er sagt, immer wieder gemobbt wurde: polnische Eltern, der fremd klingende Name, über den sich Mitschüler im schwäbischen Crailsheim lustig machten. Allerdings hatte Michael, der bereits im Alter von drei Jahren zum Kampfsport kam (zunächst Taekwondo), nie Probleme, sich zu wehren.

Durchgehalten hat er. Sich nie von anderen was sagen lassen. Wurde groß, sehr groß und ging seinen Weg: Der sportliche 1,91-Meter-Klotz wurde Polizist. Nach acht Jahren gab er den Job auf, um sich ganz seiner Karriere als Profi-Sportler zu widmen. Mittelmaß war nie sein Ding. Heute ist der 27-Jährige Profiweltmeister im Kickboxen und macht allen, die Ähnliches durchmachen müssen, Hoffnung. Vom Ausgegrenzten zum Vorbild.

Energiegeladenen Jungs mit Gewalt-Problem reicht er mittlerweile an seinem Leistungszentrum in Crailsheim die Hand und vermittelt, was ihn der Kampfsport gelehrt hat: „Selbstbeherrschung und eine disziplinierte Grundeinstellung zum Leben – es geht eben nicht darum, jemand anderem die Fresse einzuhauen.“ Schläger will Smolik selbstverständlich nicht ausbilden. „Wer die Kampftechnik einmal missbräuchlich verwendet, ist raus.“ Inwiefern kann man noch von Kampfsport profitieren, im Alltag, in sozialer Hinsicht und auch in Sachen Fitness?

Sauerland Fight Night - Kickboxing Michael Smolik v David Trallero
Michael Smolik (r.) macht mit seinen Gegnern für gewöhnlich kurzen Prozess. Hier 2017 gegen den Spanier David Trallero bei der Verteidigung seines WM-Titels. Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Selbstbewusstsein

Wer Kampfsport macht und was draufhat, betritt einen Raum mit geradem Rücken, sagt Smolik. „Man strahlt Selbstbewusstsein aus, was häufig als Arroganz interpretiert wird.“ Man wisse, sich zur Wehr zu setzen: „Wenn mich jemand angreift, habe ich die Gewissheit, einfach stehenbleiben zu können, ohne dass mir etwas passiert.“ Kommt das gut bei Frauen an? „Oh ja!“ Smolik hat aber seit Kurzem eine neue Freundin.

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Motivation für andere Lebensbereiche

„Dass ich im Training Fortschritte gemacht habe, hat mir geholfen, auch in anderen Lebensbereichen Ziele zu erreichen“, sagt Smolik. Das liege auch an der erforderlichen Einstellung beim Kampfsport, niemals aufzugeben, sich selbst beherrschen zu können und sein Gegenüber stets zu respektieren. Für Smolik wird der letzte Punkt häufig unterschätzt. Dabei sei das aber extrem wichtig, wenn nicht sogar die wichtigste Eigenschaft eines Kampfsportlers. Gerade weil es ja um körperliche Gewalt geht.

Zusammenhalt

Anderen die Hand reichen, anderen helfen, Mehrwerte schaffen und diese vermitteln: Dies lernt man laut Smolik beim Kampfsport. Ganz besonders auch er selbst hat diese Erfahrung gemacht: „Früher war ich sehr arrogant. Durch den Kampfsport bin ich mit den Jahren liebevoller und freundlicher geworden.“

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Reaktionsvermögen und körperliche Fitness

Neben dem Kampfsport hat Ex-Polizist Smolik ein weiteres Talent und Hobby – Schauspielern. In der Sat.1-Serie „Die Ruhrpottwache“ (lief von 2016 bis 2017) spielt er einen Beamten, der Verbrecher jagt, natürlich in Smolik-Manier mit vollem Körpereinsatz. „Es gab da einen gefährlichen Moment, ich lief auf einer Straße, plötzlich kam ein Auto und ich konnte mich wirklich im letzten Moment über die Leitplanke retten.“ Zu verdanken habe er das seinem durch den Kampfsport enorm ausgeprägten Reaktionsvermögen.

Darüber hinaus sei jede Kampfsportart – ob Judo, Fechten, Taekwondo oder Kickboxen – neben einem Training für die geistige Fitness ein effektives Ganzkörpertraining. Beine, Po, Bauch, Waden, Schultern – das sind beispielsweise die Körperpartien, die beim Kickboxen besonders gefordert werden. „Man bekommt einen sehr guten Körper“, verspricht Smolik.

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So meditiert er sich von Sieg zu Sieg

Smolik blieb in allen 29 Duellen seiner Profi-Karriere ungeschlagen. Fans feiern seine präzisen Kicks, gefürchtet ist besonders sein Drehkick, der 27-Jährige ist bekannt dafür, seine Gegner in kurzer Zeit auszuknocken. Wie macht er das? Hat er ein besonderes Geheimnis? „Meditation! Das hilft mir enorm, mich zu konzentrieren.“ Und zwar täglich, wie er FITBOOK erzählt.

Michael Smolik meditiert
Michael Smolik meditiert jeden Tag eine Viertelstunde – FITBOOK hat er verraten, was er sich dabei genau vorstellt Foto: Michael Smolik privat

Konkret laufe es so ab, dass er sich nach dem zweiten Training des Tages für eine Viertelstunde in den Schneidersitz begibt und auf das dritte Auge konzentriert (der Bereich zwischen den Augenbrauen steht in der Meditationspraxis für Klarheit und Intuition). An trainingsfreien Tagen meditiert er ebenfalls: „Da, wo es sich gerade ergibt.“ Dabei setzt er gerne auf Entspannungsmusik von YouTube: „Mit Musik gelingt es mir besser.“

„Mich regt nichts mehr auf, das tut mir gut“

Eine zweite Art der Meditation wendet Smolik vor Kämpfen an: „In den Tagen und Wochen davor stelle ich mir mit geschlossenen Augen vor, wie ich trainiere und gegen meinen Gegner kämpfe.“ Im Zustand der Meditation könne sein Körper nicht unterscheiden, ob es sich um Traum oder Realität handele. „Das bringt viel“, schwört er. Lasse er seine tägliche Viertelstunde nur einmal schleifen, weil die Zeit fehlt, zeige sich das im anschließenden Training durch mangelnde Konzentration. Positiver Nebeneffekt für Smolik: „Seitdem ich meditiere, gehe ich gelassener mit einfach Allem um. Mich regt gar nichts mehr auf, das tut mir gut – das war vorher anders …“

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Welche Voraussetzungen muss ich fürs Kickboxen mitbringen?

An dieser Stelle können wir es kurzhalten: „Es gibt keine. Es gibt auch kein Alter“, sagt Smolik. Das Einzige: Man sollte nicht komplett grobmotorisch sein und einfache Arm-Bein-Sprung-Koordination hinbekommen. Smolik: „Wenn jemand Hampelmänner nicht ausführen kann, ist das eine schlechte Voraussetzung.“ Allerdings verbessere sich die Koordinationsfähigkeit durch Kickboxen auch enorm. Insofern gebe es kein K.o.-Kriterium, um sich beim Kickboxen mal auszuprobieren. Inzwischen bieten auch viele Fitnessstudios Kurse an. Fragen Sie bei Interesse da mal nach!

Am 22. September möchte Smolik seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht des Verbands der World Kickboxing and Karate Union (WKU) im Rückkampf gegen den Schweizer Enver Slijivar erneut verteidigen. Sat.1 überträgt den Kampf im Rahmen der „Steko’s Fight Night“ live.

Themen: Kampfsport
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