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Namen für Vitalstoffe

Warum gibt es eigentlich kein Vitamin F oder G?

Vitamine Buchstaben
Vitamin C kennt jeder – aber gibt es eigentlich Vitamin F? Foto: Getty Images/yulka3ice
Sophie Brünke
Ernährungsredakteurin

12.12.2023, 17:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

„An apple a day keeps the doctor away“ – oder zu Deutsch: „Ein Apfel am Tag hält dir den Arzt vom Leib“. Die Redewendung soll daran erinnern, wie wichtig Vitamine für die Gesundheit sind. Und die Namen Vitamin A, B und C sind auch jedem ein Begriff. Doch woher kommen eigentlich die Buchstaben hinter den Vitaminen? FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt den Sachverhalt mit auf eine Reise zu „Schafsgang“-Krankheit, Hühnern und einem Nobelpreisträger.

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Vitamine sind essenzielle organische Verbindungen, die der menschliche Körper für sein Wachstum und Erhalt benötigt, jedoch selbst nicht oder nur in unzureichenden Mengen bilden kann. Deshalb müssen sie über der Nahrung aufgenommen werden. Ihre Namensgebung erfolgt auf den ersten Blick schlichtweg systematisch, gibt es doch in alphabetischer Reihenfolge die Vitamine A bis E. Doch dann klafft eine Lücke bis zum Vitamin K. Denn der Ursprung der Buchstaben hinter den Vitaminen liegt sowohl in chemischen als auch historischen Gegebenheiten.

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Wer hat die Vitamine entdeckt?

Den einen Entdecker aller Vitamine gibt es nicht. Die Anfänge führen in ein deutsches Nachbarland: die Niederlande. Dort forschte in den 1890ern der Arzt Christiaan Eijkman an einer vorwiegend in Asien auftretenden Krankheit.1

Eijkman reiste nach Holländisch-Ostindien, heute Teil Indonesiens. Dort grassierte die Krankheit „Beri-Beri“, zu Deutsch „Schafsgang“. Betroffene waren wackelig auf den Beinen, wiesen Lähmungen und Erbrechen auf. Im schlimmsten Fall führte die Erkrankung zum Tod durch Herzinsuffizienz.2

Aufmerksam, wie Eijkman war, stellte er fest, dass nicht nur Menschen, sondern auch Hühner an dem Nervenleiden erkranken konnten. Und hierbei machte er eine entscheidende Beobachtung: Hühner, die mit braunem, unpolierten Reis gefüttert wurden, erkrankten nicht, jene, die weißen, geschälten Reis bekamen hingegen schon. In der Schale der Reiskörner schien ein wichtiger Inhaltsstoff vorhanden zu sein. Er verschrieb seinen Patienten daraufhin braunen Reis und ihr Leiden verschwand. Als Ursache von Beri-Beri wurde deshalb ein Nährstoffmangel vermutet. 1929 wurde Eijkman für seine Entdeckung der Wachstumsvitamine mit dem Nobelpreis geehrt.

Doch welcher konkrete Nährstoff steckte nun in den Reiskörnern? Der polnische Biochemiker Casimir Funk isolierte 1912 erstmals aus Reiskleie das Beri-Beri heilende Vitamin B1.

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Vita und Amin – die Namensgebung

Bei der Isolierung des Thiamins entdeckte Funk, dass es sich um eine stickstoffhaltige Verbindung, ein Amin, handelte. Er glaubte, dass jeder lebensnotwendige Stoff eine sogenannte Amino-Gruppe (NH2-Gruppe) enthält. Deshalb entwickelte Funk das Kunstwort Vitamin. Dabei stand „Vita“ für das Leben und „Amin“ für die chemische Struktur. Inzwischen sind auch Stickstoff-freie Vitamine bekannt, etwa Vitamin A, welches chemisch zu den Alkoholen gehört.

Der Begriff Vitamin besteht bis heute, obwohl der „Amin“-Teil genau genommen nicht immer zutreffend ist. Erst seit die genaue chemische Struktur entschlüsselt wurde, erfolgten die Bezeichnungen der Vitamine entsprechend ihrer chemischen Struktur. So ist Funks Vitamin B1 heute besser als Thiamin bekannt.3

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Welche Vitamine sind heute bekannt?

Auf ähnlichem Wege wie Thiamin wurden auch andere Vitamine entdeckt. So stieß die Seefahrerkrankheit Skorbut zur Entdeckung von Vitamin C und Rachitis zur Entdeckung von Vitamin D an.

Bis zum Jahr 1941 wurden alle 13 Vitamine, die wir heute kennen, identifiziert und strukturell entschlüsselt.

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So bekamen Vitamine ihre Buchstaben

Da die Vitamine teilweise Jahre vor ihrer chemischen Aufschlüsselung entdeckt wurden, führte der amerikanische Biochemiker Elmer McCollum im Jahr 1916 zunächst die Großbuchstaben A, B, C und D, später auch E und K zur Unterscheidung der Vitamine ein.

Was ist mit den Vitaminen von F bis J?

Heute sind viele der Namen nicht mehr gebräuchlich. Es entstand eine Lücke in der Buchstabenreihe von F bis J, als sich herausstellte, dass nicht alle Vitamine zur Stoffgruppe der Amine gehörten. Andere, heute ebenfalls nicht mehr gebräuchliche Namen, waren etwa Begriffe wie Komplettine und Nutramine.4

Zudem wurden verschiedene Vitamine mit ähnlicher Wirkung nachträglich in Gruppen zusammengefasst. Aus Vitamin H (Biotin) wurde Vitamin B7 und aus Vitamin G (Riboflavin) wurde Vitamin B2.

Auch ehemals als Vitamine bezeichnete Stoffe, die in ihrer Struktur gänzlich abweichen, gehörten einst in die alphabetische Reihe: So ist Vitamin F ein veralteter Trivialname für essenzielle Fettsäuren, allen voran Linolsäure und Linolensäure.

Quellen

Themen Vitamine

Quellen

  1. Eggersdorfer, M., Laudert, D., Ulla, L. (2012). Einhundert Jahre Vitamine – eine naturwissenschaftliche Erfolgsgeschichte. Angewandte Chemie. ↩︎
  2. Beri-Beri. (aufgerufen am 11.12.2023) ↩︎
  3. Was bedeuten eigentlich die Buchstaben hinter den Vitaminen? (aufgerufen am 11.12.2023) ↩︎
  4. Vitamine. (aufgerufen am 11.12.2023) ↩︎
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