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Laut Studie

So viele Tassen Kaffee pro Tag können das Leben verlängern

Kaffee Tassen Leben verlängern: Tassen Kaffee
Kaffeekonsum hat Auswirkungen auf die Gesundheit und das Sterberisiko. Eine neue Studie hat untersucht, welchen Kaffee und wie viel man trinken sollte. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

29.09.2022, 14:06 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Diverse Untersuchungen konnten belegen, dass der Konsum von Kaffee durchaus Positives für die Gesundheit bringen kann. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich Kaffeetrinken auf die Lebenserwartung auswirkt – selbst, wenn man entkoffeinierten Kaffee bevorzugt.

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Kaffee gehört für viele Menschen einfach dazu. Entsprechend groß ist das Interesse der Forschung zu entschlüsseln, wie sich der Konsum auf die Gesundheit auswirkt. FITBOOK hat sich unterschiedliche Untersuchungen zu dem Thema angeschaut und erklärt, was die Wissenschaft zur Wirkung und Dosierung herausgefunden hat. Die neueste Studie stammt aus Australien und liefert Hinweise darauf, wie viele Tassen Kaffee pro Tag das Leben verlängern können.

Zusammenhang von Kaffee und Lebenserwartung

In der australischen Studie betrachteten die Wissenschaftler zum einen die Auswirkung von Kaffeekonsum im Vergleich zu Nicht-Kaffee-Trinken. Außerdem untersuchten sie die Wirkung verschiedener Kaffeearten: gemahlen, löslicher und entkoffeinierter Kaffee. Der Fokus lag dabei auf einem möglichen Zusammenhang von Kaffeetrinken und dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod.1

Studie mit 449.563 Teilnehmern

Untersucht wurde anhand von Daten von Erwachsenen zwischen 40 und 69 Jahren, die aus der UK Biobank stammten. Die Studie umfasste 449.563 Teilnehmer, die zu Beginn der Studie keine Herzrhythmusstörungen oder andere kardiovaskuläre Erkrankungen aufwiesen. Das Durchschnittsalter lag bei 58 Jahren, und 55,3 Prozent waren Frauen. Die Probanden füllten Fragebögen aus, in denen sie angaben, wie viele Tassen Kaffee sie täglich konsumierten. Außerdem gaben sie an, ob sie Instantkaffee, gemahlenen (z. B. in Form von Filterkaffee, Cappuccino) oder koffeinfreien Kaffee tranken.

Anhand der Antworten teilten die Forscher die Probanden in sechs Kategorien des täglichen Kaffeekonsums ein:

  1. Keinen Kaffee
  2. Weniger als eine Tasse
  3. Eine Tasse
  4. Zwei bis drei Tassen
  5. Vier bis fünf Tassen
  6. Mehr als fünf Tassen

Bei 198.062 (44,1 Prozent) der Teilnehmer war der übliche Kaffeetyp Instantkaffee, bei 82.575 (18,4 Prozent) gemahlener Kaffee und bei 68.416 (15,2 Prozent) entkoffeinierter Kaffee. 100.510 (22,4 Prozent) waren Nicht-Kaffeetrinker, die als Vergleichsgruppe dienten.

Die Nachbeobachtungszeit betrug 12,5 Jahre. Während dieser Zeit starben 27.809 (6,2 Prozent) Teilnehmer. 43.173 (9,6 Prozent) Probanden entwickelten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und bei 30.100 (6,7 Prozent) Teilnehmern traten Herzrhythmusstörungen auf. Beim Vergleich der Kaffeemenge sowie -art mit den zuvor genannten Erkrankungen sowie mit Todesfällen berücksichtige man auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes, obstruktive Schlafapnoe, Raucherstatus sowie Tee- und Alkoholkonsum.

Spielt der Kaffeetyp eine Rolle?

Laut der australischen Studie lautet die Antwort: kaum. Denn alle Arten von Kaffee wurden mit einer Verringerung des Sterberisikos und weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht (wenn auch zu einem unterschiedlichen Grad). Im Falle von Herzrhythmusstörungen scheint der Koffeingehalt besonders wichtig zu sein. So stellten die Forscher bei der Auswertung der Daten fest, dass löslicher und gemahlener Kaffee das Risiko für Herzrhythmusstörungen verringerten – nicht aber entkoffeinierter Kaffee.

Anzahl an Tassen Kaffee pro Tag, die offenbar das Leben verlängern

Die magische Formel bzw. Dosis lautet gemäß der neuen Erkenntnisse: zwei bis drei Tassen Kaffee sind optimal für einen lebensverlängernden Effekt. Nur in einem speziellen Fall scheint eine höhere Menge von vier bis fünf Tassen besser zu wirken.

Jeweils im Vergleich zu Personen, die keinen Kaffee trinken, zeigte sich:

  • Zwei bis drei Tassen Kaffee (aller Art) pro Tag senken das Sterberisiko (14 Prozent bei entkoffeiniertem, 27 Prozent bei gemahlenem und 11 Prozent bei Instantkaffee)
  • Pro Tag zwei bis drei Tassen Kaffee (aller Art) zu trinken, verringert das Risiko für Herzerkrankungen (6 Prozent bei entkoffeiniertem, 20 Prozent bei gemahlenen, 9 Prozent bei Instantkaffee)
  • Der tägliche Konsum von zwei bis drei Tassen Instantkaffee senkte das Risiko für Herzrhythmusstörungen (12 Prozent)
  • Vier bis fünf Tassen gemahlenen Kaffee täglich veringern das Risiko für Herzrhythmusstörungen (17 Prozent)

Auch interessant: Wie viele Tassen Kaffee pro Tag wirken sich positiv auf die Herzgesundheit aus? 

Studie aus dem Jahr 2021 kommt zu ähnlichen Erkenntnissen

Eine frühere Studie der Chung-Ang University und der „Korea Disease Control and Prevention Agency“ hat ebenfalls den lebensverlängernden Effekt von Kaffee untersucht. Sie kam zu dem Schluss: „Ein hoher Kaffeekonsum steht in Verbindung mit einem geringeren Risiko für die Gesamtsterblichkeit“. Laut dem südkoreanischen Forschungsteam zeigt sich der echte Nutzen nur, wenn man mehr als drei Tassen Kaffee täglich trinke. Dabei sei die Art und Sorte des Kaffees unerheblich.2

Studie mit über 170.000 Probanden

Für ihre Studie rekrutierten die Forschenden zwischen 2004 und 2013 insgesamt 173.209 Probanden, die mindestens 40 Jahre alt waren. Nachträglich wurden alle ausgeschlossen, die an Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen oder Krebs erkrankt waren. Danach blieben noch 110.920 Teilnehmende. Die Wissenschaftler analysierten, wie viel und welche Art von Kaffee die Personen tranken. Zudem überprüften sie, welche Probanden bis einschließlich 31. Dezember 2018 verstorben waren und wie sich ihr Kaffeekonsum auf die Sterblichkeit ausgewirkt hatte.

Gesundheitliche Vorteile von mehr als drei Tassen Kaffee pro Tag

Das Forscherteam kam zu der Erkenntnis, dass Menschen, die mindestens drei Tassen Kaffee pro Tag tranken, ein geringeres Gesamtsterblichkeits-Risiko hatten als Nicht-Kaffeetrinker. Bei Teilnehmern, die weniger als drei Tassen täglich tranken, war zumindest noch das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, geringer als bei Nicht-Kaffeetrinkern. Bereits 2015 war eine Studie der Harvard’s T.H. Chan School of Public Health mit mehr als 200.000 Probanden zu dem Ergebnis gekommen, dass bis zu fünf Tassen täglich das Risiko eines frühzeitigen Todes um bis zu 15 Prozent senken könnten. Dabei sei es unerheblich, ob es sich um Kaffee mit oder ohne Koffein handle.3

Auch interessant: Der Einfluss von Kaffeekonsum auf das Gebärmutterkrebsrisiko

Forscher nennen tägliche Kaffee-Obergrenze von sechs Tassen

Alleine in Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Bohnenkaffee 2021 bei rund 169 Litern (FITBOOK berichtete). Laut der EU-Lebensmittelbehörde EFSA sind bis zu 400 Milligramm Koffein pro Tag für einen Erwachsenen ohne gesundheitliche Vorbelastungen unbedenklich.4 Dies entspricht etwa vier Tassen à 200 Milliliter Filterkaffee oder vier einfachen Espresso.

Viel mehr als das sollten es dann aber nicht sein: Laut einem australischen Forscherduo wird koffeinhaltiger Kaffee spätestens ab der sechsten Tasse ungesund. Dr. Ang Zhou und Professor Elina Hyppönen von der University of South Australia stellten 2019 in einer Untersuchung eine Verbindung zwischen starkem Kaffeekonsum und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen fest. Mehr als sechs Tassen täglich könnten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 22 Prozent erhöhen.5

Studie mit über 347.000 Probanden

Gegenstand der Studie waren Gesundheitsdaten und Informationen zum Lebensstil von rund 347.100 Personen zwischen 37 und 73 Jahren. Die Daten waren der UK Biobank entnommen worden, einer Datenbank, in der Studienteilnehmer über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Faktoren wie Genetik und äußere Umwelteinflüsse wurden berücksichtigt. Die Forschenden hatten auch etwaige Genvarianten, die den Abbau von Koffein im Körper beeinflussen, in ihre Auswertung miteinbezogen.

Gesundheitliche Nachteile von mehr als sechs Tassen Kaffee pro Tag

Dabei fanden sie heraus, dass ein hoher Kaffeekonsum – mehr als sechs Tassen täglich – die Blutfettwerte stark ansteigen lässt. Das wiederum begünstigt Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Laut Professor Hyppönen bestehe eine Wechselwirkung: Je mehr Kaffee man trinke, desto größer werde auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Ganz überraschend kam das Ergebnis für die Studienleiterin offenbar nicht. „Die meisten Menschen sind sich darüber einig, dass man nervös und gereizt wird oder sogar Übelkeit entwickeln kann, wenn man viel Kaffee getrunken hat“, erklärt sie in einer Pressemitteilung.6 „Das liegt daran, dass Koffein den Körper schneller und härter arbeiten lässt.“ Der (oftmals gewünschte) Stoffwechsel anregende Effekt von Koffein kann laut Hyppönen also gefährliche Ausmaße annehmen.

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Wie definiert man „eine Tasse“ Kaffee?

Aus den Studien ist nicht ersichtlich, was genau mit „einer Tasse Kaffee“ gemeint ist. Diesen Haken hat der an der australischen Studie beteiligte Dr. Ang Zhou auf Nachfrage von FITBOOK eingeräumt. Gleichzeitig erklärte er, dass eine Tasse Cappuccino und eine Tasse Espresso in der Regel eine ähnliche Koffein-Menge beinhalten würden. Im Schnitt enthält eine Tasse Filterkaffee etwa 95 Milligramm Koffein. Somit würde man bei sechs Tassen 570 Milligramm konsumieren – dies übersteigt die von der EFSA als maximale Menge empfohlene Dosis von 400 Milligramm erheblich.

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Bei der Dosierung auf den eigenen Körper hören

Zhou unterstreicht, dass es wichtig sei, auf die körpereigenen Signale zu hören und gegebenenfalls zu reagieren. Sprich: Hat man das Gefühl, schon genug Koffein zu sich genommen zu haben – auch wenn es vielleicht „nur“ vier Tassen waren – sollte man den nächsten Kaffee auf den Folgetag verschieben. Da verhält man sich wahrscheinlich ganz automatisch, wie Forscherin Hyppönen es empfiehlt, maßvoll. Denn, „womit auch immer übertrieben wird, man zahlt dafür mit seiner Gesundheit“.

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Der erstaunliche Effekt von Zucker im Kaffee

Nicht wenige Kaffeetrinker geben nicht nur ab und zu Milch in ihr koffeinhaltiges Heißgetränk – sondern süßes es noch mit Zucker. Macht dies den positiven gesundheitlichen Effekt womöglich zunichte? Das wollten Forscher der Southern Medical University in Guangzhou, Chin, herausfinden und beobachteten über einen Zeitraum von sieben Jahren den Kaffeekonsum und den gesundheitlichen Zustand von 171.000 Menschen, deren Daten in der UK Biobank hinterlegt waren. Die Probanden hatten zu Studienbeginn keinen Krebs und keine diagnostizierte Herzerkrankung.

Die Wissenschaftler stellten fest: Personen, die eine beliebige Menge ungesüßten Kaffee pro Tag tranken, hatten ein um 16 bis 21 Prozent geringeres Risiko, an Krebs oder Herzerkrankungen zu sterben, als ihre Altersgenossen, die keinen Kaffee konsumierten. Erstaunlicherweise verringerte sich das Sterberisiko der Studienteilnehmer, die 1,5 bis 3,5 Tassen leicht gesüßten Kaffee (ein Teelöffel Zucker pro Tasse) pro Tag tranken, sogar um 29 bis 31 Prozent. Weniger eindeutig waren hingegen die Ergebnisse für die Personen, die ihren Kaffee mit künstlichem Süßstoff tranken.7

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Quellen

Themen: Kaffee
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