Es ist bekannt, dass Bewegung im Allgemeinen besser für die Gesundheit ist als Herumsitzen. Eine neue Studie zeigt: Das gilt auch mit Blick auf ein verbreitetes Syndrom, das im Schlaf auftritt.
Sich bewegen, statt lange auf der Couch zu sitzen, dadurch lässt sich nächtlichen Atemaussetzern beim Schlafen vorbeugen. Mittels mehr körperlicher Aktivität im Alltag kann man das Risiko einer Schlafapnoe reduzieren, wie eine neue Studie aus den USA erklärt. Schlafapnoe ist eine Atemstörung, bei der die Atemwege verengt sind. Die Folge: sehr lautes Schnarchen und Atemaussetzer. FITBOOK hat sich mal angeschaut, was die neue und andere Forschungen zu dem Thema herausgefunden haben.
Übersicht
Bewegung senkt Schlafapnoe-Risiko laut US-Studie
Mehr physische Aktivität und weniger Zeit im Sitzen hängen mit einem geringeren Risiko zur Ausprägung einer Schlafapnoe zusammen. So heißt es in der Zusammenfassung der in der Fachzeitschrift „European Respiratory Journal“ vorgestellten Studie, bei der Daten von rund 119.000 Frauen und 19.000 Männern ausgewertet wurden.
Die körperliche Aktivität und die im Sitzen verbrachte Zeit vor dem Fernseher und/oder außer Haus wurde alle zwei bis vier Jahre mit Fragebögen erfasst und die ärztlich diagnostizierte obstruktive Schlafapnoe wurde anhand von validierten Selbstangaben ermittelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein höheres Maß an Aktivität und weniger Zeit im Sitzen mit weniger obstruktiver Schlafapnoe einhergeht. Da die Studie ausschließlich auf Selbstangaben der Probanden basiert, muss die Aussagekraft zu einem gewissen Grad infrage gestellt werden.1
Weniger Zeit sitzend verbringen
Die Devise lautet demnach: Öfter mal raus aus dem Sessel oder aufstehen vom Bürostuhl. Das rät auch der Internist und Pneumologe Prof. Adrian Gillissen.
„Und Menschen, die nicht zu erhöhter körperlicher Aktivität in der Lage sind, sollten zumindest versuchen, die im Sitzen verbrachte Zeit zu reduzieren, indem sie häufiger stehen oder leichten Aktivitäten nachgehen“, rät der stellvertretende Vorsitzende der Lungenstiftung.
Alter, Alkohol und weitere Risikofaktoren
Ausgelöst werden die Atemaussetzer, die bei einer Schlafapnoe mehrmals pro Stunde auftreten und zwischen zehn Sekunden und bis zu einer Minute dauern, durch eine Verengung des Rachenraums.
Dafür gibt es viele bekannte Risikofaktoren, etwa fortschreitendes Alter – dadurch erschlaffen die Muskeln im Rachenraum immer mehr. Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum zählen ebenso dazu wie die Einnahme von Schlaftabletten und Beruhigungsmitteln. In Folge von Übergewicht kann auch Fettgewebe den Rachenraum einengen.
Abnehmen gegen Schlafapnoe
Insbesondere, wenn Fettgewebe im Oberkörperbereich das Risiko einer Atemwegsbehinderung und eine Verengung der Atemwege erhöht, kann eine moderate Gewichtsabnahme helfen, schon bestehende Schlafapnoe zu lindern sowie das Risiko zur Ausprägung zu senken. So konnten ältere Studien zeigen, dass Gewichtsabnahme bei stark übergewichtigen Probanden die Notwendigkeit einer Atemweg-Operation oder einer langfristigen CPAP-Beatmung (Positiver Atemwegsdruck) beseitigen konnte.2,3
Damit sich die Symptome der Schlafapnoe nicht wieder verschlimmern, muss das reduzierte Gewicht natürlich gehalten werden.
Die Schlafposition kann einen Unterschied machen
Auch eine kleine Veränderung wie ein Wechsel der Schlafposition kann, wie eine Studie aus dem Jahr 2006 zeigt, einen großen Unterschied machen und das Risiko einer obstruktiven Schlafapnoe reduzieren. Mehr als die Hälfte der Fälle von obstruktiver Schlafapnoe konnte in der Untersuchung auf die Schlafposition – der Rückenlage – zurückgeführt werden. 4
Eine 2014 veröffentlichte Studie konnte unterstützend herausfinden, dass Schlafen auf dem Rücken, die Symptome der Schlafapnoe verschlimmert. Bei manchen Erwachsenen kann ein Wechsel auf die Seitenlage während der Nacht dazu beitragen, dass sich die Atmung wieder normalisiert. Es gibt allerdings nur wenige Betroffene, bei denen die Atemaussetzer ausschließlich auf die Liegeposition zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu Erwachsenen schlafen und atmen Kinder interessanterweise am besten auf dem Rücken.5,6,7
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Nicht nur Folgen für den Alltag
Die längeren Atemaussetzer lassen Betroffene immer wieder kurz aufwachen. Ihr Schlaf ist kaum erholsam, sie sind am Tag weniger leistungsfähig. Und es gibt Langzeitfolgen: So steigt etwa das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und Diabetes.
Bleibt das Schlafapnoe-Syndrom unbehandelt, verringert sich die Lebenserwartung bei Betroffenen laut der Lungenstiftung im Mittel um rund zehn Jahre. Behandlungsansätze sind unter anderem das Tragen von Mund-Nasen-Masken (CPAP-Therapie) oder Unterkieferschienen beim Schlafen. Auch operative Eingriffe können eine Option sein. (www.lungenaerzte-im-netz.de)
mit Material der dpa
Quellen
- 1. Lui Y, Yang L, Stampfer MJ et al. (2021). Physical activity, sedentary behavior, and incidence of obstructive sleep apnea in three prospective US cohorts. European Respiratory Journal.
- 2. Loube DI, Loube AA, Mitler MM. (1994). Weight loss for obstructive sleep apnea: the optimal therapy for obese patients. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics (aufgerufen 31.08.2021)
- 3. Anandam A, Akinnusi M, Kufel T et al. (2012). Effects of dietary weight loss on obstructive sleep apnea: a meta-analysis. Sleep and Breathing (aufgerufen 31.08.2021)
- 4. Richard W, Kox D, den Herder C et al. (2006). The role of sleep position in obstructive sleep apnea syndrome. European Archives of Oto-Rhino-Laryngology (aufgerufen 31.08.2021)
- 5. Joosten SA, O’Driscoll D M, Berger PJ et al. (2013).Supine position related obstructive sleep apnea in adults: pathogenesis and treatment. Science Direct (aufgerufen 31.08.2021)
- 6. Fernandes do Prado LB, Thompson R, Marcus CL et al. (2002).Body position and obstructive sleep apnea in children. SLEEP (aufgerufen 31.08.2021)
- 7. Patientenratgeber der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Obstruktive Schlafapnoe. (aufgerufen 31.08.2021)