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Ketamin kann laut Studie Symptome von Depressionen lindern

Nachlassende Symptome

Studie bestätigt lindernde Wirkung von Ketamin auf Depressionen 

ketamin depression: Eine Ampulle mit Ketamin
Ketamin kann Menschen mit schweren psychischen Beschwerden helfen, sollte aber nicht leichtfertig zum Einsatz kommenFoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Teresa Crawford‚

In den USA und Deutschland ist das schmerzstillende Mittel Ketamin zur Behandlung bei schwerer Depression zugelassen. Der genaue Wirkmechanismus bedarf noch weiterer Forschung. Eine aktuelle Studie liefert nun neue Hinweise darauf, dass Ketamin die Symptome einer Depression tatsächlich lindern kann.

Anfang der 1960er Jahre wurde synthetisches Ketamin als Narkosemittel entwickelt und kam in der Anästhesie zum Einsatz.1 Als schmerzstillendes Mittel findet es noch heute sowohl bei Menschen als auch bei Tieren Verwendung. Die Anwendung erfolgt zumeist in Form einer Infusionslösung. Man kann es aber auch nasal oder oral einnehmen. Eine medizinisch unerwünschte Nebenwirkung: Ketamin kann Halluzinationen auslösen. Positiv ist dagegen, dass das Mittel einen antidepressiven Effekt zu haben scheint.2 Eine neue Studie zeigt, wie die Verabreichung von Ketamin innerhalb weniger Wochen bei Menschen mit schwerer Depression wirken kann.

Ablauf der Studie

Bei der aktuellen Studie handelt es sich laut den Autoren um eine der wenigen klinischen Studien, die zur Wirkung von Ketamin bei Depressionen durchgeführt wurden. Die US-Wissenschaftler zogen für ihr Projekt Daten einer Ketamin-Infusionsklinik mit mehreren Standorten heran und werteten diese aus. Sie stammten von 424 Patienten mit therapieresistenter Depression, die sich zwischen 2017 und 2021 mit Ketamin behandeln ließen.

Bei einer therapieresistenten Depression handelt es sich um eine schwere Form der Erkrankung, die auch auf die Behandlung mit mindestens zwei Antidepressiva in ausreichender Dosis und über einen ausreichenden Zeitraum keine Besserung aufweist.

Die Patienten erhielten zur Behandlung Ketamininfusionen mit einer Anfangsdosis von 0,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht über eine Dauer von 40 Minuten. Innerhalb von 21 Tagen bekamen sie sechs Infusionen verabreicht. Mithilfe eines Fragebogens erfragten die Forscher, welche Veränderungen bei ihren Symptomen die Patienten bzw. Studienprobanden feststellten.3

Ketamin linderte Symptome von Depression deutlich

Innerhalb der sechs Wochen, in denen Ketamin verabreicht wurde, zeigten sich signifikante Verbesserungen der Symptome. So sprachen 50 Prozent der Patienten grundsätzlich auf die Behandlung an, d. h. ihre Erkrankung hatte sich im Gesamten zurückgebildet (Ansprechrate). 20 Prozent berichteten, dass die Beschwerden nachgelassen hatten (Remissionsrate). Bei einer zehnwöchigen Behandlung betrug die Ansprechrate 73 Prozent, die Remissionsrate 38 Prozent.

Besonders vielversprechend: Ketamin konnte damit in Verbindung gebracht werden, dass sich Selbstverletzungs- und Suizidgedanken innerhalb von sechs Wochen um 50 Prozent reduzierten. Das heißt, bei der Hälfte der Patienten, die zu Beginn der Behandlung an solchen Gedanken litten, war dies nach sechs Infusionen nicht mehr der Fall. Auch bei Angstsymptomen wurde ein Rückgang um 30 Prozent festgestellt.

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Einschränkung der Studie

Die Studie liefert interessante Daten aus der praktischen Anwendung von Ketamin bei schwerer, therapieresistenter Depression. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Mittel in der Behandlung der psychischen Erkrankung seine Berechtigung zu haben scheint. Zugleich weist sie aber auch einige Limitationen auf.

So stützt sich die Auswertung des Effekts der Ketaminbehandlung auf die subjektive Einschätzung der Patienten mithilfe von Fragebögen. Außerdem gab es keine Kontrollgruppe zum Vergleich der Studiengruppe, deren Teilnehmer Klinikpatienten waren, die sich alle freiwillig für die Ketaminbehandlung gemeldet hatten. Auch kurzfristige oder langfristige Nebenwirkungen von Ketamin waren nicht Thema der Untersuchung.

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Vorsicht im Umgang mit Ketamin ist geboten

Im Rahmen einer medizinischen Behandlung und verabreicht durch Experten bietet Ketamin einige Vorteile. Nicht zuletzt – wie die aktuelle Studie unterstreicht – zur Therapie einer Depression. Da das Mittel allerdings mit Nebenwirkungen wie Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen einhergehen kann, sollte man Ketamin nicht ohne medizinische Aufsicht einnehmen. Besonders der Missbrauch als Partydroge bietet Gefahren, da er u. a. zu Bewusstlosigkeit, gefährlich verlangsamter Atmung, kognitiven Beschwerden, Amnesie oder über Wochen andauernde Flashbacks führen kann.4

Sollten Sie oder jemand aus Ihrem Freundes-/Familienkreis in einer akuten Krise stecken, zögern Sie bitte nicht, sich an eine (anonyme) Hilfe-Stelle zu wenden. Angebote gibt es u. a. beim telefonischen Krisendienst oder bei der Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 0800 /1110111.

Quellen

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