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Nachgefragt bei der Gynäkologin

Was passiert im Körper einer Frau, wenn sie lange keinen Sex hatte?

Lange keinen Sex Frau: Frau liegt in Unterwäsche auf dem Bett
Gewöhnt sich der Körper an Abstinenz? FITBOOK hat‘s herausgefunden. Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

29.09.2022, 11:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

„Use it or lose it“, also „benutze es, oder es verschwindet“ – diese Regel gilt unter anderem für Muskeln. Und im übertragenen Sinne auch für Geschlechtsteile? FITBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt, ob und gegebenenfalls wie sich der weibliche Körper verändert, wenn er lange nicht mehr sexuell aktiv war.

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Wenn Frauen länger keinen Sex hatten, kann er dann etwas holprig werden, wenn es wieder so weit ist. Das bestätigt Dr. med. univ. Doris Maria Gruber. Nicht nur, dass sich die emotionale Ebene wieder neu auf ein Gegenüber einstellt, so reagieren Betroffenen auch immer wieder körperlich. Bei Stimulation kann es womöglich länger dauern und es kann auch sein, dass die Frau nicht mehr so schnell feucht wird. Wenn es körperlich „eng“ wird, kann es beim Sex logischerweise etwas wehtun.

Dieser verlorene „Appetit“ lasse sich aber wieder anregen. „Er kommt mit dem Verliebtsein und mit einem interessierten und interessanten Gegenüber“, erklärt die Gynäkologin. Auch ein vorhandener Kinderwunsch könne – vor allem bei Frauen – die Lust steigern.

Was bedeutet es überhaupt als Frau, „lange“ keinen Sex zu haben?

Das ist zum Glück absolut individuell. Für die eine fühlt sich eine sexfreie Woche schon endlos an. Andere hingegen können Monate ohne „Körperlichkeit“ problemlos vergehen lassen. Immerhin gibt es auch Lebensmodelle, die ganz auf sexuelle Körperlichkeit verzichten. 

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Kann man sich Sex abgewöhnen?

So sollte man es vielleicht besser nicht formulieren. Tatsächlich aber reduziert sich die Lust, wenn Frauen (und Männer!) lange abstinent waren – nach dem Motto „aus dem Auge, aus dem Sinn“. Das erinnert an den Magen, der irgendwann kleiner wird, wenn er über einen längeren Zeitraum nur sehr wenig Nahrung zugeführt bekommen hat. Manche Menschen leiden darunter – für manche fühlt es sich sogar gesund an (siehe: Magen). 

Und dass die Libido zurückgeht, ist eine normale körperliche Reaktion auf eine „Dürrephase“ und im Grunde etwas Gutes. Wäre es anders, würde das für die Betroffenen schließlich einen ziemlichen Leidensdruck bedeuten. Die Libido kommt aber meist schlagartig wieder zurück, wenn Amors Pfeile getroffen haben.

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Gibt es eine „Vagina-Depression“, wenn Frau lange keinen Sex hatte?

Verschiedene Medien warnen vor einer „Vagina-Depression“ – auch „Vaginale Atrophie“ genannt. Das weibliche Geschlechtsteil soll atrophieren (= sich zurückbilden), wenn man es lange nicht zu sexuellen Zwecken einsetzt. Durch die fehlende Stimulation sollen die Scheidenwände schlechter durchblutet werden, wodurch ihre Elastizität dauerhaft leiden soll. Klingt dramatisch – und kann tatsächlich passieren, bestätigt Prof. Gruber – allerdings sehr selten bei jungen Frauen. In den Wechseljahren ist dies aber ein ernst zu nehmendes Thema und hängt mit den Hormonen zusammen.

Die Erklärung hat wenig mit Sex zu tun: In der Menopause wird immer weniger vom weiblichen Sexualhormon Östrogen produziert und in der Folge (unter anderem) weniger Scheidensekret gebildet, das für die Kollagenfasern und somit das Bindegewebe der Scheidenwand wichtig wäre. Scheidenschleimhaut-Atrophie sei ab einem gewissen Alter tatsächlich ein Problem, dem frau jedoch mit Cremes begegnen könne – und auch solle! Aber: „Die junge Vagina bildet Sekret“, sagt uns die Ärztin, „mit oder ohne Sex.“ Die Bildung des Scheidensekretes hängt nämlich auch vom Zyklusgeschehen ab. Wenn das Phänomen der Scheidenatrophie bereits früher auftritt, hätte das ihrer Meinung nach krankhafte Ursachen und sollte untersucht werden.

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Der erste Sex seit einer Weile – worauf ist zu achten?

Da die Schleimhäute beim ersten Akt nach längerer Pause schlechter durchfeuchtet sein können, kann es leicht zu kleineren Verletzungen kommen. Deshalb ist laut Prof. Gruber nach Abstinenz der Infektionsschutz besonders wichtig. „Sie sollten auch auf Ihren Bauch hören“, fügt die Ärztin hinzu, „sprich darauf, ob es sich richtig anfühlt, jede ‘Gelegenheit‘ auch sexuell auszuschöpfen“.

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Fazit

Dass die Vagina komplett vertrocknet und sich „zurückbildet“, ist natürlich Quatsch. Im weitesten Sinn gilt „use it or lose it“ aber schon: Sex verliert an Wichtigkeit und Präsenz, man kommt aus der Übung und rostet ein wenig ein – das ist zwar nicht dramatisch ungesund, aber auf jeden Fall schade. Damit es wieder flutscht, hilft eigentlich nur eines – beziehungsweise das Eine.

Und wenn der Richtige nicht zur Hand ist, kann Frau bestens selbst (wieder) erkunden, was sich für sie gut anfühlt.

Themen: Frauengesundheit Sexuelle Gesundheit
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