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Gynäkologin erklärt

Das passiert im Körper einer Frau, wenn sie lange keinen Sex hat

Eine lange Sex-Abstinenz hat Auswirkungen auf den Körper
Gewöhnt sich der Körper an Sexabstinenz? FITBOOK hat‘s herausgefunden. Foto: Getty Images

14. August 2024, 4:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

„Use it or lose it“, also „benutze es, oder es verschwindet“ – diese Regel gilt unter anderem für Muskeln. Und im übertragenen Sinne auch für Geschlechtsteile? FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat bei einer Expertin nachgefragt, ob und gegebenenfalls wie sich der weibliche Körper verändert, wenn er lange nicht mehr sexuell aktiv war.

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Wenn Frauen länger keinen Sex hatten, kann er dann etwas holprig werden, wenn es wieder so weit ist, weiß Dr. med. univ. Doris Maria Gruber. Denn neben der emotionalen Ebene müssen sich auch die körperlichen Reaktionen wieder neu auf einen sexuellen Partner einstellen. Bei Stimulation kann es womöglich länger dauern und es kann auch sein, dass die Frau nicht mehr so schnell feucht wird, erklärt die Gynäkologin FITBOOK. Wenn es körperlich „eng“ wird, kann es beim Sex logischerweise etwas wehtun. Dieser verlorene „Appetit“ lässt sich laut der Expertin aber wieder anregen: „Er kommt mit dem Verliebtsein und mit einem interessierten und interessanten Gegenüber.“ Auch ein vorhandener Kinderwunsch könne – vor allem bei Frauen – die Lust steigern.

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Was bedeutet es überhaupt als Frau, „lange“ keinen Sex zu haben?

Das ist zum Glück absolut individuell. Für die eine fühlt sich eine sexfreie Woche schon endlos an. Andere hingegen können Monate oder gar Jahre ohne „Körperlichkeit“ problemlos vergehen lassen. Immerhin gibt es auch Lebensmodelle, die ganz auf sexuelle Körperlichkeit verzichten. 

Kann man sich Sex abgewöhnen?

So sollte man es vielleicht besser nicht formulieren. Tatsächlich aber reduziert sich die Lust, wenn Frauen (und Männer!) lange abstinent waren – nach dem Motto „aus dem Auge, aus dem Sinn“. Das erinnert an den Magen, der irgendwann kleiner wird, wenn er über einen längeren Zeitraum nur sehr wenig Nahrung zugeführt bekommen hat. Manche Menschen leiden darunter – für manche fühlt es sich sogar gesund an (siehe: Magen). 

Und dass die Libido zurückgeht, ist eine normale körperliche Reaktion auf eine „Dürrephase“ und im Grunde etwas Gutes. Wäre es anders, würde das für die Betroffenen schließlich einen ziemlichen Leidensdruck bedeuten. Die Libido kommt aber meist schlagartig wieder zurück, wenn Amors Pfeile getroffen haben.

Auch interessant: Warum Frauen häufiger masturbieren sollten

Kann es zu einer „Vagina-Depression“ kommen, wenn eine Frau lange keinen Sex hatte?

Verschiedene Medien warnen vor einer „Vagina-Depression“ – auch „Vaginale Atrophie“ genannt. Das weibliche Geschlechtsteil soll atrophieren (= sich zurückbilden), wenn man es lange nicht zu sexuellen Zwecken einsetzt. Durch die fehlende Stimulation sollen die Scheidenwände schlechter durchblutet werden, wodurch ihre Elastizität dauerhaft leiden soll. Klingt dramatisch – und kann tatsächlich passieren, bestätigt Prof. Gruber – bei jungen Frauen allerdings sehr selten. In den Wechseljahren ist dies aber ein ernst zu nehmendes Thema und hängt mit den Hormonen zusammen.

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Die Erklärung hat wenig mit Sex zu tun: In der Menopause wird immer weniger vom weiblichen Sexualhormon Östrogen produziert und in der Folge (unter anderem) weniger Scheidensekret gebildet, das für die Kollagenfasern und somit das Bindegewebe der Scheidenwand wichtig wäre. Scheidenschleimhaut-Atrophie sei ab einem gewissen Alter tatsächlich ein Problem, dem frau jedoch mit Cremes begegnen könne – und auch solle! Aber: „Die junge Vagina bildet Sekret“, erklärt Gruber FITBOOK – und zwar „mit oder ohne Sex“. Die Bildung des Scheidensekretes hänge nämlich auch vom Zyklusgeschehen ab. Tritt das Phänomen der Scheidenatrophie jedoch bereits früher auf, hat es nach Ansicht der Frauenärztin krankhafte Ursachen und sollte untersucht werden.

Der erste Sex seit einer Weile – darauf sollten Frauen achten

Da die Schleimhäute beim ersten Akt nach längerer Pause schlechter durchfeuchtet sein können, kann es leicht zu kleineren Verletzungen kommen. Deshalb ist laut Prof. Gruber nach Abstinenz der Infektionsschutz besonders wichtig. „Sie sollten auch auf Ihren Bauch hören“, fügt die Ärztin hinzu, „sprich darauf, ob es sich richtig anfühlt, jede ‘Gelegenheit‘ auch sexuell auszuschöpfen“.

Warum Sex gesund ist

Es gibt also ein paar Gründe, die Sexpausen nicht zu groß werden zu lassen. Wobei – das wollen wir hier betonen – natürlich die Freude und Lust an der Intimität mit Partnerinnen, Partnern oder sich selbst die Hauptgründe sein sollten.

Darüber hinaus ist Sex erwiesenermaßen aber auch gut für die Gesundheit. So konnte eine Studie aus dem Jahr 2016 herausfinden, dass Sex Frauen vor kardiovaskulären Risiko im späteren Leben zu schützen scheint.1 Eine Studie von 2020 kam zu dem Ergebnis, dass bei sexuell aktiven die Menopause mit höherer Wahrscheinlichkeit erst später im Leben einsetzt als bei sexuell weniger aktiven Frauen. (FITBOOK berichtete).2 Außerdem profitieren u. a. die Libido, das Immunsystem, der Blutdruck und der Schlaf von einem sexuell aktiven Liebesleben. Genauso reduziert es das Empfinden von Stress – sowohl körperlich als auch mental. Darüber hinaus kann Sex das Selbstbewusstsein stärken, die Bindung zur Partnerin oder zum Partner verstärken, sowie Angststörungen und Depression reduzieren.3

Studie: regelmäßiger Sex kann Lebenserwartung von Frauen erhöhen

Den Zusammenhang zwischen sexueller Aktivität Depressionen und kardiovaskulärer Gesundheit greift auch eine im Juni 2024 veröffentlichte Studie auf. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen sexueller Aktivität und der Lebenserwartung von Frauen und Männern. Demnach soll regelmäßige sexuelle Aktivität mit einem geringeren Sterberisiko – und damit einer höheren Lebenserwartung – verbunden sein. Faktoren wie eine verbesserter Herz-Kreislauf-Gesundheit, reduzierter Stress sowie eine stärkere Immunfunktion werden als Gründe hierfür genannt. Bei Frauen mit niedriger sexueller Aktivität wurde eine erhöhte Sterblichkeit festgestellt (bei Männern war der Unterschied nicht signifikant). Besonders hoch war die Sterblichkeitsrate demnach bei Frauen, die an Depressionen litten. Die Studie wurde im Journal of Psychosexual Health veröffentlicht.4

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Fazit

Dass die Vagina komplett vertrocknet und sich „zurückbildet“, ist natürlich Quatsch. Im weitesten Sinn gilt „use it or lose it“ aber schon: Sex verliert an Wichtigkeit und Präsenz, man kommt aus der Übung und rostet ein wenig ein – das ist zwar nicht dramatisch ungesund, aber auf jeden Fall schade. Darüber hinaus kommen Körper und Geist nicht in den Genuss der zuvor erwähnten gesundheitlichen Vorteile von Sex.

Themen #AmazonNutrition Frauengesundheit Sexuelle Gesundheit

Quellen

  1. Liu, H., Waite, L.J., Shen, S., Wang, D.H. (2016). Is Sex Good for Your Health? A National Study on Partnered Sexuality and Cardiovascular Risk among Older Men and Women. Journal of Health and Social Behavior. ↩︎
  2. Arnot, M., Mace, R. (2020). Sexual frequency is associated with age of natural menopause: results from the Study of Women’s Health Across the Nation. Royal Society Open Science. ↩︎
  3. OHSU. The Benefits of a Healthy Sex Life. (aufgerufen am 13.08.2024) ↩︎
  4. Banerjee S., Anderson P., Davis W.S. et al (2024): Connection Between Depression, Sexual Frequency, and All-cause Mortality: Findings from a Nationally Representative Study. Journal of PSychosexual Health ↩︎
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