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Neue besorgniserregende Studie

Schon so wenig Lakritz kann gefährlich werden

Lakritz gefährlich: Lakritz-Schnecken
Bereits der Konsum geringer Mengen an Lakritz kann einer aktuellen Studie zufolge schädlich sein. Grund ist ein spezieller Inhaltsstoff. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

01.02.2023, 14:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Süßigkeiten im Übermaß zu verzehren, ist generell nicht gesund. Doch vor allem Lakritz gilt es offenbar, mit besonderer Vorsicht zu genießen. Seit einigen Jahren bereits weiß man, dass der Konsum des Süßholzerzeugnisses gefährliche Folgen haben kann. Und wie nun eine aktuelle Studie zeigt, ist dies potenziell bereits ab sehr geringen Mengen der Fall.

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Bei der Herstellung von Lakritz werden Bestandteile aus dem Echten Süßholz mit u. a. Stärke und tierischer oder pflanzlicher Gelatine sowie ggf. bestimmten Aromastoffen vermischt. Klar, es kommt auch eine gewisse Menge an Zucker bzw. Zuckersirup hinein, damit sich das Ganze als Nascherei qualifiziert. Doch dies ist es nicht, was den Konsum von Lakritz gefährlich machen kann. Vielmehr warnen Forscher vor einem Inhaltsstoff in Lakritz, dem eigentlich auch gewisse gesundheitliche Vorteile zugesprochen werden.

Säure in Lakritz ist ein Heilmittel – und gefährlich

Gemeint ist die von Natur aus in Echtem Süßholz und so auch in Lakritz vorkommende Glycyrrhizinsäure. Diese wird seit Jahrtausenden in Medizin verarbeitet, da sie die Abwehrkräfte stärken und eine heilsame Wirkung auf u. a. Entzündungsprozesse im Körper sowie die Leberwerte haben soll. In der richtigen Dosierung soll Glycyrrhizinsäure schleimlösend, antibakteriell, antiviral und antioxidativ wirken können. Deshalb wird Süßholzextrakt noch für die Herstellung von Husten- und Magenmedikamenten genutzt.

Doch viel hilft viel, gilt in diesem Fall nicht. So warnt bereits seit Jahren das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor gesundheitlichen Nebenwirkungen (z. B. Bluthochdruck) durch zu hohen Lakritzkonsum1. Und wie eine aktuelle Studie nahelegt, drohen diese offenbar bereits ab deutlich geringeren Mengen als bislang angenommen.

Neue Studie aus Dänemark

In Skandinavien ist Lakritz sehr beliebt, so auch in Dänemark. Dort sind in einer gemeinsamen Untersuchung Mitarbeiter der Lebensmittelbehörde und der Technical University of Denmark den potenziellen Gefahren der Süßigkeit auf den Grund gegangen.2 Als Grundlage diente dabei, dass bereits frühere Studien „eindeutig nachteilige gesundheitliche Auswirkungen nach übermäßigem Lakritzkonsum gezeigt“ haben. Um kein entsprechendes Risiko einzugehen, sollte man demnach eine Glycyrrhizinsäure-Zufuhr von täglich 100 Milligramm nicht überschreiten. Doch wie viel Lakritz kann man bedenkenlos naschen, um unterhalb dieser Grenzen zu bleiben?

Lakritz enthält oft zu hohe Mengen Glycyrrhizinsäure

Nicht viel, wie sich zeigte. Denn bei der Analyse von rund 219 Lakritz-Produkten stellte das Forscherteam fest, dass die meisten davon hohe Mengen an Glycyrrhizinsäure enthalten. Demnach würden bereits kleinste Portionen à vier bis fünf Gramm genügen, um die empfohlene Höchstzufuhr an der Säure zu überschreiten. Um sich das besser vorstellen zu können: Eine einzige Lakritzschnecke wiegt bereits ca. elf Gramm.

Das Ganze sei besonders problematisch, da auf immerhin bei zehn Prozent der untersuchten Produkte ein entsprechender Warnhinweis fehlte. Jedoch sollten vor allem Menschen mit Herz-Kreislauf-Vorbelastungen um die entsprechenden Gefahren wissen. Das betonte Studienleiter Nicolai Zederkopff Ballin im Gespräch mit einem dänischen Wissenschaftsportal „Videnskab“.3 Er fordert mehr Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiet.

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Was genau macht Lakritz gefährlich?

Zu viel Glycyrrhizinsäure führt dazu, dass der Kaliumspiegel im Körper abfällt. Mangelt es an Kalium, schränkt das die Muskel- und Nervenfunktion ein, gleichzeitig steigt der Natriumspiegel an. In der Folge können sich die Muskeln und so auch das Herz unkontrolliert verhalten. Der Blutdruck steigt an, es drohen Krampfanfälle. Ist das Herz ohnehin schon geschwächt, wird es richtig gefährlich; nicht zuletzt, da Glycyrrhizinsäure auch eine erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol bewirkt.

Wer besonders wenig oder gar kein Lakritz essen sollte

Auch in Deutschland geht der Glycyrrhizin-Gehalt aus Lakritz-Verpackungen nicht hervor. Hier muss nur der Gehalt an potenziell schädlichem Ammoniumchlorid angegeben sein, denn die Verbindung kann offenbar eine Blutübersäuerung auslösen.5 Was die umstrittene Säure des Echten Süßholzes angeht, empfahl das Bundesinstitut für Risikobewertung bislang, täglich nicht mehr als 50 Gramm Lakritz zu naschen. Doch wie die aktuelle Studie nahelegt, könnte diese Menge bereits deutlich zu hoch sein.

Es scheint noch weitere Forschung nötig zu sein, um eine verlässliche Empfehlung zu Höchstwerten aussprechen zu können. Bis dahin sollten ältere und durch Krankheit vorbelastete Menschen Lakritz allenfalls in sehr geringen Mengen zu sich nehmen. Bei Männern soll die schwarze Nascherei übrigens auf Dauer den Testosteronspiegel senken und somit Potenzprobleme begünstigen können. Schwangere sollten von Lakritz gänzlich die Finger lassen. Denn es soll Hinweise darauf geben, dass es die Entwicklung des Embryos negativ beeinflussen kann.

US-Amerikaner starb 2020 an Lakritz-Überdosis

2020 machte ein Fall aus den USA in der Fachpresse Schlagzeilen.4 So sollte ein 54-jähriger Bauarbeiter aus Massachusetts drei Wochen lang täglich eineinhalb Tüten Lakritz zu sich genommen haben – und dann gestorben sein. Demnach hatte der Mann an Schüttelkrämpfen gelitten und sei immer wieder bewusstlos geworden, bevor er in einem Fast-Food-Restaurant endgültig zusammenbrach. Bei der Leichenuntersuchung wurde ein „Herzstillstand aufgrund eines Mineralokortikoiden-Überschusses durch übermäßigen Lakritzkonsum“ festgestellt.

Extremer Sonderfall

Wichtig ist zu betonen, dass der Mann einige gesundheitliche Vorbelastungen mitbrachte. Aufgrund seines angegriffenen Herzens war der Verzehr von Lakritz für ihn besonders gefährlich. Dem Fachbericht zufolge war er Kettenraucher, der in Vergangenheit Heroin konsumiert haben soll, und ernährte sich ausschließlich von Fast Food und Süßigkeiten ernährt. Weiterhin wurde bei der Leichenuntersuchung eine unbehandelte Hepatitis-C-Infektion festgestellt. Die hohe Zufuhr an Glycyrrhizinsäure hatte bei ihm sozusagen das Fass zum Überlaufen gebracht.

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Quellen

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