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Trefferquote bei 70 Prozent

Forscher wollen Alzheimer am Gang von Patienten erkennen können

Alzheimer erkennen gehen
Die Analyse der Gangart bei älteren Menschen kann laut einer kanadischen Studie bei der Alzheimer-Diagnose helfen Foto: Getty Images
Katrin Mertens

17.02.2021, 16:40 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Wenn Eltern oder Großeltern vergesslich werden, ist das für Kinder und Enkel eine sehr belastende Situation. Verschiedene Tests können Anhaltspunkte liefern, ob es sich „nur“ um ein Symptom des Alterns handelt oder ob Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer vorliegen. Eine neue Studie hat nun ein weiteres Indiz für die Diagnose herausgefunden.

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Forscher des Lawson Health Research Institute (Kanada) fanden heraus, dass sie Demenz und Alzheimer an der Art des Gehens erkennen können. Einschränkungen der motorischen Fähigkeiten gelten, ebenso wie ein Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten, als Symptome einer neurodegenerativen Erkrankung. Bei diesen Krankheitsbildern sterben die Nervenzellen ab und werden nicht mehr ersetzt. Neben Alzheimer und Demenz zählen unter anderem auch Parkinson und Chorea Huntington zu diesen Erkrankungen.

Alzheimer- und Parkinson-Patienten häufig beim Gehen eingeschränkt

Zu Beginn ihrer Forschungsarbeit weisen die Wissenschaftler daher auch daraufhin, dass Menschen, die an neurodegenerativen Erkrankungen leiden, häufig auch beim Gehen eingeschränkt sind. Schweizer Forscher haben bereits 2012 zu diesem Thema geforscht. Für ihre Studie hatten sie vier Jahre lang 1.153 Teilnehmer älteren Semesters begleitet. Darunter Menschen ohne kognitiv Erkrankungen, mit leichten kognitiven Einschränkungen sowie Patienten mit Alzheimer oder Demenz. Dabei mussten die Teilnehmer über einen zehn Meter langen Laufsteg mit rund 30.000 Drucksensoren laufen. Während sie liefen, mussten sie gleichzeitig rückwärts zählen oder Tiernamen nennen.

Die Schweizer fanden heraus, dass die Gangart der Probanden langsamer und variabler wurde, je weiter sie bereits kognitiv abgebaut hatten. Die aktuelle Studie aus Kanada baut auf diesen Erkenntnissen auf. Sie hat sich auf die Frage konzentriert, ob sich Alzheimer an der Variabilität (gemeint ist Vielfältigkeit) des Gehens erkennen lässt.

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Forscher*innen achteten auf 4 Faktoren bei der Ganganalyse

Zum Thema kognitiver Abbau gibt es in Kanada derzeit zahlreiche Studien. Aus diesen laufenden Forschungsreihen, die unter anderem Gangarten dokumentiert hatten, bekamen die kanadischen Forscher die Daten ihrer potenziellen Proband*innen mit kognitiven Einschränkungen. Ausgeschlossen wurden Teilnehmer mit schweren Hirnschäden, Tumoren, Multipler Sklerose, einem Alkohol- oder Drogenproblem. Außerdem mussten alle Teilnehmer entweder Französisch oder Englisch sprechen und zehn Meter weit ohne Hilfe laufen können. Übrig blieben 500 Probanden mit neurodegenerativen Einschränkungen wie Parkinson, Demenz und Alzheimer. Außerdem gab es eine kognitiv gesunde Kontrollgruppe.

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Trefferquote liegt bei rund 70 Prozent

Die Forscher achteten bei der Ganganalyse auf vier Faktoren: Rhythmus, Geschwindigkeit, Gangbild und Variabilität. Mit Variabilität sind die Schwankungen in Länge und Timing der einzelnen Schritte gemeint. Die Forscher fanden heraus, dass eine hohe Variabilität bei der Gangart mit einer niedrigen kognitiven Leistung in Verbindung steht. Dieser Faktor habe eine Alzheimer-Erkrankung mit einer Trefferquote von rund 70 Prozent richtig erkannt.

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„Wir haben gezeigt, dass Gang-Variabilität als Kennzeichen von kognitiv-kortikalen Störungen Alzheimer im Vergleich zu anderen neurodegenerativen Erkrankungen sehr sicher erkennen kann“ , schlussfolgert Dr. Frederico Perruccini-Faria, einer der beteiligten Wissenschaftler in einer Pressemitteilung. Bei einer kognitiv-kortikalen Störung wird die Multitasking-Fähigkeit eingeschränkt. Betroffene Personen können beispielsweise nicht mehr gleichzeitig gehen und sprechen.

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Verbesserte Früherkennung

Das kanadische Forscherteam hofft, ihre Erkenntnisse bald in der Früherkennung von kognitiven Störungen nutzen zu können. „Für uns ist die Variabilität einer Herzrhythmusstörung sehr ähnlich. Gesundheitsdienstleister könnten sie bei ihren Patienten messen, so ähnlich wie sie es jetzt schon bei Herzrhythmusstörungen durch Elektrokardiogramme tun“, hofft Dr. Manuel Montero-Odasso, der bereits seit Jahren auf dem Gebiet forscht.

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