
29. Juni 2025, 8:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele starten mit einer heißen Tasse Kaffee in den Tag – nicht nur, um wach zu werden, sondern auch, weil der Körper darauf reagiert. Besonders die Verdauung kommt bei manchen spürbar in Schwung. Dass Kaffee auf den Darm wirkt, ist kein Geheimnis – doch was bedeutet das für Menschen mit Verstopfung? Die Versuchung ist groß, diese Wirkung gezielt zu nutzen. Doch genau das birgt gesundheitliche Tücken.
Kaffee ist weltweit fester Bestandteil des Alltags und weit mehr als nur ein belebendes Getränk. Seine zahlreichen Inhaltsstoffe entfalten im Körper unterschiedliche Effekte – von Konzentrationsförderung bis zur Verdauungsanregung. Gerade Letzteres macht ihn für Menschen mit träger Verdauung interessant. Fachleute raten jedoch zur Vorsicht bei einer dauerhaften Nutzung.
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Übersicht
Kaffee kann die Verdauung fördern – mit Einschränkungen
Dass Kaffee die Darmaktivität anregen und dadurch eine Entleerung begünstigen kann, ist bekannt. Wer unter Verstopfung leidet, könnte daher versucht sein, diese Wirkung gezielt zu nutzen. In bestimmten Fällen kann das durchaus funktionieren.
Allerdings ist die Anwendung als dauerhaftes „Hausmittel“ problematisch. „Denn es könne zu einem Gewöhnungseffekt kommen, wodurch die Wirkung nachlasse“, warnt die „Apotheken Umschau“ (Ausgabe B 6/25). Zudem bestehe das Risiko, dass Kaffee bei empfindlichen Personen die Magenschleimhaut reizt. Die Folge könnten Sodbrennen oder sogar Durchfall sein.
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Warum wirkt Kaffee auf die Verdauung?
Die Wirkung auf die Verdauung ist nicht allein dem Koffein zuzuschreiben. Neben bioaktiven Stoffen wie Chlorogensäuren und Kaffeeölen spielt dabei das Hormon Gastrin eine Rolle, das durch Kaffeekonsum vermehrt ausgeschüttet wird und die Darmtätigkeit fördert.
Allerdings reagiert nicht jeder gleich: Die persönliche Empfindlichkeit gegenüber Koffein, die Darmflora und individuelle Gewohnheiten bestimmen, wie stark Kaffee wirkt. Manche spüren kaum eine Veränderung, während bei anderen schon wenige Schlucke Wirkung zeigen.1
Verträglichkeit verbessern – so geht’s
Wer feststellt, dass Kaffee zu stark auf die Verdauung schlägt, kann gezielt gegensteuern. Ein kleiner Snack vor dem Kaffeetrinken schützt die Magenschleimhaut. Auch mildere Röstungen sind meist bekömmlicher, da sie weniger Säure enthalten. Und wer langsam trinkt statt hastig, kann die Wirkung oft besser kontrollieren.
Ein komplexes Getränk mit vielen Inhaltsstoffen
Kaffee enthält mehr als nur Koffein – seine Zusammensetzung ist äußerst vielfältig. Zu den Hauptbestandteilen zählen Kohlenhydrate (rund 35 Prozent), Lipide (etwa 17 Prozent), Proteine (ca. 7,5 Prozent) sowie mehr als 80 verschiedene Säuren. Chlorogensäure ist mit etwa 2,5 Prozent am stärksten vertreten. Sie prägt nicht nur den Geschmack, sondern kann bei empfindlichen Personen auch Magenprobleme verursachen.
Besonders wichtig für die Wirkung sind die Alkaloide – allen voran Koffein. Es macht rund 1,3 Prozent einer Arabica-Bohne aus und stimuliert das zentrale Nervensystem. Weitere Alkaloide kommen in kleineren Mengen vor und tragen ebenfalls zur Gesamtwirkung bei.
Zudem liefert Kaffee etwa vier Prozent Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Kalzium und Phosphor. Auch B-Vitamine – darunter B2, B3, B6 und Pantothensäure – sind enthalten. Vitamin B3 (Niacin) unterstützt unter anderem den Stoffwechsel und die Zellregeneration.2
Weiterer gesundheitlicher Pluspunkt
Kaffee ist reich an Antioxidantien wie Flavonoiden, Resveratrol, Melanoidinen und Chlorogensäuren. Diese helfen, freie Radikale zu neutralisieren und können das Immunsystem stärken sowie Alterungsprozesse verlangsamen. Der antioxidative Effekt ist bei hellen und mittleren Röstungen am stärksten ausgeprägt.
Allerdings enthält Kaffee auch Diterpene – natürliche Substanzen, die bei übermäßigem Konsum den Cholesterinspiegel erhöhen können. Das betrifft vor allem ungefilterte Kaffeezubereitungen wie Espresso oder French Press.
Wie viel Koffein ist noch unbedenklich?
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gilt eine Einzeldosis von bis zu 200 Milligramm Koffein sowie eine Tagesmenge von bis zu 400 Milligramm für gesunde Erwachsene als unbedenklich. Diese Einschätzung wurde auch vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgegriffen. Die Menge entspricht etwa vier bis fünf Tassen Filterkaffee. Für Schwangere und Stillende liegt die empfohlene Obergrenze bei 200 Milligramm Koffein pro Tag. Kinder und Jugendliche sollten laut EFSA maximal drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht täglich konsumieren.3
Auch versteckte Koffeinquellen wie Energydrinks, Cola oder Zartbitterschokolade sollten in die Tagesbilanz einbezogen werden.

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Wann sollte man zum Arzt?
Die „Apotheken Umschau“ empfiehlt, bei länger anhaltender Verstopfung ärztlichen Rat einzuholen oder sich in der Apotheke beraten zu lassen. Denn mögliche Auslöser könnten bestimmte Medikamente sein – darunter starke Schmerzmittel oder Eisenpräparate. In solchen Fällen sollte die Verdauung mit anderen Maßnahmen unterstützt und nicht eigenmächtig durch Kaffee angeregt werden.
Auch eine ballaststoffreiche Ernährung unterstützt die Verdauung auf natürliche Weise. Wenn das nicht ausreicht, können nach Rücksprache mit Fachpersonal auch geeignete Medikamente kurzfristig eingesetzt werden.4