10. Juni 2025, 14:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine neue Studie hat untersucht, ob bestimmte Diäten mit einer stärkeren Ausprägung depressiver Symptome verbunden sind. Dabei stellten die Forscher unter anderem einen auffälligen Zusammenhang zwischen einer Low-Carb-Ernährung und den untersuchten psychischen Problemen fest. Ein Geschlecht war dabei stärker betroffen. FITBOOK erklärt die Ergebnisse im Detail.
Eine „gesunde“ Ernährung werde in der Forschung mit „weniger depressiven Symptomen in Verbindung gebracht“, heißt es einleitend in der neuen Studie.1 Doch es gibt keine standardisierte Definition für eine Ernährung, die dieser Bezeichnung gerecht wird. Gerade in der Absicht, deren Gesundheit zu verbessern, bekommen Patienten oftmals spezifische Ernährungsumstellungen oder Diäten verordnet. Doch was ist mit der psychischen Verfassung? Die Untersuchung beleuchtete nun, ob Menschen, die Diäten halten, häufiger unter depressiven Symptomen leiden – und ob sich eine etwaige Tendenz abhängig vom Geschlecht und Gewicht unterscheidet.
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Übersicht
Studie zu Diäten und depressiven Symptomen
Für die Untersuchung werteten die Forscher Gesundheitsdaten von 28.525 US-amerikanischen Frauen und Männern aus verschiedenen Zyklen der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) aus. Bei NHANES handelt es sich um eine groß angelegte Gesundheitsstudie, die unter anderem die Ernährungsgewohnheiten, medizinische Befunde sowie Selbstauskünfte zur psychischen Gesundheit und zum Lebensstil der Teilnehmer erfasst.2 Um das Vorhandensein bzw. die Ausprägung depressiver Symptome einzuschätzen, kam der in der medizinischen Praxis übliche Patientenfragebogen PHQ‑9 zum Einsatz.3 Er umfasst neun Fragen, deren Beantwortung mit Punkten gewertet werden; ab 10 Punkten geht man von ernsthaften psychischen Problemen aus.
Ablauf der Untersuchung
Die Forscher teilten die Probanden in vier Gruppen ein:
- Personen, die sich normal ernährten (keine Diät),
- solche, die eine kalorienreduzierte Diät einhielten,
- Frauen und Männer, die eine spezielle restriktive Ernährungsweise pflegten (entweder fett- oder kohlenhydratearm, sprich: Low Carb) und
- Personen, die gängigen Diätplänen folgten, z. B. DASH.
Die Verteilung war sehr ungleich. Der Großteil der Probanden (mehr als 87 Prozent) hielt keine Diät ein. In der Kalorienreduktionsgruppe überwog der Anteil übergewichtiger und adipöser Personen. Die Forscher verglichen die durchschnittlichen PHQ-9-Werte der Gruppen miteinander. Darüber hinaus führten sie eine weiterführende Analyse nach Geschlecht und BMI-Kategorien durch.
Ergebnisse
Bei der Auswertung zeigte sich ein deutliches Bild. Die Probanden der zweiten Gruppe, die sich also kalorienreduziert ernährten, wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Diäten im Durchschnitt rund 0,29 Punkte mehr auf der PHQ-9-Skala für depressive Symptome auf. Noch stärker ausgeprägt waren die Hinweise bei übergewichtigen Probanden: Hielten sie eine kalorienreduzierte Diät ein, lagen ihre Werte im Durchschnitt um weitere 0,46 Punkte höher. Bei einer kohlenhydratarmen Ernährung (Low Carb) stiegen ihre Depressionswerte sogar um durchschnittlich 0,61 Punkte an. Laut Studienbericht zeigten sich diese Zusammenhänge besonders deutlich bei Männern: Bei ihnen gingen alle Diätformen mit stärkeren kognitiv‑affektiven Auffälligkeiten einher.
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Mögliche Bedeutung der Studie
„Unsere Studie deutet darauf hin, dass eine kalorienreduzierte Ernährung das einzige der untersuchten Ernährungsmuster ist, das mit signifikant höheren Werten für depressive Symptome verbunden ist, wenn man es mit Personen vergleicht, die keine Diät einhalten“, schreiben die Autoren. Die Ergebnisse stehen somit im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, denen zufolge sich kalorienarme Diäten positiv auf depressive Symptome auswirken können. Bei jenen hatte es sich allerdings um randomisierte kontrollierte Studien gehandelt, betonen die Forscher. Das bedeutet, dass die Studienteilnehmer darin professionell konzipierte Diäten eingehalten haben und dadurch eine umfassende Nährstoffzufuhr sichergestellt war.
Die neuen Funde könnten demnach unter anderem auf durch die Ernährungsrestriktion bedingte Nährstoffmängel zurückzuführen sein. Insbesondere Männer mit einem hohen BMI scheinen für eine Verstärkung ihrer depressiven Symptome gefährdet zu sein. Dies könnte ein wichtiger Ansatzpunkt für die medizinische Versorgung werden.

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Einschränkungen
Um die Ergebnisse zu bestätigen und im nächsten Schritt maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen zu prüfen, sei weiterführende Forschung nötig. Auch ist derzeit noch auf verschiedene Einschränkungen hinzuweisen. Unter anderem handelte es sich um eine rückblickende Querschnittstudie. Nicht bloß fehlen objektive Ernährungsdaten: Es gebe auch Hinweise darauf, dass in den verwendeten NHANES-Studien die Teilnehmer ihre Ernährungsgewohnheiten nicht immer sehr realistisch dargestellt haben. Auch das Ausmaß der depressiven Symptome kann nur anhand von Selbstauskünften beurteilt werden.