
2. Juli 2025, 19:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Was wir essen, beeinflusst mehr als nur unser Wohlbefinden – möglicherweise auch unsere Träume. Eine neue Untersuchung legt nahe, dass bestimmte Lebensmittel mit Albträumen, bizarren Trauminhalten und schlechterem Schlaf in Verbindung stehen. Besonders auffällig: Personen mit Unverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz berichten häufiger von negativen Traumerlebnissen. Die Ergebnisse wirft die Frage auf, wie stark Ernährung unbewusste Prozesse im Schlaf mitprägt.
Die Annahme, dass Lebensmittel Einfluss auf das nächtliche Traumgeschehen haben könnten, klingt kurios – und wurde wissenschaftlich bislang kaum beachtet. Eine aktuelle Studie nimmt diesen Zusammenhang nun erstmals systematisch in den Blick. Die Daten zeigen: Es sind nicht nur einzelne Speisen, die für auffällige Träume verantwortlich gemacht werden, sondern auch bestimmte Essmuster. Damit entsteht ein neues Bild davon, wie Ernährung, Körperreaktionen und Schlaf miteinander verflochten sein könnten. FITBOOK kennt die Details.
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Übersicht
- Was und warum wurde untersucht?
- Studiendesign und Methoden
- 40,2 Prozent gaben an, dass Lebensmittel ihren Schlaf beeinflussten
- Diese Lebensmittel könnten schuld an schlechten Träumen sein
- Lebensmittel, die den Schlaf verbessern
- Laktoseintoleranz deutlich häufiger mit schlechtem Schlaf und Albträumen verbunden
- Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
- Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
- Fazit
- Quellen
Was und warum wurde untersucht?
Dass ein schweres Essen am Abend seltsame Träume auslöst, ist eine weitverbreitete Annahme – befeuert von populärkulturellen Bildern wie der in den USA bekannten Comicreihe „Dream of the Rarebit Fiend“, in der nächtliche Käsegerichte regelmäßig als Ursache bizarrer Träume genannt werden. Wissenschaftlich untersucht wurde diese Vermutung bislang kaum.
Die vorliegende Studie sollte klären, warum Menschen glauben, dass bestimmte Lebensmittel ihr Traumgeschehen beeinflussen.1 Dabei wurden drei Hypothesen getestet:
- Lebensmittelspezifische Effekte – also die Annahme, dass bestimmte Speisen direkt das Träumen beeinflussen.
- Nahrungsbedingte Beschwerden – z. B. Verdauungsprobleme durch Laktoseintoleranz, die das Träumen stören könnten.
- Schlafeffekte – die Idee, dass bestimmte Essgewohnheiten den Schlaf beeinträchtigen und dadurch indirekt die Träume verändern.
Das Ziel der Untersuchung war es, Zusammenhänge zwischen Ernährung, Essverhalten, Lebensmittelunverträglichkeiten und Traumqualität zu erkennen – und daraus möglicherweise neue Ansätze zur Behandlung von Schlafstörungen abzuleiten.
Studiendesign und Methoden
An der Online-Befragung nahmen 1082 Psychologiestudierende (durchschnittlich 20 Jahre alt) der MacEwan University in Kanada teil. Sie machten Angaben zu ihrer Ernährung, ihren Essgewohnheiten, bekannten Lebensmittelunverträglichkeiten, ihrer Schlafqualität, der Häufigkeit von Träumen sowie ihrer psychischen Verfassung.
Zum Einsatz kamen dabei mehrere wissenschaftlich geprüfte Fragebögen:
- Der Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) zur Einschätzung der allgemeinen Schlafqualität,
- der Nightmare Disorder Index (NDI) zur Messung von Albtraumhäufigkeit und -belastung,
- die Intuitive Eating Scale-2, ein Fragebogen zum Essverhalten – insbesondere dazu, wie sehr sich Menschen bei der Auswahl und Menge ihres Essens an Hunger- und Sättigungsgefühlen orientieren,
- sowie ein spezieller Fragebogen zur subjektiven Wahrnehmung, ob bestimmte Lebensmittel oder Essenszeiten die Träume beeinflussen (auch „food-dependent dreaming“ genannt).
Auch gastrointestinale Beschwerden (z. B. Blähungen, Krämpfe) wurden detailliert erfasst. Die Auswertung erfolgte mit Regressionsanalysen und Strukturgleichungsmodellen. Untersucht wurde, ob sich aus bestimmten Unverträglichkeiten oder Essgewohnheiten systematisch Zusammenhänge zu Traumveränderungen oder schlechterem Schlaf ableiten lassen.
40,2 Prozent gaben an, dass Lebensmittel ihren Schlaf beeinflussten
Insgesamt 40,2 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass bestimmte Lebensmittel ihren Schlaf beeinflussen – entweder positiv (20,1 Prozent) oder negativ (24,7 Prozent). 5,5 Prozent berichteten, dass Essen ihre Träume verändert habe („food-dependent dreaming“).
Diese Lebensmittel könnten schuld an schlechten Träumen sein
Besonders häufig nannten die Befragten dabei Süßigkeiten wie Schokolade, Kuchen oder Eiscreme, gefolgt von Milchprodukten wie Käse, Joghurt und Milch. Auch scharf gewürzte Speisen wie Chili, stark verarbeitete Fleischgerichte sowie kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Brot, Pasta oder Reis wurden häufig mit negativen oder bizarren Träumen in Verbindung gebracht. Insgesamt gaben 31 Prozent an, dass Süßes ihre Träume negativ beeinflusst habe, und 22 Prozent nannten Milchprodukte als Auslöser.
Lebensmittel, die den Schlaf verbessern
Allerdings wurden auch Lebensmittel genannt, die mit verbessertem Schlaf verbunden wurden. Besonders häufig wurden Früchte wie Bananen und Beeren, Gemüse wie Spinat oder Brokkoli sowie Kräutertees – etwa Kamille oder Pfefferminze – als schlaffördernd wahrgenommen. Diese wurden nicht nur selten mit Albträumen, sondern häufiger mit angenehmeren oder ruhigeren Träumen in Verbindung gebracht.
Laktoseintoleranz deutlich häufiger mit schlechtem Schlaf und Albträumen verbunden
Teilnehmende mit Laktoseintoleranz berichteten deutlich häufiger von schlechtem Schlaf und Albträumen. Diese Beziehung wurde signifikant durch gastrointestinale Beschwerden vermittelt – etwa nächtliche Blähungen oder Krämpfe. Auch Nahrungsmittelallergien und Glutenunverträglichkeit waren bei Personen häufiger, die eine Veränderung ihrer Träume durch bestimmte Lebensmittel angaben.
Ein weiteres Ergebnis: Personen mit gesünderem Essverhalten (z. B. hoher Übereinstimmung zwischen Körperbedürfnis und Lebensmittelauswahl, weniger Abendessen) berichteten häufiger von lebendigen oder positiven Träumen. Dagegen waren Albträume häufiger bei Personen mit ungesundem Essverhalten – etwa abendlichem Snacken, geringem Bezug zu Hunger- und Sättigungssignalen oder häufigem Essen ohne körperlichen Hunger. Auch psychische Belastungen (Depression, Angst) wirkten sich zusätzlich negativ auf das Traumerleben aus.

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„Tatsächlich fühle ich mich durch die vorliegende Studie in meinen persönlichen Erfahrungen bestätigt. Wer meine Erfahrungsberichte kennt, weiß: Ich habe ein großes Herz für süße Sachen – besonders am Abend. Seit ein paar Monaten fällt mir allerdings auf, dass ich nach dem Dessert deutlich schlechter schlafe. Vor allem nach milchhaltigen Süßigkeiten oder nach ein paar Schokokeksen liege ich länger wach, wache öfter auf – und die Träume sind dann oft ziemlich wirr oder unangenehm. Ob das wirklich an der Ernährung liegt? Keine Ahnung – aber die Studie bringt mich jedenfalls ins Grübeln. Und am Ende bleibt wohl abzuwarten, was die Forschung dazu noch so alles ans Licht bringt.“
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Die Studie liefert erstmals umfassende empirische Hinweise darauf, dass Ernährung das nächtliche Erleben beeinflussen kann – insbesondere bei Personen mit bestehenden Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die wiederholte Nennung von Milchprodukten und die statistisch bestehende Verbindung zwischen Laktoseintoleranz, Magen-Darm-Beschwerden und Albträumen stützt die Hypothese, dass körperliches Unwohlsein in der Nacht über das vegetative Nervensystem auch das Traumgeschehen verändert.
Schlafen und Träumen mit Essen positiv oder negativ beeinflussbar
Ungesunde Essmuster – besonders spätabendliches Essen – stehen mit erhöhter Häufigkeit von Albträumen und negativem Traumton in Verbindung. Umgekehrt korreliert gesundheitsbewusstes, intuitives Essen mit häufigerer und positiverer Traumwahrnehmung.
Diese Zusammenhänge könnten künftig eine Rolle in der Prävention oder nicht-medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen und Albträumen spielen – insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit bekannten Lebensmittelunverträglichkeiten. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass viele Menschen ihre Träume bestimmten Speisen zuordnen, die physiologisch betrachtet eher unauffällig sind – was auf kulturelle Prägungen oder Fehldeutungen hindeuten könnte.
Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
Die Untersuchung basiert auf einer großen, gut dokumentierten Stichprobe und deckt eine breite Palette von Einflussfaktoren ab – darunter Ernährung, Gesundheit, Schlafqualität und psychische Belastung. Methodisch überzeugt sie durch valide Messinstrumente und differenzierte statistische Analysen. Dennoch handelt es sich um eine querschnittliche Selbstauskunftsstudie, die anfällig für Fehler bzw. Fehleinschätzungen ist und keine kausalen Aussagen erlaubt.
Die Ergebnisse zeigen Zusammenhänge – ob Ernährung Träume beeinflusst oder umgekehrt bestimmte Traumtypen das Essverhalten prägen, bleibt offen. Zudem wurden ausschließlich Studierende befragt, was die Verallgemeinerbarkeit einschränkt.
Fehlende Einbeziehung kultureller Vorstellungen
Ein weiteres Limit ist die fehlende Einbeziehung kultureller Vorstellungen, die mitprägen, ob und welche Speisen als „traumverändernd“ wahrgenommen werden. Auch die gestiegene gesellschaftliche Aufmerksamkeit für Ernährungsthemen in den letzten Jahren – etwa durch Social Media oder die Pandemie – könnte die Selbsteinschätzungen beeinflusst haben.
Trotz dieser Einschränkungen liefert die Studie einen wertvollen Anstoß für künftige experimentelle Forschung. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Laktoseintoleranz, gastrointestinalen Symptomen und Albträumen erscheint plausibel und klinisch relevant.

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Fazit
Laut der Studie scheinen Träume und Schlafqualität in enger Verbindung mit Ernährung, individuellen Unverträglichkeiten und Essverhalten zu stehen. Besonders Milchprodukte und Süßigkeiten werden häufig mit negativen Trauminhalten in Verbindung gebracht. Menschen mit Laktoseintoleranz oder Nahrungsmittelallergien berichten häufiger von Albträumen – ein Effekt, der teils über Magen-Darm-Beschwerden vermittelt wird.
Darüber hinaus gehen gesunde Essgewohnheiten mit positiverem Traumerleben einher, während ungünstiges Essverhalten – etwa abendliches Snacken – Albträume begünstigen kann. Damit liefert die Studie neue, empirisch fundierte Hinweise auf einen lange vermuteten Zusammenhang – und eröffnet Perspektiven für die gezielte Nutzung von Ernährung im Rahmen schlafbezogener Therapien.