
21. Mai 2025, 16:10 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Er taucht minutenlang ohne Sauerstoff, klettert an Felsen ohne Sicherung, klammert sich an startende Flugzeuge, stürzt mit dem Motorrad von einer Felsrampe – und das mit über 60 Jahren. Tom Cruise überwindet in der „Mission: Impossible“-Reihe körperliche Grenzen, die für die meisten unerreichbar scheinen. Er macht seine Stunts selbst – und zieht diese sogar mit Verletzungen durch (etwa mit gebrochenem Fuß im zweiten oder mit gebrochenem Knöchel im sechsten Film der Action-Reihe). Mit welchen Trainingsmethoden kommt man dorthin? FITBOOK-Redakteurin Anna Echtermeyer wirft einen Blick auf die spektakulärsten Missionen.
Dass Tom Cruise privat gerne mit dem Motorrad kurvige Passstraßen fährt, ist – zumindest in Südtirol – ein offenes Geheimnis. Man braucht nur jemanden zu treffen, der in einem der zahlreichen Luxushotels arbeitet und 1 und 1 zusammenzählen. Ich denke mir: Wenn Tom Cruise inmitten spektakulärer Bergkulisse seinem Hobby nachgeht, kommen ihm sicherlich dabei diese ganzen verrückten Ideen für seine Stunts bei der „Mission: Impossible“-Reihe. Die Ausbeute ist beeindruckend. Und ich frage mich: Wie hat sein Körper das geschafft?
Übersicht
- Horizontales Hängen: „Mission: Impossible“ (1996)
- Wing-Walking: „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ (2025)
- Apnoe-Tauchen: „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (2015)
- Free Climbing: „Mission: Impossible 2“ (2000)
- Motorrad-Basejump-Stunt: „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ (2023)
- Die irren Stunts von Tom Cruise in voller Länge anschauen
- Fazit: Viele Elemente von Tom Cruises Training sind für jeden trainierbar
- Quellen
Horizontales Hängen: „Mission: Impossible“ (1996)
Den ersten Banger in Sachen extreme Körperspannung und Muskelkontrolle lieferte Tom Cruise bereits in jungen Jahren, in „Mission: Impossible“ (1996). Ethan Hunt alias Tom Cruise wird in einer Szene von einer Decke herabgelassen. Er schwebt in waagerechter Position über dem Boden. Eine Szene, die wie keine andere für die gesamte „Mission: Impossible“-Reihe steht und Kultstatus erreicht hat. Der Stunt verlangte von Cruise, seinen ganzen Körper in eine präzise ausbalancierte Position zu bringen und dort zu halten – frei hängend, ohne Unterstützung von unten.
Auf diese Muskeln kommt’s an
Dafür kommt es vor allem auf die Core-Muskulatur an, also Bauch, unterer Rücken und Gesäß. Die ganze Partie arbeitet dauerhaft, um den Körper waagerecht zu stabilisieren. Gleichzeitig übernehmen Arme, Schultern und Nacken feine Korrekturen, um jede Pendelbewegung auszugleichen.
Von Cruise selbst ist ein Detail überliefert, das klarmacht, wie anspruchsvoll das war. Als er während der Dreharbeiten Schwierigkeiten hatte, die Position zu halten, kam ihm eine kreative Idee. Er legte sich britische Pfundmünzen in seine Schuhe, um sein Gleichgewicht besser zu kontrollieren. In einem Interview zum 25-jährigen Jubiläum des Films berichtete Cruise, dass er mehrfach mit dem Gesicht auf den Boden gestoßen sei, bevor er schließlich die richtige Balance gefunden habe. Diese Improvisation habe ihm geholfen, die Szene erfolgreich abzuschließen.1
Wing-Walking: „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ (2025)
In „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ (Kinostart 21. Mai) hängt Hunt an der Tragfläche eines offenen Doppeldecker-Flugzeugs und bewegt sich zwischen den Flügeln. Tom Cruise war für diesen Stunt tatsächlich in der Luft. Er hing – gesichert – bei offenem Flug außen am Flugzeug, das bei 200 km/h auch Loopings machte. Der 62-Jährige war also unter anderem einer ziemlich großen Dosis an G-Kräften ausgesetzt.
Bei Jimmy Fallon verglich Cruise das Ganze mit „dem intensivsten Krafttraining, das Sie jemals gemacht haben“ und fragte: „Haben Sie schon einmal ein Gewicht gehoben, bei dem Sie es nicht mehr schaffen konnten … Es ist unmöglich, es noch einmal zu heben? So fühlt es sich nach ein paar Minuten auf diesem Flügel an.“ Unter anderem das „People“ Magazin berichtet.2
Wie trainiert man, das auszuhalten, ohne bewusstlos zu werden?
Wie trainiert man, das auszuhalten, ohne bewusstlos zu werden? Cruise konzentrierte sich auf den Aufbau von Kraft und Stabilität, insbesondere in der Rumpfmuskulatur, um den Belastungen durch hohe G-Kräfte entgegenzuwirken, geht aus dem Artikel hervor. Dies beinhaltete gezielte Übungen zur Stärkung der Bauch-, Rücken- und Beinmuskulatur, die entscheidend sind, um den Blutfluss während starker Beschleunigungen aufrechtzuerhalten und einem Bewusstseinsverlust vorzubeugen. Cruise verglich die Erfahrung mit einem intensiven Gewichtstraining, bei dem jeder Muskel beansprucht wird.
Zusätzlich legte er großen Wert auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um die körperliche Leistungsfähigkeit während der anspruchsvollen Dreharbeiten zu maximieren. Vor besonders intensiven Szenen, wie dem Wing-Walking auf einem Doppeldecker bei Geschwindigkeiten über 190 km/h, konsumierte er energiereiche Mahlzeiten, um den erhöhten Kalorienbedarf zu decken.
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Apnoe-Tauchen: „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (2015)
In „Mission: Impossible – Rogue Nation“ von 2015 muss Ethan Hunt ein gestohlenes Datenlaufwerk sichern, das sich in einem unterirdischen, überfluteten Schacht befand. Für die Szene, die in einem Take gedreht wurde, hielt Tom Cruise über sechs Minuten die Luft an. Ich weiß nicht, wie lange Sie im Freibad so tauchen – die meisten von uns dürften nach spätestens 90 Sekunden raus sein.
Atemübungen und mentale Fokussierung sind der Schlüssel
Wie trainiert man das? Die Kurzversion lautet: Man muss zum Apnoetaucher werden. Welche körperliche und erhebliche mentale Disziplin das erfordert, hat die deutsche Apnoetaucherin Maria Unverricht FITBOOK 2020 verraten. Unverricht betonte die Bedeutung von Atemübungen und mentaler Fokussierung. Sie nutzte Bauchatmung, bei der sie doppelt so lange ausatmet als sie einatmet, um sich zu beruhigen und optimal auf den Tauchgang vorzubereiten. Das volle Einatmen vor einem Wettkampf dauere etwa 20 Sekunden. Bauch und Brust werden mit maximal viel Luft gefüllt, so Unverricht damals.
Neben dem spezifischen Tauchtraining integrierte sie Krafttraining sowie kurze, intensive Laufeinheiten in ihr Programm. Ziel war, die sogenannten weißen Muskelfasern zu stärken, die ihre Energie anaerob, also ohne Sauerstoff, aus den Glykogendepots des Körpers beziehen.
Außerdem baute Unverricht, die damals mit einem einzigen Atemzug 136 Meter weit tauchen konnte, gezielt Herausforderungen in ihr Training ein, wie das Tauchen mit leerer Lunge oder das Nutzen nur bestimmter Körperteile, um sich auf unerwartete Situationen vorzubereiten. So muss das auch bei Tom Cruise gewesen sein. Denn die Szene erforderte zudem, dass Cruise unter Wasser komplexe Bewegungsabläufe mit hoher Konzentration ausführt.
Tom Cruise konnte das Luftanhalten-unter-Wasser durch Apnoe-Training bis auf über sechs Minuten steigern.3 Das ist selbst für professionelle Apnoetaucher eine außergewöhnliche Leistung. Freitaucherin Maria Unverricht stand (zumindest damals) bei 5:03 Minuten. Cruise selbst betonte in Interviews, dass dieses Training zu den herausforderndsten Vorbereitungen seiner Karriere gehört habe.
Free Climbing: „Mission: Impossible 2“ (2000)
Ganz zu Beginn von „Mission: Impossible 2“ (2000) sieht man Ethan Hunt allein in einer gewaltigen Felslandschaft, wo er mit bloßen Händen eine steile, überhängende Felswand erklimmt. In einem Moment hängt er mit nur einer Hand an einem Felsvorsprung, unter dem es hunderte Meter in den Abgrund geht.
Für den Stunt hing Cruise, der darauf bestand, alles selbst zu machen, an einem 600 Meter hohen Abschnitt des Dead Horse Point in Utah. Er wurde mit versteckten Sicherheitsdrähten gesichert – aber er nutzt es nicht zur Fortbewegung. Er zieht sich mit Armen und Beinen ohne fremde Hilfe über die Felswand. Das ist reinstes Free Climbing! Übrigens nicht zu verwechseln mit „Free Solo“, bei dem ohne jede Sicherung geklettert wird. Aber das wäre selbst für Tom Cruise zu krass …
Eine Form des Freikletterns ist, wenn auch mit einigen Unterschieden, das Bouldern. In der FITBOOK-Redaktion gab es in der Vergangenheit Erfahrungen. Während es bei einem meiner Kollegen seinerzeit dazu führte, dass sein linkes Knie zerfetzt wurde und er folglich für anderthalb Jahre außer Gefecht gesetzt wurde, war meine Ausflug in die Boulderhalle erfreulicher. Nach 90 Minuten war ich zwar kräftemäßig am Ende, aber sehr glücklich.
Diese Muskelpartien muss Cruise trainiert haben
Zurück zu Cruise. Man sieht in der Szene, wie seine Muskeln arbeiten, wie er seinen Körper bei jedem Zug präzise ausbalanciert und wie seine Hände sich in den Fels krallen. Starker Griff, Abstoßen, Spannung halten … Klettern gilt als eines der besten Ganzkörpertrainings, denn unfassbar viele Muskeln sind an den Bewegungsabläufen beteiligt. Maßgeblich trainiert haben dürfte Tom Cruise für seine Stunts:
- den breiten Rückenmuskel (Latissimus dorsi)
- den Trapezmuskel (Musculus trapezius) und die rautenförmigen Muskeln im oberen Rückenbereich (Musculi rhomboidei)
- den Rückenstrecker
- die komplette Rumpfmuskulatur (Core)
- Bizeps und Unterarmmuskeln
- die Fingermuskeln (Griffkraft!)
Beim Bouldern zählt nicht rohe Muskelkraft, sondern in erster Linie die richtige Technik. Die österreichische Boulder-Spezialistin Karo Sinnhuber und der Hamburger Wettkampfkletterer Steffen Schöttker haben dazu bei FITBOOK vor einiger Zeit Einblicke gegeben. Bei Anfängern geht es zunächst darum, sich darauf zu konzentrieren, Bewegungsabläufe zu verstehen und bewusst zu klettern, statt sich allein mit den Armen hochzuziehen.
Dreipunktregel für Effizienz
Wer flüssig klettern will wie Tom Cruise, muss es schaffen, seinen Körpereinsatz zu optimieren: Wer die Kraft aus den Beinen nutzt und den Körper zur Wand eindreht, verlagert den Körperschwerpunkt effizient und klettert energiesparender. Zur grundlegenden Klettertechnik gehört auch die sogenannte Dreipunktregel: Mindestens drei Gliedmaßen sollten immer Kontakt zur Wand haben, um Stabilität zu sichern – eine einfache, aber wirkungsvolle Strategie.
Ebenso wichtig ist das Aufwärmen mit Dehn- und Mobilisationsübungen für Hände, Arme, Schultern und Beine. Das schützt vor Verletzungen und steigert die Leistungsfähigkeit. Und noch ein Profi-Hinweis: Fingerboards mögen bei Fortgeschrittenen beliebt sein, doch für Einsteiger bergen sie ein hohes Risiko. Die Fingersehnen sind anfangs noch nicht auf die hohe Belastung vorbereitet – wer zu früh zu viel will, riskiert Überlastung oder Verletzungen.
Motorrad-Basejump-Stunt: „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ (2023)
Den letzte Stunt in dieser Sammlung bezeichnet die Filmproduktionsgesellschaft Paramount Pictures als nicht weniger als „Biggest Stunt in Cinema History“. In „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ (2023) rast Ethan Hunt mit einem Motorrad eine Klippe hinunter, springt ab und zieht im freien Fall einen Fallschirm. Auch dieser Stunt wurde von Cruise selbst mehrfach, ohne Stuntdouble, durchgeführt.
Motorradfahren, Absprung und Fallschirmöffnung: Um das Timing und die Technik zu trainieren, soll Cruise über 13.000 Motocross-Sprünge von einer Rampe und 500 Fallschirmsprünge absolviert haben.4 Bei Letzterem soll es sich um „fortgeschrittene Fallschirmsprungtechniken“ gehandelt haben. Dazu gehört auch die Arbeit an seiner Kraft und Stabilität, um sicherzustellen, dass er seine Position in der Luft kontrollieren und die Fallschirmkappe richtig manövrieren kann. „Man trainiert und übt jeden kleinen Aspekt immer und immer wieder“, wurde der Schauspieler 2023 zitiert.5
Kontrolle über den eigenen Körper und Visualisierung
Fortgeschrittene Fallschirmsprungtechniken gehen weit über den klassischen „Tandemsprung“ oder Standard-Freifall hinaus. Sie umfassen etwa die Fähigkeit, sich horizontal im freien Fall zu bewegen sowie die Fähigkeit, verschiedene Körperhaltungen im Freifall zu beherrschen. Außerdem natürlich noch eine genaue Kontrolle über den Moment und die Technik der Schirmöffnung, oft bei hoher Geschwindigkeit und eine Landung auf engem Raum.6
Für den Absprung vom Motorrad sind Körperspannung und psychische Stabilität entscheidend. Cruise spricht häufig über das „mentale Durchspielen“ des gesamten Ablaufs, Sekunde für Sekunde. Diese Technik wird auch von Profisportlern genutzt wie Fußballstar Cristiano Ronaldo. Der Athletiktrainer Arne Greskowiak erklärte im Interview mit FITBOOK, wie wichtig diese Technik sei. „Gerade in der Spitze geht es um den Umgang mit Druck und Stress. Und es geht um die Visualisierung. Das heißt, sich die Dinge vorzustellen und erst mal mental im Kopf durchzugehen, bevor sie dann Realität werden.“
Die irren Stunts von Tom Cruise in voller Länge anschauen
- Horizontales Hängen
- Wing Walking (ab 21. Mai im Kino)
- Apnoe
- Free Climbing
- Motorrad Basejump

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Fazit: Viele Elemente von Tom Cruises Training sind für jeden trainierbar
Seine Core-Muskulatur stabilisiert ihn beim Hängen in horizontaler Position, seine Lungenkapazität erlaubt minutenlange Apnoetauchgänge, dazu die mentale Stärke und Unerschrockenheit, denn Cruise schafft es offenbar, auch in Extremsituationen einen klaren Kopf zu behalten. Tom Cruise ist nicht einfach nur „fit“, soviel dürfte klar sein – und auch mit „ab und zu Sport machen“ kommt man nicht weiter, wenn man Derartiges leisten will. Der Trainingsalltag des 62-Jährigen dürfte auf Leistung und Präzision ausgerichtet sein – und das schon seit Jahrzehnten.
Seine Stunt-Coaches werden sich die meisten nicht leisten können. Doch viele Elemente seines Trainings – z. B. bessere Körperspannung, Atemkontrolle oder Klettertechnik – sind trainierbar für ganz normale Menschen. Ein klares Ziel hilft. Und der Blick auf FITBOOK.de.