28. August 2024, 11:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Gehirn steuert unsere Muskeln und aktiviert die Bewegung unseres Körpers. Doch hat umgekehrt der Zustand unserer Muskeln auch eine Wirkung auf unsere Gehirngesundheit? Ja, erklärt Prof. Dr. Stephan Geisler – genauer ist es das Muskeltraining, das den Vorteil für unsere „grauen Zellen“ bringt.
Wer regelmäßig Gewichte stemmt oder seinen Körper anderweitig belastet, stärkt mit diesem Krafttraining nicht nur seine Muskeln, sondern auch sein Gehirn. Diese Verbindung mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, ist jedoch durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt.1,2
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Übersicht
Wie wirkt sich Krafttraining auf das Gehirn aus?
Die positiven Effekte von Krafttraining auf die kognitiven Funktionen lassen sich durch verschiedene Mechanismen erklären:
1. Neurotrophine
Während des Trainings werden sogenannte Neurotrophine, wie der Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), freigesetzt. Diese Proteine fördern das Wachstum und das Überleben von Nervenzellen, stärken die synaptischen Verbindungen und erhöhen die Plastizität des Gehirns.
2. Angiogenese
Krafttraining stimuliert die Bildung neuer Blutgefäße im Gehirn (Angiogenese). Eine verbesserte Durchblutung sorgt für eine effizientere Versorgung der Gehirnzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen.
3. Neurotransmitter
Die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin wird durch körperliche Aktivität beeinflusst. Diese Botenstoffe spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Stimmung, Motivation und kognitiven Funktionen.
4. Entzündungshemmung
Chronische Entzündungen können die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Regelmäßiges Training wirkt entzündungshemmend und schützt so das Gehirn vor Schäden.
Welche kognitiven Funktionen werden verbessert?
Exekutive Funktionen
Dazu gehören unter anderem die Fähigkeit zur Planung, zur Aufgabenbearbeitung, zur Impulskontrolle und zur Flexibilität im Denken.
Gedächtnis
Sowohl das Kurzzeit- als auch das Langzeitgedächtnis profitieren von regelmäßigem Krafttraining.
Lernfähigkeit
Neue Informationen können schneller aufgenommen und verarbeitet werden.
Aufmerksamkeit
Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und Ablenkungen auszublenden, wird verbessert.
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Warum ist das so?
Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch deuten die bisherigen Forschungsergebnisse darauf hin, dass folgende Faktoren eine Rolle spielen:
Plastizität des Gehirns
Das Gehirn ist ein plastisches Organ, das sich durch Lernen und Erfahrungen verändern kann. Körperliche Aktivität fördert diese Plastizität und macht das Gehirn anpassungsfähiger.
Stressreduktion
Krafttraining hilft dabei, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Chronischer Stress kann die Gehirnfunktion beeinträchtigen.
Genetische Faktoren
Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle bei der individuellen Reaktion auf körperliche Aktivität.
Für wen ist Krafttraining geeignet?
Krafttraining ist für Menschen jeden Alters und Fitnesslevels geeignet. Besonders für Senioren kann es ein wertvolles Instrument sein, um den altersbedingten kognitiven Abbau zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
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Laut Studie Krafttraining stärkt das Nervensystem – noch vor den Muskeln
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Welche Übungen sind besonders effektiv?
Prinzipiell sind alle Übungen, die die großen Muskelgruppen ansprechen, gut für das Gehirn. Dazu gehören beispielsweise Kniebeugen, Liegestütze, Kreuzheben und Schulterdrücken. Wichtig ist, dass das Training regelmäßig durchgeführt wird und Spaß macht.
Das Gehirn freut sich über mehr Bewegung
„Die Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Gesundheit ist unbestreitbar. Krafttraining ist eine effektive Methode, um Muskeln aufzubauen und dabei das Gehirn fit zu halten und die Lebensqualität zu verbessern.“