7. Juni 2024, 15:46 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das bekannte Süßungsmittel Xylit – auch Birkenzucker oder Tafelsüße genannt – ist in Süßigkeiten, Kaugummi, Backwaren oder auch Zahnpasta zu finden. Die kalorienarme Alternative kann dabei helfen, weniger Zucker zu essen. Der ist schließlich ungesund! Doch auch Xylit ist nicht ohne, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der Cleveland Clinic zeigt. Offenbar kann das Süßungsmittel schädlich für das Herz werden. FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke erläutert Ihnen die Studienergebnisse.
Zuckerarm essen ist nicht nur ein Trend, sondern tut der eigenen Gesundheit auch etwas Gutes. Zumindest, wenn man sich nicht gleich auf Unmengen diverser anderer Süßungsmittel stürzt. Denn eine neue Studie der Cleveland Clinic kommt zu einem beunruhigenden Ergebnis: Sie fanden heraus, dass der Zuckeraustauschstoff Xylit das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen kann. Welcher Mechanismus dahintersteckt und ob sie lieber die Finger von Xylit lassen sollten, erfahren Sie hier.
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Übersicht
Wissenschaftler wählten einen vielschichtigen Forschungsansatz
Um herauszufinden, ob Xylit das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöht, wodurch es unter anderem zu Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen kann, führten die Forscher eine Reihe von Tests durch. Zunächst führten sie ungezielte Metabolomik-Studien an Blutplasmaproben von 1157 Probanden durch, die sich Herzuntersuchungen unterzogen. Bei Metabolomik geht es darum, den Stoffwechsel einer Zelle einschließlich der Zwischenprodukte (Metabolite) aufzuschlüsseln. Hierbei zeigte sich, dass hohe Mengen Xylit im Plasma das Risiko für ein schwerwiegendes unerwünschtes kardiovaskuläres Ereignis (MACE; engl.: major adverse cardiovascular event) erhöhte. Genauer: Diejenigen Personen mit dem höchsten Xylit-Spiegel im Blut hatten ein 33 Prozent höheres Risiko, innerhalb von drei Jahren ein MACE zu erleiden, als jene Personen mit dem niedrigsten Xylit-Spiegel. Zur Validierung dieser Ergebnisse wurden gezielt die Proben von 2149 weiteren Probanden auf Xylit untersucht: Die gemessenen erhöhten Xylit-Spiegel waren auch hier mit einem erhöhten MACE-Risiko verbunden.1
Welcher Mechanismus steckt dahinter?
Um den Mechanismus dahinter zu entschlüsseln, führten die Wissenschaftler weitere Versuche mit isolierten menschlichen Blutplättchen (Thrombozyten), plättchenreichem Plasma, Vollblut und Tiermodellen durch. Es zeigte sich, dass Xylit die Thrombozyten gerinnen ließ und so die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) förderte.
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Freiwillige nahmen Xylit-gesüßtes Getränk zu sich
Zum Abschluss führten die Wissenschaftler eine kleine Interventionsstudie mit zehn gesunden Freiwilligen durch. Diese konsumierten entweder ein mit Xylit gesüßtes Getränk oder eines, das zur Süßung Glukose enthielt. Bei allen Teilnehmern, welche Xylit tranken, kam es zu einem signifikanten Anstieg des Xylit-Spiegels im Plasma. Ebenso zeigte sich ein Anstieg mehrerer funktioneller Parameter, welche auf eine verstärkte Reaktivität der Thrombozyten hinweisen.
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Was bedeutet das für die zukünftige Verwendung von Xylit?
Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die Herzgesundheit. Allerdings zeigte sich hier eher ein Zusammenhang und keine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung. Um die langfristige gesundheitliche Sicherheit von Xylit zu beurteilen, sind weitere Studien erforderlich. Das macht auch Studienautor Dr. Hazen in einer Mitteilung der Cleeveland Clinic deutlich: „Diese Studie zeigt erneut, dass es dringend notwendig ist, Zuckeralkohole und künstliche Süßstoffe zu untersuchen, insbesondere, da sie weiterhin zur Bekämpfung von Krankheiten wie Fettleibigkeit oder Diabetes empfohlen werden.“2
Er beschwichtigt jedoch auch: „Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Zahnpasta wegwerfen sollten, wenn sie Xylit enthält, aber wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass der Verzehr eines Produkts mit hohen Konzentrationen das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen kann.“
Falls Sie Xylit in Ihrer alltäglichen Ernährung zu sich nehmen, können Sie mit Ihrem Hausarzt oder einem Ernährungsberater sprechen. Dort bekommen Sie Auskunft über Dosierung sowie mögliche Alternativen.