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Nachgefragt beim Experten

Was steckt hinter dem Trend „Watertok“ – und wie ungesund ist er?

Ein Glas aromatisiertes Wasser wie beim „Watertok“-Trend
Unter dem Hashtag #watertok posten immer mehr Menschen auf TikTok ihre Version des Social-Media-Trends (Symbolbild) Foto: Getty Images
Nina Ponath
Freie Autorin

16.09.2023, 08:01 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

„Drink your colours!” Darum geht es bei dem neuen Trend „Watertok“. Hier zeigen im Social-Media-Netzwerk TikTok weltweit Mitglieder, wie sie ihr Wasser mit Sirup und Aromen anreichern. Ziel ist es, durch den besseren Geschmack und die auffälligen Farben mehr zu trinken. Cleverer Lifestyle-Hack oder ungesunder Spaß? Wir haben einen Experten gefragt.

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Kommt Ihnen das bekannt vor: Es ist abends, man kommt von der Arbeit nach Hause, stellt die Tasche im Flur ab und bemerkt, dass die 1,5-Liter-Wasserflasche, die man am Morgen eingepackt hat, – hoch motiviert, genug zu trinken –, immer noch randvoll ist? So geht es offenbar auch vielen TikTok-Nutzern, die sich deshalb mit dem „Watertok“-Trend behelfen wollen. Doch Achtung: Dieser mag zwar praktikabel und witzig erscheinen, ist aber leider gar nicht so gut für die Gesundheit, wie Mediziner Dr. Thomas Peter im Gespräch mit FITBOOK betonte.

So viel Wasser braucht unser Körper

Genug zu trinken, fällt nicht jedem leicht. Dabei wissen wir doch alle, dass ohne Wasser nichts geht. Unser Hirn braucht Wasser, um zu funktionieren. Stoffwechsel, Zellteilung und sogar das Immunsystem funktionieren besser, wenn wir ausreichend trinken. „Stay hydrated“ heißt deshalb auch das Motto von Topmodels und Schauspielerinnen. Sie verdanken ihre faltenfreie, straffe Haut, das glänzende Haar und den strahlenden Teint schließlich einzig und allein dem flüssigen Gesundheitselixier – na ja, zumindest ihren eigenen Angaben zufolge …

„Laut der meisten Daten, die uns vorliegen, gehen wir von einem Bedarf von ca. 35 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht aus. Das wären bei 60 Kilo Körpergewicht 2,1 Liter Wasser“, erklärt Dr. Peter.

Wasser ist wichtig für unsere Gesundheit. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, mindestens eineinhalb bis zwei Liter pro Tag zu trinken.1 Das ist für viele Menschen eine ganz schöne Menge. Zum Glück gibt es Tricks, die dabei helfen sollen, ausreichend zu trinken. Sich einen Reminder stellen zum Beispiel, Trink-Apps oder, sich Wasser schmackhafter zu machen. Das geht mit Zitronenscheiben, Minze, Ingwer oder, wie auf TikTok, auch mit eher chemischen Hilfsmitteln.

Auch interessant: Eine Woche lang täglich 5 Liter Wasser trinken – was bringt’s?

Was verbirgt sich hinter dem TikTok-Trend „Watertok“?

„Watertok“ nennt sich der neue TikTok-Trend, bei dem Wasser mit verschiedenen Arten von Sirupen und Aromastoffen in Pulverform eingefärbt wird, was für mehr Geschmack und knallige Farben sorgt. Der Gedanke dahinter? Je attraktiver etwas aussieht, desto eher wollen wir es essen bzw. trinken. Aus dem Grund können wir beispielsweise hübsch angerichteten, bunten Macarons ja auch weniger widerstehen als einer gekochten Kartoffel, die lieblos auf dem Teller liegt. Und deshalb schmeckt uns das Brot zu Hause am Esszimmertisch besser als aus der schäbigen Tupperdose im Auto. Die Sinne sind immer dabei, wenn wir es uns schmecken lassen – aber gilt das auch bei Wasser? Im Netz scheint der Trend zu funktionieren; unter dem Hashtag #watertok findet man zurzeit tausende Videos, in denen Nutzerinnen und Nutzer zeigen, wie sich Wasser geschmacklich (und farblich) pimpen lässt.

Eine smarte Maßnahme, um mehr Wasser zu trinken, könnte man meinen, wäre da nur nicht ein Nachteil: Aromastoffe und Sirup beinhalten oft Zucker und künstliche Farbstoffe, die die Vorteile von Wasser zunichtemachen. Einige Pulver können den Zahnschmelz angreifen oder Karies verursachen. In der Hinsicht ist das aromatisierte Wasser also auch nicht besser als die Dose Cola, die wir wohl kaum als adäquaten Wasser-Ersatz ansehen würden.

Kurze Anekdote der Autorin Nina Ponath

„Ich habe von 2018 bis 2021 in einem Fitnessstudio trainiert, in dem damals schon rotes, grünes und gelbes Wasser mit Kirsch-, Waldmeister-, Himbeer- oder Orangenaroma mit Süßstoff am Trinkwasserspender angeboten wurde. Ich fand das damals klasse als Alternative zu normalem Wasser und habe es dort immer gern getrunken. Weil es bei mir zu Hause grundsätzlich nichts anderes als Wasser zu trinken gibt, finde ich das auch absolut okay und habe auch nichts an ‘Nebenwirkungen‘ bemerkt. Was mir nur aufgefallen ist, ist, dass das Wasser nicht wirklich den Durst löscht. Ich hatte danach immer das Gefühl, noch etwas ‚Normales‘ hinterher trinken zu müssen. Vielleicht auch, weil das Wasser so süß ist. Eine Freundin, die mit mir zusammen trainiert hat, meint hingegen sogar, dass sie von dem Wasser unreine Haut bekommen habe.“

Wie gesund sind Light- und mit Aroma angereicherte Getränke?

„Es gibt verschiedene Nachteile, die wir inzwischen auch durch viele Studien belegen können“, sagt Dr. Peter. „Ein wesentlicher Aspekt ist, dass es bereits bei einer Zufuhr von deutlich weniger als der täglich erlaubten Menge an Süßstoff zu negativen Veränderungen der Darmflora und des Stoffwechsels der Darmbakterien kommen kann.“ So zeigten Studien, dass der Konsum der Süßstoffe Sucralose and Saccharin zu negativen Veränderungen der Darmflora führen könnten.2

Auch interessant: Künstliche Süßstoffe schädigen laut Studie die Darmflora

Nebenwirkungen von Süßstoffen? Abhängigkeit und ein „verdorbener Geschmack“

In Hinblick auf die Kalorienanzahl schlägt aromatisiertes Wasser Softdrinks zwar; dafür stecken in den Aromen oftmals Maltodextrine, die aus Stärke gewonnen werden und deshalb bei manchem Menschen zu einem hohen Blutzuckerspiegelanstieg führen können.

„Ein weiterer wesentlicher Nachteil ist, dass Süßstoffe eben nicht in dem Maße für ein Zufriedenheitsgefühl sorgen wie echter Zucker“, sagt Dr. Peter. Laut dem Arzt konnten MRT-Untersuchungen des Gehirns zeigen, dass die Zufuhr von Zucker im Vergleich zu Süßstoffen zu einer höheren Zufriedenheit führt. Dadurch sei die Wahrscheinlichkeit höher, immer wieder zum Süßstoff zu greifen, so der Mediziner, denn natürlich wollen wir zufrieden sein. „Letztendlich besteht bei Waterdrops die Gefahr, dass so praktisch nur noch Wasser mit süßem Geschmack konsumiert wird“, sagt Dr. Thomas Peter. Die Folge? Eine Sucht nach süßem Wasser.

Tipps für gesündere Hydrierung

All diese negativen Nebenwirkungen hat normales Wasser nicht. Das aromatisierte Wasser im „Watertok“-Trend ist deshalb (leider) kein empfehlenswerter Trick, damit es mit dem „genügend Wasser trinken“ besser klappt. Oder, um es mit den Worten einer ersten kritischen TikTokerin zu sagen: „If its zero calories and sugar, it’s water“ (dt. „Wenn es keine Kalorien hat und keinen Zucker enthält, dann handelt sich um Wasser“).

Wer sich gar nicht zum Wassertrinken überwinden kann, sollte lieber auf natürliche „Geschmacksverstärker“ wie Ingwer- oder Zitronenscheiben sowie Minze setzen. Auch diese natürlichen Zutaten geben Geschmack. PS: Ein Spritzer Apfelsaft oder dann und wann eine Schorle als Wasser-Alternative sind auch absolut in Ordnung und sorgen für gesündere geschmackliche Abwechslung als Getränke nach dem „Watertok“-Prinzip.

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Quelle

Themen #amazon Süßungsmittel
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