3. Juni 2025, 17:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die mediterrane und die ketogene Diät sind zwei Ernährungsformen, von denen sich deren Anhänger verschiedene gesundheitliche Vorteile versprechen, unter anderem in Bezug auf das Gewicht. Beide sind auch immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Eine neue Studie hat nun die Auswirkungen beider Diäten auf kardiovaskuläre Risikofaktoren analysiert. FITBOOK stellt die Ergebnisse vor.
Der gute Ruf der mediterranen Ernährung (auch Mittelmeer-Diät genannt) basiert auf zahlreichen in Studien untersuchten positiven Effekten auf die Gesundheit. Die Ernährungsform zeichnet sich durch eine hohe Zufuhr an wertvollen Pflanzenfetten, hochwertigem Eiweiß (z. B. aus Fisch) und Ballaststoffen aus und soll sich bekanntlich günstig auf den Blutdruck auswirken.1 Auch soll sie dabei helfen können, ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten. Ähnlich soll die ketogene Ernährung einen Abnehmwunsch unterstützen können. Wie schneiden die beiden Diäten im direkten Vergleich ab, wenn es um die Vermeidung kardiometabolischer Risikofaktoren geht? Dies hat ein Team italienischer Forscher untersucht.2
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Übersicht
Mediterran vs. Keto: Studie zur Wirkung der Diäten
Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ist weltweit hoch und nimmt weiter zu, wie die Studienautoren schreiben. Insbesondere die Ansammlung von viszeralem Fett geht mit verschiedenen gesundheitlichen Risikofaktoren einher. Um diese zu vermeiden, wird zu Änderungen des Lebensstils geraten – nicht zuletzt an der Ernährung. „Viele dieser Empfehlungen stimmen mit den Grundprinzipien der Mittelmeerdiät überein“, heißt es dazu weiter. Diese werde mit einer geringeren Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse und einer niedrigeren Gesamtmortalität in Verbindung gebracht. In der jüngeren Vergangenheit sei jedoch aufgrund ihres Potenzials zur Gewichtsreduktion und zur Behandlung des metabolischen Syndroms auch das Interesse an ketogenen Diäten gewachsen. Die Forscher wollten nun herausfinden, ob diese Diäten den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System möglicherweise besser unterstützen können als klassische Diäten mit einer allgemeinen Kalorienreduktion.
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Details zur Untersuchung
An der Untersuchung nahmen 26 teils übergewichtige und teils adipöse Erwachsene teil. Einige von ihnen wiesen einen hochnormalen Blutdruck (also Werte im oberen Normalbereich) auf, andere litten an Bluthochdruck ersten Grades. Die diesbezügliche Verteilung unter den Probanden ist nicht bekannt. Zusammenfassend wiesen die überwiegend männlichen Studienteilnehmer niedrige bis mittlere kardiovaskuläre Risikowerte auf.
Die Verteilung auf zwei Gruppen erfolgte per Zufallsprinzip. Die Keto-Gruppe, die aus 15 Teilnehmern bestand, sollte während des dreimonatigen Untersuchungszeitraums eine kalorienreduzierte, proteinreiche Diät mit sehr niedrigem Kohlenhydratanteil einhalten. Die Teilnehmer der Mediterranen-Diät-Gruppe waren zu einer kalorienreduzierten Diät mit niedrigem Natrium- und hohem Kaliumgehalt angehalten. Diese sollte reich an gesunden Fetten sowie ballaststoffreichem Gemüse, Vollkornprodukten und Obst sein.
Um die Auswirkungen der jeweiligen Diät zu erfassen, untersuchten die Forscher die Probanden einmal zu Beginn der Intervention und noch einmal nach drei Monaten. Neben dem Körpergewicht ermittelten sie den Blutdruck und verschiedene Blutwerte. Außerdem analysierten sie die Zusammensetzung der Körpermasse, also den Anteil von Fettmasse und fettfreier Masse (vor allem Muskelgewebe).
Mediterrane und ketogene Ernährung wirken sich positiv aus
Nach drei Monaten stellten die Forscher in beiden Gruppen deutliche Verbesserungen fest. In der Keto-Gruppe hatte sich das Körpergewicht der Probanden im Durchschnitt um rund 11 Kilogramm reduziert, in der Mediterran-Gruppe waren es immer noch rund 7,7 Kilogramm. Ebenso nahm der Taillenumfang der Probanden ab. Darüber hinaus dokumentierten die Forscher verbesserte Blutfettwerte und günstigere Insulinreaktionen.
Die Körpermasseanalyse ergab eine Abnahme der Fettmasse bei gleichzeitiger Zunahme der fettfreien Masse. Interessant ist, dass sich die Blutdruckwerte der Studienteilnehmer umso stärker verbesserten, je mehr Körperfett sie im Verhältnis zur Muskelmasse verloren. Im Mittel verringerte sich der systolische 24-Stunden-Blutdruck von 125 auf 116 mmHg und der diastolische Blutdruck von 79 auf 74 mmHg. Die Wirkweise der beiden Werte erklärt FITBOOK hier genauer. Diese Beobachtungen wurden in der Keto- und der Mediterran-Gruppe gleichermaßen gemacht.
… mit einer Ausnahme
Die Forscher stellten nur einen wesentlichen Unterschied fest. So wiesen die ketogen ernährten Personen einen stärkeren nächtlichen Blutdruckabfall auf – ein Phänomen, das in der Wissenschaft als „Nocturnal dipping“ bekannt ist.3 Beim gesunden Menschen fällt der Blutdruck im Schlaf um zwischen 10 und 20 Prozent ab. Ein fehlendes Dipping kann als Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gewertet werden. In dieser Hinsicht schneidet die ketogene Ernährung also ein wenig besser ab als die mediterrane Ernährung, da sie den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus des Blutdrucks offenbar zuverlässiger unterstützt. Dafür war sie jedoch – insbesondere in der Anfangsphase der Studie – bei einigen der Studienteilnehmer nach eigenen Angaben mit unerwünschten Nebenwirkungen (z. B. Verstopfung und Kopfschmerzen) verbunden.

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Einschränkungen der Ergebnisse
Die Studie liefert Hinweise darauf, dass sowohl die ketogene als auch die mediterrane Ernährung bei bestehendem (starken) Übergewicht eine positive Wirkung auf verschiedene gesundheitliche Parameter hat, darunter das Körpergewicht und den Blutdruck. Um jedoch zuverlässige Ergebnisse zu erhalten und die langfristigen Auswirkungen der Diäten beurteilen zu können, wäre eine längere Beobachtungszeit notwendig. Zudem war die Stichprobe mit 26 Studienteilnehmern sehr klein. Hinzu kommt, dass die Ernährungsweise der Probanden nicht kontrolliert wurde. Wie streng sie sich an die Vorgaben gehalten haben, war für die Forscher nicht nachvollziehbar. Schließlich fehlte auch eine dritte Kontrollgruppe zur Bewertung der Interventionen.
Es bleiben verschiedene Fragen offen. FITBOOK hat die Studienautoren unter anderem gefragt, ob Veränderungen in der Lebensqualität der Teilnehmer erfasst wurden. Gibt es Überlegungen, wie die Diäten an individuelle Bedürfnisse oder Präferenzen angepasst werden könnten? Sind Follow-up-Studien geplant? Eine Rückmeldung steht noch aus.