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Studie

Populäres Adipositas-Medikament hat offenbar erstaunlichen Krebs-Killer-Effekt

semaglutid krebs: Illustation von T-Zellen (Killerzellen), die Krebszellen angreifen
Semaglutid scheint Funktionen des Immunsystems, das bei Adipositas, einschläft, wieder herstellen zu können Foto: Getty Images

12.05.2023, 12:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Eigentlich ist das Medikament Semaglutid für die Unterstützung bei der Gewichtsabnahme von Diabetikern vorgesehen. Jetzt haben Forscher entdeckt, dass es womöglich noch einen erstaunlichen Nebeneffekt hat. Eine Studie liefert Hinweise, dass es vor Krebs schützen könnte.

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Seitdem bekannt ist, dass Semaglutid auch Nicht-Diabetikern beim Abnehmen helfen könnte, ist es in aller Munde. Doch Experten warnen davor, das Mittel zweckzuentfremden (FITBOOK berichtete). Stattdessen sollte es nur unter ärztlicher Aufsicht im Fall von Diabetes Typ 2 und Adipositas eingenommen werden. Gleichzeitig forschen Wissenschaftler weiter an der genauen Wirkung von Semaglutid im Körper und kamen jetzt in einer Studie zu einer erstaunlichen Erkenntnis: Semaglutid könnte einen Krebs-Killer-Effekt haben.

Was untersucht wurde

Die Ausgangsfrage der aktuellen Studie aus Irland war: Kann Semaglutid fettleibigen Menschen bei ihren Zellstoffwechsel-Problemen helfen? Im Fokus standen dabei vor allem die natürlichen Killerzellen, die bei Menschen mit starkem Übergewicht meistens nicht mehr so funktionieren wie bei gesunden Menschen.

Inwieweit der Wirkstoff, der in Deutschland unter dem Namen Ozempic zugelassen ist, für die Behandlung von Übergewichtigen sinnvoll ist und wie genau er wirkt, ist noch nicht umfassend erforscht. Denn der Gewichtsverlust, den Semaglutid bewirkt, war zunächst nur ein Nebeneffekt seiner primären Wirkung – der Regulierung des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern. Die Gewichtsreduktion erklärt sich dadurch, dass Semaglutid das Darmhormon GLP1 nachahmt und so für ein längeres Sättigungsgefühl und einen reduzierten Appetit sorgt. Doch welche weiteren Prozesse könnten durch Semaglutid im Körper angestoßen werden? Genau das wollten das Forschungsteam rund um Donal O’Shea, Studienautor und Endokrinologe an der University College Dublin, herausfinden.

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Ablauf der Studie

Für ihre Untersuchung rekrutierten die Wissenschaftler 20 adipöse Menschen ohne Diabetes. Mit ihnen begannen sie eine Semaglutid-Therapie, in der die Probanden das Medikament einmal wöchentlich einnahmen. Im Verlauf des sechsmonatigen Studienzeitraums entnahmen und analysierten die Forscher Immunzellen-Proben der 20 Studienteilnehmer, um die Wirkung auf den Zellstoffwechsel zu ermitteln.1

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Killerzellen arbeiteten wieder

Tatsächlich ergaben die Laboruntersuchungen, dass die Einnahme von Semaglutid einen erstaunlichen Effekt auf die Killerzellen der Probanden hatten. Die Zellen, die bei Fettleibigkeit stark verändert sind und nicht mehr so funktionieren, wie sie sollen, arbeiteten wieder.2 Genauer: Sie produzierten wieder die Signalmoleküle, die sie normalerweise auch produzieren, die sogenannten Zytokine. Während die Anzahl der Killerzellen konstant blieb, zeigte sich, dass sie ihre Funktion wieder aufnahmen. Sie erwachten also quasi aus einer Art Tiefschlaf. Bemerkenswert ist zudem, dass nur die Hälfte der Studienteilnehmer durch Semaglutid deutlich abgenommen hatte, der Effekt auf die Killerzellen zeigte sich jedoch bei allen Probanden und scheint damit unabhängig vom Gewichtsverlust zu sein.

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Zusammenhang zwischen Killerzellen und Krebs

„Die aktuellen Ergebnisse sind eine sehr positive Nachricht für Menschen mit Fettleibigkeit, die eine GLP-1-Therapie erhalten. Sie deuten darauf hin, dass die Vorteile dieser Medikamentenfamilie auch zu einer Verringerung des Krebsrisikos führen könnten“, erklärt der O‘ Shea in einer Pressemitteilung zur Studie.3

Die von Killerzellen produzierten Zytokine sind Botenstoffe, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. Denn sie sind an der Aktivierung von Abwehrzellen beteiligt und haben Auswirkung auf Entzündungsprozesse, Bakterienvermehrung – und sogar der Entstehung von Krebs.4 Im Zusammenhang mit Krebs – etwa Darmkrebs – kommen Zytokine bei bereits bestehender Erkrankung sogar spezifisch im Rahmen einer Immuntherapie zum Einsatz.5

Entsprechend positiv scheint es zu sein, wenn Killerzellen bei Adipositas-Patienten die Funktion der Zytokine-Produktion nach der Einnahme von Semaglutid wieder aufnehmen. Sind Betroffenen zuvor entsprechend anfälliger für Krebserkrankungen, scheint das Medikament ihnen einen gewissen Schutz zurückgeben zu können.

Kritische Einordnung der Studie

Mit 20 Teilnehmern umfasste die Untersuchung der irischen Forscher nur eine kleine Probandengruppe. Zudem fehlte eine Kontrollgruppe. Außerdem ist noch nicht wissenschaftlich belegt, dass wieder aktivierte Killerzellen tatsächlich das Krebsrisiko senken können. Inwieweit Semaglutid also wirklich zum Schutz vor Krebs beiträgt, muss nun in weiteren, größeren Studien erforscht werden.

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Quellen

Themen Krebs Medikamente
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