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JUNGE SPORTLER*INNEN IM LOCKDOWN

Rollstuhlbasketballer Matthias: „Wir tragen Verantwortung füreinander“

Matthias Güntner spielt beim Rollstuhlbasketball-Verein Hannover United e.V.
Matthias Güntner spielt beim Rollstuhlbasketball-Verein Hannover United e.V. Foto: Maike Lobback
Katharina Kunath

25.02.2021, 05:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der 22-jährige Matthias ist einer von vielen jungen Athlet*innen, deren Alltag sich durch den aktuellen Corona-Lockdown verändert hat. Bei FITBOOK erzählt der Sportler, mit welchen Einschränkungen die Bundesligisten im Rollstuhlbasketball konfrontiert sind und wie sein Team von „Hannover United“ damit umgeht.

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Der zweite Lockdown zieht sich immer länger. Das ist psychisch belastend, weil er viele von uns zwingt, auf Aktivitäten zu verzichten, die unserem Leben bisher Halt gaben und unseren Alltag prägten. Umfragen aus dem vergangenen Jahr zeigen: Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene leiden unter Ängsten und einer depressiven Stimmung. FITBOOK hat junge Athleten und Athletinnen im Alter von 18 bis 30 Jahren deshalb gefragt: Wie fühlt ihr euch gerade? Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf eure mentale Gesundheit aus? Im fünften Teil unserer Serie erzählt „Hannover United“-Spieler Matthias, wie es ist, während dem Lockdown Rollstuhlbasketball in einem Stadion ohne Publikum zu spielen.

1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga – das Training im Lockdown

„Mein Team und ich spielen 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Deswegen und weil einige von uns paralympischen Kaderstatus haben, dürfen wir auch im Lockdown trainieren. Schließlich sind wir mitten in der Saison und haben auch noch einige Spiele vor uns. Mein Alltag ist, was das wöchentliche Sportpensum angeht, also nicht anders als vor Corona. Ich habe vier bis fünfmal die Woche individuelles Training. Am Morgen Wurftraining, Passen oder Ball-Handling. Zwei- bis dreimal die Woche bin ich vormittags im Kraftraum. Viermal die Woche haben wir abends Training. Was sich allerdings verändert hat, ist die Atmosphäre während der Spiele am Wochenende und die Vorbereitung darauf. Steht ein Spiel an, wird das gesamte „Hannover United“-Team donnerstags auf das Corona-Virus getestet. Sind wir und unsere Gegner*innen alle negativ, darf das Spiel stattfinden.

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Nach dem Spiel direkt nach Hause

Wenn wir auswärts spielen, fahren wir samstags mit dem Team-Bus zur Sporthalle. Dort gelten dann strenge Regeln: So gibt es zum Beispiel einen separaten Eingang für die Helfenden und für die Spieler*innen selbst. In der Halle gilt Maskenpflicht – nur auf dem Feld selbst müssen wir sie nicht tragen. Jeder Verein hat außerdem seine eigenen Hygiene-Maßnahmen, an die wir uns als Auswärtige halten müssen. In einer Halle mussten wir uns beispielsweise vorher mit einer App anmelden. Eigentlich ist es üblich, dass man sich vor und nach dem Spiel mit der gegnerischen Mannschaft abklatscht. Dieser Handshake fällt flach – wie auch jeder andere Kontakt. Ist das Spiel vorbei, geht es für die Mannschaften direkt in die Umkleiden und von da nach Hause. 

Alles ist leiser, als man es gewohnt ist

Was am meisten fehlt, sind die Zuschauer*innen. Schließlich sind sie es, die Stimmung machen. Die anfeuern, auch wenn man mal hinten liegt. Ohne das Publikum ist man natürlich trotzdem noch aufgeregt, aber die ganze Atmosphäre ist eine andere. Auf dem Feld redet man ziemlich viel, spricht sich ab. Eigentlich mussten wir immer richtig laut kommunizieren, damit man sich beim hohen Lärmpegel in der Halle überhaupt versteht. Aber den gibt es jetzt nicht mehr, alles ist leiser, als man es gewohnt ist.

Normalerweise waren früher immer meine Freundin, Freunde und meine Familie bei meinen Spieltagen dabei. Das vermisse ich gerade sehr. Als ich noch in Wiesbaden gespielt habe, haben sich meine Eltern jedes Spiel angesehen. Jetzt wohne ich in Hannover. Trotz der großen Entfernung wollten sie eigentlich zu jedem zweiten Heimspiel kommen. Durch die Verordnungen waren sie noch bei keinem Einzigen dabei. Sie verfolgen aber immer den Livestream. Ich bin froh und es ist echt cool für sie, dass sie das immer anschauen können.

Matthias Güntner
„Hannover United“-Spieler Matthias Güntner Foto: Maike Lobback

„Im Rollstuhlbasketball gibt es viele, die in die Risikogruppe fallen“

Aber das wird ja nicht für ewig so weitergehen. Sobald es die Lage zulässt und die Landesregierung erlaubt, können wir sicherlich mal wieder mit einem kleinen Publikum spielen, darauf freue ich mich. Ich persönlich kann mit der aktuellen Situation ansonsten gut leben. Ich bin froh, dass ich meinen Sport im Lockdown weitermachen kann, schließlich ist Rollstuhlbasketball ein großer Teil meines Alltags und ich bin dankbar, dass es bei uns weitergeht.

Außerhalb vom Sport habe ich gerade wenig soziale Kontakte. Nicht nur, weil ich gerade in eine neue Stadt gezogen bin, sondern auch, weil ich eigentlich durchgängig in Selbstquarantäne bin. Schließlich gibt es im Rollstuhlbasketball viele, die in die Risikogruppe fallen. Auch in meinem Team. Wir tragen Verantwortung füreinander, deswegen versuche ich in meinem Alltag außerhalb meiner Mannschaft so wenig Kontakte wie möglich zu haben. Eigentlich sehe ich nur Menschen, wenn ich einkaufen bin oder meine Freundin treffe. Weil wir gerade eine Fernbeziehung führen, haben wir es durch Corona aber auch nicht leicht, uns zu treffen.

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„Ich versuche aktuell einfach von Tag zu Tag zu leben“

Eine Mitspielerin unseres Teams hat sich entschlossen, diese Saison nicht zu spielen, da sie viele Vorerkrankungen hat. Sie hat sich nach Hause zurückgezogen. Eine andere Spielerin hat das Training neulich für eine Woche ausgesetzt, weil sie sich unsicher gefühlt hat. Dann hat sie mit uns gesprochen und wir haben das intern geklärt, damit sie ohne Bedenken wieder mitspielen kann. Aber wenn sich aktuell jemand aus dem Team entscheiden würde, wegen der aktuellen Situation nicht mehr spielen zu wollen, dann könnten wir das auch alle verstehen.

Wir hatten in der Saisonvorbereitung einen positiven Corona-Fall im Team – zum Glück mit mildem Verlauf. Das ganze Team musste in Quarantäne, ein geplantes Testspiel wurde abgesagt. Das Teamtraining wurde erst wieder gestartet, nachdem wir alle unsere Quarantäne absolviert haben und negativ getestet wurden. Ich versuche mir im Voraus meist nicht zu viele Gedanken über die Testergebnisse zu machen und ob ein Spiel wirklich stattfinden wird oder nicht. Schließlich muss ich mich ja so oder so ganz normal vorbereiten. Ich versuche aktuell einfach von Tag zu Tag zu leben, mein Training so gut wie möglich zu absolvieren und den Fokus zu bewahren.

Vielleicht gibt Ihnen dieser persönliche Einblick von Matthias auf Rollstuhlbasketball während dem Lockdown ein bisschen Mut und Inspiration für Ihren eigenen Kampf mit den aktuellen Restriktionen. Stay strong!

Protokolliert von Katharina Kunath

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