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Offenbart in Doku mentale Krisen

Robbie Williams: „Ich dachte, es wäre vielleicht besser, wenn ich langsam sterbe“

Robbie Williams in seiner Doku
In seiner Doku blickt Robbie Williams auf bewegte 30 Jahre zurück Foto: Netflix

09.11.2023, 13:27 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Seit 33 Jahren ist Robbie Williams aus der Musikbranche nicht mehr wegzudenken. Erst eroberte er mit Take That die Charts, später als Solo-Künstler. Doch glücklich war er eigentlich nie, wie er jetzt in einer Netflix-Doku über seine Karriere offenbart. Stattdessen wirkte er all die Jahrzehnte über wie ein Getriebener, versank in Abhängigkeiten und Depressionen – und hatte sogar Todesgedanken.

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In seiner Netflix-Doku, die schlicht seinen Namen trägt, macht es sich Robbie Williams in seinem Bett oder auf seinem Sofa gemütlich und schaut sich stundenlang Aufnahmen aus verschiedenen Stationen seiner Karriere an. Manchmal mit Bauchschmerzen, weil er weiß, welche teils verstörenden Bilder und Erinnerungen auf ihn warten. Beginnend mit Take That, über den ersten Absturz kurz vor und nach Verlassen der Boyband, seine Mega-Erfolge als Solo-Künstler bis hin zu Panikattacken, Sucht und dem Moment, in dem er sich dachte, ob es nicht vielleicht besser sei, sich seinem mentalen Leiden vollständig hinzugeben – sogar bis zum möglichen Tod!

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Durch Take That verlor er einen Teil seiner Kindheit

Mit 16 Jahren eroberte er an der Seite von Gary Barlow, Mark Owen, Jason Orange und Howard Donald die Charts. Und schon damals zeichnete sich ab: Erfolg macht nicht glücklich. Denn als jüngstes Bandmitglied kämpfte Robbie Williams, so zeigt es seine Doku, mit Selbstwertproblemen, fühlte sich nicht ernst genommen und entwickelte eine große Eifersucht auf den „Anführer“ von Take That, um den sich offenbar damals alles drehte: Gary Barlow.

Hinzu kamen ein enormes Arbeitspensum, ständig kreischende Fans und öffentliche Aufmerksamkeit. Mit jahrzehntelangem Abstand sinniert Robbie Williams jetzt: „Es war einfach ein Fall von ‚zu viel zu früh‘.“ Er habe zu früh seine Kindheit verloren. „Ich wurde in eine Welt der Erwachsenen gestoßen, für die ich noch gar nicht bereit war.“ Flucht suchte er in Partys, Drogen und Alkohol.

Erste mentale Krisen und Abstürze

Erste Abstürze folgten und führten dazu, dass Robbie Williams Take That verließ. Anschließend versank der junge Musiker noch tiefer in seine Abhängigkeiten – er konsumierte Alkohol und Kokain. Gleichzeitig arbeitete er an seiner Solo-Karriere, angetrieben von Rachegelüsten. Er wollte es seinen einstigen Bandkollegen zeigen, allen voran Gary Barlow. „Ich wollte die Karriere, die ihm immer prophezeit wurde.“ Tatsächlich führte dieser Antrieb dazu, dass ihm genau das gelang. In den späten 1990ern und frühen 2000ern war Robbie Williams der größte Popstar in Europa und Großbritannien. Und alles begann mit einem regelrechten Hass auf „Gaz“, wie er Gary in der Doku nennt. „Es tut mir so unglaublich leid, wie ich Gaz behandelt habe“, erklärt er heute rückblickend.

Während seine Karriere steil Fahrt aufnahm, ging es dem Sänger hinter den Kulissen immer schlechter. Zwar machte er einen Entzug, doch führte das dazu, dass seine mentalen Probleme, die er mit Alkohol und Drogen unterdrückt hatte, mit voller Wucht zurückkamen. „Ich war psychisch krank“, betont Williams. „Bei mir wurde früh eine klinische Depression diagnostiziert, ich war 22 oder 23. Doch damals konnten viele noch nicht verstehen, wie es jemanden mit Erfolg nicht gut gehen konnte.“ Während er innerlich das Gefühl hatte, sterben zu müssen, rockte er gleichzeitig – damals mit seinem neuesten Hit „Rock DJ“ – cool und lächelnd die Bühnen. „Der Erfolg war nur eine Ablenkung davon, wie es mir wirklich ging, davon, wie es war, jeden Tag in meinem Kopf wachzuwerden.“

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Selbstwertgefühl am Boden

Erschwerend hinzu kam, dass Robbie Williams zwar von Millionen Fans gefeiert, in seiner britischen Heimat von der Klatschpresse aber zusehends attackiert wurde. Von seinem Aussehen bis hin zu seiner Musik ließ man damals kein gutes Haar an Robbie Williams. Und dieser nahm sich das zu Herzen. Die Sätze, die er las, brannten sich bei ihm ein, verstärkten das traumatische Gefühl, das er seit seiner Jugend hatte: „Alle warten nur darauf, dass ich es verkacke.“ Fühlt er sich in Spanien, Deutschland oder Schweden willkommen und gefeiert, hat er vor der Heimkehr nach Großbritannien regelrecht Angst.

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Panikattacken und Nervenzusammenbruch

Der absolute Tiefpunkt kam 2006 am Ende einer riesigen Europa-Tour bei zwei Auftritten in Leeds. Trotz Panikattacken stand er zwei Shows durch, doch danach ging nichts mehr. „Als ich runterkam (von der Bühne; A. d. R.), hatte ich das Gefühl, ich will nie wieder auf die Bühne! Ich konnte nicht sprechen, ich zitterte nur noch, ich durchlebte ein Trauma“, erinnert sich Robbie Williams, während er sich die traurigen Aufnahmen von damals ansieht.

In den alten Clips ist ein erschöpfter junger Entertainer zu sehen, der Backstage eine Botschaft an die Öffentlichkeit aufzeichnet: „Ich weiß, der einen Hälfte ist es egal, die andere Hälfte denkt, ich hätte es verdient. Aber ich lasse euch wissen: Ich bin voller Schmerz. Leeds habe ich heute durchgestanden, aber damit ist es noch nicht überstanden. Ich habe einfach nur noch Angst. Ich fühle mich innerlich verkümmert. Diese Tour hat etwas zerbrochen.“

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Flucht nach L.A. und in die Medikamentensucht

In den USA, wo er es nie zum großen Erfolg schaffte, sucht Robbie Williams zu dieser Zeit Ruhe. Doch die findet er am Ende nur mithilfe regelrechter Medikamenten-Cocktails, darunter auch „mir verschriebenes Speed“. Mental scheint er damals absolut am Boden gewesen zu sein. In der Doku gesteht Robbie Williams in Bezug auf diese Zeit: „Ich habe gemerkt, was ich mir antue, aber es war mir einfach egal. Und ich hatte auch diese Art Gefühl, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich vielleicht einfach langsam sterbe. Es war mir egal, es wäre okay gewesen, wenn das passiert wäre.“

„Stirb oder hör auf“

Aus dem Loch heraus schaffte Robbie Williams es – damals war er 33 Jahre alt – weil er erkannte: Die Karriere war zu groß für ihn und zerstörte ihn. Er machte einen Cut, ging in eine Entzugsklinik und lernte sich selbst erstmals abseits von Ruhm, Fans, Presse und Substanzen wie Alkohol, Drogen und Medikamenten kennen.

Wie Ayda Fields und Take That ihm halfen

Drei Jahre zog sich der Superstar aus dem Rampenlicht zurück, wurde clean und verbrachte die Zeit, damit seine heutige Ehefrau Ayda Fields kennenzulernen und eine Beziehung mit ihr zu starten. „Bei ihr fühle ich mich sicher“, sagt der 49-Jährige liebevoll über Fields, mit der eine Familie gründete und vier Kinder bekam.

Doch zugleich fühlte er: Ohne Musik und die Bühne kann er auch nicht! Erste Schritte zurück wurden von Fans zwar gefeiert, er selbst fühlte sich aber nicht wohl in seiner Haut. „Ich blieb einfach Rob. Robbie Williams wollte nicht herauskommen.“ Hatte der Musiker seine Fähigkeit zum Entertainen verloren? Hilfe kam ironischerweise von den Personen, für die er lange nur Wut empfand: Mark Owen, Jason Orange, Howard Donald – und Gary Barlow. Sie hatten gerade einen erfolgreichen Sommer lang ihr Take-That-Comeback gefeiert, waren offen für Robbie Williams Rückkehr. Und dieser nahm die Einladung dankend an. „Wieder bei Take That mitzumachen, hat mir geholfen. Es half, mich in der Öffentlichkeit zu verstecken, mich zu kaschieren und trotzdem gesehen zu werden.“ Eine wundervolle Erfahrung, die ihm seinen eigenen Worten zufolge, die Kraft gab, anschließend auch wieder alleine weiterzumachen.

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So geht es Robbie Williams heute

Am Ende war es wohl eine Kombination von Dingen, die Robbie Williams half, seine Ängste, Selbstwertprobleme und Depression in den Griff zu bekommen. Eine große Rolle spielten seine Frau und Kinder sowie die Aussöhnung mit seinen Take-That-Kollegen. Zwar habe er immer noch Zweifel und düstere Gedanken, doch könne er sie heute abschütteln, sie beherrschten sein Leben und Fühlen nicht mehr. „Ich habe Liebe und Akzeptanz für mich. Ich bin jetzt eine andere Person, Gott sei Dank. Es gibt ein Happy End“, zieht Robbie Williams das Fazit in seiner Doku über die zurückliegende Zeit.

Die Deutsche Depressionshilfe rät, Betroffene offen darauf anzusprechen und ihnen bei Bedarf dabei zu helfen, einen Arzt oder Psychotherapeuten zu kontaktieren. Manchmal kann es auch notwendig sein, sie in eine psychiatrische Notfallambulanz zu bringen. Sollten Sie selbst Suizidgedanken haben: Die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 ist kostenfrei und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Holen Sie sich bitte Hilfe!

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