30.12.2022, 19:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
„Rescue“ (übersetzt: „Rettung“) ist der Markenname eines Apothekenprodukts, das bei Unruhe und Angstzuständen Linderung verschaffen soll. Die unter anderem in Tropfenform verabreichte Flüssigkeit enthält natürliche Inhaltsstoffe, vor allem Extrakte der sogenannten Bachblüten, und ist aufgrund ihrer Wirkstofffreiheit ohne Rezept erhältlich. FITBOOK hat sich gefragt, wie viel Rescue-Tropfen wirklich bringen können, wenn man sich in einer seelischen Ausnahmesituation befindet, und mit unabhängigen Experten gesprochen.
Bachblüten, wie sie etwa in Rescue-Produkten enthalten sind, gelten als natürliches Rezept für das seelische Gleichgewicht. Im akuten Bedarfsfall sollen die Extrakte der verschiedenen Blätter und Kräuter dabei helfen, Unruhezuständen zu begegnen. Ebenso setzen einige Menschen auf die dauerhafte Einnahme zur Prävention entsprechender Beschwerden. Doch wirken die angeblichen natürlichen Beruhigungsmittel tatsächlich? Und falls ja, wie?
Übersicht
Rescue-Tropfen gehen auf britischen Alternativmediziner zurück
Laut der Firmenwebsite werden Rescue-Tropfen bzw. -Produkte nach der „Originalmethode von Edward Bach von vor über 90 Jahren hergestellt“. Im Jahr 1930 soll der britische Arzt das alternativmedizinische Behandlungsverfahren mit den nach ihm benannten Bachblüten erfunden haben. Bach handelte in seiner Praxis nach der Theorie, dass körperliche Krankheiten stets eine Folge von seelischen Gleichgewichtsstörungen sind; und starb im Alter von 50 Jahren an Herzversagen. Bach selbst hat einige Fachliteratur zu seiner Bachblüten-Therapie veröffentlicht, deren Effekt jedoch von unabhängigen Instanzen nie wissenschaftlich bestätigt wurde.
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Was sind Bachblüten?
Es sind insgesamt 38 verschiedene Blüten (z. B. „Cherry Plum“, „Wild Oat“, „Hornbeam“ und „Crab Apple“), denen Edward Bach spezifische Wirkweisen und entsprechende Anwendungsgebiete zusprach. Demnach verhelfe „Rock Rose“ zu Furchtlosigkeit, „Impatiens“ zu mehr Geduld, „Clematis“ soll die Konzentrationsfähigkeit erhöhen können, „Star of Bethlehem“ Trost spenden und „Cherry Plum“ gelassener machen.
Auch für die gängigen seelischen (Not-)Zustände etablierte Bach sieben Überkategorien: Ängstlichkeit und Angst, Unsicherheit, mangelndes Interesse an der Realität, Einsamkeit, Überempfindlichkeit, Mutlosigkeit und Verzweiflung sowie Überfürsorglichkeit.1 Diese Erläuterungen sind in den Online-Auftritten verschiedener deutscher Apotheken, in denen Rescue-Produkte erhältlich sind, bis heute genau so nachzulesen.2
Blüten werden in Wasser eingelegt und mit Alkohol aufgefüllt
Laut der Rescue-Markenkommunikation werden die Blütenessenzen „noch immer in Edward Bachs früherem Zuhause in Mount Vernon, Oxford, gewonnen. Von dort werden sie in die Nelsons Fabrik in London geschickt, wo sie nach höchsten Qualitätsstandards verdünnt und abgefüllt werden“. Um besagte Essenzen zu gewinnen, wird ein Großteil der Blüten in Wasser gelegt für mehrere Stunden der Sonne ausgesetzt, bevor sie noch ca. 30 Minuten lang aufgekocht werden. Der so gewonnene Sud wird mit Alkohol (manchmal wohl auch mit Obstessig) aufgegossen und zum fertigen Produkt weiterverarbeitet.
Fazit
Ob Rescue-Tropfen etwas bringen oder nicht – das können im Zweifelsfall nur ihre Anwender beantworten. Nebenwirkungen sind nicht bekannt, deshalb kann Ausprobieren wohl zumindest nicht schaden. Jedoch sind Menschen mit ernsthaften mentalen Problemen, z. B. einer Angststörung, im Zweifelsfall nicht die geeigneten „Versuchskaninchen“. Auf der Website der Deutsche Angsthilfe-E.V. finden Betroffene Informationen zu möglichen Hilfsangeboten.
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Quellen
- 1. Nora Weeks. The Medical Discoveries Of Edward Bach Physician. (aufgerufen am 8.12.2022)
- 2. Marien Apotheke. Bachblüten-Ratgeber: Einnahme und Dosierung von Bachblüten. (aufgerufen am 8.12.2022)
- 3. Beöhm, H. Noch Fragen – Hat jemand Erfahrung mit den Rescue Remedy Tropfen? Stern (aufgerufen am 8.12.2022)