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Experte im Interview

»Achtsamkeit sollte man trainieren wie einen Muskel

Eine Frau sitzt entspannt und glücklich am Tisch
In einer stressigen Welt sollte Achtsamkeit zum Alltag gehören Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

04.01.2020, 08:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Im zunehmend stressigen Alltag fällt es vielen Menschen schwer, Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse zu nehmen. Achtsamkeit soll dem vorbeugen. Doch was ist das eigentlich genau?

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Ein Meeting jagt das nächste, das Handy klingelt unentwegt, am Abend noch ein schneller Blick in die Mails: Im Alltag stehen viele Menschen permanent unter Stress. Achtsamkeit gilt da als Patentrezept. Doch ist das nur ein Modewort – und was steckt eigentlich dahinter?

Achtsamkeitstrainer Mathias Gugel sagt: Ein achtsamer Umgang mit sich selbst kann Symptome und Beschwerden bei Stress lindern – er will allerdings auch gelernt sein. Ein Gespräch über bewusstes Duschen, ständige Smartphone-Ablenkungen und Zähneputzen für den Geist.

Was ist Achtsamkeit?

Mathias Gugel: „Achtsamkeit ist eine offene und nicht wertende Haltung im Leben von Moment zu Moment. Indem ich achtsam bin, kriege ich klarer mit, was in mir und in meiner Umwelt vor sich geht ohne diese Erfahrungen, auch die unangenehmen, sofort zu bewerten. So kann ich lernen, besser mit Stress und anderen Belastungen zurecht zu kommen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Ohne in gewohnte Muster zu verfallen, die Stress verursachen können.“

Warum hört man derzeit besonders viel über Achtsamkeit?

Gugel: „Achtsamkeit ist tatsächlich ein Trendthema. In meine Kurse kommen sowohl Studenten als auch Senioren. Sie alle verspüren einen gewissen Leidensdruck und wollen etwas in ihrem Leben ändern. Diese Nachfrage nach Achtsamkeit sehe ich als einen Gegentrend zu Entwicklungen wie der Arbeitsverdichtung oder der Reiz und Informationsüberflutung, die viele erleben.

Die Übung der Achtsamkeit kann uns helfen, Gelassenheit und innere Ruhe zu entwickeln in einer Welt, die von vielen als beschleunigt und unsicher erlebt wird. Allein durch das Smartphone haben wir die Möglichkeit, uns permanent abzulenken. Das machen wir ja auch. Wenn man drei Minuten auf die Bahn warten muss, kommt automatisch der Griff nach dem Smartphone.

Diese Zerstreuung hat Auswirkungen auf Geist, Gehirn und Wohlbefinden. Wir merken, dass uns das nicht dauerhaft glücklich macht.“

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Wie kann Achtsamkeit dem entgegenwirken?

Gugel: „Durch Achtsamkeit lernen wir, dass wir unsere Gewohnheitsmuster bewusst wahrnehmen und verändern können. Wir erkennen, wie wir gestrickt sind und entwickeln daraus die Freiheit zu einer bewussten Wahl von Moment zu Moment. Von den kleinen lebensnahen Dingen wie der Frage: Brauche ich eine kurze Pause? Bis hin zu den großen Fragen des Lebens wie: Welche Werte vertrete ich eigentlich und von welchen Leuten möchte ich umgeben sein?

Allerdings geht das nicht von heute auf morgen. Es muss für eine Weile, circa acht bis zwölf Wochen, geübt werden. Ohne diese Übung bleiben wir in unserer alten Erfahrung und wiederholen sie immer wieder von Neuem. Das liegt einfach an der Beschaffenheit unseres Gehirns. Es ist veränderbar, braucht aber Zeit für den Umbau, also einen Lernprozess.“

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Wie kann man Achtsamkeit üben?

Zum einen mit angeleiteten Achtsamkeitsübungen wie der Atem- oder Gehmeditation, für die man sich bewusst eine gewissen Zeit am Tag einräumt – quasi wie Zähneputzen für den Geist. Zum anderen, in dem man kleine Achtsamkeitsübungen konsequent in den Alltag einbaut, so dass sie zur Gewohnheit werden.

Auch wenn unsere Konzentration anfangs vielleicht schon nach wenigen Sekunden abschweift und unsere Gedanken woanders hinwandern – sobald wir das gedankliche Abdriften bemerken, ist es ein Moment der Achtsamkeit. Im nächsten Schritt lenken wir unsere Aufmerksamkeit freundlich und gezielt auf die sinnliche Erfahrung zurück. So können wir Achtsamkeit trainieren wie einen Muskel.

Zur Person: Mathias Gugel ist Diplom-Pädagoge, Achtsamkeitstrainer in Berlin und Mitglied des Fachverbands MBSR-MBCT.

Themen: Meditation und Achtsamkeit Psychologie
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