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Expertinnen erklären

Das bringen Meditations-Apps wirklich

Ein junge Frau sitzt auf einer Sportmatte und meditiert, während vor ihr Kerzen und ein Tablet stehen
Meditieren mit Smartphone-Helfer: Per App geht man vielleicht disziplinierter an die Sache heran. Oder doch nicht? Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

01.01.2020, 08:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In den App-Stores schießen Anwendungen für Meditation, Yoga und Stress-Abbau fast wie Pilze aus dem Boden. Sie versprechen mitunter viel. Doch was bringen diese Anwendungen wirklich?

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Die Suche nach Entspannung steht hoch im Kurs. Das zeigt auch der weltweite Nachfrageanstieg bei Meditations-Apps, den der Marktanalyst App Annie im Report „The State of Mobile 2019“ verzeichnet.

Außerdem hätten Besitzerinnen und Besitzer von Mobilgeräten 2018 dreimal mehr Geld für Gesundheits- und Meditations-Apps ausgegeben als im Vergleichsjahr 2016.

Mobile Mindfulness, also mobile Achtsamkeit, ist zum geflügelten Wort geworden. „Die meisten Menschen sind durch die Anforderungen im Alltag eher mindless, also kopflos, und leben im Autopilot“, meint Ann-Carolin Helmreich, die als Trainerin in Berlin arbeitet.

Täglich etwa 30 Minuten zu meditieren schafften die wenigsten. „Achtsamkeit hilft uns, präsent zu werden und wieder in den Fahrersitz des Lebens zu steigen. Deshalb erfreut sich Mobile Mindfulness immer größerer Beliebtheit“, sagt Helmreich.

App-Meditation zwischen Tür und Angel

Viele Apps setzen auf kurze Meditationsübungen, die zwischen Tür und Angel, Frühstück und Arbeitsplatz erledigt werden können. Kann das entspannend sein?

„Mir persönlich gehen Meditations-Apps bislang nicht tief genug“, meint die Diplom-Psychologin Eva Kaczor aus Berlin. „Generell finde ich, dass Mindfulness-Apps eine tolle Öffnung und super Anwendbarkeit für das Thema geschaffen haben.“

Dennoch geht der Trend zur Achtsamkeit „to go“. Die beliebteste Anti-Stress-Anwendung im August 2019 war laut App-Annie-Auswertung Headspace. Sie zieht mit Mini-Meditationen auch die Gestressten an, die nicht stundenlang über ihren Geist meditieren können.

„Auch während der Mittagspause können Atemübungen mehr Energie für den restlichen Tag generieren“, sagt Ann-Carolin Helmreich. Und: „Eine kurze Meditation, beispielsweise vor einem schwierigen Meeting, bündelt den eigenen Fokus, macht präsenter und leistungsstärker.“

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Entspannung in den Alltag einbauen

Neben Apps für achtsame Gedankenordnung sind auch solche beliebt, die spezielle Atemübungen anbieten, Calm beispielsweise. Nutzer sollen hier den Stress in kurzen Übungen förmlich wegatmen. Funktioniert das? Ja, sagt Eva Kaczor: „Wir können den autonomen Teil unseres Nervensystems über den Atem beeinflussen.“

Andere Apps arbeiten mit speziellen Klängen. Die sogenannten binauralen Beats sollen per Kopfhörer während der Meditation helfen, sagt Helmreich. „Davon gibt’s in der App Insight Timer eine Menge.“

Aber das Handy als Meditations-Coach – kann das gut gehen? Gerade die übermäßige Nutzung von Smartphones steht in Zusammenhang mit Stressbelastung und psychischen Erkrankungen bereits im Jugendalter, wie Psychologinnen der US-Universitäten San Diego und Florida State in einem Forschungsartikel beschreiben.

Achtsamkeit geht auch ohne Smartphone

„Natürlich kommt Achtsamkeit auch ohne Handy aus“, sagt Helmreich. Ein langer Spaziergang im Wald, kombiniert mit einer Atemübung, löse etwas aus, das eine App nie erreichen könne. „Es würde auch reichen, sich einen Kalendereintrag zu machen um täglich Achtsamkeit – beispielsweise beim Gassigehen – zu praktizieren“, sagt die Expertin.

Auch Meditations-Apps, die Nutzer kurz vor dem Schlafengehen helfen, liegen im Trend. So zählte die App „Relax Melodie: Sleep and Yoga“ zu den Top-Fünf-Mindfulness-Apps im August 2019. Hier kreieren Nutzer Songs, die den Geist durch sanftes Plätschern, singende Vögel oder beruhigendes Meeresrauschen in den Schlaf wiegen sollen.

Andere Apps setzen auf Tiefenentspannung: „Ich finde Apps großartig, die mit Yoga Nidra, dem erleuchtenden Schlaf, arbeiten. Das ist eine Art wacher Schlafzustand. Die Wirkung nach 30 Minuten, sagt man, entspreche sechs Stunden Schlaf“, sagt Psychologin Eva Kaczor. „Yoga Nidra“ sei eine solche App.

Für Veränderung muss man bereit sein

Doch die Entwickler von Mindfulness-Apps verlangen meist eine Gebühr für den Vollzugriff auf alle Inhalte. „Bevor man ein Abo abschließt, darf man sich die gleiche Frage wie beim Fitnessstudio stellen: Ist das wirklich etwas, was ich bereit bin durchzuziehen? Will ich etwas in meinem Leben verändern und eine neue Gewohnheit etablieren? Wer sich durch ein Abo verpflichtet, kann sicher gehen, täglich an die Übungen erinnert zu werden“, erläutert Helmreich.

Wer sich also tatsächlich zutraut, täglich noch mehr Zeit mit dem Smartphone zu verbringen, um dem Stress entgegenzuwirken, findet zahlreiche Mindfulness-Apps für Apple und iOS in den App-Stores.

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Abschalten ohne Meditaions-App

Psychologin Eva Kaczor kennt eine komplett kostenlose und App-freie Alternative, um den Alltag abzuschütteln: die sogenannte Box-Atmung. „Tief in den Bauch auf vier einatmen, auf vier ausatmen und dann auf vier den Atem draußen halten.“ Dazu könne man auch die Beine hochlegen. Das Ergebnis: „Nach zwei bis drei Minuten ist man wieder bei sich, fühlt sich ruhiger und leichter.“

Themen Meditation und Achtsamkeit
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