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Mundgeruch, Zahnfleischbluten?

Parodontitis-Spezialist verrät, wie man seine Mundflora verbessern kann

Paradontologe erklärt, wie man seine Mundflora verbessern kann
Wussten Sie, dass bestimmte Teesorten zu einer gesunden Mundflora beitragen? Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

14. Februar 2024, 17:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die Mundflora wird oft erst ein Thema, wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät. Das äußert sich beispielsweise durch Mundgeruch und häufiges Zahnfleischbluten. Was Sie dagegen tun können und wie Sie am besten vorbeugen, erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler, Facharzt für Parodontologie, bei FITBOOK.

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Als Mundflora bezeichnet man die Gesamtheit der Bakterien und Pilze, die sich im Mund befinden. Auch wenn man es kaum glauben mag: Allein im Mund haben wir Hunderte von Bakterienarten. „Die Bakterien leben nicht einzeln, sondern bilden einen sogenannten Biofilm, der sich als Belag auf den Zähnen und der Zunge befindet“, sagt Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler, Facharzt für Parodontologie und Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). FITBOOK sprach mit ihm über die besten Maßnahmen für eine gesunde Mundflora. Er erklärt unter anderem, weshalb bei Zahnspülungen Vorsicht geboten ist und welche Teesorten zu einer gesunden Mundflora beitragen.

Dysbakterie – das droht, wenn die Mundflora aus dem Gleichgewicht gerät

Solange die Bakterien des Biofilms im Gleichgewicht sind, ist das kein Problem. Allerdings kann es zu einer sogenannten Dysbakterie kommen, wenn einzelne Erreger sich stärker ausbreiten. In diesem Fall können Mundgeruch (Halitosis), Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und im späteren Verlauf Zahnbettentzündung (Parodontitis) entstehen.

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»Parodontitis ist ein oft unbemerkter Prozess

„Bei Parodontitis weiß man nicht genau, wie sie entsteht. Eventuell könnten einzelne Bakterien zum Umkippen des Mikrobioms führen“, sagt Prof. Beikler zu FITBOOK. Mundhygiene spiele zwar eine wichtige Rolle – doch auch unabhängig davon könne Parodontitis entstehen. „Es ist ein schleichender und oft unbemerkter Prozess, eine chronische Entzündung, die über Jahre verlaufen kann, bevor man sie feststellt.“

Zahnfleischbluten könne ein Indikator sein. Um festzustellen, ob eine Parodontitis vorliegt, empfiehlt Prof. Beikler, eine sogenannte Screening-Untersuchung beim Zahnarzt. Dabei werden die Zahnfleischtaschen mit einer Sonde kontrolliert.

Dennoch: Eine gute Mundhygiene ist wichtig, um beispielsweise Karies auslösenden Bakterien keine Chance zu geben. Wenig überraschend ist die Empfehlung, zweimal täglich Zähne zu putzen. Nur so kann Zahnbelag (Plaque) regelmäßig entfernt werden: Werden die Ansammlungen von Bakterien aus Speichel und Nahrungsresten über einen längeren Zeitraum nicht entfernt, können sie vermehren und Säuren produzieren.

Der Karieskeim zersetzt Kohlenhydrate zu Milchsäure

Eine der gefährlichen Bakterienarten heißt „Streptococcus mutans“. Der Karieskeim zersetzt Kohlenhydrate zu Milchsäure. Bei diesem Prozess werden dem Zahn Mineralien entzogen, was im schlimmsten Fall Karies und somit Löcher verursacht. Weil diese Bakterien Zucker aus der Nahrung zu Säuren abbauen, werden Süßigkeiten oft als Karies-Verursacher angesehen. Wer jedoch seine Zähne zweimal täglich gründlich putzt, sollte mit Karies keine Probleme bekommen.

Durch kohlenhydratarme Lebensmittel entzieht man den Kariesbakterien die Nahrung, um Säuren zu produzieren. „Man weiß, dass Neandertaler nur selten Karies hatten – obwohl sie keine Zähne putzen konnten“, erklärt Prof. Beikler. Sie konnten damals beispielsweise kein Getreide anbauen und somit auch keine kohlenhydratreiche Lebensmittel aus Mehl herstellen. Trotzdem hätten Neandertaler schon Parodontitis gehabt.

Ph-Wert im Mund mit Teststreifen bestimmen

Übrigens: Mit einem Teststreifen aus der Apotheke kann man feststellen, ob der pH-Wert im Mund zu niedrig ist. Dann sind vermutlich zu viele Milchsäure erzeugende Kariesbakterien am Werk. Je nachdem was man gegessen habe, könne der Wert bei pH-Teststreifen jedoch stark schwanken; Pof. Beikler empfiehlt daher lieber Plaque-Färbemittel aus der Apotheke: „So kann der Patient Putzdefizite besser erkennen.“

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Zahnzwischenräume nicht vergessen

Was viele Menschen beim Putzen vergessen, sind die Zahnzwischenräume. Speziell dort können sich die gefährlichen Bakterien einnisten und für üblen Mundgeruch oder andere Probleme sorgen. Für eine gesunde Mundflora hilft nur das Reinigen mit Zahnseide oder Interdentalbürsten, die in die Zahnzwischenräume gelangen.

Sehr empfehlenswert ist auch eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt. Denn nur so können alle Reste entfernt werden, die sich im Lauf der Monate angesammelt haben. Mindestens einmal im Jahr sollte man sie durchführen lassen. In einigen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

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Zweimal täglich Zähneputzen

Nur durch gründliches Zähneputzen kann Plaque, welches sich im Laufe des Tages ansammelt, mechanisch abgetragen werden. Reinigen Sie die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder schmalen Interdentalbürsten. Gründlich reinigen heißt aber nicht übertreiben: Wer zu stark die Zahnbürste aufdrückt, kann das Zahnfleisch verletzten und den Zahnschmelz angreifen. Viele elektrische Zahnbürsten warnen bei zu viel Druckkraft und geben die richtige Putzzeit vor.

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Zunge nicht vergessen

Auch auf der Zunge befinden sich Bakterien, die die Mundflora ins Ungleichgewicht bringen können – was beispielsweise Mundgeruch verursacht. Deswegen sollte man nach dem Zähneputzen kurz die Zunge reinigen.

Professionelle Zahnreinigung machen lassen

Da man es selten schafft, auch schwer zugängliche Bereiche im Mund zu erreichen, sollte man mindestens einmal im Jahr einen Termin zur professionellen Zahnreinigung beim Zahnarzt vereinbaren. Das hilft, die Mundflora gesund zu halten.

Zahnbürste alle drei Monate wechseln

Viele Menschen vergessen, regelmäßig ihre Zahnbürste beziehungsweise den Aufsatz der elektrischen Zahnbürste zu wechseln. Auch das ist wichtig für eine gesunde Mundflora. Als Richtwert werden hier drei Monate genannt. Merkt man jedoch, dass die Borsten schon vorher ausfransen, sollte man austauschen. Zum einen können kaputte Borsten das Zahnfleisch verletzen – zum anderen können sich dort nach längerer Zeit Bakterien ablagern.

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Vorsicht bei Zahnspülungen

Vor allem bei Mundgeruch greifen viele Menschen zu Zahnspülungen. Hier empfiehlt es sich, kräuterbasierte Produkte zu verwenden. Mit Kamille-, Thymian-, Salbei- oder Ringelblumen-Extrakt aus der Apotheke kann man auch selbst eine Spülung herstellen.

Hartnäckige Bakterien werden dadurch jedoch nicht abgetötet. In diesem Fall können nur Mundspülungen mit Chlorhexidin Abhilfe schaffen. Allerdings sind diese sehr aggressiv und töten nicht nur schlechte, sondern auch die gute Bakterien ab. Zu den weiteren Nebenwirkungen gehören Reizungen im Mundraum, Geschmacksveränderungen sowie Zahnverfärbungen. Deswegen wird nur zu einer kurzzeitigen Behandlung mit Chlorhexidin-Mundspülungen geraten.

Tee trinken

Grüner Tee wirkt durch die enthaltenen Polyphenole antioxidativ. Schwarzer Tee enthält zudem Fluorid, welches die Zähne stärkt und so auch zu einer gesunden Mundflora beiträgt. Allerdings sollten insbesondere Teetrinker ihre Zähne gut putzen, da sonst unschöne Verfärbungen drohen.

Wie bei den Mundspülungen können auch hier Kamille, Thymian, Salbei und Ringelblume als Tee ihre positiven Eigenschaften ausspielen.

Entzündungshemmendes Gemüse essen

Für ihre gesundheitsfördernde Eigenschaften bekannte Lebensmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Brokkoli, Tomaten, Chili und Ingwer hemmen Entzündungen – auch im Mundraum.

Lange kauen

Ebenfalls hilfreich sind Speichelanreger wie Karotten oder Kohlrabi, die zu langem Kauen zwingen. Dadurch wird ein Überschuss an guten Bakterien produziert, wodurch die schlechten in Schach gehalten werden und die Mundflora gestärkt wird.

Vorsicht bei Zitrusfrüchten

Bei Zitrusfrüchten sollte man aufpassen: Die Säure greift den Zahnschmelz an und kann zu Überempfindlichkeit führen. Auf keinen Fall sollte man die Zähne kurz nach dem Verzehr von Zitrusfrüchten putzen, da man den angegriffenen Zahnschmelz und die eigene Mundflora zusätzlich schädigt.

Themen Zahngesundheit
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